Nach dem Sieg über die Vikings blieben sie auch gegen die Giants im Korneuburger Rattenfänger-Stadion ungeschlagen.

Die Grünen befinden sich definitiv im Aufwind. Nicht nur sportlich hat die Truppe von Mag. Ivan Zivko einen weiteren Schritt nach vorne gemacht, auch der erzwungen Umzug auf die andere Donauseite hat sich für die Niederösterreicher mehr als nur bezahlt gemacht. Plötzlich ist Stimmung im Stadion, plötzlich hat man wirklich einen Heimvorteil und natürlich auch Einnahmen. Die Partie versprach viel Spannung und lockte daher auch zahlreiche Fans aus Wien und Graz an. Die Tribüne war erneut zum Bersten voll – die Dragons gaben 1.100 Zuschauer bekannt. Die Zahl sehen wir so, oder so ähnlich wie die 2.000 von Innsbruck (vs. Devils) oder die 2.400 auf der Hohen Warte (vs. Giants). Pi x Daumen x Überzeugung = 1.100. Es waren jedenfalls sehr viele, nicht nur in Grün und Blaugold, sondern häufig auch in Violett, da sehr viele Fans der Wikinger die lange Sonntagsausfahrt nach Hohenems aus beruflichen Gründen nicht antreten konnten und in Korneuburg eine ‚Ersatzdroge‘ fanden. Schon spricht man von der Hohen Warte ‚light‘.

So war von Beginn an Bombenstimmung im kleinen Areal, die sich spürbar auf das auf der Tribünenseite aufgestellte Heimteam übertrug, auch wenn auf den Rängen einigermaßen Ausgeglichenheit herrschte. Die Wikingerfans konnten sich so recht nicht entscheiden zu wem sie helfen sollten, schließlich wurde man von beiden Mannschaften geschlagen. Die Wikinger rund um mich wirkten doch eher deutlich den Grazern zugetan, andere berichten sie wären mehr bei den Dragons gewesen, schlußendlich verließen aber alle weiterhin als Violette den Rattenfang.

Giants gewinnen Zahlen
Die Statistik des Spiels fällt in weiten Teilen zu Gunsten der Giants aus. Mehr First Downs (19:18), mehr Offensive Yards (459:333), mehr Ballbesitz, mehr Redzone-Chancen (4:5). Nur lag man in einer Statistik noch viel weiter vorne, nämlich bei den Strafen. ‚Brave‘ Dragons mit nur 30 Yards stehen hier ’schlimmen‘ 195-Yards der Grazer gegenüber, die sich dadurch nicht nur schwächten (drei First Downs der Dragons kamen durch Strafen zustande) sondern durch eine Pass Interference (Michael Rotheneder an Michael Janik) bei einem 4th Down die Chance auf den Sieg vergaben, bevor ihn sich die Dragons holten.

Es sprach eine statistische Zahl dann am Ende nämlich für die Dragons: das Endergebnis des Spiels und das ist bekanntlich nicht das Unwichtigste.

Nervosität auf beiden Seiten
Im ersten Viertel machten beide Mannschaften einen unruhigen Eindruck. Abtasten und nur keine Fehler machen war die ausgegebene Devise. Die Giants mit ihrem neun, alten Quarterback Thomas Ricks kamen ebenso zu einigen First Downs, wie auch die Hausherren, es wurde aber hüben wie drüben gepuntet, bzw. verlor Thomas Lischnig den Ball nach einem Fumble an die Drachen (Jason Buckmier).

Das Spiel war trotzdem bereits sehr ansehnlich, die Action in Form von Punkten folgte im zweiten Viertel. Marc Biedenkapp verlor den Ball nach einem schlechten Snap beim Punt in der Endzone, Andreas Düringer schaltete am Schnellsten und lag daher als Erster am Ei – Touchdown Dragons. Die erste bittere Pille für die Grazer, denen danach noch mehr ‚bad medicine‘ verabreicht wurde, bzw. – siehe eben penaltys – freiwillig das üble Zeug schluckten.

Reine Nervensache
Das Spiel blieb aber von da an bis zur letzten Sekunde offen. Die Giants konterten über einen Lauf von Thomas Ricks und glichen zum 7:7 aus. Brandon McDowell brachte die Gastgeber wieder in Führung. Nach einem langen Pass von Tom Marsan, rannte er Mo Muheize, der durchgehend am Spielfeld stand, auf und davon. Der zuvor unglückliche Marc Biedenkapp verkürzte mit einem Fieldgoal auf 13:10, bevor es die letzten 52 Sekunden der ersten Hälfte dann noch mal so richtig in sich hatten. Einen 17-Yards-Touchdown Pass von Tom Marsan auf Thomas Haider, beantworteten die Giants mit einem 22-Yards-Touchdown-Pass von Thomas Ricks auf Armando Ponce de Leon. Bei 19:17 ging es in die Kabinen und den Fans war klar, dass die zwei Mannschaften hier vorhatten ihnen in den verbleibenden zwei Vierteln noch einiges zu bieten.

Und so kam es auch. Ein Auf und Ab der Gefühle bei den Anhängern beider Klubs. Zunächst jubelten die Dragons über das 26:17 von Michael Janik nach einem weiteren Touchdown-Pass von Marsan, bevor die Grazer im Glück waren als Muheize zum 26:24 lief. Das letzte Viertel musste also die Partie entscheiden, was nicht gerade überraschend kam, angesichts des Spielverlaufs.

Dragons geraten in Rückstand
Die Drachen bauten ihre Führung erneut aus. Stefan Scharinger lief über 10 Yards zum 33:21. Doch dann kam es erstmals dick für die Grünen. Klaus Geier verkürzte nach einem 67-Yarder von Ricks auf 33:31, keine drei Minuten später stand es nach einem weiteren Fieldgoal von Marc Biedenkapp 33:34. Die Giants gingen 7:39 vor Ende des Spiels nicht nur erstmalig in Führung, sie stoppten den nächsten Dragons Angriff auch und nahmen mehr als fünf Minuten von der Uhr inklusive ihres nächsten Offensive-Drives, der wie jener der Dragons zuvor mit einem Punt endete.

Die Drachen hatten noch 2:23 auf der Uhr und einen Vorteil für sich: den undisziplinierten Gegner. Bei 4th &7 an der Dragons 18 schien das Spiel bereits zu Gunsten der Giants gelaufen zu sein. Der letzte Pass von Marsan incomplete, aber es lag eine (von wie gesagt vielen Fähnchen) flag gegen die Giants am Feld. Pass Interference – First Down Dragons. Der Drive lebte nicht nur, die Drachen schlossen ihn 28 Sekunden vor Spielende auch auf spektakuläre Weise ab. Michael Janik fing nicht nur den Touchdown-Pass von Tom Marsan aus 27 Yards zum 39:34, sondern sicherte auch den nächsten Wurf seines Spielmachers für eine tolle Conversion zum 41:34. Die Giants waren von den Socken, haderten zum Teil heftig mit ihrem Schicksal. Die letzten verzweifelten Versuche der Steirer, dem Spiel in allerletzter Sekunde noch eine Wendung zu ihren Gunsten zu geben, endeten in inkompletten Hail-Mary Pässen von Thomas Ricks. Jubel bei Grün, Zorn und Trauer bei Blaugold.

Fazit
Sensationelles Spiel auf Grund der Hochspannung, leider gab es viele Drops, viele Strafen und Fehler, so es ein wenig an Klasse mangelte, was die Begeisterung für Football dieser Art aber nicht schmälern kann. Relativ gesehen war es wohl das beste AFL-Spiel dieser Saison, Nationalteamtrainer Bernhard Binstorfer meinte gar, er habe das beste seit Jahren gesehen. Der Sieg für die Dagons geht in Ordnung, so auch ein Sieg der Giants das gewesen wäre. Es musste einen Sieger geben und die Drachen waren nicht nur ein wenig mehr im Glück, sondern auch den Tick schlauer und vor allem disziplinierter als der losgelöste Gegner.

Fact am Rande
Erst dreimal konnten die Dragons gegen die Giants gewinnen, 1994 und 1995 jeweils in Graz, jetzt erstmals zu Hause.

Stimmen nach dem Spiel
Ein überglücklicher Dragons-Head Coach Ivan Zivko sieht sein Team ‚über Plan‘. So weit habe man noch nicht gedacht, er selbst sehe sein Team erst in zwei bis drei Jahren in der Zusammenstellung am Zenit angelangt. Natürlich sei der Titelgewinn auf der To Do-Liste der Dragons, schließlich war man noch nie Staatsmeister, aber man nehme natürlich jetzt schon alles mit, was man bekommen würde. Das nächste Ziel ist klar: im EFAF-Cup eine runde weiterkommen, danach schaut man sich an, ob man sich im Rattenfänger-Stadion für die Schlappe beim Hinspiel an den Raiders revanchieren kann.

Giants Head Coach Rick Rhoades wollte die Schiedsrichterentscheidungen nicht kommentieren, anders sein General-Manager Angelo Barsuglia, der nicht nur dem ORF ein sehens- und hörenswertes Interview gab.

‚Meine Hochachtung vor Ivan Zivko und seine Arbeit an dem auch meine Gratulation ergeht‘, so Barsuglia einleitend. ‚Er macht einen Spitzenjob und die D-Line war die Beste gegen die ich heuer spielen durfte. Der Dragons Mannschaft gebührt der Applaus – sie haben toll gespielt.‘

Danach wird Barsuglia aber nachdenklicher, vor allem was die Auswahl der Schiedsrichter betrifft. ‚Wenn wir alle so oft von Professionalität reden, wäre es nicht auch professionell, wenn der Referee an unserer Sideline nicht ein ehemaliger Spieler des Gegners wäre, gegen den ich selber noch gespielt habe? Da kommt dann ein komisches Gefühl auf, wenn er flags wirft in entscheidenden oder bei strittigen Situationen. Ich unterstellte ihm kein Parteinnahme, aber das brachte viel Unruhe rein. Zudem war er ja noch vor einiger Zeit im Vereinsumfeld der Dragons tätig. Das muss also sehr schwierig für ihn sein immer objektiv zu bleiben. Ich selbst könnte zum Beispiel guten Gewissens kein Spiel zwischen den Giants und Raiders leiten. Auch wenn ich mich noch so sehr bemühe, würde ich mir das nicht zutrauen. Ich würde dann sagen, dass man mich bitte nicht als Referee nominieren soll für dieses Spiel.‘

Commissioner Christian Steiner sieht die Nominierung des Referees für dieses Spiel als unproblematisch an. Der besagte Schiedsrichter sei seit Jahren nicht mehr für die Dragons tätig und man könne nicht jeden Referee nicht mehr bei Spielen einsetzen, der einmal für ein teilnehmendes Team tätig war, denn dazu gäbe es einfach zu wenige Refs in Österreich. Die Objektivität des besagten Schiedsrichters stehe für ihn (Steiner) außer Zweifel. Sonst wäre er nicht zum Einsatz gekommen.

Der besagte Referee war wohl ein ehemaliger Spieler der Dragons und firmte zuletzt im Frühjahr 2006 als Webmaster des Internetauftritts der Drachen. Seither hat er aber unseres Wissens nach allerdings nichts mit dem Verein mehr zu tun.
Fotogalerie:

Spannende AFL-Crush Sendung
Die nächste Folge von AFL-Crush (15. Mai) könnte daher recht originell werden. Christopher Ryan wird das Barsuglia-Interview wohl zeigen. Ob auch strittige Schiedsrichterentscheidungen gebracht werden, hängt vom Schnitt des Rohmaterials ab, welches bei den Dragons zum Cutten liegt, so CDR. Bemerkenswert auch, dass bei der ORF-Crew, die auf der Seite der Giants stand, seitens der Giants heftig interveniert wurde, dass man diese Bilder unbedingt zeigen müsse. Für Unterhaltung ist also in jedem Fall gesorgt. Ob, ob nicht und wenn doch was man zu sehen bekommt, wird sicher für weiteren Gesprächsstoff sorgen.

Die Dragons sind jedenfalls durch und stehen fix im Playoff. Sie haben zudem sehr gute Chancen dieses mit Heimrecht im Rattenfänger-Stadion spielen zu können. Die Giants müssen noch ein wenig zittern. Ein Sieg in den letzten beiden Spielen (vs. Vikings und Devils) würde aber reichen um ihnen den letzten Fixplatz im Kampf um die Krone zu sichern. Die Devils werfen zwar schon die Flinte ins Korn, die Giants müssen aber aufpassen, ob das denn nicht eine Finte war die da geschmissen wurde. Die Emser sind nämlich noch nicht ganz raus aus dem Playoff-Spiel.

AFL
1.QT
2.QT
3.QT
4.QT
TOTAL
DRA vs. GIA
0:0
19:17
7:7
15:10
41:34
04. Mai 08 | 18:00
Rattenfänger-Stadion | Korneuburg
»Spielstatistiken«
Officials: Edelmüller / Müllner / Leue / Fritz / Bremser K . / Tadic Z.
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