Wozu mag man sich nach dem 72:2 (sic!) fragen? Die weitgereisten Herren waren sogar gegen die Vikings² machtlos, der Eurobowl-Grunddurchgang ist nur mehr eine Lachnummer, der gerade noch Deejays zu Höchstleistungen animiert.
Die sieben am Zehner sah man auf der Hohen Warte noch nie. Zumindest wüßten wir nicht wann. 72 Punkte erzielten die Vikings und in Hälfte zwei die Vikings II gemeinsam gegen den Zustand, welcher sich Meister des russischen Imperiums nennt. Die Moskau Patriots mögen zwar Patrioten sein, Football spielen sie aber ca. auf dem Niveau eines schwachen Division I-Teams.
Die Statistik weiß den Gästen aus dem Osten dabei noch ein halbwegs passables Abschneiden aus. Elf First Downs und 106 Yards in der Offensive hören sich zwar nicht besonders tragisch an, immerhin hätten sie auch 0 First Downs und Minus Yards machen können, aber was over all nicht so schlecht wirkte, ist im Detail eine veritable Euro-Katastrophe.
Der allererste Spielzug der Vikings war ein Touchdown-Pass von Christopher Rosier (Halfback-Pass) auf Jakob Altersberger. Als die Vikings zum zweiten Mal den Ball in die Hand bekamen retournierte Josiah Cravalho den russischen Punt für 88 Yards zum 14:0. Jeder offensive Vikings-Spielzug wurde mit einem Score abgeschlossen – dabei blieb es vorerst auch. Clinton Graham erhöhte auf 21:0, Peter Kramberger mittels Fieldgoal zum 24:0, Christopher Rosier, nach Pass von Luke Atwood zum 31:0 und Mario Floredo (Interception-Return-Touchdown) zum 37:2. Die zwei Punkte kamen zustande, weil der Snap beim PAT gefumbeld und in die Endzone der Vikings retourniert wurde. Erst der letzte Spielzug der Vikings im zweiten Viertel brachte keine Punkte ein – die Uhr lief aus.
Team II am Zug
Nach der Pause stoppten die Patriots (und nicht die Uhr) zum ersten Mal die Vikings Offense. Florian Grünsteidl holte das Ballrecht aber umgehend zurück und Runninbgack Clinton Graham zog seine Show ab. Seine Touchdowns zum 44:2 und 51:2 reichten dem Vikings Coaching Staff mal. Vikings I raus – Vikings II rein.
Wer sich dachte, dass damit das Spiel ein wenig spannender werden würde täuschte sich gewaltig. Die Vikings II, als Training für das Match gegen die Gladiators am kommenden Samstag, droschen die Russen dann erst so richtig her. Die Rache für Budapest durch Florian Hiess (58:2), Daniel Stanzel (65:2) und Daniel Kovacs (72:2) war perfekt. Philipp Jobstmann komplettierte 10 von 12 Pässen für 81 Yards und zwei Touchdowns. Insgesamt fingen neun Receiver Bälle der zwei Quarterbacks Atwood und Jobstmann – ein lockeres Training.
Fazit
Der Gegner präsentierte sich in einem katastrophalen Zustand. Ähnlich wie Dresden vs. Giants, wäre dieses Team nicht in der Lage in Österreichs zweiter Liga auch nur einen halben Fuss aufs Parkett zu bekommen. Diese Begegnungen sind sinnfrei und bestenfalls dafür geeignet DJ Frozen Fritz nach lustigen Lieder suchen zu lassen, oder um die Russisch-Kenntnisse der Wiener aufzubessern. Beides geschah auch. Warum sich das fast 5000 Leute anschauen, kann also nur an der Eloquenz des Platzsprechers, den saftigen Burgern und der geilen Mucke liegen – das Spiel selbst war nämlich sportlich völlig wertlos – vom Kickoff bis zum Abpfiff so spannend wie eine Folge von Mitten im 8ten, nur, dass es halt mitten im 19ten war. Der ORF war auch dabei. Auf den AFL-Crush Beitrag sind wir gespannt wie ein Pfitschi-Pfeil. Not gegen Vikings – noch dazu ohne Gratis-Popcorn. Wir sind alle voll die Weltmeister.
Vikings-Vorschau
Lassen wir dieses Ding Eurobowl mal hinter uns und blicken nach vorne. Da steht wesentlich erfreulicheres am Plan der Wiener. Am kommen Wochenende treffen die Vikings II zu Hause in der Division I auf den Tabellenführer Gladiators (Samstag, Schmelz) und die Vikings auf die Giants (Sonntag, Hohe Warte). Bei beiden Spielen dürfen sich die Wiener und ihre Fans auf mehr Gegenwehr freuen, als bei dem was sich Europas höchste Liga nennt. Das war bloß Eurodisco – die Eurobowl findet in Wahrheit ganz wo anders statt.
Eurobowl
Dodge Vikings vs. Moskau Patriots 72:2
(14:0/23:2/14:0/21:0)
29. April 07 | Kickoff 15:00
Stadion Hohe Warte, Wien
Referees: Doboczky / König T. / König M. / Ulicny / Hofbauer
