Das Ländermatch ist zwar ein kleiner Ausreißer, aber der Nachwuchsfootball war in den letzten Jahren eher ein mediales Stiefkind – auch von Seiten der Vereine. Dass sich Sportteile nun doch mit dem Thema befüllen lassen hat einen guten Grund.
Herr Dieplinger und der Sieg über die saure Gurke
Daniel Dieplinger ist ein hartnäckiger Mensch. Wenn er sich mal etwas in den Kopf gesetzt hat, dann zieht er das auch durch. Er ist nicht nur Manager und Trainer bei den Raiders, sondern auch für deren Pressearbeit zuständig. Diese hört, anders wie in Wien, nicht Mitte Juli auf, sondern geht dann noch weiter. Beharrlich verfaßt er Spielberichte, Ergebnisdienste und auch durchaus selbstkritische Analysen, bleibt dabei sachlich uns sprachlich auf einem gehobene Niveau.

Das Tal der Nichtebeachtung scheint durchschritten, denn Dieplingers Texte finden immer häufiger Einzug in die Sportberichterstattung von Tageszeitung. Alleine im letzten Monat kamen die Raiders damit auf sagenhafte 26 relevante Zeitungsbeiträge in der Kleinen Zeitung, der Kronen Zeitung, der Tiroler Tageszeitung und in der neuen Fellner TZ Österreich. Dabei handelt es sich keinesfalls um irgendwelche Randbemerkungen, sondern um ganze Spalten, bis hin zu Doppelseiten und Features über den Tiroler Nachwuchs.

Vikings faktisch nicht vorhanden
Der Medienkaiser unter den Footballteams während der AFL Saison (Dodge Vikings) ist im Vergleich dazu de facto von der medialen Bildfläche verschwunden. Kleinere Kästchen zum Tryout, ein Bericht über Bernd Dittrich in den Staaten, einer über Clinton Graham und seien neuen Vertrag, ansonsten kommt der Name Vikings nur mehr als der eines Gegners der Tiroler vor, also in einem Artikel eben über die Raiders. Oder im Zusammenhang mit dem Nationalteam, wo die Mediencoverage allerdings auch nicht gerade zu Begeisterungstürmen Anlaß gibt. Sechs Artikel zählen wir in den letzten 30 Tagen plus ein ‚Binstorfer Special‘ im Sportmagazin. Eigentlich sollte die Herren in der Gustav-Tschermak Gasse jetzt der Neid fressen und gleichzeitig der Ehrgeiz packen, denn noch kürzlich gaben sie bekannt ihren Werbewert um 30% gesteigert zu haben. Weitere 30 lassen sie anscheinend grad liegen.

Auch der Rest ist Schweigen
Die Salzburg Bulls fanden den Weg in die Schlagzeilen mit dem Abgang von Spielern (Salzburger Volkszeitung, Salzburger Nachrichten), die Giants finden diesen dann in die Kärntner Kleine Zeitung wenn sie gegen die Lions spielen, die Blue Devils sind in Kleinstdosen (Vorarlberger Nachrichten) vertreten, wie auch die Dragons (NÖN Klosterneuburg). Die letzte uns bekannte Presseaussendung stammt noch aus dem Jahr 2005.

Ein Tryout von den Gladiators wurde noch erwähnt (BVZ) und wenn der Sportredakteur der NÖN St. Pölten Zeit hat, dann können sich auch die Invaders über den einen oder anderen Artikel erfreuen. Hier liegt eindeutig ein Potential brach. Es kann ja auch sein, dass man das gar nicht will – dann halt nicht. Es ist aber davon auszugehen, dass die meisten schon wollen.

Warum in der Nachwuchssaison hier nun ein so starkes Ungewicht in der Berichterstattung zu Gunsten der Tiroler entstand, ist also evident. Es ist die Beharrlichkeit Dieplingers, Woche für Woche, Spiel für Spiel, Ergebnis für Ergebnis in professioneller Form weitergegeben zu haben. Per E-Mail und meist auch per SMS Flash News (Ergebnisse). Irgendwann gibt auch die widerspenstigste Redaktion von sich aus auf und sagt: Okay, eigentlich ist das ja super. Fertige Arbeit ist besser als Arbeit die noch zu verrichten ist.

Gut gemeint ist nicht gleich gut
Wobei es nicht so ist, dass alle diese genannten Vereine auf der faulen Haut herumsitzen und darauf warten, dass die Presse zu ihnen kommt. Einige versuchen oder versuchten es, sind aber an anderen Dingen gescheitert. Meistens an der Form des Versuchs. So ist die Frage eines Präsidenten, ‚Ich schicke jede Woche meine Ankündigungen an die Zeitungen – keine druckt das ab – warum?‘, wohl damit zu beantworten, dass die Aussendung vermutlich schlecht war. Wir lesen hier ja alles mögliche was sich als Presseaussendung tarnt. Uns ist das als reines Footballmedium meistens egal, denn wir wissen ja wer der QB, der PAT, die LOS ist, was ein block below the waist, ein spin, ein cut, ein chop block bedeuten könnte. Man darf aber davon ausgehen, dass sie Mehrheit der Sportredakteure genau Bahnhof verstehen, lesen sie das und natürlich niemals abdrucken werden, weil sie sich nie sicher sein können und wer gibt sich auf Kosten anderer eine Blöße? Es ist eigentlich ausgeschlossen, dass nachgefragt wird. Das ist Football und nicht die Formel 1. Also landet das genau dort, wo zwanzig andere unverstandene E-Mails auch landen. Zu guter letzt: Wir sind zwar in keiner Deutschstunde, daher sind Rechtschreib- und Grammatikfehler nicht unbedingt d a s Kriterium, aber am halben Wege sollte alles zusammen schon seine Richtigkeit haben. Auch hier las man schon so manch Merkwürdiges. Let the speed kill some Beistrichs, aber niemals die Groß- und Kleinschreibung!

Lost & Found
Während der Saison der Kampfmannschaft passiert bisweilen schon ein wenig mehr. Hier hat sich in den letzten beiden Jahren einiges getan. Neben den AFL Teams des Vorjahres, die jeweils mehr oder weniger einen eigene ‚Presseabteilung‘ haben, bewegt sich auch darunter einiges. Allen voran die Gladiators, die es gleich in eine ganze Reihe von Lokalzeitungen geschafft haben (Medienpartner BVZ), sogar gesammelte 4 Minuten ORF waren drinnen, aber auch die Steelsharks, Invaders, Salzburg Bulls, Knights und Rangers stellten sich hier auf die Hinterhufe. Auch Verschollene flüchteten von ihren Robinsonschen Insel. Nicht ganz ohne Stolz dürfen wir von uns behaupten manche Vereine dazu angestachelt zu haben. Die Amstetten Thunder zum Beispiel. War Ihr Präsident anfangs noch überrascht, dass er von uns angerufen wird, hat er sich beim zweiten Mal schon gefreut (der interessiert sich wirklich für uns…). Heute schicken die Thunder zu jedem Match eine Ankündigung und einen Nachbericht raus. Dass sich Beharrlichkeit bezahlt macht, erkennt man am Beispiel der Raiders. Vielleicht sieht sich ja so mancher Verein dazu in der Lage diesem auch in der Nachwuchssaison zu folgen. Das wäre schön und gerne sind wir bereit hier auch Tipps zu geben.

Verband gibt fast Vollgas
Auch beim AFBÖ hat sich in den letzten Monaten einiges verändert. Seither Martin Kuen dort sitz ist die Webseite, im Vergleich zu anderen europäischen Verbänden, sehr aktuell, einige ehrenamtliche Helfer hat haben sich auch gefunden. Dazu kommen regelmäßige Newsletter mit Hinweisen auf Termine, Spielberichte, Ergebnisse. Das war lange Zeit nicht so.

Aber auch Kritik ist angebracht, denn von Öffentlichkeitsarbeit (PR), in der Form wie sie andere Sportverbände (auch durchaus so kleine) betreiben, ist man noch ein gutes Stück entfernt. Hier agiert man manchmal ungeschickt, wie das Beispiel Nationalteam zuletzt gezeigt hat. Wenn Christopher Ryan zu einem Konferenztermin am Montag Vormittag um eine Verschiebung bittet, weil alles, was über Football schreibt oder spricht, bis 5 Uhr morgens vor der Glotze sitzt, oder gar sitzen muß, dann sollte eine Verschiebung dieses Termins doch drinnen sein. Das Ergebnis ist bekannt. Genau eine Handvoll Journalisten kamen zu dem Termin – im Vergleich zu Vikings Pressekonferenzen ist das gar nichts. Die sind bekanntlich immer Dienstags um 11:00 und nicht während der NFL Saison. Man lernt dazu.

Bin ich auf einer Heizdeckenfahrt?

Das war die Frage eines Kollegen, als er darauf aufmerksam gemacht wurde auch etwas kaufen zu können. Und zwar Fotos vom Nationalteam. Auch wir haben darüber nicht schlecht gestaunt. Man möchte also gerne von sich aus haben, daß die Medien über das neue Nationalteam berichten. Wenn sie dazu Fotos benötigen, dann kann man sie hier gleich bestellen. Dieser Vorgang ist nicht nur ungewöhnlich im Vergleich mit hiesigen Verbänden (die bieten allesamt Fotos von sich aus an), sondern sogar mit der NFL, die bekanntlich keinen ausdrücklich karitativen Zweck verfolgt. Die NFL, jene welche dem AFBÖ Vize Karl Wurm den Buckel runter rutschen kann, stellt nicht nur uns als Webplattform, sondern jedem Medium das es wünscht, hochqualitative Fotos der Agentur Getty Images gratis zur Verfügung. Eine nicht ganz unbekannte Agentur. Natürlich keine riesige Datenbank, aber grad so viel, so man damit auch arbeiten kann. Falls mehr erwünscht – dann bitte kaufen. Sozusagen handelt es sich dabei um ein gesichertes Grundeinkommen.

Verständlich ist hier allerdings das Bedürfnis der Fotoagentur auch zu Einnahmen zu kommen. Wir wissen aus eigener Erfahrung wie kostspielig das alles hier ist, wie viel Wert Zeit hat und das nicht alles was mit Football zu tun hat automatisch gratis sein kann. Nur hier wird man sich mittelfristig ein anderes Finanzierungsmodell überlegen müssen, denn die Liste der Zeitungen, die dafür zahlen werden um darüber berichten zu dürfen, scheint uns enden wollend zu sein. Noch dazu diese Fotos einfach nicht die Standards gängiger Bezahl-Agenturen wie GEPA oder Reuters erfüllen. Sie sind auf gut Deutsch gesagt, genau so gut oder schlecht, wie jene die wir selber auch machen könnten, hätten wir nur einen Fototermin bekommen (sic!). Das ist bitte sinnfrei und eigentlich auch ziemlich unverschämt.

Trotzdem ist die Bilanz eine Positive. Die Vereine versuchen (mit Erfolg) mehr mediale Präsenz zu bekommen, der Verband ist nicht untätig, der Zeiger richtet sich nach oben und dort ist im Moment Tirol.

Walter H. Reiterer
Für Fragen, Wünsche oder Anregungen:
office_at_football-austria.com

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