Wie schon im Vorjahr stehen sich die Schwäbisch Hall Unicorns und die Kiel Baltic Hurricanes gegenüber. Dabei gelten die Kieler wieder als Favorit, auf den Titelgewinn. Austragungsort ist in diesem Jahr der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Berlin. Die deutsche Bundeshauptstadt ist damit nach 1987 und 1988 zum dritten Mal Schauplatz eines GFL-Finales.
Titelverteidiger ist Außenseiter
Auch wenn die Schwäbisch Hall Unicorns gleich beim Saisonauftakt patzten, waren sie im Süden das Maß aller Dinge, selbst wenn die beiden Imports QB Jack Spitzelberger und WR Fritz Waldvogel etwas hinter den Leistungen ihrer Vorgänger im vergangenen Jahr standen. Dass die beiden Amerikaner aber immer noch stark genug sind, um die Teams aus der Nordgruppe der GFL in Schach zu halten, zeigten sie in den Playoffs. Denn sowohl die Düsseldorf Panther als auch die Berlin Adler mussten unverrichteter Dinge aus Schwäbisch Hall abreisen.

Wie wichtig Spitzelberger und Waldvogel für das Angriffsspiel der Haller sind, zeigte sich vor allem im Spiel bei den Rhein-Neckar Bandits. Die beiden Imports waren angeschlagen, spielten auch nicht über die volle Zeit mit. Was am Ende zu Buche stand, war die zweite – und bisher letzte – Niederlage des amtierenden Deutschen Meisters.

Verändert hat sich bei den Hallern vor allem der Trainerstab. Nur vier der acht Coaches standen auch im vergangenen Jahr im Endspiel. Dennoch ist sich Headcoach Siegfried Gehrke sicher, dass seiner Mannschaft eher helfen als hinderlich sein wird. Denn durch den Zuwachs bei den Betreuern konnten die einzelnen Mannschaftsteile im Laufe der Saison effektiver betreut werden.

Einen Titel zu gewinnen ist an sich schon wer. Diesen dann auch noch zu verteidigen, ist ungleich schwerer. Diese Erkenntnis ist nicht neu, bewahrheitet sich immer wieder. „Die Kieler waren ein harter Brocken, die wir auch mit etwas Glück bezwungen haben“, erklärte Gehrke im Hinblick auf das Finale im vergangenen Jahr. Der Druck auf seine Mannschaft ist in diesem Jahr nun entsprechend größer. Zwar galten die Unicorns auch in der German Bowl XXXIII als Außenseiter, doch als Endspielneuling war der Leistungsdruck wesentlich geringer als in diesem Jahr.

Fünfte Endspielteilnahme in Folge für Kiel
Der Meister der GFL Nord steht zum fünften Mal in Folge in der German Bowl. Eine Serie, die durchaus mit den Leistungen der Hamburg Blue Devils und den Lions aus Braunschweig mithalten kann. Die sportliche Ausbeute ist allerdings mager: Nur einen Sieg konnten die Kieler bisher im Endspiel feiern. Entsprechend stehen sie auch in diesem Jahr unter Zugzwang, wollen sie nicht als die Buffalo Bills der GFL in die Geschichtsbücher einziehen.

Auch in diesem Finale obliegt den Baltic Hurricanes wieder einmal die Favoritenrolle. Vor allem das Laufspiel von RB Trevar Deed und das sichere Auftreten von QB Jeff Welsh, der im vergangenen Jahr dem German Bowl seinen Stempel aufdrückte – ohne das bessere Ende für sich zu haben, sorgte im Verlauf der Saison dafür, dass die Kieler souverän Meister in der Nordgruppe wurden.

Die Leistungen der Kieler einzig und allein auf die Lauf-Fähigkeiten von Deed und Welsh zu minimieren, wäre für Halls Headcoach Siegfried Gehrke ein fataler Fehler. Denn auch das Passspiel der Norddeutschen zeugt von guter Qualität, das erst einmal unter Kontrolle gebracht werden muss, was vor allem an den Neuzugängen in der O-Line liegt. „Die Kieler haben gerade in der Offense noch einmal gewaltig zugelegt“, lobt Gehrke die Angriffsformation des Gegners. Die Offense Line hat durch Peter Heyer und Marten Töwe noch einmal an Gewicht und Erfahrung gewonnen.

Viel wird auch von der Rolle und dem Wirken von Joe Roman abhängen. Der Amerikaner ist seit diesem Jahr Defense Coordinator bei den Baltic Hurricanes, war aber zuletzt als Cheftrainer bei den Marburg Mercenaries tätig und ist somit auch für Gehrke keine unbekannte Größe. Allerdings muss sich Roman den Vorgaben seines Chefs Patrick Esume beugen.
Das Laufspiel ist der Schlüssel zum Erfolg
Bei beiden Teams liegt der Schlüssel zum Sieg im Laufspiel beziehungsweise darin, welche Defense den Laufangriff des Gegners als erstes unter Kontrolle bringt. „Ich denke, dass beide Mannschaften ihr Laufspiel nutzen werden, um ihren Rhythmus zu finden“, sagt Wanja Müller, der als Headcoach der Berlin Adler gegen beide Mannschaft in dieser Saison spielen musste. Bedingt durch das vorhandene Personal können die Baltic Hurricans dem Gegner aus dem Süden verschiedene Formationen „anbieten“, was es für die Defense der Haller schwer machen wird, sich auf die Wirbelwinde einzustellen.

Die Unicorns selbst setzen im Wesentlichen auf ihre Spread-Offense – sowohl bei den Lauf- als auch bei den Passspeilzügen. „Im Gegensatz zum Vorjahr haben die Schwäbisch Haller in diesem Jahr aber ihre Stärken im Laufspiel“, sagt Müller. „Sie sind nicht so passlastig wie im Vorjahr mit Aaron Boehme.“ Mit Deed haben die Kieler den besten Runningback der Liga in ihren Reihen. Doch auch Waldemar Schander bei den Unicorns hat sich als Ballträger in der GFL etabliert und wird eine harte Nuss für die Defense der Kieler darstellen.

Auch wenn beide Teams in der Verteidigung ein 4-3-System bevorzugen, so wird die Abwehr auch in diesem Finale wohl wieder eine untergeordnete Rolle spielen, so dass sich die Fans auf viele Punkte freuen können. Die vergangene Saison hat gezeigt, dass beide Mannschaften immer wieder in der Lage sind, Punkte des Gegners zu beantworten und es sich auch gestatten können, dem Gegenüber den einen oder anderen Punkt zu erlauben. Im German Bowl XXXIII wechselte die Führung allein im letzten Viertel fünfmal hin und her bis die Unicorns als Sieger der Platz verlassen konnten. „Die Verteidigungsreihen sind aber keinesfalls schwach. Es sind beides sehr gute Verteidigungsreihen. Aber das Hauptaugenmerk beider Teams liegt einfach auf der Offense“, analysiert Müller.
Nur geringe Zuschauerresonanz
Was das Interesse des breiten Publikums betrifft, so scheint die German Bowl XXXIV wohl eine Negativmarke zu setzen. Im Vorverkauf hatten bisher gerade einmal 4.500 Fans ein Ticket im Berliner Jahn-Stadion geordert. Dennoch zeigte man sich beim AFVD zuversichtlich, dass die Schallmauer von 7.000 Eintrittskarten doch noch durchbrochen werden kann. Berlins Innen-Staatssekretär Andreas Statzkowski hoffte sogar auf 15.000 Besucher. Auch wenn zahlreiche Fans der Unicorns wieder mit einem Fanzug anreisen werden und die Kieler wieder mit einer Busarmada den Weg zum Stadion nehmen, wird diese Zahl wohl nicht erreicht werden.
German Bowl XXXIV
Kiel Baltic Hurricanes vs. Schwäbisch Hall Unicorns

Samstag 13. Oktober 2012 18:00 Uhr, Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, Berlin

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