Division 1 Roundup: Realitätsgewinn

Zwar fehlen Wolves, Gladiators und Titans, in den ersten beiden Spielen haben sich aber die Finalisten des Vorjahres an die Spitze der Tabelle geschoben.

Besorgte Invaders auf der Schmelz
Die Generali St. Pölten Invaders fuhren mit leichten Bauchschmerzen nach Wien. Die Knights sah man aus mehreren Gründen als extrem unangenehmen Gegner an. Man verlor im Vorjahr das Spiel im Prater, war trotzdem haushoher Favorit, man hörte und las von der Vorbereitung der Knights wenig und einen Tag vor dem Spiel kommt die Meldung, dass der ehemalige Dragons-Runningback Jürgen Hablas bei den Rittern seine für ein Jahr unterbrochene Karriere (Thai-Boxen) fortsetzen wird. Man wusste nicht was einem erwarten würde.

Ihrer Sorgen konnten sich die Gäste aber rasch entledigen. Markus Seitz und Johannes Liedler, zweiter jeweils nach Pass von Markus Sandler, sorgten bereits nach einer Viertel Stunde reiner Spielzeit für die Vorentscheidung. Vier Touchdowns im Rekordtempo. Seitz legte im Laufe des zweiten Viertels noch zwei weitere nach. Er steht also nach nur zwei gespielten Vierteln bei vier Rushing-Touchdowns, denn verlies er, wie fast alle Starter der Invaders, bei 0:40 zur Pause das Spiel und machte damit den St. Pöltener Junioren und Backups Platz.

Zweite Hälfte an die Knights
Dadurch fanden auch die Gastgeber besser ins Spiel, die in der ersten Halbzeit den Invaders nichts entgegenzusetzen hatten. Sie konnten bei durchlaufender Uhr (mercy rule) das Ergebnis mit Touchdowns von Sebastian Bachler und Jürgen Hablas, so wie einer 2-Point-Conversion von Hablas noch kosmetisch auf einen für die Knights doch recht schmeichelhaften Endstand von 14:40 korrigieren. Die Sache wäre weitaus übler für die Ritter ausgegangen, hätten die Invaders mit vollem Einsatz weiter gespielt.

Rene Grohs gab nach dem Spiel ein interessantes Statement ab. ‚Wir hatten ein wenig Sorgen vor dem Spiel, wussten wir tatsächlich nicht wie stark die Knights sind. Ich hatte sie stärker auf dem Plan. Trotzdem sieht man aber was passiert wenn wir mit den Backups gegen sie spielen. Wir würden das Spiel glatt verlieren. Daher ist der Unterschied vielleicht doch nicht so groß, wie es ein Ergebnis beim Football manchmal ausdrückt. Wir müssen auch gegen solche Mannschaften mit dem stärksten Team antreten, um es zu besiegen. Trotzdem war es vernünftiger für uns die Starter zu schonen, wenn die Sache zur Halbzeit bereits gelaufen ist.‘

Der Knights Head Coach Christoph Dreyer gibt der Presse kategorisch keine Interviews, Offense Coordinator Hany Razi wurde nach eigenen Angaben heuer verboten Aussagen über sportliche Belange des Vereins zu treffen.

Abfuhr für den ‚AFL-Aspiranten‘
Auch das zweite Spiel der Division 1 kannte am Ende einen klaren Sieger. Die Salzburg Bulls kündigten vor der Saison an im kommenden Jahr in der AFL spielen zu wollen. Der erste Tauglichkeitstest in der Ravelinstraße ging schwer daneben.

Die heuer wieder mal umgekrempelte Vikings 2-Mannschaft gilt als Labor der Wikinger. Hier wird geprobt, experimentiert und geforscht. Am Ende will der Verein aus dem B-Team Spieler für die erste Mannschaft rekrutieren bzw. tut er das seit einigen Jahren bereits recht erfolgreich. Sie ist aber auch Austobzone für Spieler die es nicht in die erste Mannschaft schaffen. So ganz nebenbei gewinnt diese Mischkulanz aus Nachwuchsspielern, talentierten Quereinsteigern und älteren Semestern Meisterschaften. Die Silver Bowl führt traditionell bereits über die Zweier-Vikes, die daher auch Filterfunktion in der zweiten Klasse haben. Willst du dich mit der ersten Mannschaft der Vikings messen, dann schlage vorher mal die zweite.

Eine Nummer zu groß für die Bullen
Dieser Aufgabe waren den Bulls am heutigen Sonntag eindeutig nicht gewachsen. Ihre AFL-Pläne in Ehren, aber so wird das ganz schwierig. Die Wikinger gaben vom Start weg trotzt Anlaufschwierigkeiten den Ton in der Partie an. Zwei Touchdown-Pässe von Christoph Gross zu Manuel Thaller bzw. Florian Schwendinger und ein Lauf von Runningback Florian Hiess, der, wie etliche andere Vikings-Spieler (ja, auch Teile der Offensive Line!) sein zweites Spiel in zwei Tagen machte, sorgten zur Halbzeit schon für recht klare Verhältnisse.

Die Bulls konnten lediglich ein Fieldgoal erzielen. Ihre Offense als eindimensional zu bezeichnen ist fast eine Untertreibung. Die Salzburger kamen ohne ein Laufspiel nach Wien, man verließ sich zu 100 Prozent auf die Fähigkeiten von Quarterback Kevin Jackson und war am Ende damit auch verlassen. Der Amerikaner warf vier Interceptions (zwei davon zu Daniel Auböck). Mit dieser Angriffstaktik wird man auch gegen andere Gegner Probleme bekommen. Die Vikings wussten ab dem zweiten Viertel schon was der Gegner spielen wird und hatten keine nennenswerten Problem die Drives der Mozartstädter zu stoppen.

Daran änderte sich auch in den letzten beiden Vierteln nichts. Die Bulls versuchten aus ausschließlich durch die Luft und blieben dabei erfolglos. Die Wiener legten noch zwei Touchdowns drauf, ein weiterer Pass von Gross, dieses Mal zu Daniel Kovacs und Junior Kenneth Chinaemelu lief im letzten Viertel zum verdienten Endstand von 33:3.

Fazit
Dass sich die Bulls mit ihrer Pressekonferenz derart weit aus dem Fenster gelehnt haben, wird ihnen jetzt bereits zum Verhängnis. Um in der Mannschaft AFL-Potential zu entdecken, muss man schon sehr gründlich suchen. Kevin Jackson sah oftmals unglücklich aus, warf ungenau und wurde vier Mal gepickt. Von einem funktionierenden Zusammenspiel mit Andreas Diwald war ebenfalls wenig zu bemerken. Wenn die Mannschaft weiterhin das Ziel verfolgt im Jahr 2009 in der AFL antreten zu wollen, dann setzt das eine Leistungsexplosion in den kommenden Wochen voraus. Denn nach der ersten Runde stehen die Bulls wohl auf dem angepeilten Relegationsplatz. Nur in der für sie verkehrten Richtung.

Über die Vikings 2 läßt sich so viel sagen wie schon die Jahre zuvor. Der Titel wird auch heuer wieder über sie führen.

Video: Invaders Headcoach John D. Harper und Neo-Knights RB Jürgen Hablas.