Charley Enos steht dem Anschein nach kurz vor seiner Rückkehr nach Wien (oder doch nicht?), die Coaches der Vikings scheinen als Spieler am Eurobowl Roster auf, genau so wie der Head Coach der Raiders plus seinem neuen Offense Coordinator. 
Die Blue Devils gehen es gewohnt deftig an, verdoppeln ihre Imports und Duals auf europäischer Ebene auf satte 14 Spieler. Die Giants tun das scheinbar nicht, denn die drei Imports des Vorjahres am Roster stehen vermutlich nur zur Abschreckung und Sicherheit zusätzlich am Roster.

Enos auf hold – jetzt geholt?
Charley Enos steht an dem für die EFL (Eurobowl) gültigen Roster der Dodge Vikings. Der Receiver soll laut Präsident Karl Wurm auch kommen. Enos selbst sagte vor zwei Tagen noch er wisse es nicht. Engagement bei einem anderen Team hat er keines. Die Vikings dürften ihn auf Standby geschalten und die Option zur Rückkehr offen gehalten haben. Nach der Verletzung von Pasha Asiladab wäre Enos eine beinah logische Entscheidung, wobei natürlich zu bedenken ist, daß er neben Henry, Graham und Atwood der vierte Amerikaner auf der Liste wäre. Wer spielt dann nicht? Falls Enos kommt und falls er spielen sollte, gibt es mehrere Varianten. Enos ersetzt Atwood. Atwood spielt QB und Enos Receiver, Henry spielt nicht. Olson (Dual) spielt QB, Enos & Atwood Receiver und Henry? Alles Mumpitz, oder nicht?

Eine gar nicht so unwahrscheinliche Variante: Enos steht am Roster, hat einen Spielerpass (beides ist so), ‚gehört‘ quasi so den Vikings (kein Gegner muß sich für ihn interessieren), wird aber nie für sie spielen, denn die 60 Mann Roster für die EFAF sind eher als Sicherheitskopie, wie als laufendes System zu sehen. Was passiert wenn? Die Liste gibt die Antwort auf mögliche worst case scenarios, aber spiegelt nicht den tatsächlichen Stand der Dinge wieder. Auf die Spitze haben dieses europäische Spiel in den vergangenen Jahren die Bergamo Lions getrieben, wo sich so mancher Legionär, mit dem sie lediglich verhandelt haben, umgehend auf deren Roster wiederfand. Glücklich ist der Verein, dessen Präsident auch gleich die italienischen Spielerpässe ausstellt. So kam es, daß immer wieder Spieler in Deutschland, Frankreich und anderswo, damit überrascht wurden beim italienischen Meisters zu spielen. So weit sind wir in Österreich (noch) nicht.

Es ist daher auch nicht anzunehmen, daß die Coaches Shawn Olson, Art Tolhurst und Sid Slater im Normalfall ein Shoulderpad umschnallen werden. Sie könnten aber, wenn alle Stricke reißen. Fast das gleich gilt für Raiders Headcoach Geoff Buffum. Auch der steht als QB am EFAF Roster. Fast deshalb, weil bei den Raiders zwei Stricke bereits gerissen sind. Sollte der dritte (auch der neue Mann Rush Bowers steht am Roster) auch nicht halten, dann wäre das eine theoretische Möglichkeit. Die Wahrheit steht am Gameday Roster.

Die Blue Devils haben ihren 60 Mann Roster mit zusätzlichen sieben Imports aufgefettet. Wer davon spielen wird könnte man schon am kommenden Sonntag gegen die Stuttgart Scorpions sehen. Spielraum gibt es, da nur zwei ‚echte‘ Amerikaner dabei sind und man für den QB Rob Blount (CW Post) und DL Tom Parks (University of Delaware), entweder QB Gary Brashears, LB John Petty oder DB Eric Moore ‚opfern‘ müsste. Das ist nach einem Match eher auszuschließen. Bei den anderen fünf ist aber alles offen. TE Thomas Eijsenga, ein Holländer von den Dresden Monarchs, der schwedische O-Liner Oscar Strauss (Phoenix College), DE Dorlean Frantzy (F), der britische QB Ted Baynham (British Bulldogs) und der DB Bismark Osei (University of Northeastern) mit Zweitpass aus Ghana dürften ohne direkten US Platztausch spielen. Die Wahrheit steht dann, wie bereits erwähnt, am Gameday Roster.

Die Giants haben sich die drei Legionäre aus dem Vorjahr am Roster behalten. Auch hier dürfte die Überlegung mitgespielt haben, daß sie so nirgendwo anders auftauchen werden. Das Trio befindet sich unseres Wissens nach in den Staaten.

Ernster Spaß oder bloß Camouflage? Darf Deutschland sich schon freuen?
Wie ernst kann man den 60 Mann EFAF Roster nehmen? Gar nicht, denn man kann nur sehr wenige Rückschlüsse auf den tatsächlichen Gameday Roster daraus ziehen. Eventuell spielt am Ende gar keiner der zusätzlichen Spieler und das ganze war nur als Versteckspiel zu verstehen. Keines der Teams will seine europäischen Karten heuer freiwillig auf den Tisch legen, ernst wird es mit dem Start in die kurze EFL/EFAF Cup Saison. Da kommt dann die Wahrheit auf den Tisch. Eventuell heißt diese Enos bei den Vikings, aber die werden bis zum Hamburg Match den Teufel tun sich auf alle Beine zu stellen, wenn man Spiele auch mit den zweien eines einzigen Runningbacks (in der Offensive) entscheiden kann. Hier schlummert vielleicht noch etwas, was man bisher noch nicht hergezeigt hat.

Zuschauerzulauf
Die AFL Matches erfreuen sich heuer eines Publikumsinteresses wie nie zuvor. Zu den drei ersten Partien kamen fast 8.000 Fans. Obwohl das Giants Spiel am Sonntag auf der Hohen Warte von den Medien weitgehend noch nicht angekündigt wurde, herrscht rege Nachfrage nach Vorverkaufskarten, so deren Manager Alfred Neugebauer. Die Zuschauerzahl beim letzten Heimmatch hat man mit 3.100 angegeben, beim ersten Auftrete der Raiders am Tivoli waren es ein Woche zuvor 3.200. Das ist erfreulich und man darf hoffen, daß es dabei bleibt, denn ein gar nicht so geringer Teil der Fans, so eine Einschätzung nach Gesprächen mit Besuchern, waren von den dargebotenen sportlichen Leistungen bislang nur eher mittelmäßig begeistert. Die Defensivschlachten haben auch bei so manchen Betrachtern Spuren hinterlassen. Fad, eintönig, zu wenig Pässe, hörte man öfters. Ein normales Footballspiel sagten dazu andere. Die kommende Importregelung sei schuld, daß es so langweilig hergeht, die gleiche sei für andere dafür verantwortlich, daß wieder Football gespielt wird. Zwei Meinungen, die vielleicht beide nicht ganz unrichtig sind. Zu hoffen ist, daß jene, die ein halbes Dutzend 65 Yards Touchdown Pässe bei einem Match sehen wollen, nicht der Geduldsfaden reißt und der derzeitige Zulauf sich mittelfristig in eine Flaute umwandelt. Man wird heuer sicher auch noch attraktivere (offensivere) Matches sehen, aber die Zeit wo jeder zweite Spielzug ein langer Paß war, ist in der AFL vorerst mal vorbei. Dafür beginnt diese gerade in der Division II, wo plötzlich 300 Leute entlang eines Spielfeldes stehen.

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