Walter H. Reiterer sah nicht nur das Turnier, sondern traf zuvor noch die studierten Hengste zum gemeinsamen Frühstück.
Was das ungewöhnliche an den Studs ist? Ganz einfach: Im Normalfall besteht ein Flag Football Team mehrheitlich aus ehemaligen oder noch aktiven Tackle Footballspielern. Nicht so bei den Steirern. In ihrem Kader befindet sich gerade ein Spieler der mal bei einem Tackle Training dabei war, kein einziger schnupperte jemals Ligaluft in Ausrüstung. Hört sich seltsam an, hat aber einen guten Grund. Mag. Heinz-Peter D’Alesandro-Höbling und MMag. Philipp Pölzl (Merke: Studs hat mehrere Bedeutungen), erklärten beim Pressefrühstück ihre Entstehungsgeschichte.

Einige der heutigen Spieler studierten in den USA und wollten, wieder zurück in Österreich, dem Sport weiter nachgehen. Keine einfache Sache in der Steiermark, gab es zu der Zeit kein Flag Team. So traf man sich zunächst im Park um Bälle zu werfen, man wuchs, gründete einen Verein, wurde Mitglied beim AFBÖ und heute spielt man in der Flag Pro ganz gut (weil auch ganz vorne) mit.

24,9 im Schnitt
Das sind die Jahre die ein Spieler der Studs durchschnittlich alt ist. Mit 30 ist man dort ein Methusalem, der jüngste Spieler im Team ist Georg Pölzl, ein Pony mit seinen 17 Lenzen. Das ist mit das Geheimnis für die anfangs noch überraschenden Erfolge der studierten Hengste. Bei ihrem ersten Auftreten im März (Hallenmeisterschaften) spielten sie im Grunddurchgang die Konkurrenz an die Wand, egal ob Dragons, Vikings, Ramblocks, Bad Boys oder Constables. Erst im Finale wurden sie mit einem Punkt Unterschied (33:32) von den bösen Buben aus Wien gestoppt, bevor sie bei ihrem Debüt gleich einen Titel holen konnten. Noch besser ging es im Turnier am 1. Mai wo die Studs alle Spiele gewinnen konnten, darunter war auch ein für Flag Dimensionen historischer 34:32 Erfolg über die Indians aus Klosterneuburg – ein Team, welches zu dem Zeitpunkt als beinahe unschlagbar galt. Die Ernüchterung vom Erfolgsrausch erfolgte am zweiten Spieltag, ihrem offiziellen Meisterschaftseinstand. 4 Spiele – 3 Niederlagen. Lediglich die Dragons konnte man beherrschen, die Vikings, Oldstars & Vipers überzogen die Hengste mit fetter Panier made in Vienna und Umgebung. Die Rache der Studenten ließ nicht lange auf sich warten. Am dritten Spieltag in Klosterneuburg spielte man 4 Matches und gewann jedes davon in überlegener Manier. Seither gelten die Rookies als Mitfavoriten für den Titel. Ein Status der ihnen nicht ganz behagt, wähnen sie sich noch immer als Außenseiter und Anfängertruppe. Die Understatement Frisur können sie sich rasch wieder abstriegeln, denn was die Studs bei ihrem Heimturnier gezeigt haben (dazu später mehr) untermauert ihre Favoritenrolle mit aller Deutlichkeit.

Tackle kein Thema – Breitenwirkung rules
Tackle Football interessiert die Studs nur als Zuschauer. Obwohl sie sich im besten Football Alter befinden, sehen sie sich als eigenständige Sportart. Dazu D’Allesandro offen: ‚Das ist alles eine Frage der Zeit und Muse. Wenn man heute ernsthaft als Sportler American Football auf hohem Niveau spielen will, dann muß man 3 Mal in der Woche zum Training, zusätzlich in die Kraftkammer, zur Videoanalyse usw. Man braucht einfach viel Zeit und die haben die meisten von uns nicht zur Verfügung. Wir haben einen Job, zum Teil Familie und noch andere Interessen. Wir treffen uns regelmäßig zum Training, tüfteln an unseren Spielzügen und haben gemeinsam wirklich viel Spaß. Flag Football ist für eine eigene Sportart, mit Tackle Football eng verwandt, aber selbstständig. Und sie hat in den Staaten Breitenwirkung. Darin sehen wir auch eine unsere Aufgaben – die Sportart in der Steiermark bekannter zu machen. Es entsteht derzeit ein Team in Graz, welches noch nicht so weit ist um in der Liga mitzuspielen, aber das werden wir natürlich unterstützen. Wir wollen regionale Konkurrenz und wir gehen aktiv an die Medien heran mit der Bitte uns zu unterstützen.‘ (Anm.: Beim Pressefrühstück war auch die Krone und die Kleine Zeitung anwesend – der Pressespiegel der Studs spricht Bände. Hier ist man bereits gut aufgestellt).

Das Turnier – Schach dem Weltmeister
Das Österreichische Herrennationalteam ist zweifacher und regierender Weltmeister im Flagfootball und trat bei diesem Turnier naturgemäß als Favorit an. Dieser Rolle konnte das Team, ob der derzeitigen WM-Ausscheidung (?), in keiner Phase gerecht werden. Das NT wirkte unkonzentriert, fahrig und verkrampft. Dementsprechend auch ihre Resultate. Der Dreikampf in Oberaich wurde von den andere beiden Mannschaften dominiert.

Styrian Studs vs. Team Austria
D’Allesandro brachte den Gastgeber rasch gegen das uninspiriert agierende All Star Team mit 6:0 Führung, kurz danach folgte das 12:0, nachdem die Steirer den Angriff von Rot-Weiß-Rot parieren konnte. Andreas Schabiner erhöhte (inkl. PAT) auf 19:0 – das Nationalteam völlig von der Rolle. Rene Danner, WR der Danube Dragons brachte die heimische Auswahl auf 19:6 heran, sein Kollege bei den Dragons als QB, Patrick Bründl, erzielte den Extrapunkt zum 19:7. Auf 19:14 kam man noch heran, doch bereits kurz nach Halbzeit legten die Steirer einen drauf – 26:14. Eine Interception durch D’Allesandro brachte die Steirer wieder in Ballbesitz, Andreas Schabiner erhöhte auf 32:14. Der Käse war bei 39:14 (#89 Studs, Philipp Pölz mit dem Extrapunkt) gegessen. Rene Danner verkürzte noch auf 39:21 (Extrapunktversuch gut), das war aber gleichzeitig der ernüchternde Endstand im ersten Match. Die Studs der Nationalauswahl deutlich in allen Belangen überlegen.

Die Studs wurden von den genau 81 Zuschauern (beachtlich!) bis zum übernächsten Spiel per Welle verabschiedet – die Fans der Steirer außer Rand und Band. Der Ordnerdienst versagte vollends – es kam zu gewalttätigen akustischen Ausschreitungen begeisterter Mütter und Wiener nicht lieb habender Großväter. Sprüche wurden skandiert. Wir wollen euch siegen sehen! Der Eklat konnte dann aber noch von den heimischen Spieler verhindert werden, welche die enthusiasmierten Studs Fans beschwichtigen: Holt euch ein Obi Gespritzt und ein paar Würstel. In einer Stunde geht es weiter. Mahlzeit! Manche tranken auch ein Bier.

Vienna Bad Boys vs. Team Austria
Nicht viel besser lief es für die Nationalauswahl gegen die Altherrentruppe der Bad Boys. Die spielten eher zum Spaß als mit Ernst, manche Spieler des Nationalteams könnten locker die Kinder der Bad Boys sein. Trotzdem agierte die Spaßtruppe aus Wien mit Witz und Eleganz, gingen locker in Führung. Rainer Kriegbaum erhöhte dann auf 13:0 (inkl. Extrapunkt), sprach dabei frech Richtung Nationalteam: ‚Seid ihr langsam – das waren nur 50%!‘ Robert Marzall-Fernandez, im zweiten Spiel auf Seiten der Bad Boys und nicht mehr im Nationalteam zu Gange, sagte: ‚So schaut es aus‘ als den Paß des QBs zu einer Interception machte, Herbert Donatzer erhöhte umgehend auf 19:0 für die quasi Pensionierten. Das Nationalteam voll unter Streß – Debatten, Diskussionen, Bierverbot und Straftraining an der Sideline waren die Folge. Man kam mit diesen Maßnahmen auf 19:7 heran, Christian Rad stellte aber umgehend den alten Abstand her. 25:7. Rainer Kriegbaum lief noch vor der Halbzeit Paul Roch davon – 31:7 – Sekunden vor Ende der Halbzeit. Eine einzelne solche Sekunde vor Seitenwechsel scorte das NT zum zweiten Mal – 31:14 – Halbzeit. Die Bad Boys machten in der zweiten Halbzeit aber alles klar. Robert Marzall Fernandez und Rainer Kriegbaum scorten nach Belieben, ließen ihrerseits weniger Punkte zu. Ernüchternder Stand am Ende des Spiels: 50:27 für die Bad Boys.

Styrian Studs vs. Vienna Bad Boys
Higlight und gleichzeitig offizieller Schlußpunkt des Turniers. Das Spiel stand einige Zeit, vor allem gegen Ende, auf des Messers Schneide. Die Studs zogen rasch mit 18:0 davon. Zwei TDs durch die Offense, ein Interception Return TD. Die Bad Boys kamen durch Michael Terzer (auch der spielte zuvor im NT) heran, doch schon im Gegenzug zogen die Hausherren mit 25:6 davon. Marzall Fernandez brachte die bösen Wiener erneut auf 25:13 heran, doch Sekunden vor Ablauf der Spielzeit der ersten Halbzeit legten die Studs wieder nach. D’Allesandro zum Halbzeitstand von 31:13. Die zweite Halbzeit, gleichzeitig die beste des gesamten Turniers war so spannend wie hochklassig. Marzall-Fernandez zum 31:19 – die Studs wurden gleichzeitig erstmals an dem Tag leicht nervös. Es ging hin und her, am Ende stand es 43:38 für die überglücklichen Hausherren.

Fazit
Ein sehr schönes Funturnier. Die Bad Boys nahmen das Ganze nicht gar so bierernst, die Studs wollten und konnten sich als fähige Organisatoren präsentiere, das Nationalteam kurz vor der WM – eine mittlere Motivationskatastrophe. Ein Roster (des Weltmeisters) welches sich wie das who is who vergangener Tage liest, ging sang- und klanglos gegen eine Truppe steirischer Jungunternehmer und rotzfrecher Wiener Pflegefälle unter. Geniert euch! Einziger Minuspunkt. Es gab keine Schiedsrichter. Der AFSÖ wußte davon wenig bis nichts, der FFSÖ spielte mit den Vikings Fans und den Dragons ein Turnier in Atzgersdorf. Generell darf man die Referee Situation im Flag Bereich als bemitleidenswert bezeichnen.

Styrian Bowl I

Styrian Studs vs. Team Austria 39:21
Vienna Bad Boys vs. Team Austria 50:27
Styrian Studs vs. Vienna Bad Boys 43:38
15. August 2006 | Kickoff 11:00
Oberaich / Bruck an der Mur

Turnierewertung:
Spielniveau:
Ambiente:
Unterhaltungswert:
Käsekrainer Test (gekocht):

Bad Boys Trash Talk Zitate:

Li, du hast jetzt die Verantwortung. Mach den Call. Mach den Call! Mach den Call!!!
Li schweigt, dann:
Ein Fischmac Menü bitte.

Li, du bewegst dich wie ein alter Mann!
Li: Ich bin ein alter Mann!

Huddle! (ein Spieler bleibt trotzig an der Sideline stehen)
Huddle!! Huddle!!! HUUUUUUUUDDLE!!!!
Der Spieler: Ich heiß aber nicht Huddle….

Ein Bad Boys Spieler greift (von hinten) mit den Händen in den Schritt eines Studs Spielers. Eine Flag wird geworfen.
Stud: Weißt eh wo du jetzt hingegriffen hast?
Bad Boy: Der war aber wohl zu klein für eine Strafe!

Stimme aus dem Off: Geht’s wer nach hinten, der Fernandez kann nicht mehr.
Marzall-Fernandez: Wer hat das gesagt? Wer hat das gesagt!?!
Gleichzeitig: Touchdown Studs (tiefer Pass)

Bad Boys blitzen – QB Sack.
Bad Boy zu Bad Boy: Machen wir noch einen Blitz?
Bad Boy zu Bad Boy: Ich hab nur Luft für einen pro Halbzeit.

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