Die XXL-Version einer Schnapsidee, getarnt als voll tolle Sache, hat die Bundesliga mit der Erfindung der seligen Interdivision bereits länger hinter sich, doch immer wieder tauchen originelle Ideen auf, die Anhänger finden und mehrheitsfähig sind.
Etliche Tage vor der Ligasitzung erklärte mir Ivan Zivko, Headcoach der Danube Dragons, seine Gedanken zu einer aus seiner Sicht „Professionalisierung der Liga“. Er habe ein evidentes Problem bei seiner Spielvorbereitung gegen die Raiders und Vikings. Die haben ja immer mehr als die zwei am Spielfeld erlaubten A-Klasse-Spieler im Kader und können daher aus mehreren Spielern jene zwei wählen, welche schlussendlich gegen ihn spielen werden. Auf so etwas könne man sich nicht vernünftig vorbereiten und schlussendlich kann das er ja auch nicht. Beziehungsweise hätte es heuer gekonnt, da er nach der Genesung von QB Dally am Ende mit Ogun und Stollmeyer drei Imports zur Verfügung hatte. Er habe aber nicht gepokert und seine Karten auf den Tisch gelegt. Brav.
Mittwoch ist Meldetag
Seine Lösung: Alle sechs Mannschaften müssen bereits am Mittwoch bekannt geben, welche A-Klasse-Spieler sie am Wochenende einsetzen werden. Nur die zwei Gemeldeten dürfen dann auch spielen. Ein Mal pro Saison darf man einen austauschen, sollte sich der zwischen Mittwoch und dem Spieltag verletzen, oder nicht rechtzeitig fit werden.
So abstrus sich das im ersten Moment anhört, es handelt sich schließlich um die Abschaffung von Game Day Decisions, fand es eine Mehrheit mit jenen Teams, die nur zwei Imports pro Saison holen werden/wollen. Die Giants, Dragons und Rangers werden nun also, an den „Amateuren“ der Raiders und Vikings vorbei, die AFL professionalisieren. Man lernt und staunt.
Reamateurisierung, nicht Professionalisierung
Eine „Professionalisierung“ ist natürlich in Wahrheit weder das Motiv der Dragons, noch das ihrer Gefährten. Hier wurde lediglich ein Vorteil der Raiders und Vikings gegenüber ihren Programmen erkannt und gegen ihn erfolgreich vorgegangen. Das kann man einfach so sagen. Da braucht man nicht das Wort „Professionalisierung“ bemühen, wenn es sich doch um eine Reamateurisierung handelt, denn wer erklärt jetzt der NFL, dass ihre Game Day Decisions völlig unprofessionell sind? Zivko? Da wäre ich gerne dabei.
Das Beispiel zeigt auch sehr gut die vorhandenen Schwächen des Systems auf. Nicht nur in den unteren Ligen, auch in der AFL darf sich jeder, Jahr für Jahr, etwas wünschen. Wünschen sich das mehrere, dann passiert es auch. Das ist alles, nur sicher kein Kennzeichen von Profitum. Genau dort (in einer Amateurliga) befinden wir uns schließlich auch und ich will das alleine deshalb gar nicht schlechtreden. Nur ehrlich müssen wir zueinander dabei schon sein und uns nicht vormachen, wir würden mit so etwas einen Beitrag zur Professionalisierung leisten. 
Trotzdem ergeben sich da einige Fragen und auch „Zusatzangebote“.
Die Regel wird mit aller Wahrscheinlichkeit bei einigen Teams veritable Probleme hervor rufen. Betrachtet man alleine das Jahr 2012, dann gab es da ja etliche Langzeitverletzte, deren Einsatz erst am Spieltag klar, oder eben nicht klar wurde. Die Mittwochsentscheidung kann so auch zum Glücksspiel werden und es kann passieren, dass Teams dann nur mit einem Legionär spielen, weil der andere dann doch nicht fit wurde und der eine erlaubte Austausch schon in der Vorwoche verbraucht wurde.
Ein Schelm, wer Zivko unterstellt, dabei auch so weit gedacht zu haben.
Österreicher ohne Impact?
Zivko argumentiert sein Ansinnen weiters damit, dass es sich bei der A-Klasse stets um Impact-Spieler handelt und wie erwähnt eine professionelle Vorbereitung auf den Gegner nur dann möglich ist, wenn dessen grober Gameplan, in Form einer Aufstellung seiner Legionäre, ihm vorab bekannt ist. Jene Impact-Spieler, die keine A-Klasse Spieler sind, in aller Regel Österreicher, die betrifft das jedoch nicht. Man meldet einfach den ganzen Kader und wer dann spielt oder nicht spielt, das ist weiter Geschmackssache. Das verstehe ich nicht. War es nicht Zivko, der immer sagte, es gibt in Österreich genügend Spieler, die den US-Amerikanern um nichts nachstehen? Warum müssen die Dragons nicht melden, ob Thomas Haider spielt, oder nicht spielt? Was ist mit Hofbauer bei den Raiders? Wie steht es mit Ponce deLeon bei den Giants? Was ist mit Walch bei den Vikings? Das sind doch alles Impact-Player, oder doch nicht mehr, bzw. nicht so sehr?
Vielleicht wurde es nur vergessen, oder es ist zu mühsam, oder es ist halt unprofessionell, oder es handelt sich dabei um keinen Vorteil mehr, den man sich verschaffen könnte, sondern um einen, den alle anderen dann auch hätten.
Weg mit der selektiven Kompensation!
Spinnt man das weiter, diesen Ausgleich der Möglichkeiten, gibt es noch viele andere Dinge, wo manche Teams einen Vorteil gegenüber anderen haben. Es ist nämlich nicht nur das Geld. Wäre es das alleine, die Dragons hätten niemals die Meisterschaft gewinnen können, die Giants schon gar nicht. Da stellt sich doch die Frage, warum alle anderen Vorteile nicht kompensiert werden sollten in Zukunft.
Ein Beispiel dazu: Laut Homepages haben die Giants vier Coaches, die Dragons leisten sich neun. Sollte man das nicht besser nivellieren, damit alle die gleichen Voraussetzungen haben? Ich bin dafür, dass man sich auch hier ein gutes Beispiel an der Idee von Zivko nimmt. Die Dragons sollten sich von drei Coaches trennen (welche, das bestimmen die anderen mehrheitlich) und einen nach Graz abgeben. Dann haben beide fünf und es ist wieder gerecht.
Das ist natürlich weder mein Ernst, noch würde das eine Mehrheit finden, da auch die Raiders und Vikings einen große Coaching Staff haben, aber die Frage halte ich in dem Zusammenhang durchaus für legitim. Es gibt ja so viele Ungleichheiten/Ungerechtigkeiten, die man gleich/gerechter machen könnte. Wenn man wollte. Überspitzt gefragt, weil darum geht es ja insgeheim: Warum geben die Raiders und Vikings den anderen eigentlich nicht einfach ihr Playbook, damit die sich besser vorbereiten können? Das wäre nur gerecht, schaut man sich an, wie oft die beiden mit ihrer Geheimniskrämerei Spiele und Meisterschaften gewonnen haben.
Interessant ist dabei auch, dass die Meldung vorab ausschließlich für die AFL wirksam ist. In der Division 1 kann man, wenn man will, mit 2/1 spielen und dem Gegner erst nach dem Kickoff zeigen, welcher Import tatsächlich spielt. Aber das sind ja auch keine solchen Profis, wie die in der AFL.
Mein Ihr
Walter Reiterer
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