Ohne jegliche Chance waren die Vienna Knights in ihrem zweiten Saisonmatch der Juniorenklasse gegen die Baden Bruins. Wie schon im Match gegen die AFC Rangers agierten die Wiener im Vergleich zum Gegner viel zu behäbig, kamen nie auch nur in die Nähe der gegnerischen Endzone, dafür gerieten sie des Öfteren in Gefahr ihre Gesundheit zu riskieren. Erneut gab es, wie bei beim Auftaktmatch, Verletzte auf Seiten der schwarzen Ritter, die zum Teil auf Unerfahrenheit, zum Teil auf die harte, aber stets faire Spielweise der Bruins zurückzuführen ist. Ein Footballmatch ist eben keine Kinderjause – eine Jahr der Erfahrung, welches es für die Knights bringt?
Strömender Regen am Pepsi Field. Unsere Videokamera streikte ob der Nässe zur Gänze, Fotos zeigen recht hübsche Aquarelle – angeblich von einem Footballmatch. Bruins Wetter sozusagen. Vom Ankick bis zum Abpfiff lief die Partie auf einer schiefen Ebene Richtung Knights Endzone.
Nachdem die von Mario Göpfert gecoachte, agile und pfeilschnelle Defense der Bruins den ersten Drive der Knights stoppte, kam sogleich Klarheit auf den Tisch des ersten Viertels. Drei in der Nässe trocken heraus gespielte Touchdowns durch die #35 Christoph Breinschmied, #37 Robert Amcha und #85 Max Kössler zeigten den Rittern wer führt beim Bärentanz am Pepsi Field. 20:0 nach zwölf Minuten Spielzeit.
Die Knights konnten dem Treiben nur zusehen, wirkten phasenweise wie Statisten, in der Offense wurden Sie immer wieder rasch gestoppt. Zum Teil mit harten Hits, aber auch einer Wrestling Einlage, wo deren QB, von seiner einzementierten O-Line völlig im Stich gelassen, von einem Bruins Verteidiger mal leicht angehoben wurde, bevor er unter drei Linern begraben wurde. „Au weh!“ – auch das Kommentar eines Knights Spielers dazu. Dem jungen Mann blieb Luft und Spucke weg, er konnte aber in Folge weiterspielen.
So wurden die Knights auch im zweiten Viertel zu einer leichten Bärenbeute. Ein Fieldgoal durch #61 Boris Wodtawa und ein weiterer Touchdown von Max Kössler (schöner Pass von Bruins QB Christoph Gross, stellen den Halbzeitstand von 29:0 her.
Die Pause war für die Knights viel zu kurz, bei denen spätestens dann auch schwere konditionelle Mängel auszumachen waren. Ein Kick Off Return Touchdown durch #23 Christoph Baier (36:0) läutet die erste Runde (und die Mercy Rule) ein, die nächste bestellte der Bruins QB Christoph Gross selbst zum 42:0. Symptomatisch der Extrapunkt Versuch. Der Kick wurde geblockt, der Ball gerät in die Hände eines Bruins Junioren und vier Knights sind nicht in der Lage den alleine nach vor laufenden Bruin zu stoppen. Eine gelungene 2-Point Conversion die selbst bei den Badenern Kopfschütteln hervorrief. Bei denen geht ja alles rein? Ja, tat es.
Das letzte Viertel war geprägt von einem langen Drive der – Sie erraten es sicher – Bruins. Über 80 Yards ging der nun als QB spielende Gabriel Platzer (#28) und in letzter Konsequenz ging dann die #13 Florian Böhm zum Endstand von 50:0 in die Endzone.
Fazit
Ein auch in der Höhe verdienter Sieg der Kurstädter. Es gab zwar schon deutlichere Ergebnisse, aber selten Matches wo der Verlauf so eindeutig war. Die Wiener hatten keine einzige Chance zu punkten, waren in allen Belangen – technisch, athletisch, taktisch, spielerisch und konditionell den Badenern hilflos unterlegen und so ganz klar scheint es nicht zu sein warum sie sich das eigentlich antun. Dazu befragten wir auch Hany Razi, Obmann der Knights.
„Es ist prinzipiell für uns mal ein Lehrjahr. Darum treten wir an. Wir müssen früh beginnen unseren Nachwuchs aufzubauen und auch spielen zu lassen. Solche Spiele sind wichtig für die Jungs, welche sich vor der Saison noch dachten sie werden Bäume ausreißen. Wir haben immer wieder versucht sie am Boden zu halten, aber wie das eben so ist – Sturm und Drang Zeit. Nach diesen zwei Spielen sind sie jetzt schlauer, leiser und erfahrener. Sie wissen nun, dass sie heuer nicht viel gewinnen können, außer wichtigen Erfahrungen. Das hat für uns einen Wert. Wir sehen in die Zukunft.“
Beim letzten Match der Knights gab es zwei Verletzte bei den Wienern, heute waren es gleich drei. Zwei sollten bis zur nächsten Partie wieder fit sein, bei einem steht noch eine Magnetresonanz (Knie) aus.
Auf die Frage in wie weit die Vereinsleitung das Verletzungsrisiko der Spieler verantworten kann, sagt Razi: „Jede Entscheidung hat seine für- und wider. Für die Teilnahme spricht, dass viele Spieler unbedingt spielen wollen und auch heute sich noch dazu bekennen. Dazu kommt, wenn wir nicht genannt hätten, wir nicht mal theoretisch 2006 in der Division I hätten spielen können. Das tun wir nun ja nicht wie man weiß, aber wir haben ein Juniorenteam, welches heuer Erfahrung sammelt und im kommenden Jahr weiß wo es steht. Dagegen spricht die Unerfahrenheit und so manches anderes Manko einzelner Spieler. Ich selbst bin damit nicht zur Gänze glücklich. War es auch nie. Nur wenn ein Team vor dir steht und dir sagt „Coach- wir wollen spielen!“ und sich das von uns nicht „ausreden“ lässt, dann werden sie spielen. Wir reden hier teilweise von 19-jährigen Burschen und nicht mehr von Minis. Wir haben noch Matches gegen die Bruins und Rangers vor uns und jetzt wissen wir alle, wie stark diese Gegner sind. Wir werden versuchen zu scoren und besser auszusehen. Titelträume, wie es sie vorher bei einigen Spielern gab, sind nun ausgeträumt. Es ist wichtig zu erkennen, wo man im Moment steht. Ich hoffe, dass wir keine weiteren Verletzten zu beklagen haben.“
In der Tat halten Anspruch und Realität bei manchen nicht Gleichschritt. Phantasien von „will bei den Dragons spielen“ bis zu „holen den Junioren-Cup Titel“ sind zwar prinzipiell lobenswert und wenn man dann brutal auf den Boden der Realität zurückgeholt wird, hat das sicher nicht nur negative Auswirkungen. Dennoch sind die Flanken der Knights im Vergleich zu den Gegnern sehr weit offen. Vor allem athletisch ist man noch ein gutes Stück vom Ligastandard entfernt. Große Jungs gibt es einige (die schwerste Line der Liga), jedoch sind diese relativ langsam, unbehänd und bereits nach kurzer Spielzeit platt. Viel Arbeit für die Coaches und die Spieler steht also noch bevor.
Wesentlich zufriedener natürlich die Bruins. Defense Coordinator Mario Göpfert: „Ich habe ein zu Null gefordert und bekommen. Die Jungs haben gut gespielt. Wir haben nicht gezaubert und im wesentlichen Standard Football gespielt. Ganz selten haben wir Blitz Spielzüge eingesetzt, diese haben dem QB allerdings zugesetzt. Wir haben fair, aber hart gespielt – damit muss man bei den Junioren schon rechnen. Unser Ziel ist das Finale.“
Ähnlich Headcoach Armin Schneider: „Eine einwandfreie Leistung des gesamten Teams. So habe ich mir das im Groben vorgestellt. In der Defense schnell und aggressiv, in der Offense mit Variationen zu vielen Punkten gekommen. Ich habe bereits zur Halbzeit bemerkt, dass die Knights mit uns nicht mithalten können, daher auch einiges umgestellt. Im kommenden Jahr werden wir viele Jugendspieler eingliedern, damit wir in solchen Situationen auch das volle Backup Programm fahren können. Meine Gratulation geht trotzdem auch an die Knights die hier von Beginn an ein Nachwuchs Programm einbringen. Das ist der richtige Weg. Hörner abstoßen, damit man weiß wo der Hase lang läuft. Die Spieler werden am Ende davon profitieren. Mir war klar, dass die Knights gegen uns nur geringe Chancen haben werden, weil wir mit einem sehr erfahrenen Team spielen können und sie viele Rookies haben, trotzdem machen sie mental einen ordentlichen Eindruck. Respekt und weiter so. Das ist ein Anfang und ganz schnell wird aus einem vermeintlich leichten Gegner ein harter Konkurrent.“
Junioren Cup
Baden Bruins vs Vienna Knights 50:0

(20:0/9:0/15:0/6:0)
Pepsi Field, Baden, 150
Referees: Edelmüller / König T. / Zemsauer E. / Tod / Tadic G.
Football-Austria.com MVP: Christoph Gross (Bruins)
Gameday im Regen
Die äußeren Bedingungen waren vor allem für die Zuschauer extrem. Im Schnürlregen bis hin zum heftigen Schauer fanden sich trotzdem rund 150 Schutzsuchende Footballfans ein. Auch zur Überraschung von Bruins Präsident Martin Altbart, der nicht nur die Pyroshow, sondern auch die Grillerei wegen Regen absagen musste.
Ab 3 flog das Ei, ab 4 gab’s kein Bier, ab 5 nasse Strümpf und um 6 hat sich nichts mehr gereimt. Erneut als Platzsprecher einsam auf der klitschnassen Tribüne: Mr. Vinzenz Knapp, der mal allerdings mit inhaltlichen Aussetzern unterwegs. So bezeichnete er einen 25 yard Run als QB Sneak und auch sonst ging es ihm nicht gerade blendend. Gut eingeweicht und leicht unterkühlt verließ der Arme als einer der ersten den Platz nach dem Spiel.
Statt Glühwein und Hot Dogs gab es eiskaltes Pepsi, Wurstsemmeln und erträgliche Geschichten aus Martin Altbarts möglicher Zukunft. Als Gastronomie Disponent ist er allerdings eine homöopathische Zumutung und ein Garant für eine spätsommerliche Grippe! Trotz des Regens ein erklecklicher Gameday mit einigen interessanten Besuchern, darunter die Ausbilder (Event Manager) der Jugendvollzugsanstalt Gerasdorf Michael Heiling und Norbert Siegert, so wie einige Insassen mit Ausgang, die sich mental auf ihr Match am 23.09. vorbereitet haben und allesamt stark beeindruckt waren vom Match. Einige neue Footballfans konnten gewonnen werden. Alles in allem ist bei den Bruins also ein mehr als deutlicher Aufwärtstrend in allen Bereichen erkennbar, getragen von einem Team an Persönlichkeiten, denen einiges zuzutrauen ist.
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