Zum absoluten Matchwinner der Innsbrucker avancierte (neben ihrem LB/RB James Ellingson) Vikings QB Toby Henry. Der Amerikaner wird mit der über das ganze Jahr gezeigten Leistung (unangefochtener Interception Leader) wohl sein vorletztes Match im Dress der Wiener absolviert haben, zeigte im Match zwar zwei schöne Touchdown-Pässe, danach allerdings Interceptions und Fumbles die zu Scores für den Gegner führten. Mitgeholfen hat auch sein Offense Coordinator Shawn Olson, der nicht nur stur an ihm festhielt als längst klar war, daß er keine Kohlen aus dem Feuer mehr holen wird, sondern auch so manches seiner Playcallings eine Frage offen ließ: Wo ist hier der Chef? Die Rolle des Headcoaches wurde aber von den Wiener vor der Saison abgeschafft und die des Spielmachers einem Mann der zweiten deutschen Bundesliga gegeben, wo er heute auch noch hingehören würde. Der Chef war in dem Match insofern dann klar: Geoff Buffum.

Dabei begann es gut für die erfolgsverwöhnte Defense der Wiener, welche der Offense diese Saison schon mehrmals das Leben retten durfte.

Die Raiders mit einem 4 & out in der Vikings Red Zone – Turnover by downs. Im direkten Gegenzug gingen die Vikings nach einer Spielzeit von nur 1:35 durch Luke Atwood nach Paß von Toby Henry in Führung. 7:0 (PAT good). Es schien alles seinen gewohnten Gang zu gehen, nicht wenige tippten vor dem Match auf einen klaren Sieg der Vikings, wobei sie das nur gedanklich tun konnten. Die vom Verband als Supersache angekündigte Wettstation von Admiral war in seiner Funktion ebenso eingeschränkt, wie die Wikinger in ihrer nach der Führung.

Obwohl die Defense auch den nächsten Tiroler Drive stoppen konnte, agierten sie in der Offensive zusehends konfus. Aus welchen Gründen auch immer trat Luke Atwood als QB in Erscheinung, kassierte 2 Sacks in Folge. Henry kam zurück und ein schlechter Snap führte beinahe zu einem Safety. Völlig von der Rolle war der Punt die letzte Rettung. Zum dritten Mal wurde die Raiders Offensive von den Wikingern gestoppt, Verteidiger Johannes Bintinger mußte dabei aber das Spiel verlassen (Schulter), der Versuch eines Fieldgoals im Vierten für die Raiders mißlang, doch die Vikings konnten die Führung nicht ausbauen. Im Gegenteil. Im nächsten Drive schlugen die Raiders mit einer angetäuschten Ballübergabe auf Chris Rosier zu. Head Coach & Quarterback Geoff Buffum, der 2004 die Innsbrucker bereits zum Titel führte, fand Jakob Dieplinger in der Endzone – Ausgleich.

Das Laufwerk von Clinton Graham kam in die Gänge, zum wiederholten Male fast 200 Rushing Yards für den besten Offensivspieler der Saison, 32 davon ging er zur erneuten Führung für die Vikings zum 13:7 (PAT no good). Noch besser als das war der Konter der Tiroler. Ein Kick Return Touchdown von Chris Rosier fixierte den knappen Halbzeitstand von 13:14 für die Raiders. Adrien Kellman recoverte davor noch einen Fumble von Toby Henry. Gegen die Vikings Sprach auch die Penalty Statistik. Weit mehr Strafen auf Seiten der Wiener – das sollte sich in der zweiten Hälfte nicht ändern.
In dieser wechselte die Führung noch zwei Mal.

Toby Henry fand zum weiteres Mal Luke Atwood in der Endzone, die 2 Point Conversion war nicht gut – 19:14. Danach war es vorbei mit der Herrlichkeit des zu der Zeit noch regierenden österreichischen Meisters. Die Defense nervös, die Offense neben sich stehend, die Raiders groß aufspielend. So die Kurzfassung.
Rückstände sind die Wiener nicht gewohnt, das erste Mal passierte diese heuer in der AFL im letzten Match gegen die Giants, wo man sich am Ende mit viel Glück in letzter Sekunden durchsetzen konnte. Der spätere Final MVP James Ellingson (der Mann der vor einigen Wochen noch niedergestochen wurde), spielte auf beiden Seiten der Line, holte die Führung mit einem Lauf zurück und baute sie mit einer 2 Point Conversion auf 19:22 aus. Von der Vikings Offense war nicht mehr viel zu sehen, ausgenommen Runningback Clinton Graham, der aber alleine die drohende Niederlage nicht mehr abwenden konnte. Toby Henry nur mehr als Gejagter am Feld, produzierte Fehler & Incompletions in Serie. Anders die Raiders – sie schlugen knochentrocken zu. Chris Rosier zum 19:29 & zum 19:36 (beide PATs good), der zweite Touchdown des Amerikaners kurios. Ein Fumble von Rosier, er nahm den Ball selbst wieder auf und lief der geistig abwesenden Vikings Defense auf und davon. Ebenfalls symptomatisch die Schlußszenen. Mario Rinner (Defense Liga MVP) hetzte Henry über das Feld, ein Fumble, Rinner holte sich den Ball und lief zum Endstand von 19:43 (PAT good). Ein glückliches Ergebnis, denn Henry warf noch eine Interception der zum Touchdown retourniert wurde. Ein Holding gegen die Raiders – die Interception zählte zwar, der Touchdown nicht.
Fazit

Die Vikings haben ihren Leistungszenit heuer überschritten. Nach dem Match gegen die Hamburg Blue Devils, eindeutig ihr Saisonhöhepunkt, ging die Luft langsam aus. Einem Kasperltheater gegen die Black Lions und einem unverdienten Sieg gegen die Giants folgte jetzt die logische Konsequenz mit der ersten Saisonniederlage im Finale. Die zweite könnte bereits nächste Woche im Eurobowl Finale folgen. Flash la Courneuve war mit einer Delegation vor Ort, ihr Headcoach sah für sie erfreuliches (Video folgt). Die Vikings sehen sich nicht mehr in der Favoritenrolle, die Franzosen aber wohl. Das ist der europäische Champion – wir sind nur Herausforderer. Einzelnen Spielern die Schuld zuzuweisen ist immer kritisch, jedoch hat ihr Spielmacher Toby Henry über die gesamte Saison immer wieder ganz schwache Spiele gezeigt und auch an dieser Niederlage einen sehr großen Anteil. Auch wenn die Vikings es offiziell anders sehen. Die Abschaffung des Headcoaches war eine Schnapsidee von Karl Wurm, Toby Henry eine Einbildung von Shawn Olson. Den einen braucht man wieder, den anderen nicht mehr. Die österreichischen Quarterbacks der Vikings müssen sich hinter dem Mann nicht verstecken. Die Raiders ihrerseits agierten formidabel, haben nicht nur vom spielerischem Siechtum der Violetten in der zweiten Hälfte profitiert, sondern selbst das Heft in die Hand genommen. Ein hochverdienter Finalsieg, noch schöner, besser, & größer als der aus dem Jahre 2004. Ohne Florian Grein, von ständigen Personalsorgen während der Saison geplagt, zeigten sie am Ende den Wienern wo der Hammer hängt.

Austrian Bowl XXII

Dodge Vikings Vienna vs Swarco Raiders Tirol 19:43
(7:0/6:14/6:8/0:21)
14. Juli 2006, Kickoff 20:15
Hohe Warte, Wien
Referees: Savicevic / König T. / König M. / Edelmüller / Berger / Ulicny / Hofbauer

MVP: James Ellingson

Gameday 3500 Zuschauer kamen zum ersten Endspiel welches NG-Events veranstaltet hat und wurden nicht enttäuscht. Vikings Module wurden zum Teil übernommen, anderes neu eingebracht. Zum Beispiel ein wirklich neutraler Platzsprecher (Amstetten Thunder) der schlicht eine Sensation war. Fair und kompetent sprach der Herr viel gescheites über das Match und wurde dabei erholsamer Weise nie zum wuzi. Das Feuerwerk zur Halbzeit, während und nach der Verleihung der Liga MVP Awards, ein Farbenfest, die Lichter gingen wie versprochen um 2:00 aus. Für das nächste Jahr hat NG-Events die Option das Finale wieder auszutragen. Dann hat man mehr Zeit als 44 Tage um die AB XXIII vorzubereiten. Hochachtung!

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