Grund dafür sind für die Giants unerfüllbare Vorgaben des österreichischen Footballbunds.

Die Giants² bekamen von der SELAF (Southeastern European League Of American Football) ein attraktives und lukratives Angebot ihre erste Saison dort zu bestreiten. Es warteten fixe Sponsorenpakete, Siegesprämien und Spiele vor mehreren tausend Zuschauern. Das überzeugte die Grazer auch, nur das Wollen alleine half ihnen nichts. Sie werden nun für ihre Kosten selbst aufkommen müssen, Matches vor mehreren Dutzend Zuschauern in der letzten Klasse in Österreich absolvieren und von Prämien nur dann hören, wenn Versicherungen diese erhöhen. Was ist passiert?

Vorstellung beim Verband

Die Steirer wurden vor ca. einem Monat beim Verband mit dem Vorschlag vorstellig, ihr neues zweites Team in die SELAF zu schicken. Was ihnen mit der Auflage gewährt wurde, daß sie auch bereit sein müßten in der vierten Liga anzutreten, wenn man sie bräuchte. Das wäre Ihnen damals auch, so Verbandspräsident Michael Eschlböck, bewußt und Recht gewesen. Als es aber jetzt tatsächlich so weit war, wurde den Giants klar, daß sie es organisatorisch nicht schaffen werden in beiden Ligen anzutreten. Kürzlich kam daher die Absage der Grazer bei der SELAF an, wo man sich darüber nicht grämt, nur ein wenig wundert.

Dabei steht Eschlböck der SELAF laut eigener Darstellung äußerst aufgeschlossen gegenüber. ‚Wir begrüßen als Verband, dass die Giants II bei der SELAF mitspielen wollen, möchten aber auch sichergestellt wissen, daß sie gleichzeitig in der Lage sind auch in Österreich anzutreten.‘

Diese formelle Begrüßung endet aber spätestens dort wo die AFBÖ Rute im Fenster der Giants steht, denn prinzipiell hätte der Verband kein Mittel zur Verfügung das zu verhindern, er kann es aber über Umwege sanktionieren. So wären dann alle Spieler, die für die Giants II in der SELAF antreten, im selben Spieljahr in allen heimischen Ligen gesperrt. Das hat man den Grazern so auch mitgeteilt. Wenn man so will – eine Drohung.

Giants General Manager Stefan Schubert war darüber naturgemäß wenig erfreut und sagte: ‚Wir können nicht auf alle Spieler, die in der SELAF mitspielen hätten sollen, in Österreich verzichten. Da sind Leute dabei die bei den Junioren und in der Kampfmannschaft stehen und das wäre ja völliger Unsinn die ein Jahr sperren zu lassen. Es hätte dann noch die Möglichkeit gegeben ein eigenes Giants SELAF Team zusammenzustellen, welches aber viel zu klein gewesen um dort ernsthaft eine Rolle spielen zu können. Die letzte Möglichkeit, beide Ligen zu absolvieren, läßt sich alleine schon aus terminlichen Gründen nicht verwirklichen. Es ist schade, daß wir dem Verband nicht erklären konnten was das für eine große Chance das für die Giants ist bzw. war. Wir beugen uns dem Willen und spielen in der vierten Klasse Österreich. Es tut mir leid für den Verein, so wie für die Spieler und Coaches die sich darauf schon sehr gefreut hatten.‘

SELAF reagiert mit Achselzucken

Ja dann halt nicht – so der Tenor aus dem Süden.
Gabriel Dielacher, intimer Kenner und Förderer der Südosteuropäischen Footballszene, sieht es gelassen: ‚Das Angebot der SELAF an die Giants II war ein sehr gutes. Ich bin aber niemanden böse, denn das ist eine Sache die nur die Parteien selbst etwas angeht. Es ist einfach nur schade für den Verein, der SELAF selbst wird es relativ egal sein, denn es wird keinerlei Auswirkungen auf sie haben ob die Giants mitmachen oder nicht.‘

Stimulanzien für bewegte Zeiten

Dielacher, auch Sponsor der Graz Giants und Beograd Vukovi im Verlauf der abgelaufenen Saison, schätzt die Situation in Zukunft so ein:
‚Es ist für die Graz Giants, meines Empfindens nach, von nicht unwesentlicher Bedeutung, wenn sich in deren weiteren Umfeld eine engagierte Football-Szene emanzipiert. Eine Beschickung des SELAF-Turniers seitens des regierenden EFAF-Cup Siegers Graz Giants hätte ich als Form von weitblickender Entwicklungsarbeit eingestuft, welche sich letztlich direkt, oder indirekt sowohl für die Giants, wie auch für den gesamten österreichischen Football bezahlt machen sollte. Meiner Einschätzung nach, hat die seitens der SELAF promovierte südosteuropäische Footballbewegung das Zeug dazu, innerhalb Football-Europa in der Zukunft eine bedeutende Rolle zu spielen. Der AFBÖ hätte hier eine große Chance sich über entsprechende grenzüberschreitende Kooperationen innerhalb des naturgemäß etwas schwerfälligen europäischen Verbands stärker zu positionieren, bzw. frei zu spielen. Wachsen kann man im Grunde über Kooperationen, wie auch im Wettbewerb – so gesehen würde der Entwicklung des Footballsports eine gewisse Portion an gesundem Wettbewerb auf regionaler Ebene sicherlich gut tun. Vielleicht gehen wir bewegteren Zeiten entgegen – für die österreichischen Vereine und Football- Konsumenten wäre so eine Entwicklung womöglich sehr stimulierend‘.

Gibt es andere SELAF-Aspiranten aus Österreich?

‚Prinzipiell ist die SELAF kein Verband, sondern eine Firma, welche ein Turnier austrägt. Mitmachen kann hier jeder der dafür die Vorraussetzungen erbringt. Ich bin auch nicht die SELAF sondern eben dort beratend in den Bereichen Fundraising und Medienarbeit involviert. Momentan gibt es aber, so mein Wissensstand, keine weiteren Kandidaten aus Österreich. Ich laufe allerdings auch nicht herum und frage alle ob sie mitmachen wollen. Die Giants sind eine Herzensangelegenheit für mich. Ich war dort jahrelang Spieler und will dem Verein und dem Sport etwas zurückgeben was er mir davor gegeben hat. Ich mache das ausschließlich aus Freude, zum Erfolg einer guten Initiative beitragen zu dürfen.‘ so Dielacher.

Die Gelassenheit des seit 15 Jahren in Südosteuropa geschäftlich tätigen Steirers hat einen guten Grund. Der Zulauf ist enorm. Neben Teams aus Kroatien und Italien, hat auch noch ein Promi sein Interesse bekundet.

Budapest Wolves bald im SELAF Boot?

Dem Team aus der ungarischen Hauptstadt ist die SELAF sehr sympathisch. Man erkennt Gemeinsamkeiten als ‚Start-Up-Unternehmen‘, die hohen Zuschauerzahlen, an jene die Magyaren gewöhnt sind, finden sie ‚faszinierend‘. Vizepräsident und Manager Attila Árpa hält das Projekt für zukunftsweisend.

‚Wir wollen im kommenden Jahr dort prinzipiell mitmachen, denn die SELAF hat sicher Zukunft. Wir möchten aber gleichzeitig auch in der Division I in Österreich spielen. Prinzipiell sollte beides für uns machbar sein. Ob wir im kommenden Jahr überhaupt in Österreich spielen können hängt, so hat man es zumindest mir gesagt, davon ab, ob der ungarische Verband EFAF Mitglied wird. Mit dem haben wir personell nichts zu tun und ich kann weder sagen ob er das will und wenn ja, wann er beitreten wird. Wobei mir der Status der Wolves als Verein beim AFBÖ nicht ganz klar ist (!). Sind wir denn jetzt nicht so weit Mitglied beim österreichischen Verband, daß wir, als Wolves, bei einem Mitglied der EFAF selbst Mitglied sind? Wie auch immer: Wir wollen beides und das schaffen wir auch. Zuletzt hatten wir ja einige Probleme. Ich war beruflich in Südafrika und meinem Verein ist gleich mal ein bürokratischer Fehler beim Nachwuchs unterlaufen. Das sind aber Kinderkrankheiten. Personell und sportlich sehe ich keine Hindernisse.‘ so Àrpa.

Kroaten in den Startlöchern

Am 15. Oktober fand in Zagreb die erste Crobowl statt. Gewonnen haben das Finale die Sirmium Legionaries (SELAF-Nachzügler mit 1/7) mit 33:0 gegen die Mustangs Triest (Serie B/ITA). Das kleine Finale gewannen die Ljubljana Silverhawks gegen Zagreb Thunder mit 44:0. In der Vorrunde blieben Triest mit 13:0 gegen Zagreb, sowie Sirmium mit 7:0 gegen Ljubljana siegreich. Ein erster Beginn für den American Football in Kroatien – immerhin waren zwei Fernsehstationen mit Mitschnitten dabei, bei der NFL-Live Übertragung Kansas vs. Pittsburgh wurde das Turnier kommentiert und Interessierte aufgerufen, sich zu bewerben. Beim nächsten Thunder-Training standen plötzlich 20 frischgebackene Rookies in spe am Platz.

Auf der Homepage lässt man verlauten: 2005 wurden wir geboren, 2006 haben wir begonnen zu kriechen und 2007 (?)… – jedenfalls – ‚Die Teilnahme an der SELAF ist unser großes Ziel‘ – ließ Zagreb Thunder Präsident Denis Geto danach in der auflagenstärksten kroatischen Tageszeitung ‚Jutarnji List‘ verlauten. – ‚für die kommende Saison wird sich wohl noch nicht ganz ausgehen, meinen Beobachter der Szene.‘

Übrigens: das kommende Management-Board Meeting der SELAF wird – in Anerkennung der Bemühungen der Zagreb Thunder – voraussichtlich in Zagreb stattfinden.

Zentraleuropa macht sich auf den Weg, Österreich bleibt vorerst nur interessierter Zuschauer.

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