Das wollen und werden sie wohl auch gegen die Carinthian Black Lions tun.

Wer vor der Saison gesagt hätte, dass das vierte Saisonspiel der Raiffeisen Vikings zum Kellerderby Vorletzter vs. Letzter wird, den hätte man wohl für verrückt erklärt. Nach Niederlagen gegen die Giants und Dragons steht der Meister mit dem Rücken zur Wand und unter Zugzwang. Eine Niederlage gegen die Carinthian Black Lions dürfte man sich zwar theoretisch noch leisten, praktisch würden sie dann aber gänzlich zur Lachnummer verkommen, schmunzeln einige ja jetzt bereits über die zuletzt heruntergelassenen Hosen der Wikinger.

Daher wird das auch nicht passieren, denn sind die Vikings weit weniger ‚am Sand‘ wie es auf den ersten Blick aussieht und daher nach wie vor eine Nummer zu groß für die Löwen aus Kärnten, die sich zwar insgeheim Hoffnungen machen, in Wahrheit aber wissen, dass es am kommenden Samstag eine ordentlich Abfuhr setzen wird. Denn die Violetten sind böse. In erster Linie auf sich selbst.

Fast wäre man ja gewillt, angesichts der immer länger werdenden Verletztenliste der Wikinger, eine Träne für sie zu zerdrücken, wären da nicht noch andere Dinge geschehen, als das sich Spieler alleine weh getan hätten.

Integration im Schnellverfahren
Der vollmündigen Ankündigung vor der Saison mit nur fünf Legionären 2008 zu spielen (zuerst hieß es gar vier bis maximal fünf), folgte die Ernüchterung inkl. verlorener Wette für deren Präsidenten, denn es waren dann doch sechs. Mit fünf spielten dann jene Teams, die es vorher nicht hinausposaunt hatten. Mittlerweile sind wir, nach dem Totalausfall von Quarterback Atwood, sogar bei sieben Stück angelangt. Der US-Boy Steve Levy soll es nun richten, ein ehemaliger Golden Bear von Cal. Die Reaktionszeit war bemerkenswert. Die Diagnose war bei Atwood kaum gestellt, war der neue Mann bereits beim Training und auch anderswo dabei.

Überrascht hat (und das nicht nur uns) der Einsatz von Defense-Coach Bert Watts als Spieler gegen die Dragons, der für den verletzten Roman Floredo offenbar einspringen musste. Das Trainer sich umziehen sah man schon früher mal. Zum Beispiel Geoff Buffum als Quarterback der Raiders, der damals allerdings erst als vierter QB-Backup nach Jason Whieldon, Rush Bowers und Michael Pozzi ins Spiel gebracht werden musste.

Massenhaft Wikinger
Bei den Wikinger reichte ein Linebacker um den Coach in die Kabine gehen zu lassen. Angesichts der acht Linebacker am Roster der Vikings, fragt man sich dann schon was die eigentlich den ganzen Spieltag lang so machen? Böse Zungen sagen: auf die Medaille warten, was ein Grundproblem der Vikings wäre, welches heuer erstmals zu Tage tritt. Ihr Personaldecke sei in Wahrheit qualitativ dünner als angenommen – viel Masse, aber nur wenig Klasse. Es mag ein Körnchen Wahrheit darin stecken, vielmehr sind die Vikings aber zum Siegen verdammt. Und das trauen sie, bzw. Headcoach Chris Calaycay tut das, manchen ihrer Spieler einfach nicht zu. Zum Beispiel Quarterback Philipp Jobstmann, der seit kurzem ganz genau weiß wo er bei den Vikings steht. Er ist Pausenfüller beim Spielstand von hoch zu wenig, wenn das Volk Heidi singt und er zum Lied ein paar Bälle verteilen darf. Nur heuer wurde auf der Hohen Warte noch gar wenig gejodelt, daher sah man auch keinen Jobstmann dort am Feld. Ernst war das also nie gemeint. Oder etwa doch? Der Starter im Nationalteam hat nun zumindest eine Zusage, dass er wenigstens in der EFL spielen darf. Dort ist nämlich Levy nicht spielberechtigt. Ob er wirklich Spielzeit bekommt wird sich noch weisen. Geredet wird ja viel – auch dass Mike Salerno gegen Bergamo Starter sein wird.

Vorbildhafte Vikings
Ein Mitgrund für die zum Teil harsche Kritik an den Wikingern jetzt, auch und vor allem seitens der Konkurrenz, mag die selbstauferlegte ‚Vorbildwirkung‘ des Vereins sein. Man war stets derjenige, der (innovative) Zeichen setzte und wollte immer öfter, dass andere ihren Beispielen doch folgen sollen. Dass einige dann meinten (und nach wie vor meinen), sie könnten ganz gut ohne der Vikings-Philosophie leben, nicht nur, aber auch was die Vorstellung von Nachwuchsarbeit betrifft, brüskiert deren Chef ebenso, wie die strikte Ablehnung diverser Programme zur Verbesserung der Strukturen. Die derzeitige Misere der Vikings ist Wasser auf den Mühlen derjenigen, die die Auffassung vertreten die Welt müsse nicht zwingend eine Kugel sein. Wirft man einen Blick nach Innsbruck, erkennt man einen Konkurrenten der gerade auf mehreren Ebenen versucht zu überholen.

Wer wird spielen?
So stehen die Vikings heute da, besiegt von zwei Erzfeinden, mit einem Trainer am Feld, mit einem Nationalteam-Quarterback in der Ecke schmollend den neuen Mann vor ihm beobachtend, mit vielen verletzten Starten und können nur mehr den Neid auf vergangene Erfolge als Grund für die Anfeindungen anführen. Denn es ist natürlich auch Schadenfreude die den Wikingern nun zu Recht oder nicht widerfährt. Gespannt darf man sein, ob die angeführten neun Spieler gegen die Black Lions wirklich nicht spielen werden, oder ob die Ankündigung, dass diese für weitere Wochen ausfallen so gemeint war wie jene, dass man nur mit fünf Legionären spielen wird. Denn es geht auch um die Glaubwürdigkeit der eigenen Position.

Der kommende Gegner befindet sich in einem noch wesentlich desolateren Zustand. Und zwar von Grund auf. Auch die Black Lions haben eine lange Verletztenliste. Hätten sie diese nicht, wären sie selbst dann noch klarer Außenseiter. Da helfen auch keine zusätzlichen Gladiators-Spieler. Noch nie gewann ein Kärntner Team ein AFL-Spiel gegen die Vikings (in der Division 1 passierte das schon). Das wird sich am Samstag auch nicht ändern, denn die Wikinger werden alles daran setzen, um sich selbst wieder ins Titelrennen zu bringen. Mit einem Sieg über die Black Lions würde man zumindest einen Tabellenplatz gewinnen, bei einer gleichzeitigen Niederlage der Raiders sogar zwei. Das wirklich wichtige Spiel wird für den Meister am 4. Mai folgen. In Hohenems muss man die Blue Devils schlagen, sonst droht sogar das Ausscheiden nach dem Grunddurchgang. Und der Gang wird ungleich schwerer als jener am kommenden Samstag.

AFL
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TOTAL
VIK vs. LIO
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26. April 08 | 16:00
Hohe Warte | Wien
Officials: König T. / Dungler / Zwicker / Windsteig / Hölbling / Tadic Z.
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