Die 1999 gegründeten Baden Bruins waren 2001 schon mal in der höchsten Liga vertreten und kamen mit Siegen über die Carinthian Cowboys, Danube Dragons und St. Pölten Invaders damals in das Superplayoff, wo sie sich auf der Hohen Warte nur knapp dem späteren Austrian Bowl Sieger Chrysler Vikings geschlagen geben mussten. Danach folgte ein veritabler Finanzcrash und damit verbunden der Abstieg in die Division 1. Seither spielen die Kurstädter dort zwar ganz gut mit, standen aber bislang in keinem Finale. Trotzdem hat man Ambitionen übernächste Saison wieder aufzusteigen.
Altbart hat den Braten AFL mit der Einführung der Importbeschränkung für 2007 gerochen, wo er auch persönlich in der Neutralisierungskommission* sitzt, und brät nun ganz öffentlich Spieler der Konkurrenz an, weil er Heimlichtuereien nicht mag, wie er selbst sagt. Die Geldschulden von damals sind demnächst getilgt, so sieht Albart die Bruins ab der kommenden Saison wieder am Weg nach ganz oben. Der Kader soll nicht nur mit Imports aufgefüllt werden, so lädt der Braunbärenpräsident zu für jedermann zugängliche Tryouts noch in diesem Sommer ein. Walter H. Reiterer führte für Football-Austria.com ein Gespräch mit den Bruins Präsidenten.
F.A.com: 2007 soll Baden also wieder Erstligatauglich sein. Wie soll das gehen?
Wir haben uns gesagt: wenn diese Importregelung kommt (Anm.: drei Imports am Feld, sechs am Gameday Roster) und noch zwei, drei andere Faktoren erfüllt sind, sind auch wir gerne bereit 2007 AFL zu spielen. Mit den Finanzen geht es uns immer besser. Ich schätze wir werden die Angelegenheit im nächsten Jahr bereits ganz im Griff haben. Wir hatten über 140.000 Euro Schulden, die wir nun in drei Jahren sukzessive abgebaut haben. In der Zeit haben wir nicht viel investiert, sondern alles in den Schuldenabbau gesteckt um da mal raus zu kommen.
Wir haben uns überlegt wie wir es angehen. Um 2007 wirklich AFL spielen zu können, brauchen wir neben Imports auch einen größeren Kader. Wir haben keinen kleinen Kader, aber er ist meiner Meinung nach nicht groß genug für die oberste Liga. Mein Vorschlag im Rahmen einer vereinsinternen Besprechung war Interessenten öffentlich anzusprechen. Ich hab viele Telefonnummern, aber Leute anrufen und fragen ob sie denn nicht mal kommen wollen, quasi hinter dem Rücken ihrer Vereine, das wollen wir nicht machen. Wir machen das anders, gehen damit in die Öffentlichkeit und unterbreiten allen potentiellen Kandidaten ein unverbindliches Angebot. Das richtet sich nicht zwangsläufig nur an Spieler und heißt auch nicht, dass wir uns erwarten, dass jeder danach eine Funktion einnimmt, sondern wir wollen den Verein in diese Richtung einfach öffnen.
F.A.com: Ein konkretes Ziel wird es aber geben…
Konkretes Ziel ist möglichst viele gute Spieler zu uns zu holen indem wir ihnen eine Perspektive geben, welche sie anderswo vielleicht nicht haben. Wir haben 2007 einen gut organisierten und wieder schuldenfreien Verein, der dann in der AFL vorne mitspielen will. Wir haben in jeder Liga noch eine gute Figur gemacht, auch in der AFL. Diese Perspektive hat man, um nur ein Beispiel zu nennen da es mir grad einfällt, bei den Vienna Knights nicht. Da wird man auf Jahre hinaus in der Division 2 oder 1 spielen müssen. Mag für viele in Ordnung sein, andere haben vielleicht höhere Ziele, die sie schneller, oder überhaupt mal erreichen wollen.
Dann muss man auch beachten wer bei uns in der Gegend AFL spielt, Die Dragons und die Vikings. Die Vikings müssen aus ihrem eigenen Nachwuchs schon so viele Spieler aussortieren, dort wird man es auch als guter Spieler immer sehr schwer haben Fuß zu fassen. Man muss ein extrem guter Athlet sein um bei den Vikings zu reüssieren, selbst dann ist dir Stammtrikot nicht sicher. Da gibt es genügend Beispiele. Bei den Dragons ist es wiederum so, dass man dort sehr leidensfähig sein muss. Wer will schon ein 0:6 haben, welches es wahrscheinlich 2006 wieder setzen wird? Und nur wegen der neuen Importregelung wird dort kurzfristig nicht der Erfolg von selbst zurückkehren.
Hier sehen wir in uns als echte Alternative für die Zukunft, denn die hast du im Raum Wien/NÖ nicht wirklich. Bei den Knights kannst du Division II spielen, bei den Vikings musst du Extraklasse sein und bei den Dragons, welche jahrelang als Auffangbecken für Spieler der Vikings fungiert haben, für welche diese keine Verwendung hatten, kannst du dir Serienniederlagen abholen. Es gibt dort aber überall genug ambitionierte Leute die meinen: ich will mehr. Da haben wir uns gesagt, wir wollen diese Spieler direkt ansprechen und uns jetzt schon deklarieren was wir in Zukunft machen wollen. Es soll jeder wissen was die Bruins vorhaben.
F.A.com: Wie definiert man bei den Bruins "öffentliches Ansprechen"?
Wir machen drei öffentliche und völlig unverbindliche Tryouts, wo alle, auch Zaungäste, willkommen sind und wir uns auch als Verein präsentieren für alle die uns nicht kennen. Diese finden am 2.8., 19.30h, 13.8., 15h und 27.08. ebenfalls 15h statt. Anmelden kann man sich unter office@baden-bruins.at, wo man auch alle Infos erhält. Wir wollen damit schon 2006 zu einem Kader kommen, mit dem wir 2007 in der AFL spielen können.
F.A.com: Wer ist jeder Willkommene in dem Zusammenhang? Kann auch ich bei den Bruins jetzt spielen, wenn ich Lust dazu habe?
Mir würde es gefallen, wenn auch Leute kommen nur um sich das anzuschauen, also gar keine Ambitionen haben zu spielen. Ich will niemanden ausschließen, aber da die Perspektive in Folge eine längerfristige ist, werden wir uns vor allem auf jüngere Spieler konzentrieren. Wir wollen hier etwas aufbauen, was danach einige Jahre ohne Generationswechsel hält. Wenig Sinn hat es wenn sich jemand sagt: eine Saison hänge ich noch an, daher beende ich meine Karriere in Baden. Ich will es nicht ausschließen, aber die Zukunft gehört im Sport immer der Jugend. Ältere Herrschaften suchen wir dann eher im Coaching Bereich, hier besonders Line Coaches. Zu dir persönlich kann ich nur sagen, dass du natürlich kommen kannst, aber deine Qualitäten dürften eher beim Schreiben und Rasenmähen liegen. Wobei unsere Groundskeeper Crew immer talentierte Sensenmänner brauchen kann…
F.A.com: Die Dragons als Auffangbecken der Vikings zu bezeichnen um im gleichen Atemzug auch diese Spieler zu umwerben passt genau wie zusammen?
Nicht immer ist der Spieler schuld, wenn er sich nicht so entwickelt wie er sich das gewünscht hat. Vielleicht war das Umfeld individuell ungeeignet, oder hat das Coaching, die Persönlichkeit, das Gesicht einfach nicht zum Verein gepasst. Nicht jeder Spieler passt in jedes Team. Es gibt Spieler, die die Vikings nicht wollten und anderswo aufgegangen sind. Auch umgekehrt gab es das schon. Definitiv gab und gibt es immer wieder Spieler die sich bei ihrem Verein nicht wohl fühlen, aber nicht viele Alternativen haben. Auch das Abholen gewisser Medaillen ist für manche Motivation genug lieber dritter Backup der Wikinger als Starter in einem anderen Team zu sein. (denkt kurz nach) Zum Beispiel bei unseren Bärenbrüdern den Bischkek Bears. Ein sensationelles Team übrigens, deren Spieler wir natürlich auch herzlich einladen.
F.A.com: Kurzer Themenwechsel zum Schluss: das Meeting des AFBÖ zur Importregelung
Dazu gibt es nicht viel zu sagen. Das Ergebnis ist ja bekannt, es waren bis auf ein Team alle dafür. Die Neutralisierungskommission, wo ich ja auch drinnen sitze, wird eine spannende Angelegenheit und verantwortungsvolle Aufgabe. Ich denke die Regelung ist gut und wichtig für den Football. Ich glaube auch, dass es spannendere Spiele und noch bessere Importspieler geben wird. Die Bruins haben in Vergangenheit mit Imports gespielt und wir sind bekannt dafür eine gute Hand bei der Auswahl jener zu haben. Wir werden in der AFL sicher wieder gute Amerikaner am Feld und eventuell an der Sideline haben.
F.A.com: Was ist ein guter Import aus Sicht der Bruins?
Wirklich gute Spiele sind sehr selten. Outstanding für mich sind Lance Gustafson und Chris Rosier, da sie auf verschiedenen Positionen hervorragende Leistungen zeigen. Keath Bartynski hätte als Runningback das Potential dazu gehabt, aber er war entweder angeschlagen oder gesperrt. Der Rest ist "normal". Was ein Charley Enos fängt, hat auch ein Cameron Frickey schon gefangen und sollte für einen College Spieler in der AFL auch machbar sein. Shawn Olson ist ein solider QB, der sich nicht nur als Spieler einbringt, aber da gab es schon einige besser auf der Position. Ähnlich sehe ich das bei allen anderen US-Amerikaner die hier spielen, vielleicht noch mit Ausnahme von Neil Maki, der auf seine Art eine österreichische Krankheit aufgezeigt hat, nämlich die Special Teams. Das hat bis auf die Vikings kein Team so recht im Griff und da erkennt man deren Extraklasse im Training. Sah man besonders auch in der Division 1, wo die Vikings 2 exzellent mit dem Special Team agierten. Auch wir waren ahnungslose Opfer. Das müssen wir abstellen, dass es 14:0 steht noch bevor wir zum Zug kommen.
Es gibt aber gerade heuer viele Imports, deren Engagement nicht notwendig gewesen wäre, da sie meiner Meinung nach nicht die erhoffte Leistung gebracht haben. Da nenne ich keine Namen, denn die Teams wissen das selbst am besten und die sportliche Beurteilung ist nicht meine Aufgabe oder gar die der Kommission. Die Vikings ohne Gustafson, so sehe ich das, hätten heuer nur halb so gut ausgesehen. Er stand fast durchgehend am Feld und ist für mich der Mann der Liga. Weniger Imports könnte auch mehr Gustafsons bedeuten, einfach mehr Spielertypen, welche den Sport in jeder Beziehung aufwerten. Weniger Mittelmäßigkeit ist bei der Regelung notwendig um vorne dabei zu sein. Das ist gut, denn vielleicht bekommen wir dann auch ehemalige NFL Spieler in die AFL – wer weiß? Fakt ist: wenn ich statt einem Dutzend nur mehr 6 Imports am Roster stehen haben darf, muss ich mir noch genauer überlegen wer dafür in Frage kommt.
Ich will eines für meinen Verein nicht mehr erleben, nämlich um 4Uhr morgens von der Polizei geweckt und gefragt zu werden ob ich meine Spieler abholen soll, die ein Stoppschild umgefahren haben, die Achse ihres Autos sei gebrochen und sie stünden nun planlos auf der Verkehrsinsel herum. Damit will ich mich nicht mehr herumschlagen. Das haben wir alle hinter uns gebracht – diese Leute müssen sportliche und menschliche Leitfiguren sein, die sich ins Team einfügen, dort arbeiten und auch Führungsstärke beweisen.
F.A.com: Was sind die Ziele der Bruins für 2006?
Wir müssen eine bessere Leitung zeigen als 2005 um 2007 auch eine Berechtigung für die AFL zu haben. Dieses Jahr hatten wir ein Problem in der Offense, da wir mit dem Junioren QB spielen mussten. Einer war gar nicht da, der Backup verletzte sich im ersten Spiel. Auch viele andere Spieler sind auf Grund von Verletzungen ausgeschieden. Das sind aber Ausreden die andere auch haben. Wenn man viele Verletzte hat, dann muss man besser trainieren, damit sich die Spieler nicht mehr so schnell verletzen. Wir suchen Fehler und Gründe für das schlechte Abschneiden immer nur bei uns selbst. Ziel für 2006 ist es demnach nicht wieder Dritter werden, also das Finale der Division 1 zu erreichen.
* Neutralisierungskommission
Ein vom AFBÖ eingesetztes Gremium aus Vertretern der Division 1 und des AFBÖ (derzeit Alexander Narobe, Martin Altbart, Dr. Christian Müller) wird zwei Monate vor Beginn der Meisterschaft (erstmalig vor der Meisterschaft 2006) nach Antrag und Vorlagen der Teams über "Neutralisationen" entscheiden. Neutralisationen betreffen Spieler welche keine österreichische Staatsbürgerschaft besitzen – jedoch nicht als "Imports" angesehen werden. Der Vorstand des AFBÖ wird dem Gremium Richtlinien zur Verfügung stellen.
Während einer laufenden Meisterschaft besteht keine Möglichkeit einer Neutralisation.

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