Kein anderes Team außerhalb der AFL wird auch nur ein ähnliches Programm zu absolvieren haben. Wie man Angst vor dem Gewinnen haben und dabei trotzdem glücklich sein kann verrät Gladiators Manager Andreas Mayer im Gespräch mit Walter H. Reiterer.
FA: Der Aufstieg war die Überraschung der Ligasitzung – schon erholt?

Andreas Mayer: Das war in der Tat etwas überraschend. Wir hatten den Antrag nicht gestellt und als man uns oben wollte, dann sind bei uns mal die Telefone heiss gelaufen. Wir mussten mal die Spieler fragen was sie davon halten, denn wir haben damit vorher überhaupt nicht gerechnet und es daher auch nicht besprochen. Wir sahen uns in der Zwischenliga oder in der Division II. Es standen aber alle dem Aufstieg positiv gegenüber und jetzt, wo wir es getan haben, sind wir happy. Der Verein weiss genau was ihm bevorsteht, trotzdem lässt sich die Begeisterung die derzeit im Team herrscht mit Worten gar nicht beschreiben.

Gefährliche Euphorie?

Dahinter verbirgt sich auch eine Gefahr – natürlich. Durch die lange Saison steigt die Verletzungsgefahr, auch sind die Erwartung bei vielen Spielern sind nach der letzten Saison sehr hoch Nur wir wissen schon auch, dass die Kirschen in der kommenden Saison sehr hoch hängen. Siehe Wolves Match. Daher werde ich niemanden in seinem Engagement jetzt bremsen, sondern unterstützen. Bei uns wird derzeit an alle Ecken und Ende gearbeitet, wir müssen jetzt das Fundament für unser 2007er Haus errichten. Es wäre kontraproduktiv, wenn jetzt einer dastehen würde der die Geschwindigkeit rausnimmt. Wir nehmen auf der Treppe nach oben derzeit drei Stufen mit einem Schritt. Ich sehe es nicht nur bei mir, sondern bei allen meinen Kollegen, ganz speziell beim Bernie Kamber, dass jetzt alle Vollgas geben.

Der Golfschüler Kamber – was macht der?

Seit der Ligasitzung rennt er auf vollen Touren. Er engagiert sich in allen Bereichen des Vereins. Sei es im Recruiting, in der Organisation oder bei der Sponsorensuche und ich muss ehrlich sagen, dass er wirklich ein Geschenk für diesen Verein ist. Bernie ist ein Arbeitstier und Zugpferd und das motiviert andere wiederum sich auch einzubringen. Ich bin jedenfalls mehr als nur froh, dass es ihn bei uns gibt. Ich hab manchmal das Gefühl als ob wir uns gesucht und gefunden hätten. Er brachte den Football erst richtig zu uns, dafür bilde ich ihm zum Golfer aus (lacht). Kurzum: Bernhard Kamber hat für die Gladiators sehr viel getan, viel mehr als das er als Spieler kam, seinen Bruder Hannes und den Manny mitbrachte – er ist auch ein ganz wichtiger Faktor in nicht sportlichen Bereichen. Nicht zuletzt hat er auch gute Kontakte zu Spielern auf der ganzen Welt.

Zwei Spieler aus der ganzen Welt, also Klasse-A Spieler, wären im kommenden Jahr in der Division I erlaubt. Wie stehen die Gladiators dazu?

Wir waren dafür, wissen aber jetzt noch nicht ob wir davon Gebrauch machen können. Das hängt davon ab ob wir einen Hauptsponsor für uns gewinnen können. Gibt es diesen, dann wird es auch Legionäre bei uns geben. Gibt es ihn nicht, dann nicht.

US-Spieler?

Es gibt auch gute Europäer. Es müssen nicht zwingend Amerikaner sein. Wir haben auch – eben über Bernie – gute Kontakte zu ehemaligen AFL Spielern die aus allerlei Ländern kommen. Es ist aber alles eine Frage des Geldes. Ist das Budget dafür da, passiert es. Jedenfalls stimmen wir ja nicht für so eine Regelung und sagen dann wir machen es unter keinen Umständen. Es ist aber möglich, dass es sich bei uns rein finanziell nicht ausgeht, trotzdem halten wir die Möglichkeit, dass theoretisch tun zu dürfen, für etwas sehr Positives.

Sportliche Ziele für 2007?

Wir wollen in der Division I und in der SELAF in die Playoffs. Minimalziel in der Division I ist der fünfte Platz. Es kann ja sein, dass man am Ende der Saison 2007 diese Zwischenliga, die für heuer schon geplant war, dann einführt. Da wollen wir dann schon zu den Teams gehören die oben bleiben dürfen. Also den Klassenerhalt zu schaffen. Wir wollen uns auch in der Division I als ernstzunehmender Gegner präsentieren. Ich gehe heute davon aus, dass wir das auch schaffen. Gegen die Wolves und Vikings II wird es schwierig. Die Ungarn haben uns unsere Schwächen letzthin ja deutlich aufgezeigt. Der Sieg über die Vikings in der Vorsaison war zwar gut für das Selbstvertrauen, aber das müssen wir in einer Meisterschaft erst mal nachmachen. Die Titans sind dann aber doch in unserer Reichweite, wie ich auch glaube, dass wir eines unserer Interconference Spiele gewinnen können. Wir wissen heute noch nicht wer aus dem Quartett Invaders, Steelsharks, Bulls und Knights sein wird, aber rechnen uns hier keine allzu schlechten Chancen aus. Um ins Horn der anderen zu stoßen: Das wird aller Wahrscheinlichkeit nach eine sehr spannende Meisterschaft und das ist ja auch das gute an der Ligaaufteilung. Womöglich spielen hier viele Teams auf einem Niveau. Das wäre wünschenswert, weil auch für Zuschauer attraktiv.

Nach der Ligasitzung rief uns Manfred Mocher an und sagte im Scherz, dass die Black Lions im kommenden Jahr Relegation gegen die Gladiators spielen werden. Mocher und Kamber kennen sich ja gut – ist das ein mögliches Szenario?

Um Himmels Willen – hoffentlich gewinnen wir die Liga nicht! Das wäre ehrlich nicht gut für uns, denn wir hätten dann zwar die Möglichkeit Relegation spielen zu dürfen, würden das aber, Stand heute, nicht wahrnehmen. Ich sagte drei Stufen mit einem Schritt und nicht zehn. 2008 sehe ich die Gladiators bitte nicht in der AFL! Das wäre dann doch ein wenig zu vermessen. Außerdem: wer sagt, dass die Black Lions letzter der AFL werden?

Ihr Präsident sagte es

Der will wohl nur gegen den Bernie antreten (lach). Das war ein Scherz von ihm, oder? Sollten wir die Division I gewinnen, dann weiss ich nicht was ich dann tun würde, aber mir fällt dann schon was ein. Ich glaube es aber nicht und wir bereiten uns 2007 auf einige Meisterschaften, aber auf keine Meisterschaftsfeier vor.

Was tut sich bei der SELAF?

Am 2. Dezember sind wir bei der Ligasitzung in Zagreb dabei. Wir werden 2007 fix in der SELAF spielen. Wir bleiben auch jetzt dabei, obwohl wir mit der Division I noch eine unerwartete Aufgabe gezogen haben. Die Welt gehört den Mutigen. Unser Kontakt zur SELAF ist ausgezeichnet und wir kommunizieren bereits mit den Teams seit einiger Zeit, die uns sehr willkommen geheißen haben. Man redet dort sehr viel miteinander, das ist eine sehr verbundene Gemeinschaft. Die Mannschaften freuen sich, dass wir mitmachen und das wird gesamt eine ganz tolle Geschichte werden. Wir rechnen auch damit, dass Spiele von uns im TV übertragen werden.

Letzte Thema Nachwuchs.
Es gab drei Anträge bei der Ligasitzung, nur einer wurde angenommen. Die Gladiators bekamen Aufschub – müssen 2007 mit Junioren antreten. Wann wird es dieses Team geben?

Das gibt es schon. Nicht alle haben schon eine Ausrüstung, aber das Junioren Team wäre heute bereits spielfähig. Nachwuchsarbeit spielt bei uns vor allem seit dem Titelgewinn eine wichtige Rolle. Vorher war ja nicht klar, ob wir nur eine Gruppe von Gleichgesinnten sind die ein wenig Football in der untersten Klasse spielen wollen, oder ob da noch mehr ist? Die Frage hat sich jetzt von selbst beantwortet. Die Gladiators wollen ein vollwertiges Mitglied der Division I werden – so das mittelfristige Ziel. Dazu gehört, dass wir Nachwuchsteams stellen. Von den drei Anträgen haben wir zweien zugestimmt. Will man Division I spielen, dann muss man auch bei den Junioren antreten – das macht Sinn. Nennschluss ist ja erst im März. Wir werden bei den Junioren nennen, das müssen wir, aber überlegen uns bis dahin ob wir nicht auch in einer zweiten Klasse antreten werden. Momentan sieht es bei uns so aus, dass wir Jugend und Junioren spielen werden.

Den zweiten Antrag dem wir zugestimmt haben waren die verpflichtenden Vorbereitungsspiele im Frühjahr. Der wurde ja mehrheitlich abgelehnt. Leider für uns, weil unser Nachwuchs braucht die Spiele bevor wir sie Meisterschaft spielen lassen. Daher werden wir auf freiwilliger Basis Vorbereitungsspiele absolvieren. Hier steht bei uns die Idee im Raum, diese, ähnlich anderer Sportarten, als Vorpartien zu den Matches der Kampfmannschaft zu machen. Unser Nachwuchs muss jetzt rasch lernen wie das bei einem Match ist. Die Hektik, der Wechsel von Offense zu Defense zu Special Teams. Das kann man natürlich alles trainieren, aber der Ernstfall ist dann immer noch die beste Vorbereitung.

Der letzte Punkt war die Anhebung der Mindestspielanzahl bei den Junioren von 16 auf 18 Spieler. Da waren wir dagegen. Wir werden voraussichtlich mit 20 bis 25 Junioren antreten können. Das ist also eine Gratwanderung. Sind es nur 20 und verletzen sich mehr als zwei Spieler, stehen wir mit einer Strafverifizierung und nicht erbrachter Nachwuchsarbeit da. Die Gefahr ist nicht groß, aber gegeben, daher haben wir uns heuer dafür entschieden dem nicht zuzustimmen. Es kann aber sein, dass sich das 2007 ändert. Allerdings sollte man dann nicht nur an sich denken, sondern auch schauen wie die anderen dastehen. Es würde ja wenig Sinn machen Regeln einzuführen die nur ein paar Teams auch einhalten können. Hier ist Weitblick gefragt. Ich glaube übrigens, dass die meisten Teams von sich aus bemüht sind gute Nachwuchsarbeit zu leisten, manche nur bessere und andere schlechtere Vorraussetzungen dafür haben. Auch geographische. Dass uns momentan Nachwuchsspieler zulaufen hat mehrere Gründe, aber nicht weil Rudersdorf eine Weltstadt ist. Wir machen Werbung mit Plakaten, in Zeitungen, mit Flyern, gehen in die Schulen rein und wir haben den Vorteil Champion geworden zu sein. Das macht uns zusätzlich attraktiv. Hätte uns vor einem Jahr jemand gesagt, dass wir im Herbst 2006 zwei Nachwuchsteams haben werden, hätte ich ihn ausgelacht. Es ist ansonsten sehr schwer Nachwuchs zu rekrutieren, vor allem wenn man nicht in einem Ballungsgebiet daheim ist und/oder etwas darstellt in seinem Umfeld.

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