Gemunkelt wurde, daß die Salzburg Bulls das Potential dazu hätten, die St. Pölten Invaders eventuell das nötige Kapital mitbringen würden, die Baden Bruins sprachen offen über sich selbst in der ‚AFL 2007‘ – drei Teams die eine gemeinsame Zukunft haben. In der Division 1.

Von den Neunen konnten theoretisch nur Sieben den Gang nach oben antreten. Für die Raiders² und Vikings² ist in der ersten Division selbstredend Endstation. Bleiben neben den drei genannten noch die Wolves, Rangers, Steelsharks und Dragons. Bei all den Überlegungen wer es schaffen könnte, wurde letzten Sonntag in Graz dem Konjunktiv weitgehend das Licht ausgeblasen. Wie kommt man zu der Annahme? Bei der Nachwuchssitzung des AFBÖ (ein ausführlicher Bericht darüber folgt) mußten die Teams ihre Teilnahme in den verschiedenen Klassen bekannt geben. Will ein Verein 2007 AFL spielen, so muß er zwingend in der höchsten Juniorenklassen (Big Boys) seine Nennung für dieses Jahr bereits abgeben. Das hat aber außer den Dragons niemand aus der zweiten Liga getan und so steht auch heute schon fest, daß die Klosterneuburger die einzigen sind, welche für einen Aufstieg die theoretischen Grundlagen geschaffen haben. Alle anderen werden definitiv nicht AFL spielen können. Und auch nicht dürfen. So die WSO. Das ist doch ein wenig überraschend. Weil warum?

Für einige Teams war bislang offiziell das Wettrüsten mit Legionären Abschreckung genug um zweitklassig zu bleiben. Für die Dragons war es neben anderen mit ein Grund für den Abstieg. Dieses ‚Problem‘ sehen die Drachenverantwortlichen aber 2007 nicht mehr als gegeben an, da dann ja die neue Importregelung in Kraft tritt. Daher hat man folgerichtig den Wiederaufstieg auch als Ziel deklariert. Es gehört natürlich mehr dazu als eine bloße Willenskundgebung, aber diese Möglichkeit haben sie – die anderen Division I Teams haben diese nicht (mehr).

Jetzt sollte man dann schon ein wenig Ehrlichkeit einkehren lassen. Die aus allen möglichen geographischen Richtungen ausgemachte Importflut wird es 2007 nicht mehr geben. Diese Hemmschwelle ist also weg, damit auch angeblich eine hohe Latte, die man nun nicht mehr überspringen muß. Jetzt hupft man aber auch nicht über den Gartenzaun? Und das hat – sie haben es erraten – ganz andere Gründe als die vielen Amerikaner (die es ja dann nicht mehr geben wird). Im besten Fall war die geballte Anwesenheit von US-Spielern ein weiterer Punkt unter vielen um dort zu bleiben wo man ist, im schlimmsten war es lediglich ein ordinärer Vorwand um von ganz anderen Sorgen abzulenken. Gehen wir es mal Team für Team durch.

Die Wolves würden wohl wollen, wobei sie vermutlich nicht können, auch wenn man sie ließe. Das Team hat grad mal die Division 2 verhältnismäßig formidabel überstanden, wird in der nächsten Saison erstmals an ihre Grenzen stoßen.

Die Steelsharks haben die AFL schon im Visier, jedoch langfristig und auch so kommuniziert. Hier ist man gut am Weg, aber der ist zeitlich einfach ein längerer.

Der Bruins Präsident Martin Altbart sprach im Juli 2005 über seine Pläne mit den Bären 2007 AFL zu spielen. Ein sehr schönes Zitat von Altbart aus einem Interview von damals: ‚Wir haben uns gesagt: wenn diese Importregelung kommt… …und noch zwei, drei andere Faktoren erfüllt sind, sind auch wir gerne bereit 2007 AFL zu spielen. Mit den Finanzen geht es uns immer besser.‘ Wie gut es um die Finanzen der Bruins steht, hat man bei der Ligasitzung in Linz gesehen. Altbart flog von Texas zur Generalversammlung, sprach dort laut Ohrenzeugenberichten ’sehr viel und sehr schön‘, brach danach wieder Richtung Dallas auf.

Den Bruins fehlt es an Geld, aber nicht nur, sondern auch an einem in der höchsten Klasse wettbewerbsfähigen Juniorenteam und da kommen wir (nicht nur bei den Badenern) der Sache schon ein wenig näher, wo hier die wahren Gründe versteckt sind eben nicht ganz oben spielen zu wollen. Darauf kommen wir später noch einmal zurück.

Die Salzburg Bulls, deren Präsident Alexander Narobe zu den schärfsten Kritikern der ‚Überimportierung‘ der AFL zählt, gehört zwar nicht zu der Kategorie ‚Präsidenten die gerne großen Reden schwingen‘, aber er ließ des öfteren spitze Pfeile zielgenau in Richtung Hohenems ab (machen die Liga kaputt – in der er freilich nicht mitspielt).

Betrachtet man die letzte Nachwuchssaison der Salzburger, wirkt diese Kritik unverhältnismäßig und wohl auch ein wenig inszeniert. Die Bulls waren de facto im Junioren Cup, also eine Klasse unter den Big Boys, nicht konkurrenzfähig – einmal sogar nicht mehr spielfähig, wofür sie auch prompt einen Rüffel vom Verband kassiert haben. Hier übt also jemand Kritik an den Methoden der Diplomarbeit eines Kollegen, wobei der Kritiker selbst Jahr für Jahr aufs Neue an der Matura scheitert. Das ist leider sogar komisch, wäre es nicht so tragisch. Trotzdem steht es Narobe natürlich zu Dinge so zu beurteilen wie es ihm gefällt. Er hat dabei nur nicht recht, denn die Gründe, warum die Bulls nicht in der AFL spielen werden, liegen offensichtlich nicht in Hohenems, sondern direkt in der Mozartstadt.

Die Bulls sind das beste Beispiel der sieben ‚Aspiranten‘ wo nur einer mehr ein solcher ist. Ein enorm starkes Team als Kampfmannschaft, zu Recht gesegnet mit Finalteilnahmen und Titeln. Sie fordern immer wieder aufs Neue die Vikings² heraus, sind einfach ein starkes Kollektiv mit einigen Diamanten am Roster. Der Nachwuchs allerdings ist das krasse Gegenteil. Man schafft es nicht immer die nötige Spieleranzahl zusammenzubekommen, aber auch wenn, steht man auf sportlich verlorenem Posten. Dazu ein Acker von einem Spielfeld und ein Budget, welches jenes des benachbarten Vereins der Eisstockschützen kaum übersteigt. So kann man in der Division 1, wenn man den Nachwuchs halbwegs in den Griff bekommt, weiter vorne mitspielen. Die AFL ist damit aber noch Galaxien entfernt und das hat ganz einfach nichts mit anderen, sondern nur mit den Salzburgern selbst zu tun. Es wird die vielen Importspieler nimmer geben und es werden die Bulls immer noch Division I spielen. Es wird die neue Importregelung geben und die Blue Devils werden Big Boys, Jugend, Schüler und Mini Teams stellen und weiter AFL spielen. Es werden alle Wege geebnet sein und Alexander wird immer noch mit dem erhobenen Zeigefinder an dessen Rand stehen. Dort mag er bleiben, der Finger sollte aber woanders hinzeigen. Auf sich selbst. Das wäre ein Anfang.

Dann haben wir da noch die Rangers, fast muß man sagen ‚die braven‘ Rangers, die nach der Katastrophe mit der Kampfmannschaft des Vorjahres natürlich ganz andere Ziele verfolgen als in der AFL zu spielen. Die Senioren wieder heranführen, beim Nachwuchs dort anschließen, wo man 2005 gar nicht so schlecht aufgehört hat – Das ist es dann aber auch schon.

Als vorletztes Team die weitgereisten Saint Poltener Invasoren. Die Invaders waren, wie die meisten ihrer Kollegen in der Division I, schon mal ganz oben. Dieser Ausflug war ernüchternd und extrem finanzintensiv. Von Geldsorgen weniger geplagt, verharren die Rotgoldenen nun trotzdem eine Klasse tiefer. Wieso? Der Nachwuchs ist so weit so gut. Man könnte bei den Big Boys mitspielen, macht eben das aber nicht, dafür aber etwas anderes. Man wird gemeinsam mit den Rangers (folgt alles im Bericht über die Nachwuchssitzung) eine Spielgemeinschaft gründen, wie bereits im Vorjahr bei der Jugend und neuerdings auch bei den Schülern antreten. Die AFL ist frühestens für 2008 ein Thema, denn man will sich personell und finanziell weiterhin auf sichere Beine stellen, bevor man sich erneut ins Abenteuerland begibt.

Bleiben die Dragons, die dabei bleiben wieder in die AFL zu wollen. Am liebsten gleich im Jahr 2007. Prophezeiungen über ihr Abschneiden in der Division 1 gibt es wie Sandkörner am Strand von Waikiki. Hier reichen die Sprüche diverser Orakel von einem Durchmarsch bis hin zu einer Prolongierung der Niederlagenserie in der AFL. Eventuell wird die Wahrheit in der Mitte liegen und die Dragons werden weder alles niederreißen noch zum Prügelknaben mutieren? Damit wäre dann auch der letzte Kandidat aus dem Rennen, denn so gescheit sind die Klosterneuburger, daß sie das Projekt AFL nicht nur dann wieder angehen, wenn man es sich leisten kann, sondern auch eine Chance sieht mitzuhalten. Das kann im schlimmsten Fall auch ewig dauern. Eigentlich müßte jeder Footballfan – so gesehen – im nächsten Jahr Dragons Fan sein. Sie, oder keiner.

Abschließend kehren wir zurück zu den Gründen, warum die AFL von fast allen Teams der Division 1 gemieden wird. Wir haben erkannt, daß die Importregelung daran nicht schuld war, denn diese ist weg und die Teams sind trotzdem nicht da. Hat also der AFBÖ versagt? Jein.

Michael Eschlböck (das war ihm ein höchstpersönliches Anliegen) hat dafür Sorge getragen, daß sich das Wettrüsten aufhört. Wir haben auch gelernt, daß das eigentlich niemanden interessiert, mit Ausnahme der schon vorhandenen AFL Teams, die nun umdisponieren müssen. Organisatorisch wie personell. Erfreulich, daß damit kaum jemand ein Problem hat. Alle Teams richten sich schon heuer darauf aus und werden 2007 damit leben können. Die Vikings machen das sogar radikal, die Giants rücken und rüsten in der Beziehung auf, die Raiders schweigen versiegelt, werden aber auch ca. dort landen, die Blue Devils wollen sich ebenfalls zurückhalten und vorbauen, die Black Lions kämpfen mit Rotz und Wasser und werden diesen Kampf am Ende wohl auch gewinnen. Diese Teams haben sich an den rauhen Wind gewöhnt. Hohes Budget, intensive Nachwuchsarbeit und Marketing wo geht.

Da haben wir sie nun – die drei wahren Gründe, warum die Division I Teams nicht aufsteigen wollen und können. Jeder für sich, in Bereichen verschieden intensiv, sind sie aber allesamt von der Gangart in einer oder der anderen Form beeindruckt. Das können wir (alles) nicht!?! Die Bulls haben keine solide Nachwuchsarbeit, die Bruins haben kein Budget, die Rangers haben kein Marketing. Manche haben alles zusammen nicht und nun fällt das Schreckgespenst als Argument – ‚Legionäre überfluten Österreich!‘ – wie ein Kartenhaus in sich zusammen. Aus Maus! – und was sagen wir jetzt? Ist jetzt wieder ‚der Wurm‘ schuld? Oder ‚der Piringer‘? Eventuell stecken die ja gar unter einer Decke, hm?

Hier hat nun tatsächlich der Verband versagt, es zumindest verabsäumt, neben diversen ‚ wie werde ich Trainer in 7 Tagen‘ – Kursen, den Karpfen klarzumachen warum der Hecht so schnell ist. Er hätte ein (Smart Up?) Programm, eine Fibel, ein Gebrauchsanweisung – IRGENDWAS – tun bzw. herausgeben müssen, damit den Herrschaften gezeigt wird wie der Wikinger die Jugend zu sich holt, wo der Teufel die Marienblume pflückt und warum der Raider schwarze Zahlen schreibt, obwohl er angeblich ‚überimportiert‘ ist. Das ist ja alles kein Geheimnis.

Doch gerade der AFBÖ steht und steckt dort fest, wo die Division I Teams vegetieren. Er hat es bis heute nicht geschafft einen Hauptsponsor zu finden, hat gerade das Jahresbudget eines Top Teams. Ein Manko, welches Michael Eschlböck zwar kennt, was man ihm auch vorhalten kann, aber nicht der Ursprung des Verweigerns ist. Es ist für alle möglichen Aspiranten zur Kenntnis zu nehmen, daß in der AFL unter semi- bis vollprofessionellen Grundbedingungen gearbeitet wird. In allen Bereichen. Coaching, Recruting, Marketing – in der ganzen Organisation. Obwohl nur mit minimalen Chancen ausgestattet, arbeiten auch die Black Lions unter Manfred Mocher unter genau diese Prämissen. Da stehen wir. Nicht dort und nicht anderswo.

Will ein Verein also genau da hin (in die AFL), wird er sich danach richten müssen, was dort grad passiert. Die Imports sind ja wirklich nur mehr ein kleines Kännchen Öl im Feuer, welches aus ganz anderen Gründen glühend lodert. Laienhaft gesagt: Strukturen schaffen, Sponsoren finden, Kooperationen eingehen, Partner miteinbeziehen, die Trainer ausbilden, die Spieler vorbereiten, das Ganze ernst nehmen! – Das sind die Vorraussetzungen für den Weg in die AFL und nicht die Beschränkung von Importspielern. Da war jeder auf dem Holzweg, der sich davon etwas erhofft hat, außer ein schnelles Reagieren der Betroffenen. Die haben es bereits getan. Der Rest schaut zu und sagt: Okay, jetzt brauchen wir eine neue Ausrede? Ich darf doch bitten von neuen Erfindungen Abstand zu nehmen und endlich aufzuwachen. Es ist Prime Time!

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