Amstetten, der Football, die Stimmverteilung, der ÖFB, der Nachwuchs und das Budget.
Soeben zurück aus dem Urlaub, wollten wir von Roland Reitbauer, Präsident des Division 2-Teams Amstetten Schnitzl’Land Thunder wissen, wie der Verein die neue Division II sieht, die er selbst mit seinem Stimmen bei der Ligasitzung ins Leben gerufen haben.

"Wir haben für den Abstieg der Gladiators gestimmt", sagt Reitbauer. "Aus einem Grund: uns ist es genau so ergangen vor ein paar Jahren und ich denke es sollte für andere auch gelten was für uns galt. Wir haben diese Entscheidung vorher abgesprochen, ich war ja selbst nicht bei der Sitzung dabei und alle möglichen Konsequenzen dabei in Betracht gezogen. Am Ende ist das passiert, womit wir gerechnet haben."

FA: Wie sieht man diese Liga jetzt in Amstetten?
RR: Generell gefallen mir die vier Ligen so wie sie jetzt sind nicht. Weniger wegen der zwei neuen Teams, sondern weil wir in der Division II nur zu viert sind. Ich frage mich da schon, warum die AFL Teams in Graz und Innsbruck ihre Zweier-Teams nicht raufschicken – in die dritte Klasse zumindest? Dann wäre auch die Division II eine Klasse mit sechs Teilnehmern, was meiner Meinung nach westlich besser wäre. Wir müssen das ganze ja auch unseren Sponsoren verkaufen. Jetzt sind wir quasi "aufgestiegen", aber immer noch in der gleichen Liga, haben aber unter Umständen weniger Spiele und stärkere Gegner. Wie erkläre ich das? Generell ist alles, was einen Erklärungsbedarf gegenüber Dritten hat, mühsam. Daher glaube und hoffe ich, dass man mit der Einteilung in vier Klassen langfristig an sich am richtigen Weg ist. Klare Abstiegs- und Aufsteigszenarien schaffen Sicherheit und damit kann jeder Fan, Spieler, Sponsor und Journalist etwas anfangen. Es wurde jedenfalls allerhöchste Zeit, dass sich das Wünschen aufhört. Also generell Vier Klassen: Ja – vier Mannschaften in einer Klasse: Problematisch.

FA: Ein Wort zu den Titans?
RR: Sie haben wie lange kein Spiel gewonnen? Drei Jahre? Vier Jahre?
FA: Im April werden es fünf Jahre.
RR: Okay, viereinhalb Jahre in einer Liga und kein Spiel wurde gewonnen. Ich halte das daher durchaus für gerechtfertigt, dass der AFBÖ hier bei der Einteilung sie abgestuft hat. Dass ihnen das selber nicht gefällt ist eine andere Sache, aber ich denke es macht schon Sinn.

FA: Man hat damit zwei starke Konkurrenten – ein Titelgewinn rückt damit in weite Ferne…
Für uns sind die Titans und vor allem auch die Gladiators ganz starke Gegner, nur was wollen wir als Verein? Wir haben voriges Jahr damit begonnen uns intensiv um den Nachwuchs zu kümmern. Von einer Teilnahme an Nachwuchsmeisterschaften will ich noch nicht reden. Ich kenne das ja. Im Winter hast du 20 Leute beim Training, dann beginnt die Schule, die Lehre, das Studium. Freundin, Moped, Disco kommen dazu – dann sind es zu Meisterschaftsbeginn noch 15. Wenn du Glück hast. Ich kann das was den Gladiators passiert ist zur Gänze nachvollziehen. Es geht uns nicht anders. Sie haben davon gesprochen, dass sie in zwei Klassen antreten wollen, haben dann eine zur Hälfte gepackt. Ganz bestimmt haben sie alles versucht und auch daran geglaubt – dann kam es aber anders. Ich finde man sollte hier langsam den Unterschied zwischen Ballungszentrum und Provinz auch erkennen und danach handeln. Da gab es ja bei der Sitzung einen interessanten Beitrag dazu. Sollte die Nachwuchsarbeit in der Division II auch verpflichtend sein in Zukunft, was man ja vorhat, dann wird das für einige ein Problem werden.

Warum wollen wir also gegen diese starken Gegner spielen? Wollen wir das überhaupt? Ich sagte ja bereits, wir haben deshalb gegen den Antrag der Gladiators gestimmt, weil es uns nicht anders ergangen ist. Auch wir wurden geprügelt dafür, dass wir keine Nachwuchsarbeit machten. Sie können jetzt böse auf uns sein, was sie hoffentlich nicht sind. Wir haben damit auch die Chance mit einem relativ neuen Team gegen starke Gegner zu spielen. Wir erwarten uns daher von der Meisterschaft im kommenden Jahr, dass wir gute Erfahrungen sammeln – mit den Stallions haben wir eine Mannschaft die sicher in unserem Bereich liegt. Übrigens sagten ja auch die, dass es mit dem Nachwuchs bei ihnen eher mau ausssieht. Also wir sind nicht alleine. Salzburg hat massives Problem, Kärnten, ja selbst die Graz Giants kommen in dem Bereich ins Schleudern.

FA: Thema Stimmverteilung – da gab es zuletzt einige Unzufriedenheit.
RR: Ich hab wegen der Stimmverteilung, wie wir sie damals in Hohenems beschlossen haben, heute oftmals starkes Bauchweh. Ich überlege mir auch schon längere Zeit, ob ich einen Antrag bei der Generalversammlung auf Änderung der Verhältnisse stellen soll. Das wir hier mit Stimmen zum Beispiel auch für Cheerleader-Squads über Ligaeinteilung abstimmen, kann nicht Sinn der Sache sein. Wir müssen uns selbst bei der Nase nehmen, weil auch wir waren dafür. Es hat sich für mich aber gezeigt, dass das nicht sinnvoll ist, so wie es angewandt wird. Viele andere Vereine sehen das auch so.

FA: Christoph Piringer war damals als Einziger dagegen.
RR: Stimmt. Er hatte Recht. Es hat sich einiges verändert seither.

FA: Gegenvorschlag?
RR: Ganz simpel, wie es auch in allen anderen Sportverbänden Usus ist: Es wird nur Ligaintern abgestimmt was die Liga betrifft und jeder Verein hat dabei eine Stimme. Der niederösterreichische Landespräsident des ÖFB (Anm.: Reitbauers Vater), amüsiert und wundert sich stets über unsere Stimmaufteilung und den Extra-Stimmen für Cheerleader, Flag-Mannschaft, Nachwuchsteams. Das gibt es im ÖFB nicht. Bei der Generalversammlung des ÖFB hat Scheibbs gleich viele Stimmen wie Red Bull Salzburg, nämlich eine. Das ganze System ist ja auch zu knacken. Ein Flag-Team alleine mit dem Hintergrund zu gründen eine weitere Stimme bei der Generalversammlung zu haben ist an sich kein Kunststück. Ich unterstelle niemanden das getan zu haben, aber man könnte es tun.

FA: Warum machen das die Thunder dann nicht?
RR: Ganz einfach: weil offenbar bei uns kein Bedarf besteht für ein Flag-Team, sonst würde es ja eines geben. Wir könnten eines gründen, bei den Meisterschaften antreten und hätten eine Stimme bei der GV damit mehr. War es das, was man damit gewollt hat? Ich behaupte mal nein. Sollten andere Vereine meiner Auffassung folgen, dann bin ich gerne bereit einen Antrag zu formulieren.

FA: Da gibt es aber ein kleines Problem dabei. Diejenigen, die von diesem Stimmrecht profitieren, können es mit ihren Stimmen ablehnen.
RR: Scharf kombiniert, das könnten sie. Ich denke aber, wenn wirklich viele Vereine das wollen, sich die AFL-Teams nicht dagegenstemmen werden. Das wäre eine neue Erfahrung für mich. Will das nur ich und ein, zwei andere, na dann sind alle, oder zumindest eine breite Mehrheit ja zufrieden mit dem Ist-Zustand. Ich bin es offen gesagt nicht. Fühle mich dabei auch nicht ganz einsam.

FA: Nochmal zurück zu den Thunder – welche Probleme und Sorgen hat der Verein und welche Zukunftsaussichten?
Das Problem, was die meisten haben ist das Budget – sprich die enorm hohen Kosten diesen Sport zu betreiben. Es ist ja nicht Tischtennis. Der finanzielle Aufwand steigt von Jahr zu Jahr und damit kämpft man halt. Sorge bereitet mir die Vierer-Division 2 und wie ich sie "verkaufen" werde. Die Zukunft ist soweit gesichert. Ich denke, dass wir sportlich dort sind wo wir hingehören. Finanziell stehen wir auf gesunden Beinen, wobei wir natürlich ein weit höheres Budget brauchen könnten. Wir richten uns nach unseren Mitteln. Ein Vorschlag von meiner Seite wäre noch, dass der Verband den Überschuss der Schiedsrichterkosten nicht an die Vereine zurückzahlt, sondern das Geld behält und veranlagt. Am Ende des Jahres bekommen wir zum Beispiel 400 Euro retour. Das ist ein wenig mehr als ein Prozent unseres Budgets. Das ist zwar nett, aber mach das Kraut nicht fett. Behält der Verband dieses Geld von allen Vereinen jedes Jahr ein und veranlagt es auf ein paar Jahre, kommt dabei ein schöner Betrag heraus. Damit könnte man dann mehr anfangen. Was genau, das kann man sich ja vorher überlegen.

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