Dragons vs. Raiders: Spielbericht in Echtzeit von Marko Markovic.

PRE GAME:
»Make or Break« ist für die Danube Dragons die Devise in der Schlussphase der AFL 2012. Eine verletzungsgeplagte und durchwachsene Saison kulminiert in Duellen gegen die Raiders und die Giants, wobei ein Sieg gegen einen der beiden vermutlich her muss, um sich als Viertplatzierte des Grunddurchgangs für die Playoffs zu qualifizieren. Das letzte Mal, dass die Dragons ein Team der ehemals Big Four geschlagen haben, war ihr Meistertitel gegen die heute gastierenden Raiders (Austrian Bowl XVI 2010), und in Graz, wo das letzte Grunddurchgangsspiel gegen die Giants und somit ihre – je nach Ausgang des heutige Showdowns – vielleicht wirklich letzte Chance zu finden sein wird, haben sie das letzte Mal 2009 gewonnen. HC Ivan Zivko braucht einen Statementsieg gegen einen guten Gegner, um zu beweisen, dass die Dragons noch immer nicht aus den Big Four zu streichen sind. Davon weit entfernt sind die Raiders, die abgesehen von einer traditionellen Niederlage auf der Hohen Warte, bisher alle Spiele gewinnen konnten und in den meisten Statistiken ein Top 3 Team sind. QB Kyle Callahan ist hierbei sowohl für die Pässe verantwortlich, als auch als leading rusher des Teams daran beteiligt, dass die 26 Lauf-TDs in 8 Spielen absoluter AFL-Spitzenwert sind. Die Defense hingegen lässt durchschnittlich einen TD pro Spiel zu und gibt somit den Gegner bisher wenig Chance, im Spiel zu bleiben.
Schlüssel zum Spiel werden bestimmt 3rd Downs sein, hier trifft die beste 3rd Down Offense der Liga (Dragons) auf die beste 3rd Down Defense (Raiders). Ein geduldiges Spiel ist hier gefragt, da die Dragons die Liga in Interceptions anführen und bisher hin und wieder unkonzentriert spielten. Die Raiders sind auf dem Papier ganz klar zu favorisieren, und müssen sich aber trotzdem um den starken Dragons-Passrush rund um LB Jakob Baran (6 Sacks bisher) kümmern, der Callahan versuchen wird das Leben schwer zu machen. Ein sehr lauflastiger Gameplan von HC Shaun Fatah zeichnet sich also ab. 

1. QUARTER:
Das Spiel fängt mit leichter Nervosität seitens der Dragons an: Ein muffed Kickoffreturn und improvisierte Scrambles von QB Jonathan Dally führen zu einem frühen three and out, aber auch die Raiders fangen dank einer Flag ihren Drive innerhalb der eigenen 10 an und wirken anfangs auch unrund: Callahan muss bei einem wüsten Scramble in der eigenen Endzone zu Boden gehen, und der Dragons Passrush führt somit zu den ersten Punkten in diesem Spiel: 2:0 für die Hausherren in Stadlau, und dank eines guten Safety Puntretruns von Tunde Ogun fangen die Dragons ihren nächsten Drive an der Mittellinie an. Mit nun deutlich besserem Selbstvertrauen marschieren die Dragons mit Läufen und Screens in die Redzone der Raiders. Bie 2nd and Goal ist es dann verdienterweise der Mann des Drives, Ogun, der den Ball über die Goalline drückt: 8:0 heißt der neue, überraschende aber verdiente Spielstand dank einer versäumten Two-Point-Conversion. Die Raiders antworten aber prompt mit einem Kickoffreturn TD durch Enrico Martini, der unberührt das gesamte Feld überquert. 8:7 ist der neue Spielstand, nachdem die Raiders zwar kurz mit den zwei Punkten spekulieren, sich aber dann doch spontan für den Kick umstellen. Ogun eröffnet den nächsten Drive sofort mit einem 27 Yard Lauf durch die Mitte, aber bei 3rd and 19 an der Mittellinie führt der Dally-Scramble nur zu 10 Yards Raumgewinn: Das erste Viertel endet mit einem Punt der Dragons, und sah ein spannendes und ausgeglichenes Spiel, dem nur eines fehlte: Die Raiders Offense spielte ganze drei Snaps. Man darf also gespannt sein, was Callahan und Co. noch zu dem Spielverlauf beizutragen haben.

2. QUARTER:
Die Raiders eröffnen das zweite Viertel nun etwas lauffreudiger und Florian Grein erarbeitet fleißig First Downs, bis ein schöner Screenpass von Callahan auf Andreas Hofbauer zum 51 Yard TD und ein schöner Option-Pitch auf Clemens Erlsbacher bei der Two Point Conversion zum 8:15 aus Sicht der Gastgeber führt. Das Spiel scheint langsam den erwarteten Verlauf anzunehmen, und der Screen zieht dem Dragons Passrush etwas die Zähne. Dally antwortet aber mit einem Big Play: Ein Tiefer Pass auf Manuel Dallinger führt die Dragons an die Raiders 10 Yard Linie, und Ogun erläuft im Spielzug darauf sofort das 15:15. Ein dramatischer Schlagabtausch zeichnet sich hier bereits im zweiten Viertel ab, und die Dragons spielen eindeutig auf Augenhöhe mit dem Titelverteidiger. Callahan arbeitet sich daraufhin mit schnellen Pässen in die Dragons Redzone vor, bevor er selbst mit einem QB Keeper den TD macht und auf 15:22 stellt. Die Dragons schneiden sich ein bisschen ins eigene Fleisch mit unnötigen Strafen before and after the whistle, und erlauben somit den Raiders immer wieder gute Feldpositionen. Dally versucht dem entgegenzuarbeiten indem er mit dem tiefen Pass die Raiders Defense offen hält und Platz für Oguns kräftige Läufe schafft: Ein erneuter Big Run bringt die Dragons in die Hälfte der Tiroler, dort werden sie aber an der 25 gestoppt. Die Dragons gehen bei 4th and 2 Risiko ein, und es ist ein kurzer Pass auf Pongratz, der das First Down in der Redzone bringt. Voller Selbstvertrauen wirft Dally daraufhin aber in double coverage hinein: Phillipp Margreiter fängt den Ball an der Goalline ab und Callahan findet daraufhin Erlsbacher up the seam zu einem Big Play gegen einen sehr tiefe Cover 3, der die Tiroler an die Dragons 30 bringt. 4 Sekunden vor der Halbzeit verschießt Christian Kellner aber das 49 Yard FG, und somit gehen die beiden Mannschaften verdient mit 15:22 in die Pause.

HALFTIME:
Der Spielstand beschreibt die erste Halbzeit hervorragend: Ein spannendes und abwechslungsreiches Spiel zweier Mannschaften, die bisher beide keine deutlichen Vorteile erarbeiten konnten. Die Raiders führen verdient, weil sie weniger Eigenfehler als die Dragons machen, die Dragons sind aber noch lange nicht weg vom Fenster, auch dank einer frechen und unbekümmerten Herangehensweise, die die Raiders, für die es ja um nichts geht, gefühlt etwas am falschen Fuß erwischt. Bei beiden Mannschaften sind Konzentrationsmängel festzustellen, und wer selbige in der zweiten Halbzeit besser in den Griff bekommt, dürfte alle Trümpfe in der Hand haben, um hier als Sieger vom Feld gehen zu können.

3. QUARTER:
Die Raiders eröffnen die zweite Halbzeit dank eines kurzen Kicks und eines guten Returns an der gegnerischen 42, die Dragons schenken ihnen eine 3rd Down Conversion mittels Penalty. Insofern bleibt das Bild aus der ersten Halbzeit erhalten. Beim nächsten 3rd Down kommt aber eine neue Komponente des Spiels dazu, und Callahan geht erstmals tief. Am Ende der Endzone bedankt sich Christian Willi für diese Idee und stellt mit dem 29 Yard TD-Catch zum 15:29. Die Dragons antworten mit einem konzentrierten Drive, bei dem wiederum die Raiders unnötige Flaggen auf sich ziehen. Bei 3rd and 7 in der gegnerischen Hälfte gelingt es Dally aber abermals nicht bei einem Keeper das First Down zu erreichen, das via Ogun-Lauf ausgespielte 4th and 1 scheitert ebenso. Einen von Ivan Zivko an der Sideline gefangen eher sehr kurzen Raiders-Punt später erläuft Ogun ein Viertel des Feldes und bringt die Dragons abermals in die Hälfte der Tiroler. Dally überrumpelt daraufhin mit einem tiefen Pass auf Pongratz die Raiders Defense, die sich zu dem Zeitpunkt fast ausschließlich auf Ogun konzentriert. Bei 3rd and Goal improvisiert Dally hervorragend um den Raiders Passrush herum einen Pass-TD auf Thomas Haider – 21:29 (missed PAT), und es ist noch alles offen. 

4. QUARTER:
Die Raiders Offense ist zu dem Zeitpunkt aber bereits etwas uninspiriert, lässt sich vom Dragons Passrush nervös machen und muss abermals punten. Ogun bestraft dies direkt im Anschluss mit einem hart erkämpften 80 Yard TD-Run. Florian Hueter verhindert in Coverage die Two Point Conversion und hält somit die Raiders mit 27:29 knapp in Führung, auch wenn das Momentum zu dem Zeitpunkt deutlich grün gefärbt ist. Ein guter Return bringt die Raiders in die Hälfte der Dragons, aber Callahan findet bei 3rd and 1 dank des Passrushes wiederum nur Platz zum Wegwerfen des Balles, und Kellner macht daraufhin das 44 Yard FG zum 27:32. 10 Minuten vor Schluss, ein Score Unterschied, es ist alles vorbereitet für ein spannendes Finish. Die Dragons erreichen dank disziplinierter Raiders Defense (super Coverage und Contain gegen Dally-Scrambles) aber kein First Down und müssen auch punten: Callahan erhält den Ball an der eigenen 47, trifft beim 3rd Down mittels tiefem Pass Andreas Pröllers Kopf anstatt seine Hände, aber die Flaggenfestspiele gehen weiter: Eine Pass Interference Flag hält den Drive zwar am Leben, aber Damaso Tarneller antwortet mit einem Personal Foul das zu 3rd and 20 at midfield führt. Einen Raiders False Start später überwirft Callahan Tarneller tief, aber es liegt – richtig erraten! – eine Flag im Backfield: Roughing the Passer, First Down Raiders. 6 Minuten sind noch auf der Uhr als Callahan einen völlig freien Erlsbacher überwirft, was zu einem 3rd and 5, pardon … 3rd and 10 – nach einem False Start – an der Dragons 40 führt. Das Publikum hat zu dem Zeitpunkt eindeutig Einfluss auf Callahans Snapcount, was gemeinsam mit Oguns lückenloser Coverage auf Nate Clements zu einem incomplete Pass samt folgendem Punt führt. Die Ogun Show geht mit mäßig erfolgreichen Läufen durch die Mitte weiter, und bei 3rd and 8 an der eigenen 25 muss Dally scrambeln: Margreiter lässt den Pick fallen, und beim daraufhin incomplete ausgespielten 4th Down liegt eine Flagge am Feld. Late Hit out of Bounds, was zwar Yards kostet, aber das Turnover on Downs nicht verhindert. 2:30 sind zu dem Zeitpunkt noch zu spielen, und ein paar Raiders Flags später, bei einem 3rd and 3 an der Dragons 32 wird Callahan beim Keeper gestoppt. Timeout bei 0:56 on the clock, und Kellner macht den 47 Yarder zum 27:35.  Sogar beim folgenden Kickoff gibt es eine Flagge, weil der Ball out bounds gekickt wurde. Die Dragons erhalten den Ball an der eigenen 40, Dally findet Pongratz dreimal hintereinander für kurze Pässe an der Sideline. Ein Überraschungs-Draw von Ogun up the middle bringt sie bei 0:19 an die Raiders 28. Dally findet dann Haider genau in der Mitte von triple coverage am Beginn der Endzone, aber im Rückwärtsfallen lässt dieser den Ball doch noch fallen: Dropped TD. 6 Sekunden und einen erfolglosen Dally-Scramble später ist das Spiel aus, und die Raiders retten einen knappen aber verdienten Sieg in Stadlau über die Runden.

SYNOPSIS:
Wenn die Flags nicht gewesen wären, wäre das hier das Football-Fest schlechthin gewesen. Ein offener Schlagabtausch zwischen guten Teams auf Augenhöhe, der bis zur letzten Sekunde spannend blieb. Die Flaggen machten zwar den Spielfluss (vor allem im vierten Viertel) etwas zunichte, deuteten aber auch klar auf die Nervosität der Teams hin: Für die Dragons ging es um die Sensation und die Playoffs, für die Raiders um das Verhindern einer vermutlich besorgniserregenden Niederlage. So gehen die Teams zwar mit dem erwarteten Ergebnis in die Kabinen, aber lehrreich war das Spiel dennoch. Die Raiders haben die alte Lektion wieder gelernt, dass mit Halbherzigkeit – sei es auch nur für ein Viertel – nicht viel in der AFL zu holen ist. Und die Dragons haben ein mächtiges Signal Richtung Graz geschickt. So kompetitiv sahen sie schon lange nicht mehr aus, und Playoffniveau hatte das heute allemal. 

AFL
Danube Dragons vs. Swarco Raiders Tirol 27:35
(8:7/7:15/6:7/6:6)
Samstag 2. Juni 2012, 17:00 Uhr, Stadion FC Stadlau Wien
»Spielstatistiken«

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