Waren meine Reisen in den letzten Saisonen doch größtenteils durch Enttäuschungen gekennzeichnet – als Footballarena wollte der Klagenfurter Koschatplatz mich einfach nicht überzeugen und auch die Schlange an den Kasse war stets nur eine äußerst kurze – begab ich mich heuer mit besonderem Interesse über die Pack.

Zu viel war in den vergangenen Wochen aus Kärnten zu vernehmen, dass es einen oftmaligen Besucher von Falcons-Heimspielen (immerhin habe ich im vergangenen Jahr wohl als einziger neben Spielern und Vereinsfunktionären alle AFL-Heimspiele der roten Falken gesehen) kalt lassen könnte.

So änderten die Kärntner nicht nur ihre Politik, keine Legionäre zu verpflichten, sondern ließen auch eine vollkommen neue Marketing-Strategie oder vielleicht die erste Marketing-Strategie überhaupt erkennen. Auf jeden Fall schien der neue Vorstand, der sich in der Offseason formiert hatte, seinen Job ernst zu nehmen.

Nur galt es vor Ort in Wolfsberg zu überprüfen, ob karintischen Ankündigungen auch Taten folgen. Der Season Opener gegen den regierenden Eurobowl Champion und österreichischen Vizemeister, die Chrysler Vikings, sollte der geeignete Anlass sein, um einen Blick auf die neuformierten Falken zu werfen.

Um es an diese Stelle vorweg zu nehmen, am Resultat selbst hat sich im Vergleich zum Vorjahr nicht besonders geändert. Die Wikinger aus Wien siegten mehr oder minder souverän mit 37:6.

Eine Sternstunde der purpurnen Vereinsgeschichte war dieser Sieg aber mit Sicherheit nicht. RB/WR/LB/DL/DB/QB Lance Gustafson fehlte – der Oberschenkel zwickte, was die Coaches dazu veranlasste ihn für den Schlager gegen die Raiders zu schonen. Das war in der Offense auch immer wieder zu erkennen. So konnten die Wiener in insgesamt 23 Laufspielversuchen nur 37 Yards Raumgewinn erzielen. Auch das gewohnte tiefe Passspiel bekamen die insgesamt rund 1800 Zuschauer (darunter auch viele aus Wien) nur selten zu sehen.

Das ganze jedoch nur auf einen schlechten Tag der Vikings zurückzuführen, wäre aber ungerecht. Auch wenn es das Resultat vielleicht nicht vermuten ließe, die Falcons zeigten sich im Vergleich zur Vorsaison stark verbessert und präsentierten sich als grundsolides Footballteam. Besonders die Defense verstand es sich in den Vordergrund zu spielen – mehrmals geriet QB Shawn Olson, der als Spielmacher immer wieder von Luke Atwood vertreten wurde unter Druck, was auch zu einem Sack und schließlich einer Interception führte.

Natürlich ist es für die Falken noch ein weiter Weg, um wirklich ganz vorne im österreichischen Football mitzuspielen. Wer sich von der Verpflichtung von ein paar Imports – deren Leistungsvermögen möchte ich nach einem Spiel noch nicht beurteilen – einen Leistungssprung erwartet hatte, der das vorherrschende Ungleichgewicht eliminieren würde, der wurde eines besseren belehrt. Wer aber an kontinuierliche Arbeit glaubt, der hat am vergangenen Samstag aber eine Menge positiver Dinge gesehen, die einen optimistisch in die Zukunft blicken lassen.

Ein wesentlicher Bestandteil dieses positiven Eindrucks war auch die organisatorische Leistung der Falcons. Ein tolles Stadion, eine starke Musikanlage, ein VIP-Buffet der Sonderklasse (zwar ohne Burger, aber sonst mit allem, was das Herz begehrt – da kann sich auch Europas Nummer 1 noch etwas abschauen), ein tolles Stadion und vor allem eine Menge Leute.

Der erste Auftritt der neuen Falcons war auf jeden Fall ein gelungener. Wenn es nach mir ginge könnten sie ihre Heimspiele stets in Wolfsberg austragen, aber der Ausblick auf das Klagenfurter Wörthersee-Stadion ist ja auch keine schlechter …

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