FA: Wie stehen die Invaders zur neuen Division I?

Günter Zanker: Es war eine von mehreren Möglichkeiten einer Lösung. Wir sind damit eigentlich halbwegs zufrieden. Vor allem, dass wir dadurch ein Heimmatch im Grunddurchgang im Vergleich zum Vorjahr mehr haben ist eine gute Sache für uns. Je mehr Gamedays wir aufziehen können, desto attraktiver werden wir für unsere Zuschauer und die Sponsoren. Im kommenden Jahr wollen wir den Gameday, also Football als Familien-Event, noch klarer herausarbeiten und bewerben. Wir haben im letzten Jahr schon einiges dafür getan – 2007 werden wir hier sehr gut aufgestellt sein. Wir haben jetzt eine Tribüne statt der AFL (lacht) und das macht mich sehr froh. Am Anheuser-Busch Field haben wir quasi Narrenfreiheit und die werden wir im kommenden Jahr ausnutzen. Wir wollen hier mehrere Gruppen ansprechen, die erste Zielgruppe sind aber Kinder, Jugendliche und die Damen. Finden diese die Veranstaltung gut und will wieder kommen, folgt ihnen der Rest von selbst. Für mich ist American Football ein Sport der untrennbar mit einem Fest verbunden ist. Andere sehen das nicht so – wir halten aber an diesem Konzept fest und der Erfolg wird uns Recht geben.

Wie sieht es sportlich aus?

Über die neue Legionärsregelung in der Division I freuen uns wir weniger. Wir haben auch dagegen gestimmt, blieben aber in der Minderheit. Das muss man akzeptieren. Ich sehe natürlich auch die Vorteile wenn man Amerikaner im Team hat, auch als Vorbereitung für die AFL macht es vielleicht Sinn, nur, als jemand der schon Legionäre im Verein hatte, sehe ich auch die Nachteile. Wer kann es sich leisten und wer nicht? Hier werden wir vielleicht dann zwei Gruppen von Teams haben. Die, welche mit Legionären spielen und die, welche ohne Legionäre spielen. Ich hoffe, dass die Meisterschaft nicht alleine dadurch entschieden wird. Das wäre dann schade. Was mich fasziniert ist, dass es dafür eine Mehrheit gab, aber jetzt alle sagen sie spielen ohne Amerikaner. Warum fehlt mir da der Glaube?

Und die Invaders?

Spielen selbstverständlich wie alle anderen auch ohne Legionäre (lacht). Im Ernst: Es gibt für 2007 den ‚Budgetpunkt US-Spieler‘ bei uns nicht und ich werde ihn nicht einführen. Wir wollten und wollen noch immer mit Hugh B. Mendez den Coaching-Staff ausbauen. Mal schauen ob da auch jemand dabei ist der spielen kann. Einen bezahlten Spieler der nur spielt und sich ansonsten St. Pölten bei Nacht anschaut wird es unter meiner Führung in der Division I nicht geben. Der muss schon mehr können. Ich bin da ein gebranntes Kind.

Wer wird 2007 mit Legionären spielen?

Ich weiss es nicht. Ich habe aber ein paar Teams in Verdacht, dass sie jetzt sagen "Nein, machen wir ja eh nicht" und im Frühjahr dann mit einem Ami Quarterback und Runningback vor der Tür stehen. Ich will keine Namen nennen, aber bei einigen ist es ja offensichtlich, dass Spieler an wichtigen Positionen fehlen. Vielleicht ist es auch so, dass alle acht am Ende zwei US-Spieler haben und sich vorher gegenseitig versichert haben keine zu holen. Das fände ich zumindest amüsant. Was mich weniger amüsiert ist, dass so die Gefahr besteht, dass sich das ein oder andere Team finanziell übernimmt. Und hier weiss ich aus eigener Erfahrung ganz genau wovon ich spreche. Passt bitte eure Finanzen auf! Mein Tipp an alle Teams der Liga.

Noch mal zum Sportlichen zurück – Ziele 2007?

Wie jedes Jahr wollen wir die Meisterschaft gewinnen. Das wird jetzt noch schwieriger, aber es macht auch mehr Spass. Als Sekundärziel peilen wir an unser Vikings-Syndrom abzulegen. Das ist ja nimmer lustig Jahr für Jahr mit einem Score Unterschied zu verlieren. Wir wollen dieses Team auch mal schlagen. Also Ziele haben wir genug.

AFL 2008?

Ja, wenn wir die Vikings II schlagen und wenn wir Meister werden, dann kann man mit uns darüber reden. Sollten wir aber weiterhin von den Vikings II eine auf die Rübe bekommen und knapp, aber dann doch nicht in der Silverbowl stehen und diese dann auch gewinnen, dann bleiben wir dort wo wir sind. Als Dritter aufzusteigen überlassen wir lieber anderen. Wir sehen das so. So lange wir diese Hürde nicht nehmen können, so lange werden wir in der Division I bleiben. Ein Hochspringer geht ja auch nicht her und sagt: Okay, 1,90 Meter hab ich nicht geschafft, probier ich jetzt halt mal 2 Meter 10. Diese Bestätigung ist für uns als Team wichtig. Um es auf einen einfachen Nenner zu bringen: Wenn wir nicht in der Lage sind das zweite Team der Vikings zu schlagen, dann legen wir uns auch nicht mit ihrem ersten an. Ein Erfahrungswert sozusagen.

Thema Nachwuchs – die Meisterschaft ist ja nicht gerade nach Wunsch verlaufen…

Das ist richtig, aber man muss dabei sehen, dass wir in einem Umbruchjahr waren bzw. sind. Viele Spieler sind jetzt in die Kampfmannschaft aufgerückt und 19 plus, die Jugendmannschaft vom Vorjahr war heuer noch nicht stark genug um erneut bei den Junioren eine Rolle wie 2005 zu spielen, wo wir ja den Cup gewonnen haben. So ist das einfach beim Nachwuchs. Ich mache mir da keine Sorgen. Unsere Leute arbeiten hier sehr gut und es wird auch wieder Erfolge für die Invaders zu feiern geben. Es stehen aber beim Nachwuchs nicht die Titel im Vordergrund, sondern dass gut gearbeitet wird. Und das tun wir, auch wenn wir heuer mal "verprügelt" wurden. Das ist schon ganz anderen passiert. Für die kleineren Vereine ist das ja gar keine einfache Übung Nachwuchs zu rekrutieren und wir bemühen uns hier sehr im eigenen Interesse den Anschluss zu halten. Ich bin aber trotzdem froh, dass unsere Nachwuchsbeauftragte mit ihren Vorschlägen bei der Ligasitzung abgeblitzt ist.

Was ist damit konkret gemeint?

Die verpflichtenden Vorbereitungsspiele im Frühjahr. Unsere Junioren sind in der Kampfmannschaft zum Teil bereits integriert. Wir spielen mit ihnen die Division I Saison und danach die Nachwuchssaison. Wir brauchen keine zusätzlichen Pflichtspiele im Frühjahr nur weil jemanden in Klosterneuburg zu der Zeit grad ein wenig fad wäre. Hier schliesst jemand, der in Wien zu Hause ist, von sich auf andere. Sie hat angekündigt darüber auch im nächsten Jahr wieder abstimmen zu lassen. Hier wird Sie noch lange Jahre Anträge einbringen können ohne dafür eine Merheit zu finden. Die Realität in Österreich schaut nämlich ganz anders aus. Nicht nur bei uns. Schauen Sie nach Hohenems, nach Klagenfurt, nach Salzburg, nach Graz. Dort operiert man bereits am Limit was den Nachwuchs angeht.

Es ist doch jeder Verein bemüht, außer er ist völlig dumm, Nachwuchsarbeit nach bestem Wissen und Gewissen und mit aller Kraft und Anstrengung zu betreiben. Wer sind denn heute unsere Spieler in der Kampfmannschaft? Ehemalige Nachwuchsspieler. Man muss uns darüber nicht aufklären – wir wissen es! Daher bin ich froh, dass das nicht kommt. In Wien, Klosterneuburg und Innsbruck sind die Spitzenteams zu Hause was den Nachwuchs angeht. Dafür bewundern wir sie nicht nur, sondern wir eifern ihnen auch nach. Jedoch allen zu sagen, die noch nicht auf dem Level sind, dass sie jetzt auch weit springen müssen wie sie selbst, hat schon etwas Selbstgefälliges und Irreales an sich.

Im Übrigen mutet es sonderbar an, dass man sich gerade die Nachwuchsarbeit als Kernthema herausgepickt hat um es allen anderen um die Ohren zu hauen. Wer keine Nachwuchsarbeit betreibt ist ja schon sein eigener Feind – wem ich das noch erklären muss, dem kann man so oder so nicht mehr helfen. Es gibt aber auch andere Dinge, die für den Football gleich wichtig oder noch wichtiger sind als das Thema. Darüber will man aber bei solchen Gelegenheiten dann doch lieber nicht so gerne reden.

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