Es dürfte drunter und drüber gegangen sein an den beiden Tagen an der englischen Ostküste, wenn man die Ausführungen Gatterbauers in einem Beschwerdebrief liest. Gatterbauer bleibt dabei sachlich und genau aus der nüchternen Schilderung der Vorfälle ergibt sich eine bissige Satire auf den europäischen Flagfootballbetrieb, konkret auf den der britischen Inseln, an sich die Heimat der Meister des schwarzen Humors. Das Schreiben in englischer Sprache wurde u. A. an den Veranstalter, die EFAF und den AFBÖ gesandt. Wir bekamen es ebenfalls, haben es auf Deutsch übersetzt und nicht schlecht gestaunt was Gatterbauer hier zu berichten weiß.

Der Erlebnisbericht zeigt auch wie in anderen Ländern Europameisterschaften ‚organisiert‘ werden und das hiesige Jammern über bescheidene Events findet im Vergleich dazu auf höchstem Niveau statt. Aber lesen Sie am besten selbst.

Liebe Kollegen,

Ich möchte meine Meinung über die diesjährige Euroflag kundtun, da ich persönlich das Gefühl habe, das war die unwichtigste Veranstaltung aller Zeiten bei denen ich im Rahmen europäischer Meisterschaften vor Ort war.

Freitag: Obwohl die Organisatoren wussten, dass wir erst spät Abend ankommen werden, gab es für das Team nichts zu essen. Wir hätten Pizzas beim Pizzadienst bestellen können, allerdings waren wir alleine im Hotel und voerst mal damit beschäftigt gemeinsam mit dem Portier alle Spieler einzuchecken und die Zimmer zuzuweisen. Da dauerte eine gute Stunde und um 00:30 war es dann doch etwas zu spät für eine Pizza, da wir am nächsten Morgen ja spielen mußten.

Samstag: Wir wurden um 09:00 zum Spielfeld gebracht – das erste Spiel sollte um 10:00 beginnen. Bis 10:30 sah man keine Schiedsrichter. Die Teams standen am Feld herum, oder lagen am Boden – Sitzgelegenheiten gab es nur sehr wenige. Mit einer Stunde Verspätung begann das Turnier. Es gab weder eine Eröffnungszeremonie, noch eine Vorstellung der Spieler. Keine Nationalhymnen, keine Sound Anlage, keinen Platzsprecher – einfach gar nichts, welches die Atmosphäre eines Turniers wiedergegeben hätte. Das war bei den letzten drei Turnieren bereits Standard.

Niemand wusste wo wir Wasser für die Teams besorgen können, nebenher suchten wir andauernd den Turnierorganisator. Später fanden wir heraus, daß er damit beschäftigt war das Mittagessen für die Teams zu kochen, etwas was nicht wirklich zur Beschreibung des Jobs Turnier Organisator passßt. Wir fanden es alle außerdem ziemlich unfair, daß es keine Halbfinalspiele bei der U15 gab. Das sollte obligatorisch sein bei solchen Events.

Zu Mittag bekamen wir dann ein Hot Dog, hineingepreßt in ein viel zu kleines Stück Weißbrot, dazu ein paar Pommes und ein kleines Getränk. Kaum die Mahlzeit welche Spieler brauchen die drei Spiele an einem Tag absolvieren müssen.

Am Ende des Tages wussten wir zwar die Resultate unserer Spiele, es gab aber weder ein Scoreboard, noch eine Stelle die uns darüber Auskunft hätte geben können wer unsere Gegner am morgigen Tag sind. Wir wurden dann wieder uns selbst überlassen, mußten uns ein Lokal suchen wo wir etwas zu Essen bekommen. Ich habe die Organisatoren vor einem Monat bereits gefragt was wir am Samstag Abend mit den Kindern und Jugendlichen machen können, wohin wir essen gehen können und ob es irgendein Programm gäbe und bekamen die Antwort, daß etwas organisiert wird.

"We are currently trying to get something arranged for the Saturday night also. We were hoping that there would be basketball or icehockey games on but the basketball season doesn’t start till end of September and the icehockey team are away on both the Saturday & Sunday nights! We will keep looking though and come up with something!"

Also musste ich von Österreich aus nichts organisieren, denn ich ging davon aus, dass es ein Abendprogramm geben wird – aber es passierte dann tatsächlich gar nichts, was, in einer großen Stadt wie Newcastle ziemlich unglaublich ist. So saßen wir im Hotel fest und aßen im etwas überteuerten Restaurant zu Abend.

Sonntag: An dem Tag wurden die Spiele in einem großen Stadion gespielt und in dem Umfeld wirkte es fast schon wie ein Turnier. Die Spiele begannen mit dem Semifinale der U13 und den Spielen um den siebenten und fünften Platz (wir erfuhren 30 Minuten vor dem Spiel wer unser Gegner ist!!). Danach begaben wir uns auf die Tribüne um zu warten was passiert, sahen uns das Ende des U13 Semifinales an. Dann begann eher überraschend das Spiel Deutschland gegen Holland – wohlgemerkt – das Finale des U15 Bewerbs. Es gab wieder keine Nationalhymnen, es wurde nichts angekündigt, das Finale wurde nicht als letztes Spiel gespielt, alle anderen Spieler konnten es sich nicht ansehen, denn als das Spiel gerade fünf Minuten lief wurden wir angehalten uns zu beeilen, denn wir sollten das Spiel um Platz drei außerhalb des Stadions spielen. Da stehst du nun in einer europäischen Meisterschaft und spielst um Platz drei und wirst aus dem Stadion geschmissen – auf ein versteckten Feld, ohne angemessener Feldmarkierung in den Endzonen (das U15 Match um Platz drei wurde auch dort gespielt). Als wir nach unserem Match zum Stadion zurückkamen waren alle anderen Spiele gespielt. Wir hatten nicht die Möglichkeit das Finale zu sehen und die Teams anzufeuern.

Die sogenannte Siegerehrung war ein peinliches Hetzen durch die Teams und wir wurden dauernd daran erinnert, dass Teams zum Flughafen müssten. Die Mannschaften auf den Plätzen vier bis acht wurden nicht einmal erwähnt – wieder standen keine Resultate zur Verfügung. Die Scheidrichter bekamen ein beschämendes T-Shirt eines einheimischen Footballvereins, es gab keine T-Shirts vom Event selbst.

Unser U13 Teams war das erste, welches Medaillen bekam. Eine weitere Enttäuschung, da auf diesen lediglich ein Footballspieler oben war und nichts darüber aussagte wo wir spielten, welchen Platz wir erreicht haben, welches Jahr wir haben – nichts. Die Trophäe für die ersten Plätze waren so winzig, daß man darüber lachen mußten. Es wurde danach kein MVP gewählt. Wir hatten die Hoffnung, daß einer unserer U13 Spieler mit 73 Punkten und einigen Interceptions MVP werden könnte – noch eine Enttäuschung.

Danach ließen wir das Mittagessen im Stadion aus, da es schlicht und ergreifend genau so schlecht wie am Tag zuvor war. Wir mussten dann lange auf die Busse warten, da andere Teams dringend zum Flughafen mußten, was natürlich zu verstehen ist, aber mehr als eine Stunde alleine vorm Stadion herumzustehen kam nicht in Frage, so nahmen wir uns Taxis und zahlten sie uns selbst. Wir organisierten dann noch einen Ausflug in eine Shopping Mall in Gateshead um den Kids am Ende noch ein wenig Spaß zu gönnen. Wir zahlten eine Menge Geld um dorthin zu gelangen, um wenigstens irgendwas zu erleben.

Noch immer warten wir auf das offizielle Endergebnis des Turniers. Es gibt keine Ankündigung im Internet, keine Resultate – nichts.

Ich weiß nicht ob ich bei der Aufzählung meiner Beschwerden etwas vergessen habe, sollte es noch welche geben, hoffe ich die anderen Coaches werden diese anführen.

Mit freundlichen Grüßen

Jürgen Gatterbauer
Team Manager Austria

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