FA: Günter, Sie haben stets gesagt, dass die AFL für die Invaders kein Thema ist. Woher der plötzliche Gesinnungswandel?

Günter Zanker: Das stimmt so nicht ganz. Ich sagte, dass ich die Invaders in ‚dieser AFL‘ nicht sehe bzw. nur unter bestimmten Rahmenbedingungen.



FA: Die da wären?
GZ: Darüber wird man im Detail nach der Ligasitzung im November mehr erfahren. Es ist ja noch nicht ganz fixiert, aber es sieht danach aus, als ob der Weg nun beschritten wird. Es gibt einige Dinge, die wir nicht, oder noch nicht, heben können. Es sind oft nur Kleinigkeiten nach außen hin, aber ich wollte in dem Meeting klarstellen, was wir können und was nicht.



FA: Und das hat gereicht…

GZ: Wir wurden gefragt, unter welchen Umständen wir uns einen Einstieg in die AFL vorstellen können, haben das dargelegt und bekamen positives Feedback. 


FA: Hat das mit der Anzahl von Legionären zu tun?
GZ: Unter anderem auch, aber ich will nicht ausschließen, dass wir 2010 aus dem vollen Kontingent schöpfen. Wir stehen nicht schlecht da.



FA: Wie steht der Verein als Gesamtes dazu?
GZ: Nach dem Gewinn der Silver Bowl hat sich sehr viel verändert. Vor allem in den Köpfen der Spieler. Einige kündigten ja vor der Saison schon an, nach dieser aufhören zu wollen und dann gewinnen wir nach einer durchwachsenen Saison den Titel. Seither spürt man deutlich, dass ein neuer Wind weht. Arrivierte Spieler wollen doch noch eine oder zwei Saisonen anhängen, die jungen Spieler heranführen und: sie wollen auch aufsteigen. Das kam so einige Tage nach dem Titel. Es ist ein Prozess, der stattfindet, wenn so etwas passiert. Mein Job ist es, die Wünsche und Ziele der Mitglieder in vernünftige und gangbare Kanäle zu leiten. Wir haben ja eine leidvolle Vergangenheit.



FA: Die nicht zur Zukunft werden soll…

GZ: Natürlich nicht. Ich achte akribisch darauf, dass der Verein auf wirtschaftlich gesunden Beinen steht. Das steht für mich an vorderster Stelle und dafür wurde ich ja oftmals kritisiert. Es hieß, ich zeige zu wenig Risikobreitschaft. Ich sage da: lieber Division 1, als pleite. Dafür setze ich mich gerne der Kritik aus.

FA: Und jetzt sagen sie AFL…

GZ: Es ist die Summe der Dinge und am Ende unsere Entscheidung. Ich fragte den Verein die letzten Jahre am Ende der Saison stets: Was haben wir gewonnen? Die Antwort war oft: Zweiter der Division 1. Wo sind wir daher im kommenden Jahr? Wieder in der Division 1. Heuer war die Antwort eine neue und viel, viel lauter.



FA: Was bedeutet der Aufstieg für den Klub?
GZ: Derzeit werden wir in Niederösterreich herumgereicht und ausgezeichnet. Das ist schön. Noch schöner wäre, wenn davon danach noch einiges übrig bleibt. Wir sind neben den Vikings der einzige Klub mit einem eigenen Stadion, wir bekommen Unterstützung von Stadt, Land und Medien und das sollte sich in der AFL im günstigsten Fall noch verstärken. Wir erwarten auch weit mehr Zuschauer, wenn wir z.B. die Vikings oder Dragons spielen.



FA: Und die sportlichen Erwartungen?
GZ: Man muss kein großer Prophet sein, um vorhersagen zu können, dass wir die Saison 2010 nicht ohne Niederlage beenden werden (lacht), aber natürlich werden wir versuchen, jedes Spiel zu gewinnen. Der Sieg gegen die Black Lions heuer, eine Woche nachdem sie die Vikings schlugen, war ja ein Knackpunkt für uns. Ein ’schau, schau‘-Erlebnis. Was doch nicht alles geht… Das gewonnene Finale gegen die Bulls in Salzburg war die Zugabe und das I-Tüpfelchen, dazu natürlich der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Warum sollten wir heute nicht daran glauben können, dass wir in der Lage sind – zu Hause am Ottakringer Field zumindest – jeden Gegner zu biegen? Die Spieler glauben das und ich persönlich – nach dem Spiel gegen Kärnten – halt das zumindest für nicht ganz ausgeschlossen. Wir haben eine gute Mannschaft und wird werden sie im kommenden Jahr mit guten Legionären noch besser machen.

FA: Wo sehen sie Verbesserungspotential?

GZ: Am stärksten im Coaching-Bereich. Auch so ein Aha-Erlebnis: Vor ein paar Jahren spielten wir mit den Dragons in einer Liga und wir schlugen sie auch in einem Spiel. Wo sind die Dragons heute und warum sollten wir das nicht erreichen können? Beziehungsweise: Warum sind die auf einmal dort? Die Antwort kennen wir. Man kann nicht jedes Konzept 1:1 kopieren, weil überall andere Verhältnisse vorherrschen, aber das ist schon ein Ansporn, wenn man sieht, dass es geht, wenn man wirklich will.



FA: Gibt es schon sportliche Ziele?
GZ: Für Überraschungen sorgen. Wir haben heuer im Grunddurchgang gegen die Gladiators zwei mal verloren, das Halbfinale danach gewonnen. Wir haben ebenso zwei Mal gegen die Bulls verloren und danach das Finale gewonnen. Wir haben gegen die Blue Devils deutlich verloren und die Black Lions geschlagen. Es ist also ganz schwer, hier Prognosen zu treffen. Realistischerweise sehe ich die Bulls in Schlagweite, ebenso vielleicht Prag und die Black Lions. Wie es sich mit den vier Großen verhält, das werden wir ja hoffentlich erleben. Eines ist fix: Wir werden es keinem Gegner leicht machen.



FA: Sehen Sie sich, wie andere, bereits als Schlachtopfer?
GZ: Keinesfalls. Wir lassen uns in nichts ‚hineintheatern‘. Ich sagte bereits, es war unsere Entscheidung auf Basis unserer Vorstellungen und nicht die von anderen. Sollten wir im kommenden Jahr mal sportlich unter die Räder kommen, dann ist das halt so. Wenn man in Football Europa eine herbe Niederlage von z.B. den Raiders bezieht, dann befindet man sich ja nicht in schlechtester Gesellschaft. 


FA: Zum Abschluss eine persönliche Frage: Wie geht es Ihnen damit?
GZ: Sehr gut. Ich war ja lange Zeit strikt dagegen, in die AFL zu gehen, nur weil es jemand fordert. Ich bin zu lange in dem Klub tätig, um ihn sehenden Auges einer Gefahr auszusetzen. Ich kann es heute guten Gewissens vertreten, in der Form und zu diesem Zeitpunkt wieder am Bundesligabetrieb teilzunehmen. Die Spieler, die Organisation, der ganze Verein ist bereit dazu. Und ich bin es auch. Gehen wir es gemeinsam an!

Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments