Beim Meeting des Verbandes mit den AFL Teams und den Teilnehmern der Division 1 Playoffs vergangenen Freitag kam man mehrheitlich zu einer Übereinkunft. 2006 bleibt alles beim Alten. In der Saison 2007 dürfen aber danach in der AFL nur mehr sechs Nicht-Österreicher am Gameday Roster und drei gleichzeitig am Spielfeld stehen. Verpflichten kann man aber so viele Imports wie man will. Details wird man noch verhandeln, grundsätzlich ist man sich darüber aber einig.
Wer Österreicher und wer Nicht-Österreicher ist, soll aber nicht nur der Reisepass bestimmen, sondern eine "Neutralisierungskommission", bestehend aus Bruins, Invaders und Bulls. Allen dreien wird mehr Neutralität bei der Beurteilung dieser Spieler zugesprochen als den Betroffenen selbst.
Die Österreichermacher
Mit dem Neutralisierungsverfahren soll verhindert werden dass Spieler, welche in Österreich Football spielen gelernt haben, aber zufällig nicht österreichische Staatsbürger sind, künftig als Imports (Nicht-Österreicher in diesem Sinne) gelten. Konkret betrifft das Teams wo Slowaken, Tschechen, Schweizer, Deutsche, Türken u. a. Staatsbürger seit Jahren Football spielen, aber nie z.B. auf einem amerikanischen College gespielt haben, sondern immer nur im Land der Berge. Diese sollen künftig als "Football-Österreicher" gelten, bzw. von der Kommission von Fall zu Fall geprüft werden, ob sie das sind oder eben nicht. Hört sich nach viel spannender Arbeit, inklusive CV Verifizierung plus einem guten Schuss Ahnenforschung an. Alle die durch diesen neutralen Rost fallen, gelten dann definitiv als Nicht-Österreicher.
Standpunkte 2005
Völlig abgeblitzt mit ihrem Konzept sind die Cineplexx Blue Devils. Ihr Papier sah 4 Ligen vor. Eine AFL International (VIK, RAI, DEV, GIA), welche mehr oder minder losgelöst von Importregelungen agieren kann, eine AFL National (FAL, DRA, BUL, INV od. BRU) wo eine Deckelung der Imports vorgesehen war, sowie die Div I und Div II, wo aber auch ein amerikanischer Spieler erlaubt sein soll. Ebenfalls berücksichtigt wurde in dem Konzept eine nach Liga gestaffelte verpflichtende Teilnahme an Nachwuchsbewerben (was bisher schon in der AFL und Division 1 der Fall ist). Devils Präsident Christoph Piringer steht in der Causa prinzipiell auf dem Standpunkt, dass sich ein Team nur dann spielerisch verbessern kann, wenn ein (guter) US oder College Spieler samt einem amerikanischen Coach das Team vor allem an einen höheren Game Speed und somit auf AFL Niveau heranführt.
Weit mehr Beachtung fanden die Vorschläge der Herren Gerhard Grassegger und Stefan Schubert von den Graz Giants, deren Grundideen, gemeinsam mit denen vom AFBÖ, dann auch am Ende jene waren, auf welche man sich modifizierter Weise einigen konnte. Übrigens inklusive der Blue Devils, welche ebenfalls ihr Ja-Wort dazu gaben. Ein einziges Team hat gegen diese Regelung gestimmt, die Danube Dragons, denen eine noch radikalere Reglementierung, vor allem zeitlich (bereits 2006), weit lieber gewesen wäre. Die Verantwortlichen des Teams aus Klosterneuburg erkennen im derzeitigen Reglement, welches sie pikanter Weise anno dazumal noch selbst mit beschlossen haben, nun einen Wettbewerbsnachteil für sie. Ein Irrtum, wie alle anderen Teams meinen, da sich nach deren Auffassung an den Kräfteverhältnissen in der AFL alleine dadurch nichts verändern wird. Einzig und allein wird dem Wettrüsten zwischen den zwei Top-Teams mit Kärntner und Vorarlberger Beteiligung der Riegel vorgeschoben. Die zwei leading Teams, Vikings und Raiders, sehen ihre Stärken vor allem bei ihren Strukturen am Coaching Sektor und im Nachwuchsbereich, stehen dem Reglement daher auch positiv gegenüber, darf man für die EFAF/EFL ja mit Duals nachladen.
Szenarien
Alle Teams holen sich ab 2007 weniger, dafür bessere Imports. Dadurch steigt die Qualität des Spiels weiter an, obwohl nominell mehr Österreicher am Feld stehen. Eine schöne Sache für alle. Die Scorer haben dann trotzdem noch verdächtig amerikanische Namen. Die Hackordnung bleibt also kurzfristig die Gleiche. Die Teams mit der besten Nachwuchsarbeit werden sich mittel- bis langfristig durchsetzen.
Ein schlimmeres Szenario für 2007 wäre wenn gleich alle Teams die falschen Schlüsse aus der Regelung ziehen und Aktionen lancieren, die einem Rückschritt gleichkommen. Ein (eindeutiger) Verlust der Herrschaft über Football Europa verbunden verbunden mit sinkenden Zuschauerzahlen wäre fatal. Bei der Gerissenheit der großen Klubs ist das aber fast auszuschließen, da genau diese wissen worüber sie vorigen Freitag beraten haben.
Auch möglich wäre ein für 2006 noch völlig entankerter Christoph Piringer, der bei sich in Hohenems alles versammelt was Rang und Namen hat, sowie Geld kostet. Das Devil im Namen ist Programm. Piringer verspürt eine diabolische Freude dabei sein Team in Szene zu setzen. Er liebt den Football Sport, aber es ist "nur" sein Hobby, zudem hat er eine umfassende Ahnung von Geldangelegenheiten, und genau das macht den Mann so interessant wie auch unberechenbar.
Eine weitere, wenn auch weniger wahrscheinliche Möglichkeit ist, dass sowohl die Devils als auch die Falcons 2006 gar nicht in der AFL antreten werden und dann hätte man kurioser Weise das Konzept Piringers (4 Teams in der obersten Liga) ungewollt und unter anderen Prämissen als vollendete Tatsache vor sich, was nicht wenige Beobachter aus dem tiefen Westen und Süden als das "sich mit den Zehen spielen" sarkastischer Weise vorhersehen wollen. Hier wird aber wahrscheinlich nur heiß gekocht
Conclusio
Die Sitzung ist also definitiv zu einem Ergebnis gekommen, was alles andere als klar war. 2006 wird sich nichts ändern, 2007 heißt es: Drei Imports am Feld, sechs am Roster und der Rest ist entweder Österreicher, oder ein von dem Trio Bulls, Bruins und Invaders dazu Gemachter. Genau das hört sich nicht nur nach vorprogrammierten Streitfällen an, sondern könnte von der ethischen Konzeption her ein Programm des Informationswiederbeschaffungsministeriums aus Terry Gilliam’s genialen Film Brazil sein. Hieß der Mann nicht Tuttle? 12 Monkeys war übrigens auch in Ordnung. Oder König der Fischer Generell sollten Sie mehr gute Filme schauen und weniger an 2007 denken. Wir denken eh für Sie mit und bieten sicher bei den TV-Rechten der Kommissionssitzungen mit, sollte es diese geben. Was kost‘ die Show, liebe Österreichermacher?

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