Mit beteiligt sind dabei zwei Teams aus der österreichischen Division I. Der "Clash of the Wolves" – Belgrad vs. Budapest – und Novi Sad vs. Ruthersdorf soll und wird am Balkan vermutlich wieder die Massen anziehen.

Sportart Nummer Drei
Laut einer brandneuen Analyse der serbischen Tageszeitung Politika ist American Football, hinter Fußball und Basketball, die bereits drittpopulärste Sportart in Serbien gemessen an Zuschauerzahlen. Da passt es den SELAF-Machern wohl ganz gut ins Konzept, dass die Euphorie rund um das Basketball-Nationalteam gestern einen veritablen Dämpfer versetzt bekam. Der mehrmalige Europameister muss bereits nach der EM-Vorrunde in Spanien die Heimreise antreten. Drei Spiele – drei Niederlagen, die letzte gegen Israel kommt einer Demütigung des Mitfavoriten gleich. Das wäre im Vergleich so, als würden im Bereich Ski-Alpin Portugal, Griechenland und die Färöer-Inseln uns um die Ohren fahren. Was ihnen laufend und nicht fahrend bekanntlich nur im Fußball gelingt.

Während ganz Basketball-Europa noch über die Serben lacht, freut sich die SELAF auf das kommenden Wochenende. Das Aufeinandertreffen zwischen Belgrad und Budapest wird zur Mutter aller Rangkämpfe unter Wölfen hochstilisiert, allzu gerne hätte man die 10.000-Zuschauer-Marke im Amateur-Football vor allen anderen Europäern erklommen, hätte man nur auch ein Stadion zur Verfügung, welches das auch zulässt. Bei der SELAF-Bowl vergangenen Herbst schloss man bei 5.500 Zuschauern die Tore und sorgte damit für eine missmutige Schar an Zaungästen. "Sorry, aber mehr dürfen wir nicht reinlassen", entschuldigten sich die Veranstalter bei den Fans.

Clash of the Wolves
Die Namensgleichheit der beiden Teams sorgt für zusätzliche Rivalität. Wer ist hier das Alphatier? Die Wolves aus Budapest, oder doch jene aus der serbischen Metropole?

Kein anderes Team in Europa hat in der jüngsten Geschichte des Sports in Europa eine rasantere Entwicklung genommen, als die vor drei Jahren gegründeten Budapest Wolves. Heute ist von der Mannschaft, die sich vor kurzem noch heiße Ohren gegen die Carinthian Cowboys (selig) und Raiders II (selig) geholt hat, nichts mehr zu erkennen. Ihr Auftreten alleine ist bereits beeindruckend. Eine rot-schwarze Armada, welche zuletzt nur noch von der eigenen Courage geschlagen wurde. Die Vikings II konnte man erstmals besiegen, auf dem Weg in das Finale der Division I wurde man dann aber überraschend von St. Pölten zurechtgestutzt. "Das war das letzte Mal. Diese Erfahrung haben wir nun gemacht", sagte damals ein frustrierter Präsident Attila Àrpa und nicht wenige glauben ihm das auch. Vikings Boss Karl Wurm sieht in den Ungarn eine Hoffnung für die Zukunft. "Wenn die Wolves in der Tonart und mit der Schlagzahl weiter machen wie bisher, dann sind sie demnächst schon ein echter Faktor in Europa."

Beeindruckend auch ihr erster Auftritt mit den Junioren. Seit zwei Jahren gibt es ein Nachwuchsprogramm bei den Wölfen, heuer nannte man über 70 Spieler in der Junioren-Klasse. Die Jugend scharrt schon in den Startlöchern. Die Vienna Knights waren mit dem Staunen noch nicht fertig, da waren die Wolves es bereits mit ihnen. Ein Team mit ganz klaren Zielen. Im übrigen nicht der einzige Verein in der Hauptstadt Ungarns, es gibt deren vier Klubs in Budapest. Neben den Wolves, sind das die Cowboys, Black Nights und Vipers. Der Vergleich mit Wien ist also durchaus angebracht. So ganz nebenbei haben die Wolves grad ein Damenteam aus dem Ärmel geschüttelt.

Mediale Teufel und sportliche Newbies
Was die Farkasok für Budapest, sind die Vukovi für Belgrad. Die Serben erfreuen sich über einen ähnlich regen Zulauf wie ihre ungarischen Namensvetter, haben ähnliche Stärken, wie auch Schwächen. Àrpa gilt als ‚daredevil‘ der ungarischen Medienlandschaft, die SELAF hat mehr als nur gute Verbindungen zu Zeitungen und elektronischen Medien. Daher erfreuen sich beide Mannschaften einer starken medialen Beobachtung. Die Mankos liegen im sportlichen Bereich. Der Auftritt des serbischen Nationalteams bei der C-EM in Österreich war zwar sympathisch, der Sieg über Norwegen auch ein erster Schritt, aber die vielen Verletzungen von Spielern deuteten daraufhin, dass diese noch extrem unerfahren sind. Daher baut man hüben wie drüben kontinuierlich den Trainerstab aus und blickt dabei auch über den Ozean.

SELAF
Belgrade Vukovi vs. Budapest Wolves
08. September 07 | 17:00
Belgrad, Ada Ciganlija

Football-Austria.com wird vor Ort vom Spiel auf der Belgrader Donauinsel Ada Ciganlija berichten.

Die Lazarett-Fürsten vs. die Papierkram-Muffeln
Das zweite Spiel findet eine Stunde davor in Novi Sad statt. Die Dukes sind zu Hause ungeschlagen, zeigten auf Margaret-Island gegen die Budapest Wolves dass sie Klasse haben, als sie eine Halbzeit lang den Wölfen das Heulen mehr als nur schwer machten. Oder sollte man besser sagen sie hatten Klasse? Die Liste der Ausfälle seit Saisonstart ist nämlich fast länger als jene des Kaders der Gladiators. Bei der C-EM erwischte es dann mit QB Čaba Juhas und seinem Nummer 1-Receiver Jovan Plećaš ihre zwei gefährlichsten Offensiv-Waffen. Hier spricht vieles für die Defense der Glads, wenn die Dukes einen völlig unerfahrenen Mann under center stellen werden.

Von Verletzungssorgen ist man in Ruthersdorf (das ist kein Tippfehler – die SELAF hat die Gemeinde kurzerhand umbenannt) weitgehend befreit. Runningback Gerd Ladinig fällt aus (Knie), was aber Winzersohn (Der Blaufränkische der Hailimans ist zu empfehlen) spielt bei den Junioren QB, in der Kampfmannschaft Wide Receiver. Generell schreitet das Basteln an Eigenbauspielern im Südburgenland voran, man will spätestens bis 2009 einen Generationswechsel herbeigeführt haben und die "älteren Herren" in die Organisation und den Coaching-Staff eingliedern.

Fauxpas der ersten Klasse
Was man beim Nachwuchs geschafft hat, nämlich ganz normal Spieler anzumelden, wurde bei der Kampfmannschaft zum Problem. Die Nachbarn aus Maria Lankowitz (Styrian Stallions), deren Absichtserklärung bei den Gladiators in der SELAF mitspielen zu wollen schon vor Monaten gekommen war, wurden ebenso nicht ordnungsgemäß angemeldet, wie die beiden Kärntner Stefan Wiltsche und Michael Adianow. Auch die Meldung des Vikings-Spielers Joe Widner wurde verabsäumt.

Warum? – darauf können sich die Burgenländer selbst so Recht keinen Reim machen. Man habe doch alles getan, was notwendig ist? Bei genauerer Betrachtung haben sie genau das aber nicht getan.

Allerdings kann man, bei eben dieser genaueren Betrachtung, dem AFBÖ zumindest eine leichten passiven Widerstand bescheinigen. Der Verband war offenbar eher nicht daran interessiert, dass diese Spieler "wechseln", hat das aktiv zwar nicht verhindert, aber doch ein, zwei Rauchbomben geworfen um die Sicht das An- bzw. Ummelde-Szenario zu verstellen. Was keine Ausrede sein kann – sie, die Gladiators, hätten es einfach packen können und auch müssen. Spieler anmelden ist kein Mysterium und auf Verdacht kann man einfach alle Unterlagen per Einschreiben nach Klosterneuburg schicken, damit am Ende nichts fehlt, worüber man anderswo grinsen könnte.

Die Gladiators sind seither einigermaßen verstimmt. Ihr Obmann Paul Edelsbrunner stellte fest, dass der Verband ihnen nicht – so wie es sein sollte bei einem zahlenden Mitglied – geholfen hat, sondern sie vom Amtsschimmel fallen ließ. Auch das werde man überleben, man wisse aber nun für die Zukunft wo man dort stehe und worauf man noch mehr aufpassen muss. Es sei, so Edelsbrunner, ein "sehr interessanter Lernprozess für den Verein" gewesen, mit dem man in der Phase der heimischen Meisterschaft gar nicht wirklich rechnen durfte.

Wettbewerbsverzerrungs-Theorien und die Realität
In dem Zusammenhag sprachen sich auch zwei Funktionäre des AFBÖ gegen eine solche Transaktion von Spielern aus, weil diese unter anderem auch eine Wettbewerbsverzerrung darstellen würden. Was sollen sich die anderen SELAF-Teams von uns denken, wenn die Österreicher so aufrüsten? Was die beiden dabei nicht wussten, dass genau das von den Serben so gewünscht war. Die sind nun ihrerseits ein wenig perplex über die Ereignisse in Österreich. Auf Anfrage von Football-Austria.com teilte man uns aus dem SELAF-Büro mit, dass die Teilnahme all dieser Spieler für die SELAF nicht nur kein Problem dargestellt hätte, sondern diese – ganz im Gegenteil – alle willkommen gewesen wären.

"Wir haben natürlich auch Regeln", sagt dazu der SELAF-Delegierte Gabriel Dielacher. "Als uns die Gladiators vor Monaten mitteilten, dass sie Spieler der Stallions nachnominieren wollen, haben wir ihnen gesagt was sie zu tun haben aus unserer Sicht, damit das auch klappt. Unser Bestreben ist es möglichst starke Mannschaften in der SELAF zu haben und wenn sich diese Transfers innerhalb unserer Vorgaben abspielen, dann ist uns das Recht. Es muss sich wirklich niemand außerhalb darüber Gedanken oder gar Sorgen machen. Wir hätten natürlich auch gerne einen Mann wie Joe Widner spielen gesehen. Der ist ja eine Bereicherung. Es ist schade für die Gladiators und für die SELAF, dass das nun nicht zustande kommt. Ich möchte nur nicht, dass das nun so dargestellt wird, als hätten wir das nicht gewollt. Das war nicht der Fall. Wir haben dazu klar unser Einverständnis gegeben, wenn es im Rahmen unseres Regulativs passiert. Auch das wäre der Fall gewesen."

Drei Spiele – drei Siege?
Wie dem auch sei werden in Novi Sad die Gladiators "light" oder "regular" auflaufen und nicht die geplante dickere Version. Chancen können sich die Burgenländer auf Grund er Verletzungs-Misere beim Gegner trotzdem ausrechnen. Quarterback Bernhard Kamber möchte die Playoff-Teilnahme frühzeitig fixieren. "Wir haben noch drei Spiele im Grunddurchgang und wir streben drei Siege an", sagt der Spielmacher. "Wir müssen die ganze verpatzte Ummeldungs-Geschichte jetzt zu den Akten legen. So etwas Lächerliches passiert uns eh nur ein Mal – es hat alles auch etwas Positives: Wir lernen grad daraus. Wir sind fit und haben auch ohne Verstärkung ein gutes Team beisammen. Novi Sad ist sicher der stärkste Gegner. Sollte uns gegen die Dukes ein Sieg gelingen, dann ist das schon die halbe Miete. Ich schätze, dass wir gegen Kragujevac gewinnen können, bin danach sehr gespannt ob es diesen Eiertanz auch bei den Silverhawks gibt. Da sollen ja die verblieben Black Lions am Roster stehen. Ich vermute, dass das dann keine Wettbewerbsverzerrung mehr ist, denn die sind ja immerhin nicht so stark als die Spieler die Stallions." Wir werden es erleben.

SELAF
Novi Sad Dukes vs. ASVÖ Gladiators
08. September 07 | 16:00
Novi Sad, FK Kabel Stadium

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