Houston Texans

Im letzten Jahr waren die Houston Texans noch der Superbowl Tipp für viele „Ich trinke nicht vom Mainstream“-Tipper, Verletzungen von Schlüsselspielern machten den Traum aber zunichte. Es gab dennoch keinen Anlass, das Team und den Coaching Staff komplett umzustellen (im Gegensatz zu anderen AFC South Teams). Die Aussichten der Texans für 2012 sind rosig, wenn auch ein paar Dornen in der Offseason aufgetaucht sind. In der eigenen Division hat man zumindest vier must-wins und zwei Mal Jake Locker und CJ2K am sonst harten Schedule. Die Schlüsselspieler sind wieder fit beziehungsweise am freien Markt dem Geld nach woanders hin gewandert. Ob die Rookie-Klasse die Abgänge tilgen kann und der Verletzungsgott den Texaner wohlgesinnt ist, wird entscheidend sein, ob wir sie im neuen Jahr am Spielfeld sehen werden.
Offensive Coordinator Rick Dennison ist in seinem dritten Jahr in Houston. Die Offseason hat ihm einiges beschert. Innerhalb kurzer Zeit ist das Prunkstück, die wahrscheinlich beste Offensive Line der Liga, zu einer großen Baustelle geworden. Die gesamte rechte Seite hat sich verabschiedet und muss ersetzt werden. Auf Guard ist Antoine Caldwell kein gänzlich Unbekannter und blockt eindeutig lieber für seine Running Backs als für seine Quarterbacks. Der designierte Nachfolger von Eric Winston, Rashad Butler, hat sich vor kurzem auf die Injured Reserve Bank gesetzt. Jetzt darf ihn der letztjährige Siebtrunder Derek Newton ersetzen. Klischeehafte Größe macht aber noch keinen guten Blocker, sondern in dem Fall Sorgenfalten. In den Startlöchern scharren der Drittrunder Brandon Brooks und der Viertrunder Ben Jones. Brooks wird unglaubliches Potential nachgesagt, und er kann sowohl Guard als auch Tackle spielen. Jones ist ein Overachiever, der in der Mitte zuhause ist. Dem Rest der Starting Offense Line sei kurz gesagt: Brav so, weitermachen! Quarterback Matt Schaub und Wide Receiver Andre Johnson sind gesund ein wunderschön anzuschauendes Duo, das mit Running Back Arian Foster mehr als einen Gastmusiker hat. Leider haperts öfter mit dem gesund bleiben. Hinter Schaub steht Servicekraft TJ Yates, hinter Foster ein wünschenswerter Backup Ben Tate und hinter Johnson ein blankes Nichts. In Summe muss sich Head Coach Gary Kubiak drei große Sorgen in der Offense machen: Gesundheit, Offensive Line und  Ballfänger. Wenn die Sorgen unbegründet sind, wird das ein nettes Feuerwerk.
Mario Williams trägt seine Raketen in den kalten Norden und lässt die Defense von Wade Philipps zurück. Dem Coordinator im zweiten Jahr bereitet das aber kaum Kopfzerbrechen. Das hat mehrere Gründe: JJ Watt, Whitney Mercilus, Connor Barwin, Brooks Reed und Antonio Smith. Watt hat als Rookie mehr als nur unglaubliche Interceptions an der Line Of Scrimmage gezeigt. Barwin, Smith und Reed brachten den Pass Rush Hammer. Mit Mercilus holt man sich dazu einen der besten Pass Rusher als Outside Linebacker im Draft und wird wohl nach dem Prinzip Aldon vorgehen. An der Nasenspitze haben sie Shaun Cody noch nicht ersetzen können. Dahinter warten aber zum Glück Brian Cushing und Bradie James, die Sideline-to-Sideline aufräumen. Die Secondary lebt von Jonathan Joseph, der einfach mal so die eine Seite des Feldes zumacht. Die andere übernimmt unter Beobachtung Kareem Jackson. Im Slot hat Secondary Coach mit Brian McClain ein unerwartet gutes Spielzeug gefunden. Ganz hinten warten mit Glover Quin und Danieal Manning zwei hochintelligente Spieler. Ein solch stabiles Tandem wünscht sich jeder. Wer der sechste Defensive Back, den Wade Philipps so gern einsetzt, sein wird, ist noch unklar.
Auf der dritten Seite des Balles geschah in der Offseason ein kleines Wunder. Aus der unglaublich mittelmäßigen Unit wird ein 5-5 großer Feuerball. Trindon Holliday schlägt als Returner voll ein, macht Touchdowns und die Special Teams mit einem Schlag gefährlich. Auf der Kicker Position gibt es einen Battle zwischen Shayne Graham und dem 5th Round Rookie Randy Bullock, die in Houston  Manier die Verletzungsgötter zu Gunsten des Veteranen entschieden haben. Das Punting übernimmt Donnie Jones, der kann das ausreichend.

Tennessee Titans

Sind bei anderen Teams unbekannte Spieler und Systeme der Grund für Unklarheiten, ist es bei den Titans die Flipflop-Fähigkeit. In ihrem Auftreten erinnern sie an die Gladiators rund um Bernhard Kamber (Gott hab sie selig). Vom Talentlevel her ist viel möglich. Genausogut kann die ganze Saison gekübelt werden, wenn das Momentum mal in die falsche Richtung schlägt.

2011 war Jahr 1 nach Jeff Fisher. Der neue Head Coach Mike Munchak hat für einige überraschend neun Siege aus einem Team um einen 36-jährigen Quarterback gepresst ohne ein Running Game zu haben. Bedanken kann er sich bei den Special Teams, die in der Liga kaum Konkurrenz haben. Die Defense wird von Jerry Gray geführt. Seine Wurzeln der 3-4 Defense hat er in Tennessees 4-3 Defense vergessen. Was bringt nun 2012? Wohin schlägt das Flip-Flop Pendel?

Eine wichtige Entscheidung is bereits gefallen: Sophomore Jake Locker darf seine ansprechenden Rookie-Leistungen bestätigen und weiter ausbauen. Matt Hasselbeck bleibt und wird hauptberufllich Mentor. Vielleicht nützt das auch Running Back Chris Johnson. Sein 2011er Jahr war abgesehen von den 1000 Yards zum Totalvergessen. Kann er nicht wieder zur Form finden, wird das heuer nichts mit den vorhanden Playoff-Hoffnungen. Javon Ringer bringt die Titans nicht dorthin. Nicht ganz unschuldig ist natürlich auch die Offensive Line. Sind die beiden Tackles Michael Roos und David Stewart noch erwähnenswert, weil ausreichend gut, hüllt man über den Rest der Unit am besten den Mantel des Schweigens. (Steve Hutchinsons Zeit ist lang vorbei). Lockers wertvolle Ziele sind Tight End Jared Cook, Bad Boy Kenny Britt und Nate Washington. Mit den drei Herrn kann man durchaus schöne Dinge anfangen, und nicht umsonst hat 2011 Tennessee 58 Prozent der Plays drei Wide Receiver am Feld verbracht. Das öffnet 2012 Lücken für Jake Locker und seine Athletik. Erstrundenpick Kendall Wright ist noch nicht so recht in der NFL angekommen und wird froh sein müssen, wenn er zu den 46 angezogenen Spielern zählt.
Was macht man defensiv so nach einer versemmelten Saison? Richtig, man lässt seinen besten Defender ziehen. Cortland Finnegan ist Geschichte. Die mittelmäßige Unit wird dadurch sicher nicht besser. In der Defensive Line tummeln sich einige handzahme Liner und Kamerion Wimbley. Wimbley ist eigentlich ein 3-4 Outside Linebacker, und allein durch ihn wird ein Hauch Hybrid durch die Defense wehen. Die Pass Rushing Hoffnungen hängen an ihm alleine. Die große Schwäche der Verteidigung bleiben ihre Linebacker. Akeem Ayers hat Probleme beim Tackling. Will Witherspoon ist Will Witherspoon und hat mit Zach Brown einen Rookie im Nacken sitzen. Middle Linebacker Colin McCarthy hat 2011 Barrett Ruud ersetzt und besonders seine Coverage Aufgaben hervorragend erledigt. Die Secondary ist nach Finnegans Abgang schlicht dünn besetzt. Die übrig gebliebenen Corner Jason McCourty und Alterraun Verner sind beide keine vergleichbaren Kaliber und auf der Nickelposition gibt es quasi niemanden mehr. Mit Jordan Babineux und Michael Griffin hat man zwei Safeties, die gern mal zu wenig fest zugreifen. Griffin zeigt zumindest hin und wieder Big Play Fähigkeit. Markelle Martin wäre ein möglicher Ersatz, ist aber zumindest bis Week 6 außer Gefecht.
Die wahre Schokoladenseite der Tennessee Titans sind ihre Special Teams. Kicker Rob Bironas ist rundum verlässlich. Wunderschön anzusehen sind auch die Coverage und Return Units, die stets für gute Feldposition sorgen. Etatmäßiger Marc Mariani steht verletzungsbedingt 2012 nicht zur Verfügung, die Allzweckwaffe Darius Reynaud übernimmt seinen Posten und hofft auf ähnliche Erfolge. Punter Brett Kern ist etwas unter dem Level seiner Kollegen.

Jacksonville Jaguars

Ein Funken Hoffnung. Shahid Khan hat letzte Saison den Schlüssel für die Jacksonville Jaguars erhalten und versucht das abgestorbene Fahrzeug mit einem kleinen Absatzmarkt wieder in Gang zu bringen. Die Werkstatt hat er zwar noch nicht gewechselt, aber er hat sich neue Coaches zugelegt, die anschieben sollen. Mike Mularkey ist nach seiner Zeit als Offensiv-Bremser bei den Atlanta Falcons nun Head Coach und hat Bob Bratkowski als Offensive Coordinator gleich mitgebracht. Mel Tucker geht wieder in die zweite Reihe und zu seiner Defense zurück. Auf die Herren wartet jedenfalls eine schwierige Saison, denn ohne die beiden Stoßdämpfer– MJD und die überraschende Defense – hätte die holprige Saison 2011 schon eher am Straßenrand geendet. Auf diesen beiden Faktoren ruhen daher auch 2012 wieder die Hoffnungen. Sonst werden die Jaguars am Ende schneller als erwartet zu einem Team, das mit heimatlichen Stolz die Farbe „British Racing Green“ trägt. Aber selbst wenn: grün ist die Farbe der Hoffnung.
2011 hatte die Offense einen Namen: Maurice Jones-Drew. Seine 1.606 Rushing Yards sind alleine schon großartig. Dass er die einzige Waffe des Teams war, macht sie aber noch sensationeller. So sensationell, dass er meint mehr Geld fordern zu müssen und schmollend in der Holdout-Ecke saß. Sein Ersatz ist Rashad Jennings. Damit bleiben zwei Pfade, die auf Hoffnung beruhen: entweder Jennings läuft um sein Leben oder Jones-Drew kehrt auf den Boden der Tatsachen zurück. Ohne Laufspiel wird es eine dunkle Fahrt. Blaine Gabbert hat in seinem ersten Jahr wie ein Fahrschüler gewirkt: große Augen, nervöser Gasfuß und hektische Lenkbewegungen. Lehrer Mularkey und Bratkowski sollen die Nerven beruhigen und die Technik schärfen. Alternativ hat man Chad Henne als Ersatzfahrer schon im Fond. Luxus-Rookie Justin Blackmon sollte sich aber brav an die Geschwindigkeitsbeschränkungen halten, die NFL entzieht heutzutage schnell mal das rosa Scheinchen/Karterl. Und wie soll man das verstehen, dass Laurent Robinson als beste Free Agent Verpflichtung gesehen wird? Die nicht schönzuredende Offensive Line wurde nicht verstärkt. Das beruht wohl auf dem Prinzip Hoffnung. Eugene Monroe ist annehmbar, aber Guy Whimper und seine Kollegen enden allzu oft als Frösche, die eine Autobahn überqueren wollen.
19 Verteidiger erreichten im letztes Jahr verletzungsbedingt nicht das Ziel und nahmen auf der Injured Reserve List Platz. Mit nahezu ausschließlich No-Names im Defensive Backfield zeigte dieses Unit aber eine Top-Leistung und hielt den Karren in der Spur. Dementsprechend gab es wenige Neuverpflichtungen für 2012. An vorderster Front darf Rookie Andre Branch auf einige Pass Rushing Snaps hoffen und der unterschätzten Defensive Line um Tyson Alualu und Jeremy Mincey eine bissigere Schnauze verpassen. Das Kernstück der Unit ist aber das viel zu wenig gelobte Linebacking-Corps. Daryl Smith spielt so ziemlich alle seine Positionskollegen der Liga in den Schatten und Paul Posluszny ist endlich gesund. In der Secondary ist das Bild noch etwas unklarer. Da tummeln sich viele Namen die Hoffung und Sorge zugleich machen: Neuverpflichtung Aaron Ross, der loyale Rashean Mathis, Drew Coleman und William Middleton sind durchaus sehenswert als Cornerback-Quartett. Das Safety-Paar Dawan Landry und Dwight Lowery muss zeigen, dass 2011 keine Ausnahme war.
Die einen nehmen in der dritten Runde des Drafts einen Quarterback, der nie das Feld sehen wird. Jacksonville hat dagegen ihren Pick in einen Mann investiert, der voraussichtlich diese Saison viel zu tun bekommen wird. Punter Bryan Anger hat die schwere Aufgabe, dem Kopfschütteln ein Ende zu machen. Kicker Josh Scobee wird auch heuer wieder Spiele mit seinem Chip-Tuning-Fuß entscheiden müssen. 2011 hat er schließlich fünf der sechs Field Goals über 50 Yards verwandelt. Die Return Teams passen wieder mehr ins Bild des restlichen Teams: Man hofft auf mehr Yards und mehr Touchdowns als letztes Jahr. Da gab es nämlich keinen.

Indianapolis Colts

Die Indianapolis Colts haben ihrem inneren Bedürfnis, ein Modegeschäft zu sein, nachgegeben. „Alles muss raus!“, WSV und SSV gleichzeitig hat sich die Organisation gedacht. Twitterant Jim Irsay hat neue Leute ins Haus geholt. Ryan Grigson ist General Manager und Chuck Pagano der nächste Head Coach, der mal Defensive Coordinator in Baltimore war. Bei den Spielern ist quasi kein Stein auf dem anderen geblieben. Das macht eine Prognose aufgrund des Seuchenjahres 2011 natürlich eher wertfrei. Aber nur weil es neu ist, muss es ja nicht gleich schlecht sein.
Die Offense war in den letzten Jahren der Treiber des Teams. Mit Bruce Arians ist einer am Werk, der sich mit talentierten Quarterbacks und Tight Ends auskennt. Das Willkommensgeschenk an ihn waren dementsprechend Andrew Luck als neuer Heilsbringer-Quarterback und zwei Rookie Tight Ends. Luck hat alles Talent und Hirn der Welt. Wenn er die Erwartungen auch nur zu einem Gutteil erfüllt, sind die Colts schon wieder zum richtigen Zeitpunkt richtig schlecht gewesen. Luck ist und bleibt aber ein Rookie. Es folgen also Höhen und Tiefen. Ganz sicher Mitschuld daran wird seine Unit um ihn haben. Die Offensive Line begrüßt den noch instabilen aber aufzeigenden Left Tackle Anthony Castonzo zurück. Auf der anderen Seite wurde Winston Justice für einen Siebtrundenpick von den Philadelphia Eagles geholt. Auf der Innenseite wird es merklich schwieriger lobende Worte zu finden. Hoffnungsschimmer Ben Ijalana ist auf der Injured Reserve und damit sind die restlichen Starter Samson Satele, Joe Reitz und Mike McGlynn. Alles Gute, Herr Luck! Donald Brown darf sich doch noch mal als Running Back versuchen und wird wohl auch mehr Chancen bekommen. Mit Austin Collie und Reggie Wayne konnten immerhin zwei Veterane gehalten werden, die Luck als Anspielstation dienen sollen. Dahinter hoffen die Colts, dass sie weiterhin Passempfänger finden, die sonst keiner gut findet. Luck hat in Stanford am meisten Freude mit seinen außerordentlichen Tight Ends gehabt. Deshalb ist ihm Coby Fleener nach Indy gefolgt und wird zeigen, dass er zurecht der beste Tight End im Draft genannt wurde. Ebenso neu ist Dwayne Allen. In der Depth Chart findet man ihn interessanterweise als Starter der Position WR2 (Collie auf WR1). Das zeigt wohl schon die Ausrichtung auf ein 12 Personnel mit zwei Tight Ends am Feld. In Stanford und Pittsburgh hat das ja ordentlich funktioniert.
Greg Manusky darf trotz wenig erfolgreiche Jahre in Kalifornien weiter eine Defense koordinieren. Die größten Schlagzeilen machte der Wechsel von einer 4-3 Base Defense auf eine 3-4 Base. In Wahrheit wird es wohl ein Hybrid aus beiden sein, mit dem einen Unterschied, wo die neuen Outside Linebacker Dwight Freeney und Robert Mathis zu finden sind. Die Front wird jedenfalls verschiedenste Looks zeigen. In der Mitte steht weiter Antonio Johnson, an seinen Seiten der neue Cory Redding als Motor und Fili Moala als unbeschriebenes Blatt. Die schon erwähnten Freeney und Mathis müssen auf ihre Alten Tage noch den Stance ändern. Jerry Hughes hat man – noch – nicht aufgegeben. Die beiden Middle Linebacker sind geplantermaßen Pat Angerer und Kavell Connor. Beide haben schon letztes Jahr viel Aufräumarbeiten leisten müssen. Angerer ist aber aktuell verletzt und hinterlässt eine weitere Lücke in diesem weiten Defense-Netz. In der Secondary hat man nachjustiert. Vontae Davis wurde groß angekündigt und muss zeigen, dass der Mund von Irsay und ihm nicht nur heiße Luft produziert. Jerraud Powers ist der zweite Corner und etwa das Gegenstück. Keiner kennt ihn, aber er macht die Sache ordentlich. Anthony Bethea fällt in die Kategorie „stabil“, und der von den Ravens geholte Tom Zbikowski ist eine echte Verbindlichkeit in der Coverage. Aber er kann den Hammer auspacken.
Die notorisch schlechen Returning Skills sollen durch Rookie LaVonn Brazill aus Ohio einen Schub bekommen. Kicker Adam Vinatieri ist „stabil“. Wenn Punter Pat McAfee aber weiterhin Leading Tackler der Coverage Unit ist, ändert das an der Gesamtnote für die Special Teams auch nichts. 
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