Die Vikings, in den letzten beiden Jahren das Team mit dem dominierenden Nachwuchs, konnten keinen ihrer vier Titel verteidigen und gingen völlig leer aus.

Die Bilder sprachen Bände. Beim Jugendfinale gestern, in dem die Wikinger als Favoriten antraten, schlief dem Vikings Präsident das Gesicht ein. Auch heute gab es wenig Anlaß zur Freude. Die Schüler verloren klar ihr Finale gegen die Dragons, bei den Junioren schaffte man es gar nicht mal bis ins Endspiel. Karl Wurm schwärmte von der #21 der Dragons Junioren, Andrej Kliman (…besser als Florian Grein in dem Alter), und Headcoach Horst Obermayer attestierte den Dragons das beste Nachwuchsteam aller Zeiten zu sein, nur die Junioren der Vikings 2004 kämen an diese annähernd heran. Man streute Rosen abseits des Feldes, am Feld vergab man die letzte Chance auf einen Titel dann aber deutlich mit 26:6 gegen Klosterneuburg.

Das letzte Schülerspiel der Saison begann für die Wiener jedoch vielversprechend. Luca Haala brachte die Vikings mit 0:6 (PAT no good) in Führung. (Die Dragons spielten zwar auf der Schmelz, hatten aber Heimrecht). Was noch niemand ahnen konnte: es blieb das letzte Erfolgserlebnis für den Meister der letzten beiden Jahre. Danach diktierte mal die Defense beider Teams das Spielgeschehen – die Offensivabteilungen liefen an Mauern an und so endete das erste Quarter ohne das weitere Punkte aufs Scoreboard gebracht wurden. Im zweiten Spielabschnitt glich Florian Gschossmann dann aber zum 6:6 (PAT no good) aus. Die Vikings agil und mutig drauf los spielend, mit First Downs über ihren Quarterback Yannic Stribrny. Der verlor dann allerdings den Ball – Dragons Linebacker Thomas Meznik mit dem Fumble-Recover-Return-Touchdown zum 13:6 (PAT good, Florian Gschossmann). Die Wiener reklamierten zwar, dass Stribrny mit dem Ball bereits down (by contact) gewesen wäre, die Referees sahen das jedoch anders. Halbzeit.

In der zweiten Hälfte machten die Drachen den Sack dann zu.

Schöne Läufe über Markus Laaber – und Florian Gschossmann besorgte immer wieder First Downs. Ein Sack an Dragons QB Daniel Marinkovich konnte den Drive nur kurz aufhalten, die Drachen liefen zunächst über Gschossmann in die Endzone – kein Touchdown (Holding Offense) – aber auch die 10 Yards Strafe hielten Marinkovich nicht davor zurück im nächste Versuch ein zweites Mal in Folge zweier Spielzüge die Endzone der Wikinger aufzusuchen. Diesmal zählte der Score – 19:6 (PAT no good).

Die Vikings bemüht noch einmal zurückzukommen, doch es reichte nicht. Im letzten Viertel konnten die Wikinger nur mit Glück einen raschen Score verhindern, als die Dragons an der Vikings 2 Yard Linie den Ball verloren. Zum MVP des Spiels kürte sich dann aber Thomas Meznik, der eine Interception von Stribrny zum Touchdown in die Wikinger-Endzone trug – 26:6 (PAT good, Florian Gschossmann). Damit erzielte ein Defensivspieler der Dragons doppelt so viele Punkte wie die gesamte Vikings Offense m Spiel, denn das was auch der Endstand.

Hochverdient und ungefährdet der finale Erfolg der Drachen, die eine perfect season konzentriert nach Hause spielten. Die Vikings waren sichtlich bemüht die Scharte der Jugend vom Vortag gegen die Dragons auszuwetzen, dabei aber chancenlos. Damit hat auch der Headcoach der „kleinen“ Dragons-Fraktion, Alexander Stöger, einen Titel mit seiner Mannschaft eingefahren, der das als Genugtuung für die Finalniederlage des Teams gegen die Vikings (damals noch als Minis) im Jahre 2004 sah.

SCHÜLER BOWL
Danube Dragons vs. Dodge Vikings 26:6
(0:6/13:0/6:0/7:0)
05. November 06 | Kickoff 11:30
Schmelz, Wien
Referees: Müller / Fritz / Savicevic / König M. / Hölbling

Als das Juniorenfinale begann saßen einige Fans der Vikings sicher schon in der Badewanne oder in der Sauna. Unangenehme äußere Bedingungen (Regen, Kälte, Wind) ließen nach dem ersten Match einige Zuschauer die Heimreise antreten. Ein Dank an dieser Stelle an die Hartgesottenen, die sich das letzte Match der Saison bei den Bedingungen noch gaben. Sie haben ihr Bleiben in jedem Fall nicht bereut, denn das Finale der Junioren war ein tolles Spiel, in dem vor allem die Referee-Crew ein paar Nüsse zu knacken hatte. Etliche kurios Szenen führten zu teils minutenlangen Beratungs-Unterbrechungen der fünfköpfigen Crew. Wir starten aber im ersten Viertel.

Die Dragons begannen nervös und unkonzentriert, die Raiders schienen sich zunächst auf die mörderische Offense der K’neuburger gut eingestellt zu haben. Auf ihrer Seite lief Daniel Schuster zum 4th down und kurz, Quarterback Bernhard Wohlfart übernahm die Verantwortung und ging selbst mutig über links zum First Down im vierten Versuch. Ein personal foul am Ende eines Laufes brachte die Raiders auf first & goal. Der Mut den Vierten auszuspielen wurde dann auch belohnt – Touchdown Christoph Schilcher (2 Point Conversion no good) – 6:0.

Die Klimananlage und ein Safety für Fortgeschrittene

Die Laufschuhe des Dragons Runningbacks begannen aber an dem Punkt zu glühen. Andrej Kliman lief zuerst zum First Down, danach 50 Yards zum ersten Touchdown für die Dragons – 6:6 (PAT no good). Zwei Punkte kamen später durch einen Safety dazu, der allerdings den Referees einiges an Beratungszeit kostete. Die Raiders fumbleten den Ball in die Endzone, der verließ diese am hinteren Ende wieder. Die Raiders reklamierten, dass ein Dragons Spieler hier nachgeholfen hätte – nach einer vierminütigen Unterbrechung entscheiden die Refs auf Safety – 8:6.

Kliman auch im Special Teams im Einsatz – sein Kick-Return konnte gerade noch an der 50 Yard Linie von den Dragons gestoppt werden. Danach war er aber nicht zu halten – wie ein heißes Messer durch die Butter schnitt der Runningback sich seinen Weg durch die Raiders Defense in die Endzone – 14:0. Noch kurioser der Extrapunktversuch. Ein Kickversuch beim PAT. Der Snap zu nieder, der Ball wird vom Kicker aufgenommen und gepuntet. Ein Dragons Spieler bekam ihn zu fassen und lief damit in die Endzone. Beide Arme gingen in die Höhe – 2 Point Conversion? Nein, denn es war ein Punt und kein weiterer forward progress mehr erlaubt. Daher PAT no good. Auch das dauerte einige Minuten. Die Refs hatten also auch ihren Spaß. Das Viertel war zu Ende – die Zuschauer wurden in diesem mehr als nur gut unterhalten.

Im zweiten Spielabschnitt standen alle Ampeln auf grün.

Philipp Margreiter konnte sich zwar mit Läufen für die Raiders in Szene setzen, die Punkte erzielten aber die Dragons, denn Margreiter stoppte einen guten Drive der seinen selbst mit einem Fumble. Dragons Quarterback Thomas Haider täuschte eine Ballübergabe an und ging selbst zum 20:6 (2 Point Conversion no good) über die linke Seite. Die Defense der Drachen brachte die Raiders Offense danach ins Stocken. Kein Durchkommen, D-Line und Linebacker waren stets schnell beim Ballträger. Kliman und Michal Janik besorgten die nächsten Dragons First Downs, und die Raiders waren ein weiteres Mal nur Zuschauer als Andrej Kliman zum 27:6 (PAT good) durch die Mitte lief. Es wäre interessant zu wissen auf wie viele Total Rush/Rec Yards Kliman in dem Match gekommen ist, vielleicht hat ja jemand der Dragons Statistiken geführt und kann sie hier reinstellen. Jedenfalls ging es bei 27:6 in die Kabinen – das Match schien bereits zur Halbzeit entschieden.

Die Raiders starteten aber gewohnt couragiert ins dritte Viertel. Philipp Margreiter und Christian Winkler mit First Downs, Margreiter verkürzte danach auf 27:14 (2 Point Conversion good). Ein weiterer Fumble brachte die Tiroler dann aber endgültig um die Chance das Match noch zu drehen. Der Wahnsinnspieler dieses Spiels und auch dieser Saison, Andrej Klima, ging weiter aber wie eine Rakete. First Downs in Krankenhausmengen. Zwei Mal gingen die Dragons dann in die Raiders Endzone (Haider, Kliman), zwei Mal lag eine Flag am Feld (Holding Offense). Beim dritten Mal war der Score aber gut (Haider) zum 33:14, ein Pass auf Michael Janik bei der Conversion und es stand 35:14. Martin Nemeth wurde dann noch auf Seiten der Dragons ausgeschlossen (personal foul). Was noch fehlte war ein 95 Yards (!) Touchdown Lauf von Andrej Kliman zum 43:14. Den Schlußpunkt zur Ergebniskorrektur setzte Bernhard Wohlfahrt für die Raiders zum 43:20 (PAT no good).

Fazit

Ein packendes Match, welches von einem Spieler dominiert wurde. Andrej Kliman ist gleichzeitig der Spieler dieser Nachwuchssaison und auch die große Nachwuchshoffnung aus österreichischer Sicht. Der 18-jährige in seinem fünften Jahr als Footballer eine traumhafte Saison. Beim Zuschauen schnalzte auch Nationalteamtrainer Bernhard Binstorfer öfters mal mit der Zunge. Große Klasse.

NachwuchFür Headcoach Ivan Zivko eine Bestätigung seiner guten Arbeit, für die Vikings die Bestätigung, dass sie mit ihren Prognosen vor der Saison (ein bis zwei Meistertitel) daneben lagen. Das Maß aller Dinge beim Nachwuchs sind für das nächste Jahr die Danube Dragons, die drei von vier möglichen Titeln holten und in allen Finalspielen vertreten waren. Die Vikings spielen als Serienmeister der letzten Jahre heute nur mehr die zweite Geige, bei den Junioren gar nur mehr die dritte. Das mikroskopische Team der Black Lions hat sich hier bereits an ihre Fersen geheftet. Ein gesunder Umsturz für den österreichischen Football, denn die Vikings werden sich jetzt etwas einfallen lassen müssen.

COLLEGE BOWL
Danube Dragons vs. Swarco Raiders Tirol 43:20
(14:6/13:0/0:8/16:6)
05. November 06 | Kickoff 14:00
Schmelz, Wien
Referees: König T. / Müllner / Albrecht / Kreimel / Leue / Lair

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