Es musste aber einen Verlierer geben und nur deshalb gab es auch einen Gewinner.

Die Ausgangslage war klar: Wer dieses Spiel verliert, hat einen kurzen, aber umso steinigeren Weg ins AFL-Playoff vor sich. Die Giants (als Favoriten) und die Vikings (als diese nicht) maßen ihre Kräfte auf der Hohen Warte und des Wieners ‚Eutzerl‘ – sei es Glück, Können oder ein kleingemeiner Kick-Trick – das war ihm (was immer davon) hold.

Wer das Spiel der Dragons gegen die Raiders am Tag davor sah, könnte angesichts des Gebotenen enttäuscht gewesen sein, am Ende war die Begegnung aber doch ein wenig besser als so manches, was man zuvor sah von den Wienern (vs. Badalona) und den Grazern (vs. Black Lions).

Die Giants, über Chris Gunn (18 Pässe von 29 für 281 Yards, 2 passing TDs, 1TD rushing, kein pick) rasch in Führung gehend, mussten durch einen Gewaltakt von Josiah Cravalho (gesamt 169 schöne Offensive Yards) postwendend den Ausgleich hinnehmen, fanden sich nach einem Field Goal von Christoph Kipperer (zum 7:10) dann aber in der vorerst weitaus glücklicheren Rolle wieder. Denn obwohl die Giants durch Devon Hughes einen Onside Kick erobern konnten, produzierten sie ein Turnover On Downs, jenes Chauncey Calhoun mit einem nicht weniger kräfteraubenden Akt als zuvor Cravalho (70 Yards Lauf nach einem kurzen Pass von Christoph Gross) zum 13:10 (das nur, weil PAT Kick von Peter Kramberger blocked) verwerten konnte.

Es kam aber noch viel schöner für Wien, denn im nächsten Drive, kurz vor einem designierten Grazer Besuch in der Wiener Endzone, schlug Mike Brannon dem Giants Runningback Michael Andrew (abmontiert mit 26 Rushing Yards in elf Versuchen von der Vikings-Defense) den Ball aus der Hand und Chris James retournierte das freie Ei bis an die Giants 11. Die restliche Distanz war für Josiah Cravalho nur mehr ein Katzensprung zum 20:10.

Aber noch vor dem Pausentee konnten die Gäste aus der Steiermark nach einem Pass von Gunn auf Armando Ponce de Leon (sechs Catches für 69 Yards) auf 20:17 verkürzen.

Der letzte Drive der Vikings vor der Pause geriet zu einem ersten Vorgeschmack dafür, was die Vikings-Fans im dritten Viertel dann auf der leider eher schwach (Muttertag) besuchten Heiligen Warte zu erleiden hatten: Rush-Holding:Offense-Rush-False Start:Offense-Rush-Sack-Sack – Endlich Halbzeit!
Pick me, if you can!
Viel bunter trieb es die Vikings Offense dann im dritten Viertel, doch erhoffe man sich nur nicht, dass die Grazer in der Lage gewesen wären, aus gleich drei aufeinanderfolgenden Interceptions durch Christoph Gross (auf Christian StopperChristoph Schreiner und Stefan Lechner als ‚Vikings‘ Receiver up front) arg viel Kapital schlagen konnten. Das dritte Viertel endete 7:0 für Graz durch einen sehenswerten Pass von Gunn auf Klaus Geier. Zwar die 24:20-Führung für Graz vor dem Schlussabschnitt, alle weiteren Geschenke wurden von den Giants jedoch höflich abgelehnt.

Das letzte Viertel hatte dann drei wesentliche Szenen (eine entscheidende, eine lustige und eine bezeichnende): 

Die Entscheidung
Ein hart erarbeitet Ruhsing Touchdown von Florian Hiess zur erneuten Vikings-Führung (und zum Endstand) von 27:24.

Die Belustigung
Ein (laut Vikings angeblich einstudierter) flacher Kick beim Kickoff auf das Bein des Benedikt Zipper), der von dort in die Hände der Vikings abprallte (was man nicht alles einstudieren kann!) und die Vikings demnach in Ballbesitz brachte, mit dem sie dann geschickt die Uhr runter laufen ließen.

Die Bezeichnung
Der letzte Spielzug der Partie war dann ein Sinnbild der Begegnung. Chauncey Calhoun (als QB) nahm nach zwei Mal abknien den Ball beim 4th Down und noch fünf Sekunden zu spielen in die Hände und rannte den heranstürmenden Giants-Verteidigern rückwärts neun Yards zum Sieg seitlich ins Out davon. Bernhard Kamber und die Flip Flop Gladiators lassen hier grüßen (die machen das nämlich sehr gerne) – man lernt in Wien eben nur von den Besten dazu. Der Beifall von der Tribüne – wie schon gegen die Spanier – nach dem Sieg verhalten höflich bis erprobt euphorisch.

Fazit
Nach dem Spiel der Dragons gegen die Raiders tags zuvor meinte man, an diesem Sonntag fast ein Niveau tiefer gelandet zu sein, obwohl man von Korneuburg nach Neudöbling an sich aufwärts fahren muss. Stark in vielen Phasen die Leistung der Defenses auf beiden Seiten (3 picks GIA, langer Fumble Return der VIK, kein Laufspiel der GIA zugelassen), aber zwischendurch sah man auch gar Merkwürdiges. Die Giants O-Line desaströs, verhinderte ein Laufspiel mindestens ebenso effizient wie die Vikings D-Line. Die Stats des Vikings Spielmachers Gross (welcher laut Stadionsprecher der überhaupt allereinzigste Ö-QB in der AFL ist = die Bulls zählen in Wien gar nicht zur AFL?), lesen sich auf den ersten Blick ganz gut (neun von zwölf Pässen für 190 yards und zwei Touchdowns), auf den zweiten (zwei Pässe davon waren alleine für 129 Yards und drei Interceptions bei den langen Versuchen) schon weit weniger.

In der derzeitigen Verfassung kann man sich weder die Vikings und noch viel weniger die Giants in einer Austrian Bowl vorstellen, aber es sind ja noch Spiele zu absolvieren. Die Grazer werden nun gegen St. Pölten daheim und in Innsbruck gewinnen müssen, um diese überhaupt noch erreichen zu können, den Vikings wird womöglich ein Sieg aus den Spielen gegen die Panthers (Hohe Warte) und den Dragons (Rattenfänger) für ein nationales Semifinale reichen. Außer Prag und Kärnten hat da was dagegen, dann sehen wir eben diese beiden dort und dem neutralen Beobachter kann es – angesichts der Darbietung vom Sonntag – in dem Sinne auch nur Recht sein.

AFL
1.QT
2.QT
3.QT
4.QT
TOTAL
VIK vs. GIA
7:7
13:10
0:7
7:0
27:24
 09. Mai 10 | 15:00
 Hohe Warte | Wien | Stats

Nächste Woche – volles Euro Bowl Programm
Am kommenden Wochenende hat die AFL wieder mal Pause (immerhin haben die Invaders und Black Lions nach einem Monat Nichtstun nun wieder ein ganzes Spiel absolvieren müssen, also kommt ihnen eine bye week gerade recht) und es geht für vier Teams um den Einzug in das EFL-Halbfinale.

Live Ticker aus Graz
Wobei nur drei dieses theoretisch auch erreichen können, da es in Graz (Samstag, 15. Mai, Kickoff 16:00) zum rein österreichischen Viertelfinale zwischen den Giants und Dragons kommen wird (Live Ticker mit Christoph Wagner).   
 
Live Ticker aus Paris
In La Courneuve treffen die Vikings auf Flash. Mit den Wiener in Frankreich wird Walter Reiterer sein, der das Spiel auch Live (Samstag, 15. Mai, Kickoff 20:00) vor Ort auf ihre Monitore und Mobiles tickern wird.

Live Ticker vom Tivoli
In Innsbruck bekommen es die Raiders mit den Valencia Firebats (Samstag, 15. Mai, Kickoff 20:00) zu tun. Auch hier ist ein Ticker mit Simon Traxl als Tastateur geplant.

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