Ein Low Scoring Game, welches trotz weniger Punkte nichts an Attraktivität vermissen ließ. Am Ende musste es einen Sieger geben und der heißt bekanntlich in letzter Zeit stets Bernhard Kamber.
Die Knights wollten die Revanche für die Heimniederlage und waren bereits auf einem guten Weg dahin. Viel besser eingestellt als noch vor drei Wochen, gingen die Ritter zwei Mal in Führung und waren über das gesamte Match ein ebenbürtiger Gegner für die Gastgeber, die jedoch das bessere Ende für sich hatten. Glück kann man eben auch erzwingen, nur mit Gewalt geht ab einem gewissen Moment nichts mehr. Der aus Kärnten zugereiste Spielmacher der Gladiators hat es wieder getan und allen gezeigt was er von Entwicklungshilfe hält. Nämlich sehr viel. War es gegen die Vikings II noch die Kärnten Connection alleine die den Erstligisten überraschte, sah man mit RB Martin Bauer einen Burgenländer als Matchwinner im ersten Ligaspiel gegen die Knights. In Rudersdorf war es nun Rene Muhr der aus seinem eigenen Schatten hervortrat. Headcoach Bill Moore kann gar nicht genug davon bekommen und hätte noch gerne mehr solche Muhrs in seinen Reihen entdeckt. Zum Match der Woche.

Die Defense Abteilungen beider Mannschaften dominierten von Beginn bis zum Ende das Rückspiel der beiden Titelfavoriten. Die Knights hatten aus ihrer Heimniederlage gegen die Glads die richtigen Lehren gezogen und sich sowohl auf das kraftvolle Laufspiel von Martin Bauer und auch auf das Passspiel von QB Bernhard Kamber gut eingestellt. Am Ende war es dann knapp, aber doch nicht gut genug. Auch die Verteidigung der Gladiators war bis auf einen Touchdown stets Herr der Lage und schlussendlich, neben zwei offensiven Geniestreichen, die Siegbringende Unit am Feld.

Vom Ankick weg lief in der Offense wenig bis nichts zusammen. Hüben wie drüben endeten alle Bemühungen bei einem Punt. Der erste Offensiv Drive der Knights brachte ihnen 20 Yards ein. Minus wohlgemerkt, jener der Gladiators war nicht viel berühmter, immerhin hielt man sich nach drei Versuchen noch rund um die LOS auf. Knights QB Roger Schleglmilch erzielte das erste First Down der Partie mit einem Pass durch die Mitte auf Philipp Köck. Ein zweiter Pass vom Junior Schleglmilch auf Junior Köck für gute 60 Yards brachte die Knights urplötzlich an die Gladiators 5. Stefan Eyo rushte zum 0:6 (PAT no good) Nach dem PAT gab es einen heftigen Wortwechsel zwischen Referee Michael Ulnicy und Gladiators Receiver Manuel Houtz. Generell gingen in der ersten Halbzeit, unter der prallen Sonne des Burgenlands, einige Emotionen hoch. RB Martin Bauer lief zu einem First Down, der 25-jährige Burgenländer war ansonsten bei der Knights Defense gut aufgehoben. Auch das Passspiel der Glads wollte nicht so recht klappen, wurde von der Knights Secondary fast gänzlich lahm gelegt. Ein Fumble von Martin Bauer konnte von Wladislaw Lewin recovert werden. Der Linebacker ist nach seiner Verletzung, die er im Vorbereitungsmatch erlitten hat, wieder fit und Fixstarter in der Defense. Zwei Sacks in Folge an QB Roger Schleglmilch und wieder standen die Knights nach drei Versuchen 20 Yards hinter der Linie von der sie ihren Drive begonnen haben. Das Spiel, trotz oder gerade wegen der starken Defense Leistungen, an Attraktivität für dein Division II Match kaum zu überbieten. Was die Offensive beider Teams auch versuchte – Reverse, Half Back Passes, Läufe über außen, ab durch die Mitte – die Defense wusste immer Bescheid und hatte eine bessere Antwort parat. Eine Interception durch Manuel Houtz zum Viertelwechsel zeigte auch Roger Schleglmilch dass sein Playbook vom Gegner bereits ausgelesen wurde.

Das zweite Viertel begann mit einer Serie von Fouls seitens der Gladiators, einer Serie von inkompletten Pässen durch Bernhard Kamber & Läufe für Minusyards von Martin Bauer. Kein Problem insofern, als auch die Gladiators Defense die Knights Offense weiterhin hinten halten konnte. Gladiators WR Rene Muhr sagte dazu, dass das Match Wahnsinn sei, es ginge ja gar nichts bei ihnen. Der Vorgänger von Kamber als QB der Gladiators sollte sich täuschen, denn wieder fiel ein Pass des Knights Spielmachers einem Spieler der Burgenländer in die Hände. Die zweite Interception läutet den ersten wirklich effektiven Spielzug der Gastgeber ein. Es sollte Muhr sein (20 Yard Pass Kamber) und es sollte more kommen. Doch bevor es so weit war ließ Kamber den Ball fallen, damit ihn Ritter Karl Eggl aufnehmen konnte. Kamber ohne Kontrolle, es schien nicht der Tag der Spielmacher zu sein. Kurz vor Halbzeit scheiterten die Knights mit einem Fieldgoalversuch (wide right) und als man sich schon in den Kabinen wähnte ging alles blitzschnell. Unter dem tosenden Jubel der rund 400 Fans bediente Bernhard Kamber Manuel Houtz mit einem Pass für 45 Yards in die Knights Red Zone. Rene Muhr bekam einen Monsterhit von Wladislaw Lewin verpasst, blieb kurz benommen liegen, wackelte aber dann doch ohne Hilfe in die Team Area. Nur noch wenige Sekunden auf der Spieluhr, die Glads 4 & 10, wollten den Spielzug natürlich ausspielen. Empty Backfield, alles wartete auf den langen Pass, der kam auch und Bernd Jungwirth konnte es nicht fassen, dass er eine Pass Interference verursacht haben soll. Eine Sekunde noch auf der Spieluhr, Rene Muhr war wieder zurück am Feld, wieder ist das Backfield leer, 4 Receiver Downfield, die letzte Chance für die Gladiators noch zu scoren – der Pass musste sitzen. War es Kambers Klasse, Muhrs Fangkünste, die Nervosität der Knights oder eine Mischung aus all dem, es passierte jedenfalls. In der letzten Sekunde der ersten Halbzeit fing Rene Muhr den Pass von Bernhard Kamber zum 6:6, der PAT war gut, die Glads gingen mit einer 7:6 Führung in die Kabine. Ungläubig dreinblickende Gesichter bei den Wienern, verschmilzt und keck der Blick Kambers beim Abgang, ein Danke von Muhr an seinen Spielmacher, ein Danke von Moore an seine verlängerte Hand, ein Platzsprecher der ausflippte, eine Kantine an der sich eine lange Schlange bildete, eine Sonne die langsam hinter drohend blauen Gewitterwolken verschwand. Das Publikum mehr als zufrieden mit zwei Vierteln elektrisierender Hochspannung. Rudersorf bebte, der Himmel knurrte.

Das Donnerwetter kündigte sich zwar an, doch auch die zweite Halbzeit blieb vom Regen verschont. Wieder spielten die Junioren Schleglmilch & Köck zusammen, ein Pass zum First Down, ein weiteres von Stefan Eyo. Ein vierter Versuch wurde von den Knights ausgespielt, mit Erfolg. Sie klopften im dritten Viertel wieder an die Endzone der Burgenländer an. Der nächste vierte Versuch und die Wiener versuchten wieder ein Fieldgoal. Diesmal klappte es, zwar denkbar knapp aber doch war der Ball noch zwischen den Stangen, die Knights gingen mit 7:9 erneut in Führung. Ein mächtiger Return von Manuel Houtz für 40 Yards, die Gladiators wollten die Entscheidung her bei führen. Die Knights konnten sich wieder nur mit einer Pass Interference vor den langen Pässen Kambers retten, 15 Yards ging es für die Gastgeber dadurch vorwärts. Philipp Graf brachte den Spielmacher der Glads dann zwar zu Boden, aber wieder gelang dem gebürtigen Kärntner ein Big Play im dritten Versuch auf Houtz. First Down. Versuche Martin Bauer jetzt vielleicht ins Spiel zu bringen scheiterten kläglich. Es ging nur mehr durch die Luft etwas weiter. Die Gladiators nahmen Risiko, spielten einen vierten Versuch aus, scheiterten nicht nur damit (Screenpass auf Muhr zu kurz), sondern kassierten zudem ein 15 Yards Strafe. Doch die Gladiators Defense hielt was sie ihrer Offense versprach – kein Touchdown mehr in Hälfte zwei! Die Knights mit 3 & out, ein Punt von Bernd Jungwirth in höchster Not nach einem zu hohen Snap und Manuel Houtz retournierte das Ei bis an die Mittellinie. Man wollte auf Seiten der Burgenländer Bauer unbedingt ins Spiel bringen, zudem ging es nicht an, dass jeder Spielzug ein Pass wird, doch so toll Bauer im ersten Match im Prater agierte, so abgemeldet war er dieses Mal. Keinen Yard für den tapferen Burschen gaben die nicht weniger tapferen Knights Linebacker für ihn her. Ende des dritten Viertels.

Manuel Houtz begann zu laufen, fumbled den Ball, konnte ihn selbst recovern und fast noch ein First Down erzielen. Auf Houtz als Ballträger waren die Knights dann plötzlich nicht mehr eingestellt. Houtz allerdings auch nicht darauf Runningback zu sein, daher beließ man bei ein, zwei Versuchen. Effektiv der erste wirkliche Rush von Bernhard Kamber. Er ließ zwei Tackler aussteigen, erzielte ein First Down & viel mehr, ging am Ende Zeit schonend ins Out. Ein Wort: Erfahrung. Wie viel Wert diese hat, sollte bereits der nächste Spielzug zeigen. Nachdem der ehemalige Nationalteam QB selbst für eine gute Ausgangslage gesorgt hat, ließ er die nächste Rakete steigen. Ein weiter Pass, wieder direkt in die Hände von Rene Muhr, wieder stand der 29-jährige mit dem Ball in der Hand in der Endzone und konnte es nicht fassen. Kamber zwinkerte Muhr zu und stolzierte in die Team Area. Job Done. Das Publikum war aus dem Häuschen, konnte die Coolness des Zugereisten nicht fassen. Die Knights versuchten noch alles das Spiel zu ihren Gunsten zu wenden, doch die Defense der Glads ließ sich nicht überlisten. Im Gegenteil, zwei Interceptions folgten noch & Martin Bauer konnte am Ende gar noch wirkliche Yards rushen, aber Scores gab es für niemanden mehr.

Fazit
Ein hochklassiges & rassiges Division II Spiel, wahrscheinlich eines der besten die diese Liga je sah, voller Emotionen, großer Momente und mit zwei Teams, die sich an dem Tag beide den Sieg verdient hätten. Eine knappe Kiste, mit dem besseren Ende für das Team mit dem Mann der Stunde im Huddle. Bernhard Kamber spielte schlecht, bisweilen sogar furchtbar schlecht, konnte die Partie trotzdem mit zwei genialen Pässen entscheiden. Dafür ist er bekannt, dafür wird er geliebt, oder auch gehasst. Je nachdem wo man steht. Kongenial in diesem Spiel sein Partner mit der kalten Schnauze Rene Muhr, der sich vom Ersatz QB zu einem Top Receiver der Burgenländer mauserte. Unberechenbar ist deren Offense. Bei drei Spielen gegen Wiener Vereine scorten Bernhard Kamber, Manuel Houtz, Bernd Oswald, Hannes Kamber, Martin Bauer & jetzt auch Rene Muhr. Wer wird der nächste sein? Die Wiener verließen Rudersdorf mit leicht hängenden Köpfen, haben es jetzt aber in der Hand. Ihre Leistung war ebenbürtig, sie sollten die restlichen Spiele gewinnen können, damit das vorweggenommene Finale noch einmal steigen kann. Die Burgenländer wollen die Challenge Bowl unbedingt in Rudersdorf spielen und bis dorthin eine perfect season aufs Parkett legen.

Vom Aufstieg in die Division I wird allerdings noch nicht laut gesprochen. Bill Moore dazu: ‚Das wird schwierig für uns, da unter Umständen das Nachwuchsprogramm bis dorthin nicht gut genug sein wird. Ich tippe eher auf 2008 als auf 2007. Schade, denn ich glaube heuer hätten wir auch gegen jedes Division I Team gute Chancen.‘

Moore sorgte auch für die ‚verrückteste‘ Aktion des Spiels. Zwei Flags, eines gegen die Glads (Holding) und ein zweites gegen die Knights (Unecessary Roughness) in einem Spielzug brachten den Amerikaner außer Rand und Band. Er nahm ein Timeout, stürmte zu den Refs und beschwerte sich über das Flag wegen übertriebener Härte. Sir, das ist aber ein Foul gegen den Gegner!? Das weiß ich, brüllte Moore, es ist aber nicht in Ordnung, denn das war nicht unnötige Härte, sondern Football! Spielstand 7:9 für die Gäste. Bislang noch selten (nie?) auf einem heimischen Footballplatz beobachtet, dass ein Coach für den Gegner interveniert hätte.

Division 2
ASVÖ Gladiators vs Vienna Knights 14:09
(0:6/7:0/0:3/7:0)
23. April 06, Kickoff 15:00
Rudersdorf, Sportplatz, Zuschauer: 400
Referees: Koller E. / Ulicny / Riegler / Hölbling / Bauer

Football-Austria.com Spielbewertung
Spielniveau:
Ambiente:
Unterhaltungswert:
Bratwurst Test:
Käsekrainer Test:

MVP:
Rene Muhr
(ASVÖ Gladiators)

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