Das Treffen der beiden Titanen auf der Hohen Warte zu Wien wollten die Raiders dazu nutzen im Kampf um den Einzug in die Austrian Bowl Boden gut zu machen. Martin Pfanner für Football-Austria.com aus Wien am Puls der Zeit
Während sich der bisherige Saisonverlauf der Vikings mit den Worten ‚ein wahrer Traum‘ treffend beschreiben lässt, so kann man den der Raiders am besten mit ‚Zwischen Himmel und Hölle‘ bezeichnen. Was gab es diese Saison nicht schon alles in Innsbruck? Man startete unerwartet schlecht in der AFL, das Quarterbackkarussell drehte sich unaufhörlich und förderte letztendlich einen alten Bekannten in Form von Head Coach Geoff Buffum zu Tage, Leistungsträger James Ellingson wurde durch eine Messerattacke lebensgefährlich verletzt, aber irgendwie trotzte man alle den Umständen fing sich in der AFL und fertigte dann die Braunschweig Lions im Europacup ab. Ganz anders in Wien. Dort starte man gewohnt dominant in die Saison, Pech mit dem Quarterback oder nennenswerte Verletzungen gab es (noch) nicht und auch im europäischen Wettbewerb schwebt man weiter auf Footballwolke 7. Trotzdem wollte man sich gegen die Raiders, die im Fernduell mit den Graz Giants um eine gute Ausgangslage für das vermutlich alles entscheidende Aufeinandertreffen in 3 Wochen kämpften, keine Blöße geben und den Anspruch auf die Nummer 1 im heimischen Football weiter einzementieren. Bei wem und warum ‚des Uhrwerk no ned laft‘ sollte dann auch das Spiel zeigen.

Das Spiel
Dieses Mal brannte die Hohe Warte schon vor dem eigentlichen Spiel, denn Ex-Viking Lance Gustaffson stattete seiner ehemaligen Wirkungsstätte einen Besuch ab und wurde dabei vom tosenden Jubel der etwa 2500 Fans gebührend empfangen. Nach dem gewohnt pompösen Einlauf der Wikinger übertrugen diese das Feuer der Flammenwerfer sogleich aufs Spielfeld. QB Toby Henry brachte einen 22 Yard Pass auf WR Johannes Widner an. Ein 27 Yard Pass auf Luke Atwood wurde dann allerdings wegen einer Illegal Motion Strafe aberkannt und im Nu befand man sich bei 4&8 an der 33 der Raiders. Zu weit für ein Field Goal, zu kurz für ein Punt, aber genau richtig für eine Interception, die Raiders DB Jakob Dieplinger abfangen konnte. Die tolle Vorarbeit der Defensive konnten die Mannen rund um Starting QB Geoff Buffum allerdings nicht nutzen. Der verletzte Raiders RB Florian Grein musste von der Seitenlinie mit ansehen wie sein Ersatz Mohammed Muheize bei 3 Laufversuchen 4 Yards Raumgewinn erlief und dann höchstselbst den Punt vollführte. 3&out für die Raiders und die Vikings schienen jetzt plötzlich hellwach. Angeführt vom einmal mehr überragend aufspielenden RB Clinton Graham arbeitete man sich über den Rasen der hohen Warte und schließlich auch in die Endzone der Innsbrucker. Erwähnenswert scheinen dabei einmal mehr die unglaublichen Bewegungen, denen sich der Running Back der Wiener bediente. Angesichts seiner unglaublichen Finten und Drehbewegungen konnte dem geneigten Zuschauer nur schwindlig werden. Nach Grahams 2 Yard Touchdown und Peter Krambergers Extrapunkt stand es 7:0.

Im zweiten Viertel vermochten die Vikings, nach einem weiteren 3&out der Raiders, ebenfalls nicht viel aus ihrem Angriffsrecht zu machen. Nach drei Incompletions von der 35 Yard Linie der Raiders musste Peter Kramberger dann ein undankbares 52 Yard Field Goal schießen, das er dann auch prompt weit verzog. Nach zwei 3&out in Folge wollte man auf Seiten der Innsbrucker endlich positive Yards erzielen und untermauerte dieses Bestreben auch sogleich mit einem sehenswerten 33 Yarder von QB Buffum auf WR Chris Rosier. Nach zwei weiteren vollständigen Pässen auf WR Andreas Pröller musste man angsichts eines vierten Versuches dann ein Field Goal aus 27 Yards kicken. Raider Kicker Josef Schnellrieder versenkte das Ei sicher zwischen den Pfosten und somit stand es 7:3. Im anschließenden Drive der Vikings warf QB Henry abermals zum Gegner, diesmal zum Tiroler DB Adrian Kellman. Doch ein weiteres 3&out der Innsbrucker bescherte den Wikingern wiederum den Ballbesitz. Kollektives Kopfschütteln an der Innsbrucker Seitenlinie, denn an dieser Stelle des Spiel vernahm der findige Football-Austria.com Redakteur den titelgebenden Sager eines Innsbrucker Spielers. Doch auch das Uhrwerk des Toby Henry schien einen Aussetzer zu haben. Der warf nämlich im folgenden Drive seine dritte Interception, die ein weiteres Mal von Adrian Kellman heruntergepflückt wurde. Die Raiders murksten in ihrer Offense fröhlich weiter und hätten aller Wahrscheinlichkeit nach auch nichts zu Stande gebracht, wenn es nicht in die Halbzeit gegangen wäre. So verabschiedeten sich die Hausherren aber nur mit einem hauchdünnen 4-Punkte Vorsprung in die Kabinen.

Die zweite Halbzeit eröffneten die Raiders wie gehabt. Sechs Spielzüge mit einem Netto-Raumgewinn von mageren 16 Yards reichten gegen die momentan wahrscheinlich beste Defensive im europäischen Amateurfootball nicht. Die Vikings bekamen den Ball und legten los wie die Feuerwehr. Von der eigenen 15 Yard Linie arbeitete man sich kontinuierlich nach vorne. Clinton Graham erzielte dabei 64 Laufyards überließ den Lauf zum Touchdown dann aber Ralph Pointer, der aus sieben Yards Entfernung die Goalline überquerte. Nach einem 85 Yard Touchdown Drive stand es nach verwandeltem Extrapunkt somit 14:3 für die Gastgeber. Doch auch nachdem die Vikings nun offensichtlich einen Gang zugelegt hatten wollte bei den Gästen nichts gelingen. Die folgenden fünf Spielzüge für magere 12 Yards waren ein Zeugnis der Tiroler Inneffizienz im Angriff, gleichzeitig aber auch ein Statement der stark aufspielenden Vikings Defensive.

Das man in Innsbruck auch anders kann bewies man dann am im letzten Spielabschnitt. QB Geoff Buffum brachte seine Mannschaft mit sehenswerten Pässen rasch in aussichtsreiche Position. Beim dritten Versuch an der 16 Yard Linie der Vikings suchte er sich in Vikings DB Gregor Pachman allerdings den falschen Empfänger für seinen Pass. Die Tiroler Defense legte sich dann aber mächtig ins Zeug und erzwang ein 3&out der am heutigen Tag bis auf Clinton Graham sehr mäßig aufspielenden Offensive der Wikinger und gab der Offense mit drei noch zu spielenden Minuten den Ball an der Mittellinie zurück. Dann machte es ‚Klick‘, das Tiroler Präzisionsuhrwerk sprang endlich an und Geoff Buffum fand den völlig alleingelassenen Andreas Pröller in der Endzone. Auch ein Pass auf Thomas Lerch zur erfolgreichen 2 Point Conversion gelang nun. Aber ebenso schnell wie das Uhrwerk auf Touren gekommen war, verabschiedete es sich auch wieder. Ein Onside Kick sollte das Wunder noch möglich machen, aber Josef Schnellrieder platzierte den Ball in den Händen von Clinton Graham. Die Vikings spielten in routinierter Manier die Uhr herunter und setzten sich am Ende knapp aber durchaus verdient mit 14:11 durch.

Fazit und Ausblick
Die Vikings spielten sicherlich nicht ihren besten Football, aber es ist gut zu wissen, dass nicht immer alle Zahnräder ineinander greifen müssen um ein Spiel zu gewinnen. Ein starker Clinton Graham hat bislang noch immer gereicht um einen Sieg auf dem Konto der Wikinger zu verbuchen. Doch in einer ähnlich knappen Partie könnte es sich für die Wikinger rächen vier Ballverluste zu begehen. Doch momentan darf man sich glücklich schätzen eine derart starke Defensivabteilung im Rücken zu haben, die solche Fauxpas in der Regel vergessen macht Trotz der größtenteils durchwachsenen Leistung der Raiders Offensive hatte man irgendwie immer das Gefühl, dass die Partie noch kippen könnte. Doch der bereits vielzitierte Uhrwerkvergleich eines Tiroler Spielers brachte es an diesem Nachmittag auf den Punkt. Wenn das Uhrwerk funktionieren soll ist man fast zwangsläufig auf einen fitten Florian Grein angewiesen. Ohne ihn wirkte die Offense zeitweise zahnlos. Grein kündigte bereits an im Eurobowl-Semifinale gegen Paris Flash wieder auf dem Feld stehen zu wollen und muss dann auch versuchen im alles entscheidenden Heimspiel gegen die Grazer die hohen Erwartungen der Raiders aufrechtzuerhalten. Das Zünglein an der Waage im Kampf um den zweiten Patz in der Austrian Bowl werden dann die Vikings spielen, die in Graz Schützenhilfe für die Raiders leisten müssen. Ob das Uhrwerk dann mit Grein auf gut Tirolerisch ‚lafen‘ wird muss sich erst zeigen. Vorerst sollte man die durchaus positiven Ansätze aus Wien mitnehmen und versuchen darauf aufzubauen. Denn möglicherweise winkt den österreichischen Fans in gar nicht allzu ferner Zeit ein Wiedersehen der beiden Mannschaften, denn sowohl Begegnungen in der Austrian Bowl als auch in der Eurobowl sind theoretisch möglich. Und manchmal ticken die Uhren dort ein wenig anders. (mp) Duell der Semifinalisten Europäischer Spitzenfootball in Österreichs Stadien Am kommenden Wochenende kommt es in der AFL zu zwei hochinteressanten Begegnungen. Es treffen nämlich mit Vikings vs. Raiders & Blue Devils vs. Giants nicht nur irgendwelche Teams, sondern jeweils die Halbfinalisten der Eurobowl & des EFAF-Cups im direkten Duell aufeinander. Weit haben wir’s gebracht. Es ist fast zu schön um wahr zu sein. In einer normalen AFL Grunddurchgangsrunde trifft sich die die Creme des europäischen Footballs auf heimischen Boden. Die vier Helden aus dem Europacup im direkten Kräftemessen – internationale Schwergewichte unter sich in Austria. Tage & Wochen von denen wir alle wahrscheinlich in Jahren noch reden werden. (mp)

AFL
Dodge Vikings vs. Swarco Raiders Tirol 14:11
(7:0/0:3/7:0/0:8)
28. Mai 06, Kickoff 15:00
Hohe Warte, Wien
Referees: Müller / Berger / Savicevic / König M. / Hofbauer / Ulicny

Spielbewertung:
Spielniveau:
Ambiente:
Unterhaltungswert:
Braten mit Kraut-Test (VIP):

Football-Austria.com MVP: Clinton Graham (31 ru, 170 yds, 1 TD, 1 Fumble)

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