Ein Versuch, finanziert durch öffentliche Gelder, den man getrost in die Kategorie Trial and Error einreihen darf.

Es ist immer wieder ein Thema im heimischen Football: Der Rasen. Die Herren der Spielstätten, die Platzwarte, sehen im American Footballsport seit jeher eine potentielle Gefahr für ihre Unterlage. Mittlerweile gibt es zwar zahlreiche Studien die belegen, dass die Beanspruchung des Rasens durch American Football kaum höher, sondern bestenfalls anders, als beim Fußball ist, diese haben sich bei den Entscheidungsträgern jedoch noch nicht ganz etabliert. So wird bei Regen auf vielen Spielstätten gar nicht gespielt, bei manchen reicht auch schon bloß eine schlechte Wetterprognose aus um eine Absage zu bewirken. Damit ist ab August zumindest im Raum Wien Schluß. Das erste Footballfeld Europas in Wien Simmering wird immer bespielbar sein, so auch bei der Football-EM im August – Astro Turf sei’s gedankt.

Bei der Fußball-EM in Österreich und er Schweiz, ein Jahr danach, wird die Sache etwas schwieriger. Hier sieht die UEFA nämlich vor, dass ausschließlich auf Naturrasen gespielt wird. Im Salzburger Stadion (Red Bulls) Wals-Siezenheim (Austrian Bowl 2004) ist die Unterlage aber ebenfalls eine Künstliche, ergo: ein Problem. Nach dem Ausbau der Tribünen (die nach der EM wieder rückgebaut werden könnten – sic!), hat man sich in der Mozartstadt zu einem Versuch entschlossen: Man beauftragte eine Firma über den Kunstrasen eine Rasentragschicht aufzutragen um darauf wiederum einen Naturrasen zu legen. Ein kostspieliges Unterfangen (freilich mit öffentlichen Geldern mitfinanziert), lediglich um herauszufinden, ob diese Variante nach dem Gusto der UEFA sei, wie es offiziell hieß. Ansonsten müsste man halt den Kunstrasen rausreißen und einen Naturrasen legen. Frei nach Jurassic Park: Wir haben keine Kosten gescheut. Bis der T-Rex die Schwachstelle entdeckte.

So wurde geplant, konzipiert, aufgetragen und Natur pur obendrauf verlegt. Das sah zunächst auch gut aus (hat ja auch genug gekostet), obschon es danach doch ein wenig seltsam zu riechen begann. Der derart "gesandwichte" Kunststoff reagierte auf den Frischluftentzug mit der Absonderung von sonderbaren Gerüchen. Stellen sie sich einfach vor sie legen auf ein Wettex noch ein Plastiksackerl, darauf Humus mit Kresse, gießen das Ganze ein wenig und lassen es danach ein paar Tage "ziehen". Ihre Küche verwandelt sich rasch in ein chemisches Biotop.

Damit kann man keinen Engländer beeindrucken
Die Stink-Attacke war aber noch nicht das wirkliche Problem, denn der Mensch ist ja bekanntlich ein Gewohnheitstier. Beim gestrigen Spiel der Red Bulls Salzburg gegen Arsenal London verflüchtigte sich der Naturrasen aber bereits in der ersten Halbzeit. Es entstanden Löcher, eher Krater und dadurch ein Acker, welchen die Gäste aus England mit Hohn quittierten. So spottete der Trainer der Briten, Arsene Wenger, dass man damit wohl keinen Engländer beeindrucken könnte, aber auch der deutsche Torhüter Jens Lehmann fragte sich, was denn das sein soll? Auch die Salzburger mussten zugeben, dass der Versuch in die Hose ging. Der Platz war nach kurzer Spielzeit kaputt und eigentlich unbespielbar. Dieses Mal waren aber sicher keine Footballer schuld.

So ist dieser Versuch gescheitert, aber Sie dürfen heute bereits davon ausgehen, dass Ihnen derlei "Projekte" in den nächsten Monaten öfters vor Ihr mediales Auge laufen werden. Die EM 2008 wird zu einer Geldvernichtungsmaschine der Extraklasse avancieren. Das ist bereits besprochen. Die EM 2007, wohlgemerkt jene der Footballer, wird in Summe so viel kosten wie fünf Rollen neuen Rasens auf einer der vielen Spielstätten. Dafür wird Österreich auch Fußballeuropameister und bei der Football-EM in der Vorrunde sicher scheitern. Weil wäre es andersrum, dann hätten gestern in Wals ja 31.000 Zuschauer zugesehen und die Red Bulls 1:0 gegen Arsenal gewonnen. Was nicht sein kann, oder…

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