So ein wolfteufelswilder Christian Vogrinec aka ‚der sich einen Wolf tanzt‘ nach der gestrigen heftigen Niederlage seiner Giants gegen die Vikings und meinte damit nicht nur die Betrachtung der sportlichen Leistung des Grazer Teams, sondern sieht sein Engagement bezüglich des Vereins allgemein als sinnlos und auch nicht erwünscht an.

Der ehemalige Giants Spieler und Longhorns Mitgründer sparte schon in Vergangenheit nicht mit Kritik am Giants Management und will sich jetzt aus dem Footballgeschehen gänzlich zurückziehen. Eine Betrachtung mit Kommentar von Walter H. Reiterer.

Vogrinec gründete gemeinsam mit Tina Charmaine Vökt die G-Freakzzz. Es sollte ein Fanclub der etwas anderen Art werden, der nicht nur grellbunt & laut, sondern auch innovativ & polarisierend auf die österreichische Footballwelt einwirken sollte. Das hat man – so weit kann man das heute sagen – auch erreicht. Im Guten wie im Bösen. Die Innovationen und Aktionen sind weitgehend bekannt. Der Schnalz-O-Meter, das Schlagwerk, die Kriegsbemalung, die Flash Intros im Web, der Nellie Tackle, die Schlachtgesänge und zuletzt ein NFL taugliches Maskottchen, welches am Sonntag angesichts des Spiels aber zur Salzsäule erstarrte.

Ihr Auftreten in der Gruppe ist nicht überall gerne gesehen, passen Fußballschlachtgesänge & ein launisches Maskottchen z. B. nicht ganz zum Konzept der heiligen Zuckerwartewelt der Vikings. Man ist in Döbling um maximale Familienkompatibilität bemüht, gleichzeitig aber nicht verlegen dem Affen ein wenig Zucker zu geben. Was der Platzsprecher Michael Holub als ‚lieb‘ empfindet, wenn er Freakazoid (das Maskottchen der Freakzzz) zum Tanz auffordert bei Ringelspielmucke, wird auf der anderen Seite als reine Provokation aufgefaßt und man reagiert mit eben solcher. Das finden halt die Freakzzz dann ‚lieb‘, wenn sie ‚Ohne Schiedsrichter seid ihr nichts‘ skandieren. Ernst nehmen sie sich dabei freilich selbst nicht. Frei nach dem Ritter der Kokosnuß: Einigen wir uns auf ein Unentschieden? Nicht jeder muß beim ‚Wiener Schmäh‘ zum ‚Bist du Wuzzi‘ Schreien anfangen und das die Steiermark die Sahelzone des guten Geschmacks ist, ist spätestens seit Peter Rosegger & Motorboat, Motorboat allen bekannt. Darum geht es aber bei all dem gar nicht, denn die Sache mit den Freakzzz führt noch viel tiefer ins Innere der Giants.

Wolf Vogrinec greift selbst in den Schminkkoffer und zum Megaphon, sitzt blau-gelb bemalt und Schlachtgesänge rufend höchstpersönlich inmitten der Grazer Gesellen und Gesellinnen. Wer in ihm lediglich einen derben Schreihals vermutet liegt falsch. Vogrinec ist nicht dumm und er weiß (meistens) was er tut. Argumenten gegenüber seine ‚Öffentlichkeitsarbeit‘ zu überdenken zeigte er sich aber stets renitent, wie auch die Oma immer gegen das Fliegen war. So ist das wirklich Schlimme am Nellie Tackle nicht die Sache an sich gewesen, sondern, daß er es zugelassen hat, Leuten eine Plattform zu bieten, welche die Sache nicht nur für völlig in Ordnung hielten, sondern lautstark eine Wiederholung forderten. Türen aufstoßen – weitergehen – wenn dann alle offen sind: Hau ma uns dann später in die Goschn, Hawara!? Warum er sich hier auch mit (pubertierenden) Halbstarken, die alles was ’schwul‘ aussieht niedermetzeln wollen (weil die Mannschaft selbiges am Feld nicht zu Stande bringt?) umgibt, bleibt ein Rätsel. Eine halbherzige Entschuldigung als Indiz dafür, daß selbst er sich nicht ganz sicher war, wie man Dummheit in dem Konnex zu definieren hat. Das ist weder sein persönlicher Stil, noch Kernziel der Freakzzz. Die Mehrheit dieser Leute sind solchem Unfug schon längst entwachsen. Trotzdem fiel eine klare Distanzierung schwer, will man selber nicht als ‚weich‘ gesehen werden.

Abseits von schrillen Tönen und sozial vernachlässigten plärrenden Rändern, legten die G-Freakzzz praktische Hand an und Herr Wolf gab dem Verein und seinem Management Ezzes. Viel organisatorische Arbeit beim Gameday wurde den Mitgliedern des Fanclubs überlassen, doch sie konnten die ganze geplante Show nicht alleine tragen und sprachen von Abwälzung von Aufgaben des Managements auf die Freakzzz.

Tipps, die sich rasch zur Kritik umformten, waren wohl überlegt und in ihrer Argumentation meistens schlüssig. Hier der Widerspruch. Vogrinec denkt nach und das nicht selten laut, zieht vorab richtige Schlüsse, verzichtet dann aber absichtlich darauf den Gedanken zu Ende zu bringen und läßt dafür lieber etwas ‚Wildes‘ durchschimmern, wie z.B. sein Hinterteil. Für einen Familienvater, 40plus, guter Job, Häuschen am Stadtrand, quasi fast schon Bürgermeister, aber zumindest zweiter Mann im Sparverein, ein ziemlich merkwürdiges Verhalten. Beim ersten Aufbegehren entfernten die Giants, auf Geheiß des damaligen Präsidenten, reflexartig den Link zur G-Freakzzz Seite. Eine deutliche Distanzierung. Im Rahmen der Weihnachtsfeier wurden sie vom selbigen nicht gerade mit freundlichen Worten bedacht – mithelfen durften sie dann aber trotzdem noch. Der Präsident trat später zurück, samt einigen anderen Vorstandsmitgliedern und seither steht das Management regelmäßig im Schußfeld von Vogrinecs Verbalattacken.

Zuletzt forderte man auf Grund der Verletzungsserie und des nicht erschienen Ami Runningbacks eine neuen Rusher für das Team. Bezahlt hätte er (Vogrinec) diesen selbst, hinter dessen großem Mundwerk auch tatsächlich etwas steht. Das Geld gehört nun endgültig (man hatte es vorher schon dem Verein zweckgebunden angeboten) den G-Freakzzz. Ein Fanclub der mehr Jahresbudget aufweisen kann als so mancher Footballverein in Österreich. Kurios! Das Management reagierte darauf nicht. Eine ähnliche Geschichte passierte zuvor schon mit einem Sponsor. Dieser wollte nicht nur Geld in den Verein investieren, sondern auch bei einem Teil der Heimmatches Veranstalter sein. Eigentlich tut/tat er beides auch, aber spult nur mehr ein Pflichtprogramm ab. Die Giants wollten diesen Mann (Name ist der Redaktion bekannt) als Präsidenten haben – der wollte das aber ausdrücklich nicht. Das Geld nahm man aber gerne. Als der Sponsor danach wissen wollte wie viele US Spieler der Verein vorhabe zu verpflichten (sechs waren von seiner Seite her erwünscht), ließ man ihm ausrichten, daß ihm der sportliche Bereich nichts angeht und schickte ihm kurz darauf eine Aufforderung die zweite Tranche des zugesprochenen Geldes zu überweisen. Er überwies. Den erwünschten Link zu seiner Firma auf der Giants Webseite bekam er nicht. Aufforderungen von seiner Seite gab es keine mehr, der Mann wandte sich verwundert und entnervt vom Verein ab. So heute das Management auch der Meinung ist, daß sich das alles wieder einrenken wird, so sicher ist Gegenteiliges der Fall. So lange sich dort personell nichts ändert, gibt es keine weiterführenden finanziellen oder sonstigen Zuwendungen mehr. Seinen Verpflichtungen für heuer komme er (der Sponsor) natürlich noch nach. Ins selbe Horn stieß Vogrinec, der den besagten Sponsor gut kennt und wegen dieser Sache ebenfalls auf die Barrikaden stieg und die Führung in Graz schon mehrmals als rücktrittsreif bezeichnete. Er selbst wolle dort aber keine Rolle spielen.

Am Sonntag platzte dem Wolf dann der Kragen und es kam zum Eklat. Als das Team nach dem Match sich bei den Freakzzz bedanken wollte, zeigten Vogrinec und zwei weitere Mitglieder des Fanclubs den Spielern ihre nackten Hintern. Kurz danach kündigte er an nichts mehr damit zu tun haben zu wollen und stellte am nächsten Tag eine Erklärung dazu ins Netz. Es sei ein Offenbarungseid gewesen was man am Feld gesehen hat. Dafür steht er nicht mehr zur Verfügung.

Vogrinec nach der Partie. ‚Es geht nicht darum, daß man nicht verlieren darf, sondern wie man verliert. Jahrelang reden wir jetzt davon, daß wir die besten Österreicher haben, dann das? Wo waren die denn? Verletzungspech hin oder her, aber die Giants haben keine Offense. Und die hatten sie schon beim Glückstreffer gegen die Raiders nicht. Trainiert wird von einigen Spielern nur mehr nach Lust und Laune. Der Headcoach ist ein Witz! Stefan Schubert und Angelo Barsuglia (Anm.: Giants Management) fallen nur mehr wahlweise durch Unerreichbarkeit und Nichtstun auf. In 24 Stunden klären wir den Fall Molock – Ach ja? Sie verprellen Sponsoren, bohren in der Nase und lachen mich dabei aus, als blaugelb geschminkten Jolly auf der Tribüne. Darauf hab ich keine Lust mehr. Die Idee der G-Freakzzz war, dem Verein damit das I-Tüpfelchen zu einem gelungenen Neuanfang zu geben. Das Sahnehäubchen für ein tolles Team und einen aufgemotzten Gameday. Jetzt sind wir Hilfsarbeiter von Leuten die selbst nichts tun und uns dafür auch noch auslachen!? Nicht mal den Fanstand haben sie beim Gameday in Graz fertig gebracht, auch das Stadionheft gab es nicht, von Verpflegung gar nicht zu reden – es ist einfach nur erbärmlich! Wir müssen 200 Kilometer nach Wien fahren um uns bei den Vikings anzusehen wie ein guter Gameday auszusehen hat. Selber machen wir keinen. Dabei wäre das Geld dafür da gewesen, nur es tut keiner was. Nachdem die Herren nicht gehen, gehe ich. Sie werden sich freuen, aber ich will mich in meiner Freizeit nicht mehr über so etwas ärgern. Die Leute sind wie kleine Kinder die keine Ahnung haben was sie da tun. Dem Team wünsche ich alles Gute und das sie sich davon bald selbst befreien.‘

Giants GM Stefan Schubert, mit den heftigen Worten Vogrinecs konfrontiert, wollte die Sache inhaltlich nicht kommentieren, Aktionen wie beim Vikings Match (nackter Hintern) stünden für sich selbst und bedürfen keiner weiteren Worte. Er merkte aber an, daß es in Gesprächen mit Vogrinec nie zu einer Diskussion kam, er stets allen Argumenten und Erklärungsversuchen seitens des Managements, warum manche Dinge so passieren wie sie passieren, verschlossen war. Man hatte oftmals das Gefühl, daß er gar nicht zuhören wolle, an einer anderen Meinung als der seinen nicht interessiert gewesen sei. Sein Rückzug aus dem Footballgeschehen sei bereits bekannt durch die Verlautbarung auf der Webseite, die G-Freakzzz werde es aber wohl weiter geben.

Eine Schuldzuweisung ist müßig, schwierig und auch relativ unnütz. Die Graz Giants wurden gestern von einer aus acht Österreichern bestehenden Vikings Mannschaft böse vorgeführt. Das Import Märchen (sind nur so gut, wegen den Legionären) ist fertig erzählt und der Unwahrheit überführt. Der Score schmeichelt dem Spielverlauf gar noch, die Wikinger standen in der Defense dem Ende zugehend nicht nur mit Backups, sondern zum Teil mit dem Nachwuchs am Feld. Elf Österreicher, zum Teil Junioren Spieler, ließen ein First Down und keinen Score zu. Axel Schwarz (nur mehr dem Akzent nach ein Deutscher) lief der Giants Defense auf und davon und auch zum Touchdown. Giants QB Sheldon Cross mußte sich nur mehr fragen, ob einer, zwei oder gleich alle Defense Spieler nach dem Snap auf ihm liegen. Michael Werosta, Roman Floredo, Florian Grünsteidl, Paul Eckardt – alle holten sich ein Stück Grazer Fleisch. Alle sind sie Österreicher. Der Unmut von Vogrinec ist insofern nachvollziehbar. Die Vikings sind mit weniger Imports den Giants noch weit gefährlicher geworden als mit weniger. Das bedeutet, daß die Grazer wohl sportlich einen Rückwärtsschritt getan haben. Ihr Headcoach Phil Maas ist in der Tat fraglich, eine Ablöse aber unwahrscheinlich. Maas hatte keinen Gameplan, kein Konzept, keine probate Agenda parat. Ihr Gameday in Eggenberg ist nach wie vor mühsam. Hier ist dem Kritiker ebenfalls Vogrinec recht zu geben. Wo er nicht recht hat ist in der Art und Weise wie er seinen Unmut zu äußern pflegt. Ein Grazer Gespräch stünde an. Ein echtes, wenn das noch möglich ist. Zwischen dem Giants Board, dem Mann der mit Tina Vökt gemeinsam den, auch nach Abzug aller Untaten, aufregendsten Fanclub Österreich ins Leben gerufen hat und einem Mäzen der nichts anderes will als nicht weiter ignoriert und als störend empfunden zu werden. Für heuer ist der Zug aber bereits abgefahren. Die Giants stellen bis auf Weiteres keine sportliche Gefahr für die Vikings dar. So der Status Quo. Unbestritten ist aber, daß sich das ändern läßt. Auch die heute großen Wikinger standen vor Jahren einem schier unbezwingbaren Gegner gegenüber. Den Graz Giants. Kaum zu glauben.

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