Warum das aber nicht ganz klappen wollte und was sonst noch so geschah erklärt Ihnen Martin Pfanner für Football Austria.

Nicht erst während dem Spiel, sondern bereits im Vorfeld hatten die ambitionierten Magyaren mit unerwarteten Problemen zu kämpfen. Der Teambus versperrte die Einfahrt für Feuerwehr und Polizei und drohte abgeschleppt zu werden. Der Platzsprecher verhinderte aber schlimmeres und klärte die Ungarn in lupenreinem Englisch über deren Dilemma auf. Es wurde umgeparkt und alsbald ging es los.

Der fulminante Spielstart durch zwei kraftvolle, lange Läufe von RB Norbert Erdélyi gab der Budapester QB Attila Lendvai mit einem unheimlichen schwachen Wurf den Ball an die heimischen Wikinger ab. Zur Erinnerung, Lendvai war vor dieser Saison mit Lob überschüttet worden, konnte diesen Vorschusslorbeeren aber zu keiner Zeit des Spiels gerecht werden. DB Georg Thomas zeichnete sich mit der Interception aus und retournierte bis an die gegnerische 30. Der Nutznießer auf Seiten der Offensive hieß Daniel Stanzel, der den Ball zum frühen 7:0 aus kurzer Distanz in die Endzone powern konnte.

Anschließend verzettelten sich beide Teams zwischen den beiden 20-Yard Linien in der Kunst des Ballabgebens, konstruktives gab es für die zur Hälfte volle Tribüne nur marginal zu beobachten. Außer zahlreichen Strafen (vornehmlich False Starts und Offsides) durfte im ersten Viertel, neben einer Fumble Recovery durch D-Liner Alexander Taheri (der sich dabei leider auch verletzte) nur noch eine Interception von Philipp Jobstmann bewundert werden.

Die Wölfe ließen Ansätze ihres Potentials erstmals im zweiten Quarter aufblitzen. Spielzug um Spielzug überwanden die Running Backs der Cane Lupi die Entfernung zur Endzone. Vorangegangen war dem Ganzen ein Turnover on Downs der Vikings Offense innerhalb der gegnerischen 10 Yard Linie. Die knappen 90 Yards schloss dann RB Peter Cseperkáló mit einem Lauf aus kurzer Distanz ab.

Ebenso wie die großen Vorbilder der Kampfmannschaft brauchen aber auch die Vikings II offensichtlich solche Dämpfer um wieder fokussierter zu Werke zu gehen. Die Trotzreaktion auf den Budapester Ausgleich war aller Ehren wert und mitunter der sehenswerteste Two-Minute-Drill, der dem Autor jemals live zuteil wurde. Mit 1:30 auf der Uhr arbeitete sich Jobstmann mit seiner Receiver-Combo Daniel Kovacs (nach seiner langwierigen Schulterverletzung offensichtlich wieder ganz der Alte) und Jakob Altersberger über das gesamte Feld. Letztgenannter vollendet formschön bei auslaufender Uhr zum 14:7-Halbzeitstand.

Ein glühender Verehrer ward sofort in anwesendem Steelsharks HC Jens Pfennig gefunden, der von ‚einer perfekt exekutierten Two-Minute Offense‘ sprach und auch sonst mit lobenden Worten für die Gastgeber wenig sparsam umging.

Obwohl den Spielern diese Anerkennung nicht persönlich zuteil geworden war, ließen sie am Anfang des dritten Spielabschnittes aber gleich erkennen, dass der Trainer des Ligakonkurrenten nicht übertrieben hatte. Ein weiterer sehenswerter Drive unter der Regie von Jobstmann fand durch WR Sevan Sarian seinen Abschluss in der Endzone. Auch wenn es noch knapp weniger als die Hälfte der Partie zu absolvieren galt, war den Anwesenden spätestens zu diesem Zeitpunkt klar, dass das Spiel gegessen war.

Die Schwäche der Gäste aus Ungarn konnte auch durch einen Wechsel auf der Quarterback-Position nicht übertüncht werden. Die #14 der Wolves überwarf seine freien Receiver, dass es für die Vikings Defense eine regelrechte Freude sein musste. Um die eindrucksvolle Machtdemonstration noch ein wenig weiter fortzuführen, setzte es dann gegen Ende des letzten Viertels noch einen TD von WR Jakob Altersberger, von Philipp Jobstmann abermals sehenswert in Szene gesetzt.

Sodann ließen Spieler und Coaches an der Seitenlinie der Wölfe ihrer aufgestauten Frustration freien Lauf. Anlass dazu bot eine fragwürdige, aus Sicht von Football-Austria aber richtige, Entscheidung der Offiziellen gegen die Wölfe (die Wolves forderten einen Fumble, der aber nicht gegeben wurde). Die absolut unnötige und unangebrachte Reaktion gegenüber der Schiedsrichter-Crew eines der Budapester Coaches im O-Ton: ‚You just don’t give it to us, you won’t give it to us. It’s ridiculous. We sucked today too, but how the hell do you guys get a paycheck? It’s ridiculous.

Auch wenn Schiedsrichterleistungen immer mit Argusaugen beäugt werden, konnte man bei dieser Partie von einer der besseren der Saison sprechen. Nichtsdestotrotz war diese überzogene Reaktion symptomatisch für den Auftritt der Budapester. Das eigene Unvermögen auf die Leistung der Schiedsrichter abrollen funktioniert nach einem derartigen Abschuss nicht. Zu viele Chancen wurden ungenutzt gelassen, zu viele Fehler begangen. Wenigstens in einem Punkt ist dem Trainer der Ungarn völlig recht zu geben, they sucked today.

Fazit
Das Spiel wusste den Begegnungen der letzten Saison in einem Aspekt frappierend zu ähneln, nämlich im Hinblick auf den Sieger. Der große Unterschied lag dagegen in der Zahnlosigkeit der Magyaren. Letztes Jahr konnten die Spiele eng und spannend gehalten werden, der Zuschauer hatte jederzeit das Gefühl, dass noch was passieren könne. Nicht so diesmal.

Wer sich jetzt denkt, dass über den Köpfen der Wikinger nur eitel Sonnenschein vorherrscht der täuscht. Die Fehler sind nach wie vor zahlreich und bedürfen noch einer intensiven Bearbeitung und damit einhergehender Eliminierung durch die Coaches. Insbesondere Strafen, Missed Tackles und das Fallenlassen von potentiellen Interceptions fallen unter diesen Punkt.

Die Vikings² haben dennoch wieder einmal bewiesen, dass der Titel in der Division I nur über sie führen wird, die Wölfe, dass sie immer noch nicht reif für den großen Wurf sein. Jedoch, wer weiß schon, was sich im Verlaufe der Saison noch alles ändern kann. Momentan sieht aber alles danach aus, dass das Fazit nach der nächsten Begegnung der beiden Team wiederum folgendermaßen lauten könnte: Déja-Vu, schon gesehen! (mp)

Division 1
Dodge Vikings² vs. Budapest Wolves 27:7
(7:0/7:7/7:0/6:0)
15. April 07 | Kickoff 15:00
Schmelz, Wien, 350 Zuschauer
Referees: Savicevic / Leue / Wahl / Czogalla / Schiller
MVP: Philipp Jobstmann

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