Fans, Coaches und Spieler sind überzeugt: Diese Entscheidung ist der blanke Hohn!
Die Ansage vom Referee wird vom wütenden Publikum übertönt. Es versteht kaum jemand sein eigenes Wort. Ungläubige Blicke folgen dem Umpire, er misst mit großen Schritten die Strafe ab. So mancher schüttelt resignierend den Kopf und wünscht sich wieder einmal eine Videokonferenz. Man will den Schwarz-Weiß-Gestreiften nicht ausgeliefert sein. Der Schiedsrichter hört den Spieler standhaft leugnen, die Tribüne heult auf, der Coach tippt auf seine Schulter und will wissen wer unschuldig verurteilt wurde.

Nicht einmal im gelobten Land des American Football wurde für dieses Problem eine endgültige Lösung gefunden. Alle Jahre wird eine neue Regelung in den USA erprobt, um sich gegen mögliche Fehlentscheidungen abzusichern. Keine einzige Variante hat sich durchgesetzt. Derzeit ist gerade aktuell, dass der Coach zweimal ein ‚Review‘ mit dem Wurf eines roten Flags verlangen und somit eine Überprüfung einer Schiedsrichterentscheidung fordern darf. Der Einsatz von Reviews ist nicht ausschließlich eine Frage der Infrastruktur sondern auch eine Problematik des Spielflusses. Es ist nicht Aufgabe eines Schiedsrichters nur Spieler beim Regelverstoß zu ertappen, sondern den Spielfluss aufrecht zu erhalten.

Daher wird von einem Schiedsrichter immer die gleiche Leistung erwartet, egal ob er in einer Partie mit 99:0 oder in der Austrian Bowl steht.
Wie oft sind Schiedsrichterentscheidungen wirklich falsch? Was passiert hinter den Kulissen und wie wird man Schiedsrichter?

Das Officiating Department der NFL hat im Jahre 1998 jedes Play gereviewt und festgestellt, dass von 37060 Plays nur 77 (das entspricht 0,02%) fragwürdig entschieden wurden*). Zwar sind NFL Schiedsrichter Profis mit entsprechenden Ausbildungsmöglichkeiten, trotzdem kann man einen Vergleich mit österreichischen Schiedsrichtern anstellen. Da die Spiele der AFL heute standardmäßig aufgezeichnet und gesichtet werden – das Ergebnis zeigt, dass bei etwa 1 Prozent der Plays eine fehlerhafte Entscheidung getroffen wurde.
Bei so einem Review wird von einem nicht eingeteilten Schiedsrichter, der die entsprechende Erfahrung und das Know-How hat, die Arbeit der Kollegen kritisch beurteilt und schriftlich kommentiert. Fehlerhafte Entscheidungen werden nicht nur aufgezeigt, sondern für Fortbildungsschulungen aufgearbeitet. Schlussendlich nehmen diese Berichte auch Einfluss auf die Beurteilung des jeweiligen Schiedsrichters und damit auf sein ‚Rating‘. Dieses Rating wird am Saisonbeginn dem AFBÖ bekannt gegeben, damit die Qualifikation bei der Besetzung – die in der Obhut des Verbandes liegt – berücksichtigt werden kann.

Wer Schiedsrichter werden will, muss mehrere Ausbildungsschritte durchlaufen, beginnend mit einem Grundkurs und zwei Feldseminaren. Danach darf der ‚junge‘ Schiedsrichter mit seiner aktiven Karriere beginnen. Hat ein Rookie seine ersten Erfahrungen gesammelt, kann er über nationale und internationale Fortbildungskurse die Karriereleiter nach oben klettern. Die Möglichkeiten gehen hoch hinaus, bis zur EFAF und NFLE. Der Zeitaufwand neben Beruf und Familie ist hoch. Trotzdem kommen einige österreichische Schiedsrichter in europäischen Ligen zum Einsatz. Das zeigt, auf welch hohem Niveau sich der österreichische Schiedsrichterlevel befindet.

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Besuche den nächsten Einsteigerkurs:
26./27.8. & 2./3.9. 2006 ab ca. 09:45 Uhr bis 16.00 Uhr
Weitere Informationen unter: www.referee.at

*) Die Angaben sind aus dem Buch ‚Offside‘ vom Fred Wyant.

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