Als Männer noch Kampfmaschinen waren

Fast am Tag genau heute vor 33 Jahren, am 25. Juni 1978, stand das zweiten freundschaftliche Footballspiel in Österreich an. Der First Austrian American Football Club (FAAFC) vs. Vienna Fightmachines (!).

Da es beim ersten Spiel „einige technische Schwierigkeiten“ gab, die zu „unnötigen Härteeinlagen“ führten, hat der Geschäftsführer und Trainer der Wiener Kampfmaschinen, Wolfgang Wenisch, zum Retourspiel einen (beidseitig kopierten – damals: High Tech!) Schiedsrichter-Behelf entworfen. Das Spiel während der Sommerferien soll, wie es darin heißt, „die guten Beziehungen zwischen den Vereinen aufrecht erhalten“, auch wenn „die wenige Routiniers bei beiden Mannschaften, auch nicht immer in der Lage waren ihre Spieler in Zaum zu halten.“

Könnte man zurück in die Zeit reisen, mancher wäre wohl bereit für ein Ticket zu diesem Spiel mehr als für eine Super Bowl zu zahlen.

Auf der Rückseite dann ein sehr kurze Regeleinführung. Ob die unnötige Härteeinlagen verhindert hat?

Die Graz Giants trieben die Information auf die Spitze. Die hatten zwar fünf Jahre später noch keinen Kopierer der beidseitig kopieren konnte, aber einen Gameday-Flyer, um zu zeigen, dass „hinter dem für Sie vielleicht planlosen Gerangel, in Wirklichkeit ein ausgetüpftelter (!) Plan steht“:


Weyne wollte mitspielen

Noch vor dem ersten Spiel der Salzburg Lions verliebte sich die Kronen Zeitung in sie und den Sport. Den verstand der Redakteur (ein gewisser Klaus Herrmann) damals zwar überhaupt nicht, fand ihn aber ungeheuer anziehend, da es danach noch dutzende Berichte über den Bulls-Vorläuferverein im Kleinformat gab. Am 12. April 1981 startet das erste Shuttle in den Orbit, am 9. Juli 1983 schickte die Krone das auf das Wesentliche reduzierte „Huttle“ nach.

Herrmanns Beschreibung seiner Beobachtung des Sports: „Sie raufen mit vollem Körpereinsatz wie die Wilden um ein Lederei. Verletzen sich zum Teil erheblich“.
Nach einer Promotion Tour der Vienna Ramblocks fanden sich zum ersten Training 40 Salzburger ein. Nach diesem waren es immerhin noch 18. Auf Grund der hohen Ausfallquote, war der Weg klar: Man braucht professionelle Hilfe. Und hier stockt einem dann beim Lesen der Atem.
„… Mit dabei in der Salzburger Mannschaft – keine Frage bei einem ordentlichen Footballteam – auch ein Schwarzer. „Weyne“ wird der schokofarbene Riegel aus Barbabods von seinen Spielerkollegen gerufen … Vereinsmitglieder fragten einfach den erstbesten N**** in Salzburg auf der Straße: „Willst du mitspielen?“ Er wollte nicht, empfahl aber seinen Freund Weyne…“

So wurde Weyne zum Footballspieler bei den Lions. Wer jetzt glaubt, der Verfasser wäre ein übler Rassist gewesen (was ich nicht beurteilen kann), der irrt zumindest auf Basis der Bezeichnung. Zu jener Zeit war das Wort noch unverdächtig. Erst später, als der negative historische Konnex und die daraus mögliche Herabwürdigung der angesprochenen Person auch in Europa ruchbar wurde, landete es im Mistkübel der Benennungen.

Der Artikel ist leider schon sehr in Mitleidenschaft gezogen:

1983 reiste Österreich auch erstmals zu einer EM. In Italien gab es aber nur den letzten Platz für Team Austria. Hier der 28 Jahre alte Roster:

1993, die Zeit verging wie im Flug, gab es für ein einziges Freundschaftsspiel eigene Zusatzregeln. Eine „Erwiterung“ der NCAA Regeln, wie am Flyer zu lesen war. Das „illegale Herumstehen“ und „inkompetente Spieler“ wurden bei der Zebra Bowl mit Ausschlüssen bestraft, wobei das Team selbst aber keine Raumstrafe bekam. Die „Regel 9“ kam danach nie wieder zum Einsatz. Sehr schade eigentlich.


Wir sind EM! Also manche halt…

Zwei Jahre später (1995) fand in Österreich eine EM statt. Dass hier nicht alles nach Wunsch verlief, bezeugte schon das Vorwort im EM-Heft vom damaligen AFBÖ-Präsidenten Werner Raabe, der gleich auf Seite 1 austeilte:

„Leider haben nicht alle in der österreichischen Footballszene die Riesenschance, die sich durch diesen internationalen Bewerb anbot, genützt, da sie es nicht schafften ihre Vereinsbrille abzulegen und sowohl weitsichtiger als auch wie auch zukunftsorientierter zu denken und zu agieren.“

Damit meinte Raabe die Weigerung mancher Klubs bei der Organisation mitzutun. Ganz allgemein war im AFBÖ der Wurm drin. Also nicht Karl Wurm, der kam erst später, sondern der Wurm in Form von Ligaeinteilung, Niveaugefälle, zu kleinen Kadern, draus resultierenden Spielabsagen und zu geringer finanzieller Mittel; Streitereien zwischen den Vereinen und mit dem AFBÖ Vorstand ganz allgemein. Fällt Ihnen etwas auf? So viel hat sich dann doch auch wieder nicht geändert…

Unglaubliche Parallelen findet man auch in der allgemeinen News Sektion. Ein paar frisch getippte Schlagzeilen von 2011 zum Vergleich:
  • Raiffeisen Vikings verlieren gegen späteren Euro Bowl Sieger Swarco Raiders
  • Danube Dragons erreichen ihre sportlichen Ziele nicht
  • Zagreb Patriots und Budapest Hurricanes als starke kroatische und ungarisches Teams in der dritten Liga
  • Blue Devils gegen starke Teams aus der Schweiz

Zur WM heuer gibt es ein hochglänzendes Magazin in vier Farben und mit vielen tollen Fotos. Farbe gab es 1995 schon ein wenig, gute Fotos nicht so wirklich.

Dafür aber viel Content (Text), der richtig interessant war. Aufbereitet hat das Dr. Richard Plenk, der kurz danach leider noch sehr jung verstarb. Hier sein Interview mit dem damaligen AFBÖ-Boss Raabe:

Zur Verfügung gestellt hat uns das Material übrigens Christian Fuczik, damals (1995) Coach im Nationalteam, welches am Ende Platz 3 belegte. Interessant ganz sicher noch der Roster von vor 16 Jahren. Da stehen einige Spieler oben, die noch am 75-Mann-Roster von 2011 waren und einer der bei der EM 1995 dabei war, der wird auch bei der WM 2011 eine Rolle spielen: Peter Kramberger.

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