Am Tisch der NFL Network Expertenrunde nach dem 26-21 Sieg der Falcons über die Ravens Donnerstag Nacht sitzt ein gelassener Matt Ryan und nützt die Gelegenheit, NFL Network Experte Deion Sanders anzusprechen. Sanders wurde zur Halbzeit des Spiels in den Falcons Ring of Honor eingeführt, nannte das Stadion „my house“ und ein großes Banner weist nun auf die Glanzzeiten eines der wenigen wirklich prominenten Spieler der Falcons-Geschichte hin. Ryan würdigt das. „That 21 up there looks pretty good, we’re proud to have you in it. “ Darauf Sanders: “I’ll tell you what, you’re gonna have the whole side of the stadium by the time you’re done. Trust me. This is your house.” Was in der Zwischenzeit passiert ist, damit das Stadion symbolisch von Sanders zu Ryan wechselte? Eine zweite Hälfte, in der Ryan erstmals in seiner Karriere wie Peyton Manning aussah, ein Schritt, dem ihm viele nicht mehr zugetraut haben. Ryan war schon immer ein guter QB, so wie viele junge QBs heutzutage gut sind: Ein Game-Manager einer lauflastigen Offense, der das Gespür für Clutch hat. Wie Josh Freeman, Mark Sanchez oder Joe Flacco auch. Aber Donnerstag zeigte Ryan erstmals eine neue Seite: Er gewann ohne Laufspiel, mit mittelmäßigem WR-Spiel (Harry Douglas sah grottig aus, Roddy White hatte zwei crucial drops, die ersten seiner Saison), mit einer Defense, die nur eine Hälfte mitspielte, und gegen eine winning-team Top-Defense mit Ray Lewis und Ed Reed. Das war neu. Wenn Ryan weiter diese Seite seines Spiels aufrufen kann, kann er viel an den Falcons ausbügeln, was grad nicht rund läuft (und das ist nicht wenig). Ryan ist der Grund, warum die Falcons als einziges NFC Team bei 7-2 stehen, und wenn sie in den Januar hineinspielen wollen, muss er Unterstützung bekommen, von der O-Line, von der Defense und von den (bis auf diese Woche sonst immer furchtbaren) Special Teams.

Denn, das hat Woche 10 auch gezeigt, Leadership, das zu Team-Mentalität und -Engagement führt, kann Wunder bewirken. Dallas marschierte nach einem Debakel in Green Bay nach New York zu den Giants, die in letzter Zeit sogar gegen gute Dallas Teams mit Tony Romo gewinnen konnten. Jason Garrett kam mit demselben Team, mit dem Wade Phillips vorher ein 1-7 erwirtschaftet hat. Talent, Können, Wissen, nichts davon hat sich verändert. Aber Dallas zeigte am Sonntag Mut und Willen, „urgency“ wäre das passende englische Wort dafür. Die Giants hingegen kamen als haushohe Favoriten und spielten, als ob sie nur auftauchen müssten um zu gewinnen. Das Resultat war 33-20 für Dallas. Reinste Herz- und Kopfarbeit.

Auch Troy Smith, 2-0 als Starter für die 49ers heuer, weiß, dass Leadership nichts mit dem Ego zu tun haben muss. Nach dem Sieg gegen die Broncos in London, versprach er nicht nur, dass das erst der Anfang war, er gab den game ball auch an die O-Line weiter. Das Resultat war, dass die 49ers gegen die Rams frischer und kämpferischer wirkten, Steven Jackson für die meiste Zeit harmlos hielten und ihre 3rd-Down-Schwäche in Overtime endlich überwanden, um das Spiel zu gewinnen. It’s the little things. Die 49ers sind noch immer ein Franchise mit großen Problemen, und ob ihnen ein paar Patchwork-Siege mit Troy Smith besser tun als z.B. eine Generalüberholung samt Singletary-Nachbesetzung mag debattierbar sein, aber für besseren Football sorgt diese fired up-Mentalität allemal.

Besseren Football liefert derzeit auch Michael Vick mit seiner 6 TD-Performance im Monday Night Massacre gegen die Redskins. Ein Leader, der Team-Chemie zum funktionieren bringt, und das obwohl er für schattige Ego-Trips bekannt war, ist natürlich eine gern weitererzählte Feel-Good-Comeback-Story, aber bei allen Veränderung, die Vick an seinem Spiel bisher gezeigt hat, bleibt er am Feld noch immer ein unglaublicher Dual Threat, eine gute Horror-Story für gegnerische defensive Coordinators. Und die Tatsache, dass er bei den Eagles spielt, die als einzige in der NFL einen defensiven Plan gegen ihn aufstellen konnten, als er bei Atlanta und der letztes Jahr verstorbene Jim Johnson Defensive Coordinator der Eagles war, ist wirklich ein Meisterwerk der Ironie. Aber Vick dürfte trotz solcher Riesenerfolge heuer die erste Lektion von Leadership gelernt haben. Er weist auf das Coaching, das Team hin, wenn er erklären muss, warum er so gut spielt heuer. Er führt die Eagles an, indem er sich selbst zurücknimmt, und für die Gruppe, statt für das Individuum arbeitet. Die Single von Elbows wunderbarem 2005er-Album „Leaders of the Free World“ hieß passenderweise „Forget Myself“ und ging so:






“No, I know I won’t forget you / But I’ll forget myself, if the city will forgive me”
In Anbetracht dieser Zeile… wie irre, großartig, unglaublich wäre eigentlich ein NFC Championship Game Eagles gegen Falcons im Georgia Dome?

Die Patriots gewannen das zweite Matchup zweiter 6-2 Teams in Pittsburgh in mehr als souveräner Manier, inklusive einem feurigen Tom Brady, und bewiesen, dass die Niederlage gegen Cleveland wirklich nur ein Ausrutscher war. In Anbetracht der Mühe, die sich die Jets im Overtime-beinahe-Unentschieden gegen Cleveland machten, muss man die Pats wohl derzeit auf Platz 1 der AFC setzen, so wie man nach der Giants Niederlage wohl die Falcons auf Platz 1 der NFC setzen muss. Aber dominante Performances wie letztes Jahr fehlen heuer großteils. Beide Spitzenteams stehen bei 7-2 und haben schon mindestens ein Spiel abgeliefert, wo sie durch und durch furchtbar aussahen. Mit dem verdienten und sehr späten Buffalo-Sieg gegen Detroit gibt uns nun auch keine Sieglosen Teams mehr. Sprich: Die NFL ist jetzt schon spannend und knapp bis zum Bersten, und das neue Scheduling hat ja durch die Verschiebung der Divisionsduelle dafür gesorgt, dass es erst gegen Ende der Saison so richtig los geht. Großartige Wochen stehen uns bevor.

Random Thoughts:

  • Noch ein Gedanke zum Cowboys-Sieg: Von Nicks kummt nix. Bryan McCanns pick six macht imWesentlichen einen 14-Punkte Unterschied aus – in einem Spiel, das von 13 Punkten entschieden wurde. Wie sehr müssen sich die Giants nun Sorgen um Hakeem Nicks machen, jetzt wo herauskommt, dass McCann, ein undrafted Rookie, den NFL-Leader in gefangenen TDs an der line of scrimmage völlig durchschauen konnte?
  • Carson Palmer, Chansi Stuckey und Glover Quin: Shame on you!
  • Kansas City gegen Denver: Ganze 9 Pass-TDs in einem Spiel (unter anderem der erste von Tim Tebow). Erinnerte stark an das Green Bay gegen Arizona Wildcard-Shootout letztes Jahr.
  • Gus Johnson sollte jedes Spiel der NFL kommentieren. Sein Call des Roddy White 45-Yard-TDs gegen die Bengals wurde diese Woche überboten von seinem Call des Jaguars Hail Marys auf Mike Thomas. Sehr herzig auch, wie er seinen Call durchspricht in Bill Simmons B.S. Report Podcast, als ob es ein game winning play wäre, den er beisteuern konnte.
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