Die Dragons haben ihr Heimrecht auf Wien-Fünfhaus übertragen. Ein Kommentar und ein Verweis als Vorschau von Walter Reiterer.
Zehn Teams sind Anfang September ausgezogen um in vier Klassen ihre Meister zu ermitteln. Wenig überraschend blieben nur drei von ihnen über. Die ‚Big Three‘ –Vikings, Raiders und Dragons – machen sich die Meister unter sich aus und blieben dabei von den restlichen sieben im Grunddurchgang völlig unbehelligt. Ein wenig kratzten die Black Lions bei den Junioren am Glanz der Nachwuchs-Dreifaltigkeit, das Klopfen an der Final-Eingangstür der Graz Giants war bei den Schülern leise, ansonsten gar nicht zu hören.

Big fish, small fish, no fish at all

Während einige Teams der Ligen überhaupt keine Nachwuchsmannschaft stellten, andere mit kleinen bis kleinstmöglichen Kadern operierten, ist man oben von Personalsorgen weitgehend befreit. Die Vikings rekrutierten bei ihrem letzten Tryout im Herbst rund 70 Spieler, was in etwa dem gesamten Nachwuchskader der Graz Giants entspricht. Auch bei den Dragons schaut es gut aus was das Nachfüllen von unten betrifft, die Raiders versuchen mit Erfolg hier nicht den Anschluß zu verlieren.

Dahinter wird es zum Horizont hin schon längere Zeit dunkler. Selbst beim Rekordmeister aus Graz entwickelte sich über die letzten Jahre (2001 noch meisterlich) ein veritables Problem damit, die mit wachsender Vehemenz betriebene Forcierung des Bunds auf die Thematik Nachwuchs und die damit in der WSO festgehaltenen Vorgaben, zu erfüllen. Ähnlich die Situation in Kärnten und Hohenems, von Salzburg dieses Jahr ganz zu Schweigen. Man läuft den Dingen manchmal mehr, manchmal weniger, aber stetig hinterher. Gibt es ein Licht am Ende des Tunnels und wer trägt dafür die Finsternis dahinter die Verantwortung?

Nachwuchswahn vs. vernünftige Agenda?

Während führende Vertreter des Bundes die einzelnen Teams selbst verantwortlichen machen für deren Misere, sehen das diejenigen naturgemäß anders. Man könne nicht mehr erbringen als da ist heißt es hier vielerorts, die Verpflichtungen wuchsen viel schneller als der Kader. So ist es bei manchen auch eine finanzielle Frage. Kann man sich das leisten, bzw. will man es auch? Organisatorisch (Stichwort: Tryout in den Sommerferien) liefert man den Kritikern aber immer wieder Munition, die ihre Argumentation untermauern.

Tatsächlich ist es so, dass seit der Übernahme des Präsidentensessels beim Footballbund durch Michael Eschlböck die Prioritäten sich dort nachhaltig verschoben haben. Eschlböck ist zumindest in der Beziehung ein kompromißloser Verfechter einer nachhaltigen Nachwuchspolitik, die auch, bei Nichterbringung, mit Konsequenzen verbunden sein muß. Ein harter Hund in der Causa, eine Eigenschaft die man dem langjährigen Spieler der Mercenaries in anderen Bereichen so nicht unbedingt nachsagt.

Alles zum Wohle des Footballs

Dabei hat Eschlböck ganz sicher nur das Wohl des Sports im Auge. Wer ihm unterstellt hier ein geheimes Süppchen zu kochen (zum Nachteil der kleinen Teams) der irrt. Die Umstellung hat naturgemäß für viele Teams in den letzten Jahren zum Teil massive Veränderungen mit sich gebracht, nicht überall zur Freude der Vereinsführung. Man werfe nur einen Blick nach Amstetten, wo aus einem ehemals großen Zweitligatier, ein durchschnittlicher Drittligist wurde. Eine Entwicklung die den Standpunkten des Präsident allerdings Recht gibt. Nur wer konsequente Nachwuchsarbeit betreibt, der wird auch oben ein Wörtchen mitreden können.

Unkraut zupfen derzeit noch ausgefallen

Was Eschlböck dabei hoffentlich auch erkennt sind so manche Sumpfblüten, welche diese an sich begrüßenswerte Ausrichtung austreiben ließ. Dazu gehört zum Beispiel, dass sich die Verantwortlichen des Juniorennationalteams ausbedungen hatten, dass das Team zur EM nach Stockholm nur einen Direktflug akzeptiert. Die Billigvariante wurde abgelehnt und man nickte den Wunsch dann tatsächlich auch ab. Als zuletzt das schwedische Nationalteam mit dem Bus von Stockholm in Kärnten ankam (das andere Extrembeispiel), war man schon ein wenig peinlich berührt, zumindest nicht mehr demonstrativ stolz darauf Lufthansagast gewesen zu sein. Dem Rechnungsprüfer (pikant: Christoph Piringer) trieb diese ‚Geldverbrennung‘, wie er sie nannte, auf die allerhöchste Vorarlberger Palme.

So ist es nicht der Umstand alleine, dass dem Nachwuchs seitens des Bundes mehr Spielraum, mehr Aufmerksamkeit und damit verbunden auch mehr Regeln und, im Falle nationaler Angelegenheit, auch mehr Geld zur Verfügung steht, sondern wie man mit dieser neuen Realität im täglichen Leben umgeht. Beinahe fahrlässig und ausufernd, oder in vernünftige Bahnen geleitet?

Back to reality

Bei so manchem Funktionär bekommt man im direkten Gespräch schon das Gefühl, als sei ab nun (seit der Ära Eschlböck) alleine der Nachwuchs inhaltlicher Dreh- und Angelpunkt des österreichischen Footballs. Das wäre so gesehen dann schon eine Fehlentwicklung, noch dazu mit der Gefahr des Irreversiblen (weil es schon immer so war) behaftet. Diejenigen, die heute die naive Meinung vertreten der Nachwuchsfootball wäre das Wichtigste der uns bekannten Football-Welt, die sollten im Falle mal ein paar aufklärende Takte mit Sponsoren, Medienvertretern und Sportmanagern aus anderen Bereichen reden und sich eventuell damit wieder an der Realluft zu vergessenem Wissen schnuppern. Es könnte heilsam sein, wenn auch ein Schock.

Als hier stellvertretendes Beispiel sei der Verein der Danube Dragons genannt, die all das und noch viel mehr verkörpern. Ein Verein der vom Dasein eines Eschlböcks gemäß seines Selbstverständnisses (Nachwuchs zuerst) profitiert, der seit Jahren sehr gute Nachwuchsteams stellt und heuer am Zenit seines Schaffens steht, was den engagierten Menschen dort zu gönnen ist. Mit positivem Neid (will ich auch haben) und dem Verlangen des Nacheiferns von anderen Teams nach ihren Möglichkeiten wäre das ein noch schönerer Erfolg – nämlich einer für alle.

Wofür man sie aber gar nicht beneiden muß ist ihr Dasein als Kampfmannschaft in den letzten Jahren, samt Standing in ihrer Gemeinde und bei der Wirtschaft. Der große violette Nachbar schöpft hier kräftig ab, die Dragons konnten sich zuletzt weder in der AFL (Totalabsturz) noch in der Division I (Platz 3) als Winner-Team präsentieren und ihr Happyland macht sie dazu auch noch meistens traurig, weil selten auch bespielbar. Hier haben die Klosterneuburger gleich an mehreren Stellen weite Flanken offen, die es zu schließen gilt und das können sie nur selbst erledigen und – ganz wichtig dabei zu verstehen wird sein: Die ganze gute Nachwuchsarbeit wird dabei nur in Teilbereichen helfen. Daher ist Nachwuchs nur ein Teil des Ganzen und nicht alleine die Sache selbst. Es gibt allerdings durchaus Anzeichen und Signale dahingehend, dass der Verein das verstanden hat und danach bereits agiert. Er hat die Möglichkeit in Zukunft auch ein ernsthafter Konkurrent für die Vikings im Sommer und nicht nur im Herbst zu sein.

Die Konkurrenz steht in den Startlöchern

So kann man zusammenfassend dem Verband und seinem Präsidium zur Nachwuchsarbeit gratulieren, mit der Einschränkung Ausuferung und auch, dass man andernorts Lücken offen gelassen hat. In diese stoßen dann solche ‚Gemeinheiten‘ wie die SELAF, die ihr Pferd von einer völlig anderen Richtung aufgezäumt haben. Sie stellen (als Firma) die Wirtschaftlichkeit des Unterfangens an erste Stelle, knüpften Bande mit den großen Medien und kümmerten sich voranging um die Popularisierung des Sports. Der Rest (der Nachwuchs), so deren Plan, kommt von selbst, weil wer will denn nicht ins Fernsehen? Im Moment klappt das in einem Ausmaß von dem selbst die Erfinder überrascht sind.

Es ist daher auch nicht weiter verwunderlich, dass man jetzt Mal mit einer gehörigen Portion Mißtrauen auf das Auftauchen dieses ‚Turniers‘ reagiert, zeigt es auch schonungslos die Schwächen des Footballbunds auf, die eben genau dort zu Hause sind, wo die SELAF ihre Stärken hat. Keine Schiedsrichterkosten? Keine Reisekosten? Siegesprämien? Aber hallo – wer hat das alles erlaubt? Und: Wie geht das?

Zusammen stärker als alleine

Es liegt eigentlich auf der Hand, wenn man sich die Stärken des AFBÖ und jene der SELAF ansieht, dass bei einer Bündelung der Kräfte ein gewaltiger Schritt vorwärts im europäischen Football gemacht werden könnte. Noch ist man nicht so weit, aber schon bald wird man erkennen, dass sich weder das eine aufhalten, noch das andere auf Dauer in der Form aufrecht erhalten lassen wird. Es wird also über kurz oder lang zu einer Kooperation der beiden ‚Philosophien‘ – wenn man so will – kommen. Auch dann, sollte die EFAF Purzelbäume deshalb schlagen und mit roten Karten fuchteln. Der Bund kann nicht daran interessiert sein, dass neben ihm ein Projekt immer weitere Kreise zieht, welches den Bestand der eigenen Ressourcen schwinden läßt. Es ist im Leben einfach so, daß sich Dinge verändern. Einige Herrschaften werden sich dann halt von ihren Vorstellungen eines europäischen Footballs verabschieden müssen. Es soll schlimmeres passieren.

Übrigens ist die SELAF gar kein Footballspezifisches Phänomen. Das gibt es in einigen anderen Sportarten in ähnlicher Form. So tanzen zum Beispiel der österreichische Meister und Vizemeister (Damen und Herren) im Volleyball gleich auf mehreren Hochzeiten. Sie spielen die heimische Meisterschaft, einen Europapokal und die MEVZA, die mitteleuropäische Volleyball-Liga, wo neben zwei Teams aus Österreich noch Vertreter aus der Slowakei, Kroatien, Slowenien und Ungarn dabei sind. Kommt uns das bekannt vor?

In der Form, so positioniert sich Eschlböck dazu, käme dem österreichischen Football die SELAF grad recht. Die Giants II können das nach eigenen Angaben und Kräften nicht aufheben, aber würde Sie es wundern, wenn trotzdem im kommenden Jahr ein österreichischer Verein bei der SELAF mitspielt? Mich nicht.

Jetzt werden Sie sich sicher fragen wo die Vorschau zum Finalwochenende abgeblieben ist? Zurecht, denn bisher haben Sie durchgehalten und kein Wort über das gelesen was Samstag und Sonntag passieren wird.

Nun, ich könnte jetzt eine eigene Vorschau hierfür schreiben, aber ich mache es mir, im Sinne der mehrmals geforderten ‚Gratis-Berichterstattung‘ über den Nachwuchs einfach und verweise Sie auf eine vernünftige Vorschau meines alter Egos Walter Reiterer ohne H. in der Mitte auf der wunderschönen, stets aktuellen und mittlerweile auch dem American Football zugetanen Internetplattform der Sportwoche und des Sportmagazins – www.sportnet.at.

Viel Vergnügen

Ihr

Walter (H.) Reiterer

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments