Fünf von 16 Mannschaften die 2010 im Rahmen der EFL um die Euro Bowl spielen werden kommen aus der Austrian Football League. 31 Prozent Footballpower aus der stärkten Liga Europas und 25 Prozent Rot-Weiß-Rote Zahl- und Kaufkraft samt schmucken Stadions und allen ‚bennies‘, die man beim europäischen Verband seit Jahren zu schätzen weiß. Denn wie sonst kommt das Alpenland zu einem Dauerabo was die Austragung des Endspiels – der Euro Bowl – betrifft? 2003 fand die letzte Euro Bowl nicht in Österreich statt. 2004 bis 2007 spielte die Euro-Musik auf der Hohen Warte, die letzten beiden Finalspiele stiegen jeweils am Tivoli. Ebenso oft wie sie in Österreich ausgetragen wurde, hat sie das jeweiligen Heimteam (Vikings 04, 05, 06, 07 und Raiders 08, 09) auch gewonnen.

Immer wieder Österreich
Das spricht zum einen für die Stärke der heimischen Klubs und zum anderen für den Professionalismus, welcher in der gerne als reine Amateurliga bezeichneten AFL vorherrscht. Paris hätte gerne schon mal ein Finale gehabt – bekommen haben sie es aber nicht.

Das alles steht aber auch für prominente Abwesende. Nach dem Gewinn des dritten Titels der Braunschweig Lions im Jahr 2003 zog sich der deutsche Serienmeister zurück, kam dann später schon mal wieder (nach höflicher Aufforderung des AFVD) seiner ‚Pflicht‘ nach. Mehr aber schon nicht. Die Lions wirkten nach dem Ausscheiden (jeweils gegen Tirol) sehr gefasst. Beim ersten Mal wurde sogar vor dem Spiel verkündet, dass vom Erfolg oder Misserfolg in der Euro Bowl der Job des Trainers (damals Kent Anderson) nicht abhängig ist. Was für ein Motivationskiller! Ob ihr gewinnt, oder verliert, ist dem Verein eigentlich egal.

Die GFL Teams argumentieren, dass ihnen die Euro Bowl viel kostet und wenig bringt, dazu sportlich zum falschen Zeitpunkt (ihre Pre Season) los geht.   

So dämmert das Thema in Deutschland vor sich her, mit Ausnahme von Berlin (Kudos), die sich nach dem Euro Bowl Titel sehnen, mag kein Klub so richtig mitmachen. Auch heuer nicht. Der Vizemeister – die Kiel Baltic Hurricanes – zeigen kein Interesse an dem Bewerb.

Und dafür muss man auch ein wenig Verständnis haben.

Man stelle sich nur mal Folgendes vor:
Die EFAF beschließt, dass die EFL im September beginnt, mitten in der GFL-Saison, in der AFL Off Season.

AFL und GFL unterscheiden sich in einem wesentlichen Punkt: Die GFL ist ein XL-Ligabetrieb von April bis Oktober mit meist mehr als doppelt so vielen Spielen als in der AFL, die sich dagegen wie ein Blitzturnier von Ende März bis Mitte Juli ausnimmt. Die GFL 2 bringt es dazu noch auf 14 Spiele pro Mannschaft und Saison.

Die Österreicher tun sich da naturgemäß viel leichter bei acht Spielen noch zusätzliche Termine einzuschieben. Immerhin gehen sich ja mitten in der Saison sogar Freundschaftsspiele noch aus. So eng wie man manchmal tut, haben es eigentlich nur die Deutschen, deren Programm wirklich voll ist.

Würde das also passieren, also die EFL außerhalb unserer Saison starten, man dazu noch wissen, dass einige Spiele nur sehr wenige Fans vor den Kamin hervorlocken werden, dann wäre es auch hierzulande mit der Motivation auch schnell vorüber. Immerhin kostet der Spaß eine Stange Geld.

Die Wahrheit über Birmingham
Vor der Sitzung verkündete der Turnierdirektor der EFAF, Uwe Talke, dass so viele Teams wie noch nie an der Euro Bowl teilnehmen wollen und man sich bei dem Gedränge überlegen muss, Wild Cards zu vergeben. Diese Mannschaften hätten sich dann untereinander ausspielen sollen, wer mitmachen darf. Rennen die Vereine der EFAF also doch die Türe ein, nur die Deutschen halt nicht? Nein.

Tatsächlich saßen dann neben den vier fix Gesetzten noch zwölf Vereine am runden Tisch. Genau so viele, um vier Gruppen aus je drei Teams zu formen. Formsache war daher auch nur mehr die Aufnahme der drei Wild Card Ansuchenden und zwar direkt in die Gruppen, ohne Qualifikationsspiele, denn diese füllten erst das zum Viertel leere EFAF Horn auf und garantierten den Spielbetrieb in der geplanten Vierer-Gruppen-Form. Es sind ‚filler‘, ohne das abwertend zu meinen.

Dragons erstmals international
Die Teilnahme der Belgrad Blue Dragons an der Euro Bowl ist natürlich sportlich sehr fragwürdig und hat wohl mehr Symbolcharakter bzw. einen sportpolitischen Hintergrund. In Serbien gibt es eine Handvoll stärkere Teams, aufgeteilt auf zwei konkurrierende Ligen. Die blauen Drachen belegten bei der letzten gemeinsamen Meisterschaft den sechsten Platz. Die EFAF will hier offenbar diesen Klub supporten und ein Zeichen setzten. Die CEFL ist ein Stachel im Fleisch, man hat sich  dazu entschlossen sie weiträumig zu umfahren.

Hierzulande bewegt den passionierten Sofa-Head Coach aber vor allem die Teilnahme der Danube Dragons an der Euro Bowl.

Die Frage, ob die Dragons sich sportlich für den Bewerb qualifiziert haben, die ist objektiv betrachtet mit einem klaren Nein zu beantworten. Der Titelverteidiger, der Meister und sein Vize können maximal an der Euro Bowl teilnehmen, vom einem vierten Teilnehmer ist nichts zu lesen.

Dann kamen aber die Wild Cards, deren Vergabe mangels Interessenten dann logischer Weise sehr harmonisch verlief.

Die Frage, ob es sich andere mehr verdient mit zu spielen, die stellt sich nicht, denn diese Teams wollen nicht. Und wer nicht will, der hat schon.

Die Bilanz der Dragons lässt sich so oder so lesen. Auf der einen Seite gewannen die Drachen Spiele gegen die Vikings und Giants, die beide in der EFL mitspielen, einer davon (Graz) sogar fix gesetzt ist. Auf der anderen Seite gewannen die Dragons in der AFL, außer diesen Grunddurchgangsbegegnungen und einer inszenierten Blue River Rivalry, noch nichts. Die letzte Finalteilnahme rührt aus dem Jahr 1997 noch als Klosterneuburg Mercenaries.

Ihre internationalen Ausflüge endeten bislang ebenfalls ernüchternd.
Zwei Siege (Farnham, Breslau) stehen vier Niederlagen (Zürich, Winterthur, Schwäbisch Hall und Prag) gegenüber bei 212 erzielten zu 226 erhaltenen Punkten. In drei Versuchen kamen die Dragons über die EFAF-Cup Gruppenphase nicht hinaus. Das liest sich, bei aller Freundschaft, nicht gerade wie ein Euro Bowl Empfehlungsschreiben.

So gesehen die EFL 2010 (wie auch schon einige davor) nicht das Turnier der stärksten Teams Europas ist, sondern der stärksten Teams aus Europa, die auch mitspielen wollen. Kiel mag nicht. Moskau auch nicht. Die Dragons wollen. So what?

Den Dragons wurde eine Tür geöffnet. Dumm wären sie, würden sie nicht eintreten und zumindest versuchen über Thonon und Belgrad ins Viertelfinale gegen die Giants einzuziehen. Sollten sie es nicht schaffen, na dann haben wir es eh schon vorher gewusst. Die Dragons haben auf jeden Fall eines schon geschafft: Sie sind der erste EFL-Teilnehmer aus der AFL, der national noch ohne Titel ist. Und ein Euro Bowl Champion, der in seinem Herkunftsland noch nie etwas gewann, der würde dem Bewerb vielleicht auch ganz gut stehen.

Gruppe 1
Valencia Firebats (ESP)
Templiers Elancourt (FRA)
Bergamo Lions (ITA)
Viertelfinale: Swarco Raiders Tirol (AUT)

Gruppe 2
Bolzano Giants (ITA)
Badalona Dracs (ESP)
Raiffeisen Vikings (AUT)
Viertelfinale: Flash de La Courneuve (FRA)

Gruppe 3
Thonon Panthers (FRA)
Belgrad Blue Dragons (SRB)
Danube Dragons (AUT)
Viertelfinale: Turek Graz Giants (AUT)

Gruppe 4
Berlin Adler (GER)
Stockholm Mean Machine (SWE)
Prague Panthers (CZE)
Viertelfinale: Parvoon Butchers (FIN)

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