2007 wird der Mann, der bekanntlich nicht "blinkt", wieder in Europa Football spielen.
Der Blitz traf Enos aus heiterem Himmel. Anfang des vergangenen Jahres kam aus Wien die Nachricht: Sorry Charley, aber wir holen dich nicht wieder. Enos reagierte und versuchte bei der Konkurrenz unterzukommen. Aber entweder war das Boot schon voll, oder kein Platz mehr für einen Passempfänger. So kamen am Ende auch Absagen aus den Bundesländern. Die Blue Devils und Black Lions hätten ihn mit Handkuss genommen, wäre er auch auf der dunklen Seite des Balles einsetzbar gewesen. Die Raiders holten Rosier, Graz redete mit ihm, befand sich aber auf der Schnitzeljagd nach ihrem Runningback, der dann nie kommen sollte. Enos stand ohne Job da als das Import-Radar im Februar langsam abgedreht wurde.
Enos als Schlüsselspieler
Eigentlich unglaublich, dass so ein Spieler keinen Job mehr bekam, gilt er nicht nur als ruhig und pflegeleicht, sondern wusste auch stets im Spiel zu beeindrucken, was seine Statistiken eindrucksvoll untermauern. 2005 fing Enos im AFL-Grunddurchgang 22 Pässe für 380 Yards und erzielte sechs Touchdowns – die erste Anspielstation vom damaligen Vikings QB Shawn Olson, noch vor Luke Atwood (268 Yards, drei TDs). In der Austrian Bowl 2005, beim 43:14 der Vikings gegen die Raiders, fing er fünf Pässe für 103 Yards und einen weiteren Touchdown. Im Eurobowl Halbfinale, wieder waren die Raiders der Gegner, waren es sieben Pässe für 137 Yards und drei Touchdowns. Zahlen die für sich und ihn sprechen.
Henry statt Charley
Der Hauptgrund für die Wikinger Enos nicht mehr zu verpflichten war ihre freiwillige Vorgabe 2006 mit nur mehr drei Legionären am Feld zu stehen. Nach dem Karriere Ende von Shawn Olson wäre Luke Atwood eine Möglichkeit als QB gewesen. Die Konstellation in der Offense: QB Luke Atwood, RB Clinton Graham, WR Charley Enos. Die Wikinger entschieden sich aber für eine andere Option, holten mit Toby Henry einen Spielmacher aus der zweiten deutschen Liga, stellten Atwood als Receiver auf und Enos ging damit leer aus. Ein Fehler, denn mit Henry gewannen die Vikings keinen Titel. Die Austrian Bowl ging verloren, Henry wurde durch Atwood ersetzt, der holte die Eurobowl ein drittes Mal nach Wien.
Rückkehr nach Europa
Charleys Destination 2007 ist der EFAF-Cup Vizechampion von 2006, der norwegische Meister Eidsvoll 1814’s. Die Skandinavier verloren das spannenden EFAF-Cup Finale in Graz Eggenberg mit 37:20, schalteten zuvor aber in beeindruckender Manier die Cineplexx Blue Devils mit 35:6 aus und fügten den Vorarlbergern damit auch die höchste Saisonniederlage zu. Eidsvoll spielt heuer in der Eurobowl und hier könnte es zu einem brisanten Duell kommen. In der ersten Gruppe spielen die Vikings gegen Moskau und Helsinki. Eine machbare Aufgabe für die Wiener. Eidsvoll hat ebenfalls eine leichte Gruppe (2) erwischt und trifft auf die Triangle Razorbacks (DEN) und Porvoo Butchers (FIN). Gewinnen die Vikings und Eidsvoll ihre Gruppe, so würde es am Wochenende 9./10. Juni zum Aufeinadertreffen dieser beiden Teams im Halbfinale kommen. Ein Matchup auf das sich sicher viele freuen würden – besonders Enos, der nur allzugerne seinem Ex-Team zeigen würde wozu er noch fähig ist, denn Enos sieht das Ende seiner Karriere nahen.
"Das Ende meiner Karriere als aktiver Footballer kommt in schnellen Schritten auf mich zu und es ist relativ einfach für mich abzuschätzen wann Schluss sein wird", sagt Enos und plaudert über seine Zeit in Österreich. "Ich erinnere mich gut an die ersten Monate in Wien, sie gehören zu den besten in meiner Karriere. Die zwei Jahre dann bei den Wikingern waren einfach wunderbar für mich. Ich genoß die vielen Erfolge und fühlte mich unheimlich wohl im Vikings-Programm. Dementsprechend groß war meine Enttäuschung als ich erfahren musste 2006 nicht wieder kommen zu dürfen. Das war schon ein Tiefschlag, aber ich verlor dabei nicht aus den Augen, dass ich eigentlich glücklich darüber sein sollte, zwei Saisonen ein Teil des Ganzen gewesen zu sein."
Eigentlich wollte Enos seine Karriere bereits beenden, wurde aber immer wieder motiviert weiter zu machen. Auch Football-Austria.com versuchte Enos vor einem Jahr zu helfen. "Während ich damals die meiste Zeit damit verbrachte mir "Nein" und "Leider" anzuhören, waren es Leute wie ihr, die ich dazu angestachelt haben es weiter zu versuchen. Nun darf ich mit Freude verkünden das es geklappt hat und ich einen Vertrag bei Norwegens Meister Eidsvoll 1814’s für die kommende Saison habe. Ich möchte mich für die Unterstützung während des letzten Jahres bedanken und meine Leute in Österreich grüßen."
So kann man nur hoffen, dass es zum Eurobowl-Halbfinale Vikings vs. Eidsvoll kommt – am besten auf der Hohen Warte. Wahrscheinlich würde zum ersten Mal in der Geschichte der Wikinger der Spieler eines gegnerischen Teams den größte Applaus beim Einlauf bekommen. Charley Enos jedenfalls hätte sich das verdient.
