Das Gespenst in Form einer Challenge Bowl im Ausland stand schon längere Zeit vor der Tür. Spätestens als AFBÖ Präsident Michael Eschlböck ein Heimmatch der Budapest Wolves besuchte und danach über die vorbildhafte Organisation, die vielen Zuschauer und den perfekt organisierten Gameday lobende Worte fand. Obwohl es noch keine offizielle Aussendung des AFBÖ dazu gibt, haben aber die den Zuschlag für die Austragung der Challenge Bowl 2005 (Finale der Division 2) erhalten. Gegner am 11. Juni am Tivoli wird eben das ungarische Team der Budapest Wolves sein.
Das Lob Eschlböcks waren durchaus ernst gemeint. In der Tat haben die Magyaren den Dreh heraussen, wenn es darum geht einen Gameday auf die Beine zu stellen, den man so in der Division 2 nicht kennt. Trotzdem wird die Austragung eines österreichischen Ligafinalspiels in Ungarn als "problematisch" angesehen. Bekanntlich ist Ungarn im Ausland und patriotische Bedenken gab es offen, wie auch hinter vorgehaltener Hand. Die Challenge Bowl muss österreichisch bleiben. Muss sie das?
Nun steht in der WSO nichts davon wo diese stattzufinden hat. Es könnte sich theoretisch auch Alma Ata oder Bischkek dafür bewerben.
Der wirklich sehr gute Grund für den Tivoli ist der Tivoli selbst. Eines der schönsten und modernsten Stadien als Austragungsort der Challenge Bowl ist natürlich ein sehr starkes Argument pro Innsbruck.
Dazu Daniel Dieplinger, Headcoach der Papa Joe’s Tyrolean Raiders: "Das Tivoli wäre als Austragungsort natürlich eine perfekte Kulisse. Daher haben wir uns auch beworben. Es wäre das erste Mal, dass unser zweites Team dort aufs Feld laufen könnte. Auch für die Budapester wäre es sicher eine tolle Erfahrung in so einem Stadion Football zu spielen."
In der Tat ist das baufällige Bozsik Stadion mit dem Juwel Tivoli nicht vergleichbar. Hier ein hypermodernes Areal mit allem Komfort und Schnickschnack, dort ein abrissreifer Stahlbeton Plattenbau aus der guten alten Sowjet Zeit mit Fußsspilzgarantie in den Spielergarderoben.

Also was wollen diese Budapester eigentlich?
Die Ungarn wollen Zuseher. Ihre Fans, die Fans des Gegners und am besten noch lokale (neutrale) dazu auf den Rängen sehen. Je mehr, desto gut. Sie haben bisher alle ihre Matches, mit Ausnahme in Klagenfurt, vor mehr als 500 Zuschauern bestritten. Den Rudersdorfer Fußballplatz, wo sie im Südburgenland auswärts gegen die Gladiators angetreten sind, haben sie fast alleine gefüllt. Bei den Heimpartien liegt die Untergrenze bei 2100 zahlenden Gästen. Das schlagende Argument für die Ungarn, denn in Innsbruck ist Football der dritten Liga kein wirkliches Thema mit Priorität. Das Halbfinale fand verlassen auf einem sonderbaren Militärspielplatz statt, wo bezeichnender Weise an einem Ende des löchrigen Rasens ein Glashaus stand. Würde ein anderes Team als die Raiders danach noch ein Finale ausrichten wollen, dann könnten sie sich die Bewerbung dafür beim AFBÖ auf Jahre hinaus sparen.
Natürlich weiß man beim Verband genau, dass das nicht die ganze Wahrheit ist. Die Raiders haben das Know-How und die nötige Power um eine Challenge Bowl vernünftig darzustellen. Worüber sie aber schlicht und ergreifend nicht in einer ungarischen Größenordnungen verfügen und auch nicht aus den Hut werden zaubern können sind Zuseher. Letzten Samstag fanden sich im Bozsik Stadion 42 mal so viele Menschen ein wie in der Fenner Kaserne. Es steht im Besucher Match Raiders II vs Wolves, Ende des vierten Viertels 50:2100 für die Wolves. Alle 2100 bekamen übrigens etwas zu Essen und zu Trinken.

Also was wollen diese Innsbrucker eigentlich?
Die Innsbrucker wollen nicht und können auch gar nicht wo anders dieses Spiel austragen. Am Tag der Challenge Bowl stehen auch Matches der Raiders Preps auf dem Programm. Spieler des zweiten Teams sind dort als Coaches im Einsatz, es mangelt außerdem an Funktionären und helfenden Händen, würde man sich an dem Tag auf fast 1000 Kilometer verteilen müssen. Alle anderen Termine sind zu. Die Raiders haben ein dicht gedrängtes Programm.
Attila Àrpa von den Budapest Wolves ergriff die Initiative. Alle Bedenken (auch patriotische) verstehend, schlug er vor die Challenge Bowl in Wien auszutragen, z.B. als Pre-Game zu einer möglichen Silver Bowl auf der Schmelz (wo man in dem Fall sicher mit 4- 5000 Zuschauer rechnen kann) und fügte hinzu die kompletten (!) Reisekosten der Raiders übernehmen zu wollen.
"Uns geht es nicht darum, dass wir zu Hause spielen müssen, sondern vor einer Kulisse tausender Fans. Wem auch immer dann das Eintrittsgeld gehört – darum geht es uns nicht! Es wäre schade die Chance die Challenge Bowl vor vollem Haus abzuhalten einfach achtlos wegzuwerfen. Die Wolves sind in der Lage Massen zu mobilisieren. Nicht nur in unser Heimstadion, sondern auch auf österreichischem Boden. Lasst uns das doch gemeinsam machen. Es wäre ein super Event für alle. Der Tivoli ist sicher super. Es würde dort leider nur ein Bruchteil der Zuschauer erscheinen. Eine Challenge Bowl als Pre-Game zur Silver Bowl mit Fans der Raiders, Wolves, Vikings und noch einem offenen Team – ja bitte!!? – Was wäre das für eine Kulisse? Division 1 und 2 Football vor 5000 Leuten! Ja Hallo? Wir wollen doch alle auch Spaß haben. Wir wissen in Ungarn noch wenig über Football, aber wie man Zuschauer in ein Stadion bringt – damit kennen wir uns sehr gut aus. Wir sind nur Gäste und so benehmen wir uns auch. Wir werden schlußendlich auch ohne Mucken nach Innsbruck reisen. Wenn der Verband aber ein mörderisches Event haben will, dann sollte er uns Wolves hier ein wenig berücksichtigen.", so Àrpa zu Football-Austria.com.
Alle Gespräche mit den Tirolern diesbezüglich haben am Ende aber leider zu keinem Ergebnis geführt. Das Finale wird definitiv am Tivoli stattfinden und Dieplinger verspricht einen Spitzenevent, der auch dementsprechend viele Zuseher anziehen wird. Àrpa versprach zu kommen und prophezeit keinen einzigen ungarischen Fan am Inn. Wir versprechen uns das anzuschauen und werden versuchen unter den vielen Innsbrucker Fans einen Ungar zu finden.
Im Übrigen sind wir der Meinung das beide Teams im kommenden Jahr in der Division I spielen sollten, völlig egal wer das Finale gewinnt. Die Raiders sind von ihrer personellen Substanz und professionellen Arbeit her viel zu stark für diese dritte Liga. Die Wolves sind grad mal 14 Monate alt, haben 70 (auch aktive) Spieler am Roster, gewinnen als Vereins Baby Matches in Serie und werden sich bis 2006 aller Voraussicht nach nicht grade verschlechtern. Bedenkt man, dass deren US Headcoach Lee Hlavka (Wisconsin und Packers Fan) eigentlich vom Baseball kommt und weitgehend allein agiert und regiert, liegt in Budapest ja noch ein enormes Potential am Coaching Sektor brach. Die Ungarn werden sich dieses, mit einer Aufstockung des Trainerstabs, nach der Saison zu Nutze machen. Wenn dann diese Armada an körperlich starken Spielern noch mehr und noch besser gecoacht ist, dann werden sie nicht nur über die Nachzügler – Gunners, Rams und Stallions – darüber fahren, sondern auch über die verbleibenden Teams mit Ausnahme der Raiders II. Also rauf mit euch beiden, denn von hinten kommen bereits die nächsten nach, die auch ihren Platz finden müssen.
Die Challenge Bowl wird sicher ein spannendes Match zweier völlig unterschiedlicher Teams. Massige und vor allem viele Magyaren treffen auf enorm gut gecoachte Tiroler Junioren. Sollte ein heißer Tanz am Tivoli werden. Zu hoffen ist nur, dass diesen dort auch jemand sehen will.

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