Und man findet sie zunächst noch lustig. Wobei sie gar nicht lustig sind. Lesen und lächeln Sie, so lange es noch geht.

US-Legionäre in Österreich haben es nicht immer leicht. Aber meistens schon. Neben zahlreichen US/CAN/AUT-Erfolgsstories der jüngsten Historie des Rot-Weiß-Roten American Footballs, gibt es auch eine relativ hohe Anzahl weit weniger lustiger Geschichten.

Partyzone Austria

Manchmal verwechseln bei heimischen Vereinen engagierte US-Legionäre eben ihren Job mit bezahlten Ferien in einem sportlichen Entwicklungsland. Negative Beispiele beim Namen zu nennen, wäre unfair gegenüber denjenigen, die man bei der Auflistung vergessen könnte. Die Liste reicht hier von Kleinigkeiten, wie Saufgelagen, die sich nicht mit einer Siegesfeier erklären lassen, da sie die Nacht vor dem Spiel stattfanden, bis hin zu delikateren Vorkommnissen, wie Verkehrsunfällen (mit oder ohne Personenschaden), wonach die Betroffenen den vorzeitigen Heimflug vorzogen. Anzeigen wegen Sachbeschädigung, Körperverletzung, Vandalismus, Besitz von Drogen, kamen schon mal vor, unbezahlte oder ‚verlegte‘ Rechnungen und Mahnungen etwas öfter. Manager und Präsidenten quer durch Österreich können davon ein Lied singen.

Wir reden hier nicht von ‚den Amerikanern‘, sondern ’nur‘ von ein paar Leuten. Es handelt sich hierbei also um keine pauschale Verurteilung, denn viele Herren aus Übersee sind wohl in Ordnung. Ebenso könnte man sagen, dass auch Österreicher derlei Blödsinn machen. Richtig, das wird wohl so sein. Im Gegensatz zu den Amis werden sie von einem Verein aber nicht dafür bezahlt, Unfug zu machen. Bei den derzeitigen Gehältern sind die US-Boys nämlich als Profis zu bewerten und daher darf man sie auch wie solche behandeln und an ihrem Verhalten messen.

Amerikanische Aussichten auf ein gutes Auskommen in Austria
Dass es sich beim Football-Österreich aus der Sicht einiger US-Legionäre ein wahres Schlaraffenland handelt und die Devise ‚Mädchen, Moneten und Müßiggang‘ ausgegeben wird, konnte man bei manchen Burschen ja ahnen. Jetzt liegt das erstmals quasi mit einer schriftlicher Bestätigung eines US-Trainers vor.

Wir werden den Namen des Coaches nicht in aller Öffentlichkeit bekannt machen, haben aber seinen Verein und in Folge auch alle möglicherweise davon betroffenen Vereine informiert.

Vor zehn Tagen erreichte uns das Schreiben des besagten Trainers. Warum er uns geschrieben hat, dass wusste er wohl selber nicht so genau. Darin ging es jedenfalls um die Rekrutierung von US-Legionären für Österreich. Er ist auf der Suche nach Spielern und erhofft sich Hilfestellung. So weit, so gut. Hört sich alles noch normal und harmlos an, bis der Coach zur ‚job-description‘ für seine zukünftigen Stars in Austria kam, die uns in der Offenheit wahrlich (kurz) sprachlos machte.

Bezahlter Urlaub sucht Student
Geboten wird im ersten Teil noch Bekanntes. Hin- und Rückflug, Appartement, Auto, Mobiltelefon, Internet, Gym. Bei der Bezahlung wird es prickelnd. 1400 US-Dollar werden geboten für acht bis maximal (!) zehn Stunden Arbeit pro Woche!

Unter dem Eindruck dieses doch recht ordentlichen finanziellen Angebots (rund 35 US-Dollar Stundenlohn + benefits), beschreibt der Trainer selbiges wortwörtlich als ‚Traumjob für Studenten des Jahrgangs 2008‘, die ‚im wesentlichen in den Genuss eines vier Monate langen Gratis-Urlaubs in Österreich kommen wollen.‘ Kein Scherz. Genauso steht das in dem Schreiben drinnen.

Er (der Coach) sei ‚in the market‘ für vier Spieler, die er auf diesem Weg finden möchte.

Und das schickt der Mann dann an uns.

Wir haben darauf reagiert und ihn befragt, ob das sein voller Ernst sei. Er entschuldigte sich dann für die Art der Beschreibung (als er bemerkte, dass wir ihm dabei sicher nicht behilflich sein werden), dass sei wohl etwas zu ‚locker‘ gewesen. Es wäre ein Fehler gewesen, dass so darzustellen.

Diesem rasch eingelegten Retourgang schenken wir nur wenig Glauben. Der tatsächliche Fehler war wohl mit einiger Sicherheit nicht die Beschreibung des ‚jobs‘, denn der meinte das schon so, sondern die Auswahl der Empfänger seines Schreibens.

Wir haben danach zuerst den direkt davon betroffenen Klub verständigt, der sehr überrascht reagiert hat und froh war, darüber nun Klarheit zu haben.

Die Zeiten ändern sich
Die Reaktion anderer Teams, die wir ebenfalls damit konfrontiert haben, war für uns erneut überraschend. Denn im Wesentlichen wisse und kenne man solch Einstellung schon sehr lange. Die Klubs wiesen darauf hin, dass es das bei ihnen so ganz sicher nicht (mehr) spielt. Früher sei das aber mal durchaus üblich gewesen, Legionären viel Geld für wenig Leistung zu bieten. Die Zeiten hätten sich aber geändert.

Man kann für den betroffenen Klub nur hoffen, dass auch bei ihnen diese ‚change‘ Einzug hält.

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