Giants-Manager Angelo Barsuglia erkennt inzwischen Weintrinkende Wasserprediger in Wien und findet damit Anhänger in Kärnten.

Die Vikings stehen nach ihrer zweiten Saisonniederlage vor einer bye-week. Und die haben sie auch dringend nötig. Nach den Ausfällen von RB Clinton Graham, WR Stephone Robinson, DL Johannes Wimmer und LB Roman Floredo, fiel beim Spiel gegen die Dragons auch noch QB Luke Atwood aus. Und der wird mit einem Wadenbeinbruch heuer nicht mehr zurückkommen. Möglicher Weise war das Spiel im Rattenfänger-Stadion auch schon das letzte in der Karriere des "Duke".

Wer den Ami ersetzen soll, lassen die Wiener vorerst offen. Mit Mike Salerno hat man einen Legionär der auf dieser Position spielen kann. Einen Import nachzunominieren wäre für die AFL möglich, für die Euro Bowl käme das aber zu spät. So ganz nebenbei haben die Wikinger den Nationalteam-Quarterback Philipp Jobstmann in ihren Reihen, der Atwood im Spiel ersetzte. Ob er eine tragende Rolle bei den Wikingern (jemals) spielen kann, ist aber fraglich.

Ruhig Blut
"Wir haben genügend Zeit, um genau darüber Nachzudenken und diese werden wir auch nutzen", so Präsident Karl Wurm, der keine Eile aufkommen lassen will und auf die Niederlage gegen die Dragons, wie schon bei jener gegen Graz, betont gelassen reagiert. "Ich weiß nicht viel über Football, aber über die Vikings. Ich sehe was hier im Moment passiert und daher war meine Frage nach dem Chef im Osten durchaus ernst gemeint. Wir haben ein weiteres Spiel verloren, aber es sind noch drei zu spielen. Es ist weiterhin alles offen. Den Dragons und Ivan Zivko kann ich nur gratulieren."

Team muss sich jetzt beweisen
AFL-Crush-Macher und Vikings-Vorstand Gregor Murth kann der Situation sogar Positives abgewinnen. "Wir sind erstmals nach vielen Jahren in einer Situation, in der es gilt Nerven zu bewahren und Stärke zu zeigen. Das Team kann nun beweisen, dass es sich selbst wieder ins Spiel bringen kann – oder eben nicht. Auch wenn es mir als Wikinger Schmerzen bereitet, als Medienmacher freut es mich, dass die Liga dadurch an Spannung gewinnt. Sind wir mal ehrlich: Wir (Vikings) hatten in den letzten Jahren stets Glück was Verletzungen anbelangt auf unserer Seite. Heuer halt einmal nicht. Wir haben auch in stärkster Besetzung Spiele in Graz nur mit Glück gewinnen können – nun haben dieses die anderen. Das muss man akzeptieren und es wäre ungesund für den Sport, würde ein Verein diesen auf Jahrzehnte hinaus alleine beherrschen. Das interessiert dann ja niemanden mehr."

Sie können uns nicht sagen, wie es geht
Genau die angesprochenen Grazer fahren nun schwere Geschütze auf. Giants-Manager Angelo Barsuglia sieht in den Wiener lediglich Wasserprediger, die selbst Wein trinken. "Um mich nicht falsch zu verstehen: Ich habe Respekt vor den Leistungen der Vikings, aber die wichtigtuerischen Belehrungen aus Wien gehen mittlerweile nicht nur den Giants gehörig auf den Geist. Sehen wir uns folgende Situation an: Wir (Giants) verlieren einen Linebacker (Gregor Kodella) und einen Defensive Liner (James Canetti), ersetzten beide Ausfälle durch Eigenbauspieler und schlugen Paris. Die Vikings verlieren gegen uns einen Linebacker (Roman Floredo) und das Spiel, es rückt ein Hohenemser nach (Philip Bickel), der im übernächsten Spiel gegen die Dragons plötzlich durch den US-Amerikanischen Defense-Coach Robert Watts ersetzt wird und sie verlieren wieder. Ich lasse das den Vikings gerne unbenommen – sie sollen das machen, was sie für richtig erachten, aber sie können uns nicht sagen, wie es geht." Und das versuchen sie mit ihrem durchgeboxten Nachwuchskonzept (Anm.: Giants, Devils, Black Lions stimmten dagegen – Vikings, Dragons, Raiders dafür).

Coach, zieh dich bitte um
Barsuglia weiter: "Ich hätte dazu auch eine Frage: Wenn wir ab nun die Nachwuchs-Visionen der Vikings befolgen müssen in den kommenden Jahren, muss ich dann in zwei, drei, vier Jahren damit rechnen auch meinen Defense-Coach fragen zu müssen, ob er sich nicht umziehen gehen mag, wenn mir jemand ausgefallen ist, weil ich das aus eigener Kraft nicht mehr schaffe? Weil mir wäre das echt peinlich, wenn ich den Trainer fragen müsste. Wo sind denn dann eigentlich die vielen tollen Vikings Eigenbauspieler plötzlich hin verschwunden, wenn es darum geht Ausfälle zu kompensieren? Da zieht sich dann der Coach um!? Unglaublich eigentlich – Und die wollen uns dann sagen, wo es langgeht. Wir sollten langsam wieder alle auf den Boden der Tatsachen zurückkehren. Jeder Verein hat seine Philosophie und Methoden was den Nachwuchs betrifft. Kein einziger Verein sagt doch, dass der Nachwuchs unwichtig wäre. Wir gewinnen vielleicht keine Medaillen im Herbst, aber wir haben einen Nachwuchs UND bei uns spielt er dann auch später in der Kampfmannschaft. Das ist für uns Sinn und Zweck von Nachwuchsarbeit – Spieler für die erste Mannschaft zu rekrutieren. Ich will mir von einem Team, welches die eigenen Linebacker an der Sideline stehen läßt, um statt ihnen den Ami-Coach spielen zu lassen, nicht sagen lassen wie man Österreicher fördert. Das ist bitte lachhaft."

Aus Graz kam nichts
Naturgemäß sieht das Gregor Murth, der auch an der Formulierung des Nachwuchskonzeptes maßgeblich beteiligt war, anders. "Angelo in Ehren, aber hier irrt er sich gewaltig. Die Vikings haben nicht bloß einen Ausfall zu verzeichnen, sondern eine ganze Reihe von Ausfällen. Wenn er uns nun vorhält, dass wir einen einzigen davon mit einem Amerikaner kompensiert haben, dann spricht das für sich. Hätten die Giants nur einen Amerikaner gehabt, der Kodella ersetzen hätte können, dann hätte der auch gespielt. Was das Nachwuchskonzept betrifft, waren die Giants eingeladen ein Gegenkonzept auszuarbeiten und zu präsentieren, aber aus Graz kam nichts, außer, dass sie mit der Situation davor und mit der jetzt nicht zufrieden waren und sind. Nur dagegen sein ist halt ein Schritt zu wenig. Der AFBÖ hat beschlossen, dass man manche Vereine zu ihrem Glück zwingen muss. Ich bin was das betrifft völlig offen und sicher kein "Fundi", weiß heute schon, dass auch das neue Konzept Schwächen hat, aber es kam niemand mit einem besseren Vorschlag an. Ich hätte gerne gehört und gelesen, was die Grazer dazu meinen, außer das ihnen das was andere meinen nicht gefällt."

Mocher: Wäre ich Jobstmann, würde ich gehen
Black Lions-Präsident Manfred Mocher schließt sich inhaltlich den Grazern zur Gänze an.Angelo Barsuglia hat völlig Recht damit. Das gerade die Vikings, die uns allen immer predigen, dass man Österreicher fördern soll, ihren vielen und guten heimischen Linebackern mitteilen, dass sie auch bei Ausfällen nur zweite Wahl bleiben, weil vor ihnen immer noch der Coach ein Jersey anziehen kann, offenbart auf eindrucksvolle Weise die Doppelmoral der Wiener. Die stinken mit vollen Hosen und lassen dabei ihre Talente an der Sideline versauern. Weil es immer noch einen Trainer gibt, der in der Not anstatt ihrer spielen kann. Und es auch tut. Ich halte das, eben wegen der Ausgangslage, für einen veritablen Skandal. Was die Vikings machen mag rechtlich in Ordnung sein, aber sie sollten sich jetzt nicht mehr als Beschützer heimischer Spieler und Moralaposteln aufspielen, weil da bekommen ja alle nur mehr einen Lachkrampf davon. Das Ärgste für mich ist aber, dass sie offenbar überhaupt nicht mal daran denken Luke Atwood mit dem Nationalteamspieler Philipp Jobstmann zu ersetzen. Wäre ich Jobstmann, würde ich genau jetzt gehen. Sollte er nicht zum Zug kommen, dann weiß er gleichzeitig auch, dass er nicht nur niemals Starter war, sondern auch als Backup nicht ernst genommen wurde. Weil als solcher würde er in so einer Situation auch zum Einsatz kommen.‘

Spielen wir Kärnten gegen Wien!
Mocher resümiert: ‚Unsere Situation ist eine gänzlich andere als jene in Wien. Wir haben ein kleines Team und verlieren stets Nachwuchsspieler an andere Bundeshauptstädte. Trotzdem haben wir eine Mannschaft, in der viele Nachwuchsspieler integriert sind. Ich bin, wenn wir schon harte Regeln machen, dafür, dass wir überhaupt Amerikaner in Amerika drüben lassen. Spielen wir ein Spiel Kärnten gegen Wien und schauen wir uns dann an wie es denn ausgeht. Hätten wir, so wie die Vikings das haben, acht österreichische Linebacker am Roster, dann würden sie spielen und nicht der Trainer.‘

Zivkos‘ Analyse
Interessant auch die Reaktion von Dragons-Head Coach Mag. Ivan Zivko, wie generell der Danube Dragons auf den Sieg gegen die Vikings. Von Jubelstimmung oder gar Übermut ist wenig zu spüren. ‚Ich habe mich auch ein wenig gewundert über den Einsatz von Watts gegen uns, aber will das nicht weiter kommentieren. Das ist Sache der Vikings alleine. Was den Sieg betrifft, war der natürlich sehr wichtig für uns, möchte ihn in der momentanen Situation aber auch nicht überbewerten. Natürlich ist das für den Verein, nach so einer langen Durststrecke, ein ganz toller Erfolg, aber wir sind noch lange nicht am Ziel angelangt. Ich mutmaße, dass die Vikings in der Lage sind sich zu rehabilitieren, daher hätte ich im Playoff, sollten wir und die Vikings dieses erreichen, gerne ein anderes Team als Gegner als die Wikinger. Persönlich finde ich die Entwicklung der AFL sehr erfreulich für den Sport. Das ist doch genau das, was wir alle haben wollten. Wir verlieren gegen die Raiders den Auftakt klar, wobei wir da wirklich einen ganz schlechten Tag erwischt haben, schlagen die Devils in einem tollen Spiel knapp, die Vikings besiegen danach die Raiders, wir gewinnen aber gegen die Vikings. Das kann doch was!‘

Prognosen für die Hosen
Was Vorhersagen betrifft, gibt sich Zivko milde. ‚Dass alle die Vikings als Favorit sahen nach den Ergebnissen davor, verstehe ich. Als Außenstehender hätte ich vermutlich ähnlich getippt, als Coach nicht. Wir waren uns sicher, dass wir den Vikings Paroli bieten können. Ob es sich für einen Sieg ausgeht war hier eine Frage der Tagesform. Ich denke, dass wird heuer noch einige Male so sein.‘

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