Antworten auf diese Fragen gibt es in der aktuellen Ausgabe von ‚An jedem verdammten Mittwoch‘.

Nach einem wilden NFL-Wochenende kommt auch viel Bewegung in Football-USAs Power Rankings. Am 5. Februar des aktuellen Kalenderjahres, dem Tag der X-Large Ausgabe der Superbowl, standen sie noch ganz oben. Am vergangenen Sonntag sind die Pittsburgh Steelers nun endgültig am Boden der Tatsachen angekommen. Mit einer ernüchternden Bilanz von zwei Siegen aus acht absolvierten Spielen paaren sich in der ‚Steeltown‘ große Ernüchterungen gemeinsam mit grenzenloser Fassungslosigkeit.

Was ist bloß los mit der Mannschaft, die in den Playoffs noch so zu begeistern wusste? Trifft der sagenumwobene Superbowl-Fluch (der Verlierer konnte in den letzen Jahren nie die Playoffs erreichen) neben der unterlegenen Mannschaft nun auch den Sieger des wichtigsten Spiels des Jahres? Die Seattle Seahawks sind bislang von Problemen nicht unbedingt verschont geblieben (u.a.: Verletzungen von Shaun Alexander und Matt Hasselbeck), allerdings nimmt die Pittsburg’sche Talfahrt mittlerweile schon eine ähnliche Dimension, wie sie momentan nur im Österreichischen Volkssport Nummer 1 zu erleben sind, an. Wo liegt denn nun der Hund begraben? Football-USA widmet sich dem Sorgenkind der Liga und entdeckt dabei drei ausschlaggebende Gründe für die stählerne Misere.

Als kleines Schmankerl stellt der Autor dieser Zeilen einmal mehr seine Unfehlbarkeit unter Beweis indem er seine eigene Saisonvorhersage für die Steelers rezitiert:
‚Kurz und bündig. An den Steelers wird in dieser Saison zumindest divisionsintern kein Weg vorbeiführen. Die Defensive wird mit fast demselben Spielermaterial der Vorsaison noch stärker sein. Das gewohnt starke Laufspiel sowie Roethlisbergers kontrolliertes und sicheres Passspiel vervollkommnen die ausgeglichene Mannschaft.
> 1. Platz AFC North (12-4), Divisionssieger

  • Grund Nummer 1: Der Absturz des Ben Roethlisberger

Von Stürzen kann der jüngste Quarterback mit einem Superbowl-Ring spätestens seit seinem fatalen Motorradunfall in der Offseason ein Liedchen singen. Der Blinddarmdurchbruch kurz vor dem ersten Spiel der Saison tat sein Übriges um den Mann mit den Schweizer Wurzeln völlig aus dem Konzept zu bringen. Neben physischem Schaden (Gehirnerschütterung vor zwei Wochen gegen Atlanta) wird nun auch die Psyche des 24-Jährigen zusehends in Mitleidenschaft gezogen. Nur Browns QB Charlie Frye war für mehr Ballverluste verantwortlich. Roethlisbergers 14 Interceptions sind sogar absolute Ligaspitze. Ausschlaggebend dafür sind überhastete Würfe, schlechte Entscheidungen, aber auch eine gehörige Portion Pech. Letzteres wird ihm vermutlich nicht helfen können, wenn er weiterhin so miserabel spielen sollte. Bei nur einem Sieg aus seinen sieben Starts könnte eine kleine Schaffenspause vielleicht sogar förderlich wirken. Die Saison muss fast abgeschrieben werden und Backup Charlie Batch hat als Roethlisbergers Vertretung bisweilen ausgezeichnet gespielt.

  • Grund Nummer 2: Bill Cowher und die Gerüchteküche

Seitdem Bill Cowher endlich den lang ersehnten Superbowl-Ring sein eigen nennen darf, hat sich viel verändert, besonders für ihn selbst. Schon in der Offseason ließ er immer wieder verlauten, dass er langsam aber sicher mehr Zeit mit seiner Familie verbringen wolle. Mit 49 Jahren, für einen NFL Head Coach immer noch verhältnismäßig jung, durchaus weise Worte. Vor allem wenn man bedenkt, dass Joe Gibbs mit 66 Jahren noch immer coacht und Dick Vermeil erst letztes Jahr im Alter von 69 Jahren seinen Rücktritt erklärte. Die amerikanischen Medien stellten folglich über die gesamte Offseason wilde Spekulationen an, der Chefkoch in der Gerüchteküche, Ex-Steeler Jerome Bettis, kredenzte den Reportern dann wenige Tage vor Saisonbeginn ein weiteres vorzügliches Mahl.
Nach einem Gespräch, das er mit Cowher geführt hatte, ließ Bettis verlauten, dass Cowher, seinem Gefühl nach zu urteilen, nach der Saison wohl zurücktreten werde. Auch aus den Reihen aktiver Spieler hieß es immer öfter, dass dem 49-Jährigen angeblich der Kampfgeist fehle. Er wirke geschlaucht und ausgelaugt.

Nach 15 nicht immer leichten Jahren in Pittsburgh verwundert das nurmehr Wenige. Nur blöd, dass die Ungewissheit um Cowhers persönliche Zukunft auch die Spieler zu beeinflussen scheint. Gemessen an der zu erwartenden Leistung scheint momentan niemand im schwarz goldenen Dress sein volles Potential abzurufen. Der Motivator dringt offensichtlich nicht mehr zu seinen Spielern durch.
Der Zeitpunkt für einen eventuellen Rücktritt wäre nach der Saison jedenfalls tatsächlich günstig. Cowher hat alles erreicht wofür es sich zu coachen lohnt. Nun muss er nur noch den Sprung vom sinkenden Schiff wagen. Allerdings will er wohl kaum als Ratte, die das sinkende Schiff verlässt, in Erinnerung behalten werden.

  • Grund Nummer 3: Abgänge ohne Neuzugänge

Die Einkaufspolitik wird bei vielen Teams kritisiert. Die einen sind hemmungslose Verschwender (Washington, Atlanta), die anderen notorische Sparefrohs (Philadelphia, New England). Auch wenn Pittsburgh in etwa dieselbe Transferpolitik wie die Eagles und Patriots verfolgt, sind die Steelers in Sachen Salary Cap keineswegs ähnlich gut situiert. Die Eagles sind mit über 19 Millionen am weitesten unter der Gehaltsobergrenze, gefolgt von den Patriots mit knappen 17 Millionen. Am anderen Ende des Spektrums lässt sich Pittsburgh mit lediglich 3,2 Millionen finden. Dass ein knappes Salary Cap aber nicht gleich mit Untätigkeit gleichgesetzt werden muss, zeigen Teams wie Washington, NY Giants oder Miami. Deshalb ist es auch schwer nachzuvollziehen, warum Pittsburgh nur wenig Anstalten machte die wahrscheinlich wichtigste Offensivwaffe im Kader zu behalten. Mit WR Antwaan Randle-Al ging nicht nur das personifizierte Big Play verloren, sondern auch gleich ein paar Seiten an Trickspielzügen im Playbook.

Auch die Präsenz eines Jerome Bettis kann nicht so leicht ersetzt werden. Besonders wenn ein Team einen blutjungen Quarterback, der mit eigenen Problemen zu kämpfen hat, in die Rolle des Anführers bugsieren will.
Selten verlief eine Offseason im Westen Pennsylvanias so ruhig. Mit Safety Ryan Clark (von Washington) gab es einen mageren Neuzugang zu verzeichnen. Allerdings erst nachdem man einen der besten jungen Safetys der Liga, Chris Hope, an die Titans verloren hatte. Clark vermochte es bislang keineswegs die klaffende Lücke, die der Abgang von Hope hinterlassen hatte, zu schließen. Auch die Offensive Line hätte durch einen reichhaltigen Free Agent Pool verstärkt werden müssen.

Verletzungsprobleme fordern dort immer öfters den Einsatz von jungen, unerfahrenen Offensive Linemen. Somit auch wenig verwunderlich, dass Roethlisberger nach acht Spiele bereits so oft gesackt wurde wie im ganzen letzten Jahr.
Auch wenn sich Pittsburgh traditionell durch den Draft verstärkt, wären bereits kurz danach weitere Schritte notwendig gewesen. Denn Erstrundenpick WR Santonio Holmes entwickelt sich nur langsam und konnte bislang nur mäßig überzeugen. Auf weitere Neuverpflichtungen wurde getrost verzichtet. Ein eklatanter Fehler, wie sich nun herausstellt.

Mit Spielen gegen New Orleans, zwei gegen Baltimore und in Carolina sowie Cincinnati ziehen dunkle Wolken über dem einst strahlenden Himmel des Heinz Fields auf. Eine Siegesserie von acht Spielen scheint so abwegig wie fruchtbare Koalitionsgespräche in Österreich. Immerhin werden die Steelers nächstes Jahr im Draft einen hohen Pick zugewiesen bekommen. Dort kann der neue Coach sein Team dann, gemäß der Teamtradition, wieder von neuem aufbauen.

Power Rankings

Elite Eight

1. Indianapolis Colts (Vorwoche: 2)
Obwohl sich die Liga nach wie vor in der Regular Season befindet wird man das Gefühl nicht los, dass heuer Peyton Mannings Jahr werden könnte. Football-USA wartet trotzdem erst einmal ab, trinkt Tee und krönt die Colts nach dem Sieg gegen New England zur neuen Nummer 1 der ‚Elite Eight‘.

2. New York Giants (4)
Die bereits fünf Spiele andauernde Siegesserie der Giganten soll auch gegen Chicago ihre Fortsetzung finden. Ein Sieg wäre bereits die halbe Miete für die beste Bilanz in der NFC und dem damit verbundenen Heimvorteil in den Playoffs.

3. Denver Broncos (6)
Nach einer absolut fehlerfreien Partie (16-27, 227 Yards, 3 TDs) gegen Pittsburgh dürfte QB Jake Plummer seine Kritiker erst einmal zum Schweigen gebracht haben. Beim nächsten Schlager sollte er ebenso aufspielen. In zwei Woche geht es gegen San Diego um die Vorherrschaft in der AFC West.

4. Chicago Bears (1)
In zwei der letzten drei Spiele verursachte QB Rex Grossman zehn Ballverluste. Für einen Superbowl-Aspiranten schlicht zu viel. Wenn Chicagos Angriff weiterhin Hop oder Top spielt werden die Bears auch mit einer ausgezeichneten Defensive gegen die besten Teams der NFC keine Chance haben.

5. San Diego Chargers (5)
Lauf LaDainian, lauf! Drei weitere Touchdown des Running Back gegen Ceveland ergaben am Ende einen hart erkämpften 32:25-Sieg gegen Cleveland. Tomlinson befindet sich mit 14 TDs auf dem Weg die Rekordmarke von Seahawks RB Shaun Alexander zu egalisieren.

6. New England Patriots (6)
Vier TDs gegen Minnesota, vier INTs gegen Indianapolis. Welchen Tom Brady werden die NY Jets in Woche 10 wohl zu Gesicht bekommen?

7. Baltimore Ravens (8)
Das Play Calling von HC und Offensivguru Brian Billick wird immer besser. Sogar die Defense hält sich jetzt an die Vorgaben mehr Punkte zu erzielen. Mit drei TDs in den letzten zwei Spielen setzen Ed Reed und Co. die Siegesserie fort. Im nächsten Spiel darf QB Steve McNair auch noch den Frust über seine Entlassung an seinen alten Weggefährten auslassen.

8. New Orleans Saints (-)
WR Marques Colston stellt RB Reggie Bush bei weitem in den Schatten. Zwischen den beiden Rookies liegen nur lächerliche 250 andere Draftpicks und nicht weniger als 181 Total Yards und sechs TDs.

Team on the Rise: Jacksonville Jaguars
Jack del Rio hat klar gemacht, dass QB David Garrard auch weiterhin der Starter bleiben wird. Bei seinen zwei zu Buche stehenden Siegen überrascht das auch nur die Wenigsten. Gegen Houston soll in Woche 10 dann gleich der nächste folgen.

Terrible Three

1. Arizona Cardinals (Vorwoche: 1)
Die Cards sind das einzige verbliebene Team mit nur einem Sieg. Mit einem Heimspiel gegen Dalls fällt es schwer zu glauben, dass sich das in der kommenden Woche ändern wird.

2. Oakland Raiders (-)
Eine Woche ohne Aufenthalt bei Football-USAs ‚Terrible Three‘ hat QB Andrew Walter wohl gereicht. Vielleicht ließ er sich von den Seahawks deswegen neunmal zu Boden bringen. Vielleicht verloren seine Raiders das Spiel deswegen mit 16:0.

3. Tampa Bay Buccaneers (-)
Der kurze Höhenflug unter QB Bruce Gradkowski scheint beendet zu sein. Schuld daran ist aber nicht der ehemalige Toledo Quarterback sondern das unterirdisch schlechte Laufspiel der Bucs. Mit einer zusammengeflickten O-Line lassen sich Gegner und Uhr nun einmal schlecht kontrollieren und irgendwann gibt auch eine der besten Verteidigungen nach.

Fantasy Update

Wie bereits letzte Woche angekündigt hat sich der Autor eines Besseren besonnen. Ab der nächsten Ausgabe wird das Fantasy Update einer neuen Rubrik Platz machen müssen. Diese wird nur mehr wenig mit dem fiktiven Footballspiel zu tun haben und sich wesentlich näher am realen Geschehen auf den NFL-Schauplätzen orientieren.

Watch (out) this Sunday
Ein absolutes Topspiel und das ganze auch noch live auf ORF 1. Das war in letzter Zeit relativ selten. Pittsburgh – Miami und San Diego – Pittsburgh waren recht ansehnlich, aber nicht gerade die ultimativen Sesselreißer. Mit dem Besuch der Chicago Bears bei den New York Giants wird ORF-Guru Christopher Ryan dem Österreichsichen Publikum einen potentiellen Hit präsentieren können, immerhin steht in der NFC der Platz an der Sonne zur Disposition. Auch wenn beide Mannschaften von Verletzungssorgen geplagt werden (u.a. LB Brian Urlacher, DEs Michael Strahan und Osi Umeniyora) wird es im Giants Stadium heiß hergehen. Beide Teams wollen nach den mitunter schwachen Leistungen der letzen Woche – erste Saisonniederlage der Bears gegen Miami; Giants gewinnen gegen Houston nur knapp – zeigen, dass sie auch gegen die Besten bestehen können. Footballfans können sich Montagfrüh ab 01.55 Uhr selbst vergewissern, welche Mannschaft die Bessere sein wird.

Nächste Woche in ‚An jedem verdammten Mittwoch‘
Langsam wird es kritisch. Langsam wird es eng. Langsam kristallisiert sich heraus wer sich auf Playoffskurs befindet und wer im Januar bereits Urlaub machen darf. Football-USA befindet sich wie immer am Puls der NFL. Mit dem Thema der Woche, den Power Rankings und einer neuen Rubrik sind Fans der NFL an dieser Stelle wie immer rundum versorgt.

Bis dahin sind Lob und Kritik, Wünsche und Anregungen, sowie Fragen aller Art an die unten angeführte Adresse wie immer stets willkommen.

Martin Pfanner (martin.pfanner@gmail.com)

Ergebnisse

Sunday, November 5, 2006
Jacksonville 37, Tennessee 7
Detroit 30, Atlanta 14
Miami 31, Chicago 13
Buffalo 24, Green Bay 10
Baltimore 26, Cincinnati 20
Washington 22, Dallas 19
New Orleans 31, Tampa Bay 14
Kansas City 31, St. Louis 17
NY Giants 14, Houston 10
San Francisco 9, Minnesota 3
Denver 31, Pittsburgh 20
Indianapolis27, New England 20

Monday, November 6, 2006
Seattle 16, Oakland 0


Power Rankings

Elite Eight
1. Indianapolis Colts 8-0
2. New York Giants 6-2
3. Denver Broncos 6-2
4. Chicago Bears 7-1
5. San Diego Chargers 6-2
6. New England Patriots 6-2
7. Baltimore Ravens 6-2
8. New Orleans Saints 6-2

Team on the Rise
Jacksonville Jaguars

Terrible Three
1. Arizona Cardinals 1-7
2. Oakland Raiders 2-6
3. Tampa Bay Buccaneers 2-6

Termine

Sunday, November 12, 2006
Baltimore at Tennessee 1:00 p.m.
Buffalo at Indianapolis 1:00 p.m.
Cleveland at Atlanta 1:00 p.m.
Green Bay at Minnesota 1:00 p.m.
Houston at Jacksonville 1:00 p.m.
Kansas City at Miami 1:00 p.m.
N.Y. Jets at New England 1:00 p.m.
San Diego at Cincinnati 1:00 p.m.
San Francisco at Detroit 1:00 p.m.
Washington at Philadelphia 1:00 p.m.
Denver at Oakland 4:05 p.m.
Dallas at Arizona 4:15 p.m.
New Orleans at Pittsburgh 4:15 p.m.
St. Louis at Seattle 4:15 p.m.

Football-USAs Spiel der Woche
Chicago at N.Y. Giants 8:15 p.m.

Monday, November 13, 2006
Tampa Bay at Carolina 8:30 p.m.

alle Beginnzeiten sind in Eastern Time
(Österreich: +6 Stunden) angegeben

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