Gut genug für Deutschland heißt noch nicht gut genug für Frankreich & Norwegen. Die Schweiz wurde jedoch gigantisch in Schach gehalten.
Waterloo Eidsvoll
Die Blue Devils zog es quer über den Kontinent um gegen den norwegischen Meister um den Einzug in das EFAF Cup Finale zu kämpfen. Was den Hohenemser dort passiert ist kann man getrost als Untergang bezeichnen. 35:6 gegen ein Team aus einem Land welches bisher ein Loch auf der Football Landkarte war. Abgezeichnet hat sich die Niederlage schon in der ersten Halbzeit, als man im zweiten Viertel mit 14:0 in Rückstand geriet und die Devils Offense einmal mehr nicht in der Lage war zu kontern.

Die Einkäufe der Devils sahen laut Prospekt gut aus, der Inhalt im Einkaufssackerl reicht für ein EFAF Cup Finale nun nicht aus, schon in der AFL erwies er sich als zahnlos und ineffizient. Quarterback Gary Brashears, mit Vorschusslorbeeren überhäuft, brachte es über den Verlauf der Saison nicht zu Stande seine Statistiken vom College auf das Spielfeld zu übertragen. Die Schuld für die Misere in der heimischen Liga liegt aber nicht bei Einzelnen, auch nicht beim Coach. Es ist ein kleine lockere Mutter am Schrauben der Philosophie. Komm & Kauf ist nicht gleich Gewinn. Der Pool an außergewöhnlichen heimischen Spielern ist noch ein Planschbecken. Hinter Christian Steffani und Mark Falger klafft eine Lücke. Der Rest ist in Ordnung, aber eben nicht outstanding, auch wenn Christoph Piringer immer wieder versucht seine Ö-Leute als ausgewiesene Talente darzustellen, sind sie es leider nicht. Das hat auch Nationalteamtrainer Bernhard Binstorfer richtig erkannt. Die Devils sind im ÖHNT faktisch nicht präsent. Das hat Gründe und nichts mit Vernachlässigung zu tun. Das Programm von Ron Anzevino wird Früchte tragen – heute ist die Ernte aber eben noch diese. Endstation EFAF Cup Halbfinale, 4. Platz AFL. Signifikant für die Devils waren die verlorenen Spiele gegen die Giants und Raiders. 11 Jungs am Feld, alles gute bis sehr gute Footballspieler, teilweise dem Gegner optisch klar überlegen, wurden sie am Ende ausgekontert, ausgeblufft, ausgespielt, mit Erfahrung belehrt. Alle drei Teams welche derzeit vor den Devils in der Tabelle stehen haben eines gemeinsam: eine quantitativ starke AUT Unit am Roster. Spieler, welche a) die Skills haben um tatsächlich die AFL zu bereichern & b) mit ihrer Herkunftsmehrheit am Feld den Rest begeistern. Die Devils sind derzeit ein Laborversuch, eine künstliche DNA, eben nicht gewachsen. Das dauert noch. Wahrscheinlich Jahre.

Es wundert zwar trotzdem, daß dieser Strang den Norwegern nicht stand hieöt, immerhin ist er so schwach im europäischen Vergleich bisher nicht gewesen, aber dann wiederum auch nicht. Warum sollten sie plötzlich jetzt eine Einheit sein? So kam es, daß Richmond Appiah den einzigen Score erzielte, die Devils in der zweiten Halbzeit noch drei Touchdowns kassieren und in der norwegischen Einöde hilflos erfrieren mußten. Eine Niederlage, welche der Vereinsführung ob der Höhe zu denken geben sollte. Zu sagen die Wikinger wären eine Football Großmacht wäre der falsche Weg. Noch dazu die Giants die Gelegenheit haben werden eine solche Einschätzung zu relativieren.

EFAF Cup Semifinale
Eidsvoll 1814’s vs. Cineplexx Blue Devils 35:6
(0:0/14:0/7:6/14:0)
10. Juni 06, Kickoff 15:00
Myhrer Stadion, Eidsvoll
Referees: Rasmussen / Pedersen / Noren / Berger / Henriksen / Bolstad / Loken

Flash for Fantasy
Auch bei den Raiders ist der Wurm drin, doch der Apfel scheint prinzipiell gesund. Die Innsbrucker haben zuletzt ganz seltsame Leistungen gezeigt. Dem heroischen Triumph über Braunschweig folgten weitere, nicht ganz so heldenhafte Siege. Gegen die Devils glücklich, gegen die Black Lions zähflüssig. Florian Grein fehlte. Gegen eine gnadenlos schlecht spielende Vikings Offense biß man sich die Zähne an der Defense aus und versäumte damit die sich nur alle 2 Jahre bietende Gelegenheit den Lieblingsgegner in/aus Wien zu schlagen. Jetzt Flash. Fantasie war das Finale ins Tivoli Stadion zu holen. Die Franzosen brachten die Realität mit. Andreas Hofer hat nicht zugeschlagen. Auch das hat sich im Grunde abgezeichnet, betrachtet man ihre letzten Spiele. Das Team hat allerdings heuer wenig Glück mit dem Personal (QB Wechsel), dann kam auch noch Pech (Grein angeschlagen) und Unglück (Ellingson niedergestochen) dazu. Eine Saison die man am liebsten vergessen würde. Das EFL Finale ist weg, die Austrian Bowl in weiterer Ferne. Irgendwie muß man dafür an den Giants vorbei, nur wo? Im direkten Duell am Tivoli. Devise: Zuschlagen oder ohne Finalteilnahme heuer bleiben. Ein Sieg gegen die Devils muß zur Erschwerung natürlich auch noch her. Diese Kür haben die Grazer bereits hingelegt. Dass gerade Florian Grein mit einem Fumble und Turnover das Schicksal der Raiders zu ihrem Ungunsten mit gewendet hat ist Zufall und noch mehr Pech.

Katastrophenflug Q3
Die Raiders gingen in Führung, hielten diese bis zur Halbzeit. Chris Rosier ihr Glückengel bis dahin. Im dritten Viertel zerschellte der Raiders Flug aber am Eifelturm. Selbstverschuldet, kein technisches Versagen. Neben Grein war es auch Geoff Buffum der Fehler beging (Interception), welche die Franzosen gnadenlos zu einem 0:20 Quarter nutzten. Die Leistungsträger brachten die Niederlage. Der letzte Touchdown von Rosier war nur mehr Ergebniskorrektur. Aus und vorbei. Braunschweig geschlagen und an Paris gescheitert. Ein Schicksal welches an sich gut für die Motivation (auch anderer) ist. Es gibt Gegner in Europa, auch außerhalb Deutschlands, welche mit uns Österreichern mithalten, ja uns auch schlagen können. Eine Erfahrung mehr. Das wird die Raiders nicht aufmuntern. Sie hätten sich subjektiv den Einzug ins Finale verdient. Wer Braunschweig schlägt… Objektiv lief es eben anders. Mit Recht, denn die Franzosen haben schon gegen die Bergamo Lions gezeigt, daß sie etwas drauf haben.

EFL Semifinale
Swarco Raiders Tirol vs. Flash de la Courneuve 17:27
(7:0/3:7/0:20/7:0)
10,. Juni 06, Kickoff 19:30
Tivoli Neu, Innsbruck
Referees: Introini / Hofbauer / Savicevic / Roger / Perona / Lair

"Unsere" Giants
Der Verband hat sich bei seiner Vorankündigung bei allen vier Vertretern der österreichischen (Ski) Sportjournalisten Schnaunze bemächtigt und sie kurzerhand enteignet. Unsere seien sie nun, wer immer als Besitzer gemeint war. Jedenfalls werden nun zwei das Glück haben wieder vollständig sich selbst gehören zu dürfen (eure Niederlage, oder doch…unsere?), die Giants wird man nach dem eindeutigen Sieg in Winterthur wahrscheinlich zur Gänze entmündigen. Im Namen des AFBÖ – Bleiben sie stehen und lassen sie sich herzen und abbusseln! Wenn die Giants heuer ein Fettnäpfchen entdecken, dann springen sie gerne rein. Sehen sie auch nur eine geringe Chance auf einen Sieg, dann nehmen sie diese auch wahr. Das 0:40 gegen die Vikings ist eine halbe Ewigkeit her. Dazwischen wurden Kinder gezeugt, ein neue Nation wurde auf den Landkarten Europas eingetragen, ein paar haben sogar die Matura geschafft. Das ist alles nicht mehr wahr. Die jüngste Vergangenheit ist viel realer. Alles gewonnen. In der AFL ein Siegeszug mit einem Schönheitsfehler in violett, der EFAF Cup quasi ein Spaziergang. Marburg, Berlin, Prag? Wer will noch mal, wer hat noch nicht? Ah, Zürich! Gerne. 9:25 auswärts, noch was? Jetzt Eidsvoll 1814’s? Wo dürfen "wir" mit den "unseren" hinfahren liebe EFAF? Spitzbergen wäre noch frei an dem Tag! Mit ein wenig Glück & Einsatz wird das Finale hoffentlich in Graz stattfinden. Kein anderes Team hat es sich mehr verdient, kein anderes den Bewerb derart dominiert. Die Giants haben ‚uns‘ den Samstag gerettet. Der schwedische Sonntag läßt auf noch einen Retter mehr hoffen.

EFAF Cup Semifinale
Zürich Renegades vs. Turek Graz Giants 9:25
(3:8/0:0/6:14/0:3)
10. Juni 06, Kickoff 18:30
Stadion Deutweg, Winterthur
Referees: Plendl / Fotsch / Strähl / Kuntschik / Dobocky / Zwicker

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