Der Titelverteidiger Vienna Vikings befindet sich nach Abgängen mehrerer Stammspieler im Umbruch und wird u.a. mit einem 20-jährigen Quarterback in die Saison starten. Der erste Herausforderer, Vizemeister Swarco Raiders Tirol, tanzt 2015 mit der AFL, der BIG6 und dem Einladungsturnier „BATTLE4TIROL“ gleich auf drei verschiedenen Hochzeiten. Neue Coaches gibt es in Graz und Prag, währen die Danube Dragons einen in Europa und Österreich bekannten Mann als Quarterback bringen.

Über acht Runden im Grunddurchgang führt der Weg der AFL ins ADMIRAL Playoff am Wochenende 4./5. Juli und von dort in die 31. Austrian Bowl am 11. Juli 2015 im Wörthersee Stadion Klagenfurt. Drei Mal in Folge soll das Finale der Bundesliga im zweitgrößten Stadion Österreichs stattfinden. Erstmals gibt es für die Teilnehmer ein Startgeld vom Verband AFBÖ, der auch die Kosten für Schiedsrichter und Statistik übernimmt.

Auf Legionäre, in der AFL ist weiterhin nur ein A-Klasse-Spieler erlaubt, verzichten die Vikings und Giants zur Gänze.

Dahinter stecken jeweils monetäre Gründe. Die Wiener mussten nach dem Rückzug ihres Hauptsponsors Personal entlassen, konnten zwischenzeitlich mit kleineren Sponsoren die Lücke zwar wieder ein wenig schließen, wollen jetzt aber mit dem Engagement eines Legionärs kein falsches Signal setzen. Zudem vertrauen die Wikinger auf die Stärke ihres Nachwuchses, was sie auch müssen. Denn neben den Rücktritten von Quarterback Christoph Gross und O-Liner Valentin Gruber, wechselten Laurinho Walch (Frankfurt), Dustin Illetschko und Benjamin Bubik (beide Helsinki) ins Ausland.

„Wir haben neun Starter gegenüber 2014 verloren, wir bleiben unserer Philosophie aber treu. Dieses Jahr ist ein großer Schritt in unserer Entwicklung.“, so Head Coach Chris Calaycay. Als Quarterback folgt der erst 20 Jahre junge Alexander Thury Christoph Gross nach. „Ich erwarte viel von ihm. Er hat Potential, ist physisch und mental stark. Er ist aber auch noch jung und wird seine Fehler machen.“ , glaubt Calaycay, der mittlerweile seit elf Jahren in Wien ist. Trotz der Runderneuerung will man in Simmering keine kleinen Brötchen backen: „Wir wollen an dieser Aufgabe wachsen. Am Ende ist schon der Titel das Ziel.“, so der Cheftrainer des Rekordmeisters.

Raiders wollen einheitliches Regulativ

In selbe Horn stößt Shuan Fatah, Head Coach der Swarco Raiders Tirol. „Die Vikings sind vielleicht angeschlagen, aber gerade das macht sie gefährlich. Nach drei Meistertiteln ist man schon der Favorit“, so der Double-Meistertrainer des Jahres 2011, der einmal mehr eine Vereinheitlichung des Regulativs betreffend Legionäre fordert: „Dabei geht es nicht um mehr oder weniger Amerikaner. Was ich will, sind gleiche Voraussetzungen in Europa.“ so der Deutsche, der damit den Umstand anspricht, dass die BIG6 sich in eine genau andere Richtung entwickelt. Dort sind heuer fünf Legionäre (drei Am Feld) statt vier (zwei am Feld) 2014 erlaubt.

Im internationalen Geschäft könnte es damit also schwierig werden und nicht nur deshalb haben die Tiroler die „BATTLE4TIROL“ ins Leben gerufen, in der es jeweils zu Hause gegen die Stuttgart Scorpions, Düsseldorf Panther, Basel Gladiators und London Warriors geht. Die Raiders haben neben dem neuen Quarterback Sean Shelton, den man in der AFL erwarten kann, mit Wendell Brown, Talib Wise und David Oku gleich vier US-Amerikaner unter Vertrag genommen. Und die will man nicht nur in maximal drei Spielen der BIG6 zum Einsatz bringen.

„Man braucht mehr als vier Heimspiele pro Saison, um den Sport nach vorne zu bringen“, so Fatah. Die Freundschaftsspiel-Serie, die Fatah selbst mitinitiiert hat, stehe und falle mit der Akzeptanz. „Wir werden sehen, wie die Mannschaft die zusätzliche Belastung verkraftet. Aber wir sind Wettkämpfer, wir haben keine Angst vor dem Risiko.“

Prag will Defense stärken

Als Mitfavorit kann man 2015 sicher auch die Prague Black Panthers zählen, die im Vorjahr erstmals Spiele gegen die Giants und Raiders für sich entscheiden konnten und das Playoff erreichten. Allerdings ist ihnen Erfolgstrainer Taylor Breitzman abhanden gekommen, der einen Job am College angenommen hat. Ihm folgt Jim Ward nach, der eine klare Marschrichtung vorgibt:

„Ich bin ein defensiv eingestellter Coach. Mein Job in Prag ist es, Punkte des Gegners zu verhindern. Die Offense war 2014 schon sehr stark.“, so der 57-Jährige, der damit den Angriff in die Hände des Liga MVPs Kyle Newhall-Caballero gibt.

„Ich fühle mich sehr wohl in Prag, das ganze Team hat im Vorjahr Blut geleckt und will nun mehr.“, so der Rückkehrer, der dieses Mal auch seine Lebensgefährtin mit in die goldene Stadt genommen hat. „Der späte Saisonstart für uns ist ein kleiner Vorteil. Wir können uns länger zusammen vorbereiten und werden die Gegner alle schon einmal gesehen haben.“, meint Newhall-Caballero der nur allzu gerne die Austrian Bowl nach Tschechien entführen würde.

Ein steirischer Orton

Ein neuer Besen soll auch in Graz kehren bzw. lehren.Blaine Bennett heisst der Nachfolger von Nick Johansen und der hat am College einen gewissen Kyle Orton gecoacht. In Graz wird er nun mit Christoph Gubisch zusammen arbeiten.

„Ich freue mich sehr auf meine Aufgabe, wobei mein Fokus natürlich auf die Entwicklung von Christoph liegen wird. Er hat sehr gute Ansätze, hat enorm schnelle Beinen und einen kräftigen Arm. Jetzt geht es darum, ihm den Feinschliff zu geben.“, so Bennett, dessen Vater vor einigen Jahren bei den Vikings coachte. Dementsprechend freudig war auch die Begegnung mit Vikings Präsident Karl Wurm bei der Kickoff Pressekonferenz am Donnerstag im Haus des Sports, der Bennett einige Schwänke aus Daddys Vergangenheit erzählte.

Dragons mit „Giants“-Quarterback

Generell wurde viel umarmt, zum Beispiel Giants O-Liner Daniel Feichter seinen alten und den neuen Quarterback der Danube Dragons – Alex Good. Die Donaudrachen müssen ebenfalls eine lange Liste an Abgängen ersetzen und werden das mit einer Mischung aus jungen Spielern mit alten Hasen versuchen. So wird Mikey Kühnmeyer 2015 ein Comeback in der ersten Mannschaft der Dragons geben. Für Head Coach Ivan Zivko sind die Karten neu gemischt: „Wir haben in der Offense einen großen Umbruch hinter uns, zusammen mit Alex Good haben wir aber ein tolles Paket, welches mich zuversichtlich für die kommende Saison stimmt.“, so der Meistertrainer des Jahres 2010. Defensiv können die Wiener auf einen Großteil der Mannschaft des Vorjahres zurück greifen.

Aufstockung aufgeschoben, nicht aufgehoben

Die für 2015 geplante Erweiterung der Bundesliga auf acht Teams klappte auf Grund der Weigerung der Vienna Knights und Carinthian Lions nicht und wurde daher auf 2016 verschoben. Beide Klubs mussten als Konsequenz daraufhin die Division 1 verlassen. Lediglich die Cineplexx Blue Devils, die aufsteigen wollten und das auch weiterhin wollen, blieben zweitklassig. Einen Solo-Aufstieg der Blue Devils wurde nicht angestrebt, da man ein Paket aus leichterem Spielplan und Förderungen für die Aufsteiger geschnürt hat. Die aktuellen AFL-Aspiranten aus St. Pölten, Hall, Traun, Mödling und Hohenems haben bei der letzten Sitzung ihre Bereitschaft zu einem gemeinsamen AFL-Aufstieg unter diesen Bedingungen bekundet. Es gibt vor dem Saisonstart noch ein gemeinsames Meeting des Verbandes, der Division 1 und der AFL Klubs, um das Vorgehen abzustimmen. 2016 soll die AFL dann zumindest wieder eine 8er-Liga sein.

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