Ein halbes Dutzend Spieler aus der GFL landen in Hohenems und nicht wenige fragen sich, ob das auch mit der Wettspielordnung konform geht. Die Frage, die im Raum steht lautet: Sind das denn nicht A-Klasse-Spieler?

Laut den Devils und auch dem AFBÖ sind sie das nicht. Alle Neuzugänge dürften demnach im Besitz von Papieren sein, die ihnen einen Lebensmittelpunkt in (oder in der Nähe von) Ems bestätigen.

‚Es gibt eine WSO und an die halten wir uns. Alles andere interessiert uns nicht‘, sagt ein abgeklärter Devils-Präsident Christoph Piringer in Richtung aufkeimender Proteste aus dem von ihm aus gesehen Osten, der die Frage, warum denn diese sieben Deutschen (sechs aus der höchsten Liga), gerade nach Hohenems kommen, unumwunden damit beantwortet, dass der Verein sie einfach angeworben hat. ‚Und das dürfen wir auch‘, lächelt CP keck.

AFBÖ-Präsident Michael Eschlböck bestätigte kürzlich gegenüber Football-Austria.com Piringers Angaben. Laut Eschlböck liegen dem Verband Unterlagen für diese Spieler vor, so sie in Österreich einer Beschäftigung nachgehen, hier studieren, oder in einem Fall Zeitsoldat sind.

Bleibt die Frage, warum die Devils das machen. ‚Weil wir ansonsten, bei unseren Abgängen, kein Team mehr hätten‘, stellt der trocken fest.

Und so gehen die Devils nach Piringer konkret vor:
‚Wir sprechen deutsche Spieler an, ob sie zu uns kommen möchten und schauen uns dann an, was sie sonst noch können. Gibt es für uns eine Möglichkeit, dem Spieler eine Arbeit in unserer Nähe zu beschaffen, dann tun wir das und holen ihn her. Gibt es diese Möglichkeit nicht, dann geht das eben nicht.‘

Diese Möglichkeit stehe allen Teams offen und die Devils seien nicht die einzigen, die davon profitieren.

Dass der Verein die Spieler bezahlt, das stellt Piringer kategorisch in Abrede. ‚Woher sollten die Blue Devils das Geld haben, um sich zusätzlich sieben Legionäre leisten zu können? Das ist Blödsinn. Die Leute haben hier eine Arbeit. Es redet auch keiner darüber, dass es auch in Wien und Graz Leute von außerhalb gibt, die dort arbeiten und studieren. Wir nutzen diese Möglichkeit einfach aktiv und gehen auf die Spieler zu. Es steht ja nicht in der WSO, dass sie von selbst zu uns kommen müssen.‘

Augenscheinlich befindet sich Piringer hierbei auch im Recht. Zumindest bis zur nächsten WSO-Novellierung.

Junioren-Programm gestrichen
Die Emser gaben heuer auch ihr Junioren-Programm auf und nennen 2009 für Minis, Schüler und Jugend im Nachwuchs.

Warum das?
‚Die Junioren machen für uns keinen Sinn. Wir brauchen diese Spieler in der Kampfmannschaft, gegen Teams der Division 1 und eventuell auch in der CEFL‘, so Piringer.

Auch vom Minis-Programm hält der Vorarlberger nicht allzu viel. ‚Selbst bei Mannschaften, die schon sehr lange ein Mini-Programm haben, kann man Spieler, die es bis zu den Junioren schaffen, an einer Hand, ja fast an einem Finger abzählen. Die Absprungrate bei den Kindern ist enorm hoch‘. Sinnvoll ist aus Sicht des Devils-Präsidenten das Jugend-Programm und mit Abstrichen auch jenes der Schüler. ‚Hier holen wir tatsächlich die späteren Spieler für die Kampfmannschaft raus.‘

Warum die Devils dann überhaupt Minis haben, ist einfach erklärt. Dafür gibt es zwei Import-Spieler Slots 2010. Ansonsten hält Piringer das für ein Hobby von wirklichkeitsfremden Großklubs und tritt für die Einführung bzw. Anhebung eines Mindestalters für Tackle-Footballer ein.
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Bei uns ist das alles ganz anders
Ein zweites, verwandtes Thema, welches die Gemüter bewegt, ist – über Umwegen – das Ausländerbeschäftigungsgesetz, kurz AuslBG.

Sollten sie den Satz ‚Bei uns ist das alles ganz anders‘ oder Abwandlungen davon vernehmen, dann hören sie – bewusst oder unbewusst ausgesprochen – nicht die ganze Wahrheit.

Das AuslBG ist ein Bundesgesetz und hat daher über die Bundeslandesgrenzen hinweg Gültigkeit, im speziellen Fall American Football für jeden Nordamerikaner, der für seine Dienste bei einem heimischen Footballverein mehr als nur ein Danke erhält.

Schlüsselkraft
Dieses Gesetz sieht u.a. vor, dass ein designierter Spieler (künftiger Arbeiter) von sich und noch vom Ausland aus einen Antrag stellt, um eine sogenannte ‚Schlüsselkraft‘ zu werden.

Wird dieser Antrag positiv beschieden, wovon man in der Mehrzahl im Falle American Football ausgehen kann, dann bekommt derjenige die Bewilligungen, die notwendig sind, um als Amerikaner in Österreich einer bezahlten Tätigkeit nachgehen zu dürfen.

Das ist, so weit ich das mit Anwälten klären konnte und mir zum jetzigen Zeitpunkt bekannt ist, die einzig wirklich legale Möglichkeit, wie ein Amerikaner über Monate hinweg in Österreich verweilen und dabei Geld verdienen darf.

Modelle mit Leiharbeitsverträgen über US-/Offshore/L.C.C.-Firmen (auch solche abgewandelt von Matrosen und Stewardessen), schwammige Lehraufträge von Universitäten, oder gar Touristenvisa mit Kurzaufenthalt nach drei Monden in einem Nicht-EU-Land zwischendurch, würden – so versicherten mir zwei verschiedene Anwälte – einer behördlichen Überprüfung mit Sicherheit nicht stand halten und sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer in einen Erklärungsnotstand bringen.

Dazu wären nämlich Verweildauer (fünf Monate) und der wahre Daseinszweck (Geld verdienen für Footballspielen) zu offensichtlich. Da muss man gar keine abschreckenden Beispiele aus dem Eishockey und dem Fußball hernehmen, um davon ausgehen zu können, dass man eines Tages mit Konzepten, die das AuslBG umgehen, an die Mauern des Sozial- und Finanzministeriums fahren wird. Und zwar in vermutlich genau dieser Reihenfolge.

Eventuell offene Zahlungen sind dann im Falle für die vergangenen sieben Jahre zu leisten. Das nur, damit man sich der Tragweite bewusst wird. Das wäre natürlich dann in vielen Fällen ein solcher für den Masseverwalter.

Warum erzähle ich Ihnen das?
Seit geraumer Zeit stellen die Graz Giants bei den Generalversammlungen des AFBÖ den Antrag, dass die Vereine für ihre A-Klasse Spieler diese Papiere und Anmeldungen dem Verband auch vorlegen müssen, damit der überprüfen kann, dass diese Spieler auch rechtmäßig hier (gemeldet) sind.

Dieser Antrag wird mit ebensolcher Regelmäßigkeit, wie er kommt, auch von den Swarco Raiders Tirol unterstützt, allerdings von allen anderen betroffenen Teams abgelehnt.

Auch der AFBÖ selbst möchte nichts damit zu schaffen haben. Verbandspräsident Michael Eschlböck sieht seinen Verband nicht als Richter ("Jeder ist seines Glückes Schmied"), der über so etwas entscheiden könnte. Böse Zungen sagen, der an sich schon entscheidungsschwache AFBÖ stehle sich damit nur aus der Verantwortung. Die beinahe demonstrative Passivität von Michael Eschlböck ist zumindest keine Bestätigung dafür, dass da alles in Ordnung ist. Allerdings auch kein Indiz dafür, dass alles im Argen liegt. Mittlerweile redet man in Graz aber recht offen von einer zumindest ‚möglichen Wettbewerbsverzerrung‘.

Wie das?
Ausgehend davon, dass nicht alle ‚Legionäre‘ in Österreich den Status Schlüsselkraft haben könnten, könnte man (ein Verein) sich damit einen schönen Batzen Geld ersparen. Beinahe 1600 Euro an (u.a. Lohn-)Nebenkosten pro SK, denn diese SK-Regelung hat einen immensen Nachteil: Sie ist einfach enorm kostenintensiv. Bei vier Legionären mal fünf Monate reden wir hier doch von 32.000 Euro an Ausgaben – oder eben – ‚Einsparungen‘ pro Verein.

AFBÖ-Vize und Vikings-Präsident Karl Wurm, heute bei der Pressekonferenz der Vikings darauf angesprochen, stößt ins gleiche Horn wie Eschlböck. ‚Wer soll das bitte im Verband entscheiden? Wenn die Giants diesen Antrag durch bekommen wollen, dann werden sie auch erklären müssen, wer das wie und wann kontrollieren und am Ende entscheiden wird.‘

Wurm machte klar, dass es für ihn als AFBÖ-Vize nicht in Frage kommt, dass Angestellte des Verbandes darüber entscheiden, was in Wahrheit Aufgabe von Behörden sei. Das ist so weit auch nachvollziehbar.

Mit einem Seitenhieb stellte PKW auch fest, dass bei einer Steuerprüfung der Vikings zuletzt alles in Ordnung gewesen sei, er könne sich aber daran erinnern, dass es wo anders Probleme gab.

In der Tat gerieten die Giants, also der ‚ewige‘ Antragssteller, vor einigen Jahren selbst in die Bredouille bzw. ins Fadenkreuz der Finanzbehörden, was sie an den Rande des finanziellen Untergangs brachte.

Steckt der American Football in Österreich also gar tief im "Schwarzarbeiter-Sumpf"?
Davon muss man nun nicht gerade ausgehen, allerdings ist die Gelassenheit, mit der man mancherorts an die Sache herangeht – gerade angesichts der doch ernsten Lage – schon ein wenig erstaunlich.

Denjenigen, die heute meinen, dass Bundesgesetze ja nur für acht der neun Bundesländer volle Gültigkeit haben (und zwar für alle mit Ausnahme des ihren), und ‚ein gestempelter Wisch aus den USA‘ einen ‚Finanzer‘ sofort überzeugen würde, denen sei das elfte Gebot, welches der Herr an Moses nie übergab, ans Herz gelegt: Du sollst dich nicht täuschen.

Auf das die Giants sich hier irren.

Hofft Ihr
Walter H. Reiterer

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