Fünf Mal standen die Niederösterreicher bereits in einem Zweitliga-Finale, ebenso oft zogen sie darin den Kürzeren. In der Silver Bowl XII waren die Rotgoldenen gegen die Salzburg Bulls nach zwei derben Grunddurchgangsniederlagen gegen die Stiere wieder mal der Underdog und auch das Spiel schien sich zunächst klar zu Gunsten der Gastgeber zu entwickeln.

Die traten ohne Andreas Diwald an (3 Monate Pause wegen einer Schulterverletzung), der zwar theoretisch spielen hätte können, was aber mit einem hohen gesundheitlichen Risiko verbunden gewesen wäre. Diwald ist auch ein potentieller Kandidat für die Spielmacherposition des Nationalteams bei der kommenden B-EM und ließ auch daher davon ab.

Aber auch ohne Diwald zeigten die Bulls heuer – bis eben zu diesem Finale – wo der Hammer in der Division 1 hängt. Ungeschlagen in der Klasse ging man in das Finale rein, nahm die Favoritenrolle an und den Ball auf, nachdem man die Invaders Offense zum ersten Mal stoppte.

Ein Blitzstart
Drei Spielzüge dauerte es nur und Gerhard Koruna stand nach einem Pass von Jordy Bernhard in der Endzone der Gäste – 7:0 (PAT good) für die Bulls, noch bevor die Invaders Defense sich sortiert hatte.

Nach dem ersten Seitenwechsel knöpfte die Bulls Defense den Invaders nach einem turnover on downs erneut den Ball ab und die knallrote O schlug zum zweiten Mal zu. Dieses Mal bediente Bernhard seinen Landsmann Will Galusha mit einem Endzonen-Pass, der PAT-Kick von Dominik Höllbacher sitze und so stand es 14:0 im frisch angebrochenen zweiten Viertel.

Es sollte aber noch dicker kommen für die Invaders, die in der ersten Hälfte kaum ins Spiel fanden. Die Offense der Gäste blieb harmlos, musste den Ball punten und die Bulls konnten danach auch ihren dritten Drive erfolgreich abschließen. Der PAT wurde von den Invaders geblockt – 20:0.

Zu dem Zeitpunkt verließen die ersten illustren Gäste das Areal Richtung Innsbruck (zur Euro Bowl), da die Partie bereits gelaufen schien. Nur weiß man aber auch was sich heuer auf den Plätzen alles abgespielt hat (hohe Führung der Invaders gegen die Gladiators, der Vikings gegen die Black Lions, der Raiders gegen die Vikings) und so glaubten zumindest die Invaders und ihre lautstarke Fangemeinde noch an einen Umschwung.

Und der sollte auch tatsächlich kommen – noch in Hälfte eins.

Sekunden vor Ende der ersten Spielhälfte fing Daniel Gloimüller einen Justin McKenzie-Pass zum 20:7-Anschluss (PAT good). Unverdient darf man nicht sagen, denn der letzte drive der Invaders war ein guter, aber überraschend allemal, war von der Offensive der Invaders, bis auf den Redzonen-Besuch der mit einem turnover on downs endete, bis dahin eben wenig bis nichts zu sehen.

Invaders-Wetter, baby
Zur Pause begann es zu regnen. Besser gesagt ging ein Wolkenbruch über das Stadion. Der vor Anpfiff schon tiefe Platz (es regnete in Salzburg tagelang) verwandelte sich in Morast, an dessen nicht sumpfigen Stellen sich Pfützen bildeten. Ein anderes Team aus Niederösterreich hätte protestiert, die Invaders aber kamen lachend aus den Kabinen und ein Spieler rief Richtung Tribüne, dass dies nun Invaders Wetter sei. Er sollte recht bekommen.

Sehr lange dauerte der freudige Regentanz der Invaders aber nicht an, denn wieder schlugen die Bulls als erste zu. Jordy Bernhard sneakte sich zum 26:7, eine 2-Point-Conversion wurde von den Gästen verhindert, was sich später als ungemein wichtig herausstellen sollte.

Josef der Erste, der Zweite und der Dritte
Der Kaiser des Spiels krönte sich in Folge selbst. Invaders Runningback Joseph Bo Moncur erklärte den schlüpfrigen Boden zu seinem ‚playground‘ und war aufs eine Mal von den Bulls nicht mehr zu stoppen. Hatten die Salzburger den US-Amerikaner in Hälfte eins noch unter Kontrolle, in der zweiten Hälfte lief ihnen der Mann nur mehr um die Ohren.

Zunächst verkürzte der bullige – stark an Darwin Lewis erinnernde – Runningback noch aus kurzer Distanz zum 26:14 (PAT good), nach einem Punt der Bulls legte er aber seinen ersten langen Lauf über das halbe Feld zum 26:20 hin. Die Bulls wirkten plötzlich wie gelähmt und versuchten zu antworten. Das Ergebnis war aber wieder nur ein Punt und gleich danach – eine exakte Wiederholung des Touchdowns zuvor – lief Bo Moncur über 48 yards in die gegnerische Endzone. Der PAT sitzte dieses Mal – damit lagen die Außenseiter zum ersten Mal in der Partie vorne – 26:27.

Der nächste Angriff der Bulls hatte es aber wieder in sich und brachte sie bis an die Invaders 3-yard-Linie. Einen Quarterback-Sack später standen sie bei 12 & goal und trafen eine Entscheidung. Kein Fieldgoalversuch – es wird ausgespielt. Ein inkompletter Pass – turnover on downs.

Dass ihnen die Invaders keine Chance mehr ließen, das kann man nicht sagen, denn anderthalb Minuten vor Spielende ließ Joseph Bo Moncur (der trotzdem zum MVP gewählt wurde) das Ei bei einem Lauf fallen und die Salzburger bekamen noch einmal den Ball. Der Drive brachte zwar ein first down durch Lukas Miribung ein, aber die Bulls in Summe nicht wirklich entscheidend voran. Sekunden vor Ende versuchten sie es mit einem Halfback-Pass. Der Ball von Will Galusha wurde zwar gefangen, allerdings nur nicht von einem eigenen Mann, sondern von Inders-Verteidiger Markus Schindele. Der Interception-Wurf von Galusha, der damit nach seinen Glanzleistungen ein wenig auch zur traurigen Figur des Finales wurde, beendete dieses spannungsgeladene Finale.

Der Jubel, der nach dem pick bei den Invaders-Spielern, aber auch den Coaches, den Fans und Funktionären ausbrach, war schier unbeschreiblich. So lange und so oft hatte man es schon probiert und gerade an einem Tag, wo man bereits wie der Verlierer aussah, gingen sie am Ende als Champions vom Feld.

Die Bulls – natürlich schwer enttäuscht – erwiesen sich aber als sehr faire Verlierer, gratulierten ihren Kollegen aus St. Pölten ehrlich und zum Teil auch herzlich (was man selten sieht) und führten die Niederlage weder auf das Wetter, noch den Platz oder die Schiedsrichter, die zu sechst eine souveräne Leistung boten, sondern auf die Stärke des Gegners und ihr eigenes Unvermögen den Sack zuzumachen zurück.

Gameday
Vor dem Finale hörte man so manche Stimme, dass die Bulls keine guten Veranstalter seien, was sie im Großen und Ganzen aber widerlegen konnten. Es gab ein tolles Rahmenprogramm (Ponys zum Reiten. Harleys zum Riden, US-Cars zum Cruisen), einen vernünftigen Platzsprecher mit einer ebenso vernünftigen Tonanlage und eine würdige Siegerehrung samt Pyro Show. Kleinere Pannen (Temporärer Stromausfall wegen Nässe) ausgenommen, war das ein sehr ordentlicher Event der Salzburger, der auch bei den zahlreichen Besuchern Anklang fand. Eine kleine Sauerei – im Sinne des Wortes – war das WC. Eine Schüssel für Ladies und Gentlemen ließ vielleicht ahnen, wie nass die Spieler am Platz sich fühlen mussten. Einer der seltenen Momente, wo Mann sich freut auch Mann zu sein.

Silver Bowl XII
1.QT
2.QT
3.QT
4.QT
TOTAL
BUL vs. INV
7:0
13:7
6:7
0:13
26:27
11. Juli 09 | 16:00
ASV Itzling | Salzburg
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