Im Budapester BVSC-Stadion zogen sie den ASKÖ Steelsharks Traun mit einem 40:0 Finalsieg die Zähne.

Und der Haifisch, der hat Zähne und die trägt er im Gesicht
Diese Zeile aus dem "Moritat von Mackie Messer" aus Bertolt Brechts genialer "Dreigroschen-Oper" (Libretto: Kurt Weill) kann die Steelsharks nach der deutlichen Niederlage im Cupfinale wohl nur mäßig erheitern.

Der große Weiße Carcharodon carcharias besitzt sogar, wie viele andere der "Selachii", ein sogenanntes Revolvergebiss. Fällt ein Zähnchen aus, kommt von hinten sofort eines nach. Das ist praktisch bei Filmaufnahmen, oder bei der Zerteilung von Surfbrettern (auch genannt die Australische Brettljause) und man erspart sich damit auch die tägliche Zahnhygiene. Stahlhaie haben kein derartiges Gebiss, es entsteht vielmehr eine Lücke, die nur notdürftig gefüllt werden kann, fehlt ein Stein in der Mauer.

Das darf keine Ausrede sein, ist es auch nicht – die Trauner waren zu Allerseelen den Toten näher als den Lebenden, die Wolves in allen Belangen vitaler und agiler als der Überraschungsgegner aus Oberösterreich. Das sah in der Südstadt, als sie im Playoff von den Titans eindeutig unterschätzt wurden, noch viel besser aus. Steelsharks-Junioren-Headcoach Nick Soupidis wusste nach dem Spiel auch warum. "Ich bin enttäuscht, mache der Mannschaft nach der guten Saison aber keinen Vorwurf. Die Luft war bei uns raus. Dann fiel auch noch der Runningback aus, damit war unser Laufspiel limitiert. Wir haben uns vorgenommen den Wolves ein starker Gegner zu sein, konnten das aber nur in der ersten Phase des Spiels auch umsetzen. In der zweiten Halbzeit sind wir dann eingebrochen. Wir konnten ihr Laufspiel nicht unter Kontrolle bringen und waren physisch nicht in der Lage den erhofften Widerstand zu leisten. Das tut mir leid für dieses Finale, dass wir so schwach aufgetreten sind, aber mehr ging an dem Tag einfach nicht. Das müssen wir akzeptieren, daran arbeiten um besser werden."

Steelsharks Obman Markus Campregher zog in Summe eine durchwegs positive Bilanz. "Dritter Platz mit den Schülern, zweiter Platz mit den Junioren – das ist für unseren Verein mehr als nur in Ordnung und übertrifft unsere Zielsetzungen. Ich möchte an so einem Tag daher nicht lange einem Finale nachtrauern, sondern mich auch für und mit den Burschen freuen, denn sie haben alles in allem eine sehr gute Saison gespielt."

Tröstende Worte fand auch AFBÖ-Nachwuchsbeaufragte Sabine Katzmayer für die etwas niedergeschlagenen Oberösterreicher, die gemeinsam mit ihrem Mann Robert Katzmayer die Siegerehrung vornnahm. Den Wolves gratulierte man von Seiten des Verbandes herzlich – 2008 wird es mit ihren Junioren wohl ein Wiedersehen bei den Big Boys geben. Die Kampfmannschaft wird nächstes Jahr definitiv nicht in Österreich zu sehen sein, zumindest nicht in der Division I.

Die Jungen zeigten es den Alten
Der Ruf der Wolves in Österreich ist ein sehr guter. Zwei starke Teams, kaum Ärger bis auf ein paar administrative Kleinigkeiten, Mannschaften die aber nicht nur gut spielen, sondern sich in ausgesuchten Momenten groß präsentieren und Gamedays zu zelebrieren verstehen. Nicht so an dem Tag. "Wir haben mit diesem Finale in Budapest, nach unserer Niederlage gegen die Titans, ehrlich gesagt nicht mehr gerechnet und gingen davon aus ein weiteres Mal in die Südstadt zu reisen", sagte Präsident Attila Àrpa, der im Stadion auch die Rolle des Platzsprechers einnahm. "Daher gab es auch keine Promotion mehr – das war zu kurzfristig. Ein zweites "Problem" ist der heutige Tag. Es ist der Tag der Toten in Ungarn. Ein wichtiger Tag, denn die Ungarn sind sehr gläubig – Spielen & Feiern ist da nicht gerne gesehen. Wir hatten auch Schwierigkeiten mit einigen Eltern deshalb, die nicht wollten, dass ihre Kinder an dem Tag ein Footballspiel bestreiten. Da müssen wir in Zukunft bei der Terminplanung besser aufpassen, dass wir nicht an solchen Tagen Spiele haben."

Die Mannschaft feierte den Sieg am Feld danach kurz, aber heftig (Video folgt). Am Abend ging es dann noch zur Saison-Abschluss-Feier (nach Mitternacht ist der Tag der Toten ja wieder vorbei), zu jener auch der ehemalige Steelsharks Headcoach Jens Pfennig geladen war, der als "VIP-Gast" dem Finale beiwohnte. Dem Vernehmen nach half Pfennig den Wölfen beim Playoff-Spiel gegen die Invaders mit ein paar Tipps aus.

Besonders stolz nach dem Cupsieg war Wolves-Junioren Headcoach Zsolt Kovács. Denn so gut der Ruf der Wölfe auch sein mag, gewonnen haben sie international bis zum gestrigen Tag noch nie etwas. In der Challenge Bowl scheiterten sie an den Raiders II, in der Division I galten sie als Mitfavorit, drangen aber bisher noch nie ins Finale vor. So richtig hart traf sie die Niederlage in der CEFL-Bowl (SELAF) am letzten Wochenende, wo man eine 14:27-Führung in den letzten Sekunden gegen Vukovi Beograd verspielte. Schon einige Male zuvor zeigten die noch immer jungen Budapester (gegr. 2004) Nerven in einem entscheidenden Moment. "Ich bin glücklich, dass wir mit den Junioren den ersten Titel für die Wolves außerhalb der Landesgrenzen gewinnen konnten", sagte ein strahlender Kovács nach dem Spiel.

2008 – zurück an die Basis & Junioren Upgrade
Die Entscheidung der Wolves in der kommenden Saison mit ihrer Kampfmannschaft nicht mehr am Spielbetrieb in Österreich teilzunehmen hat finanzielle Hintergründe. "Unser neuer Hauptsponsor, GoFast Energy drink, möchte dass wir an der ungarichen Meisterschaft teilnehmen", so Àrpa zur Sachlage. "Es ist für uns logistisch nicht machbar an drei Bewerben gleichzeitig teilzunehmen. Daher standen wir vor der Entscheidung, neben der MAFL entweder Division I oder CEFL zu spielen. Wir haben uns heuer finanziell verausgabt und die CEFL ist einfach die billigere Variante. Wir können sogar Geld gewinnen, wenn wir gut spielen. Daher entschieden wir uns für die CEFL. Uns haben die Jahre in Österreich sportlich weiter gebracht, es gibt auch kein anderes Problem. Im Gegenteil – wir sind sehr dankbar dafür, aber jetzt müssen wir mal ein wenig sparen."

Wer also 2008 die Budapest Wolves in Aktion sehen möchte muss nach Budapest, Belgrad, Novi Sad, Bratislava oder Rudersdorf reisen. In der CEFL werden die Ungarn wohl ein weiteres Mal auf die Gladiators treffen.

Anders sieht die Sache mit den Junioren aus. Die Wolves möchten 2008 nicht mehr im Cup, sondern bei den Big Boys, der Junioren-Meisterschaft in Österreich teilnehmen. "Das ist der Plan", so Àrpa. "Die Sache wird dadurch für natürlich viel schwieriger, aber natürlich gleichzeitig auch interessanter. Ein echte Herausforderung – ja, wir werden für die Big Boys nennen. Ich hoffe, man nimmt uns dort auf."

Die Junioren der Wolves gewannen mit dem Cup heuere bereits den zweiten Titel. In Ungarn sind die jungen Wölfe konkurenzlos und gewannen das Finale der Meisterschaft kampflos, da der Gegner keinen Sinn darin erkannte sich mit ihnen zu messen.

Junioren-Cup-Finale
Budapest Wolves vs. ASKÖ Steelsharks Traun 40:0
(6:0/8:0/16:0/10:0)
01. November 07 | 15:00
BVSC Stadion, Budapest
Officials: Bremser K. / MAFL / Fritz / MAFL / Czogalla

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