Man könnte ihn fast schon als ‚running gag‘ bezeichnen, wäre er nicht so ernst: der alljährliche Antrag der Turek Graz Giants bei der Generalversammlung des AFBÖ zur – aus ihrer Sicht – Verhinderung von Schwarzarbeit im österreichischen Football.

Die Grazer wollen eine Änderung bzw. Erweiterung des Paragraphen 4 der Wettspielordnung (Antrag auf Ausstellung einer Spielerlizenz). Konkret fordern sie einen zusätzlichen Punkt, der die Vereine dazu anhält, einen Nachweis über die ordnungsgemäße Anmeldung zur Sozialversicherung und der Erlangung eines Aufenthaltstitels und einer Arbeitsbewilligung für Klasse-A Spieler zu erbringen, sollte es sich im zweiten Fall bei diesen nicht um EU-Bürger handeln. Auf gut Deutsch: Alle Vereine sollen die Anmeldungsunterlagen ihrer (US-)Legionäre vorab auf den Tisch legen, um überhaupt eine Spielerlizenz für diese beantragen zu können.

Dazu Giants Vorstand Dr. Armin Karisch: ‚Wir wollen niemanden beschuldigen, sondern eine mögliche Wettbewerbsverzerrung verhindern, indem diese Anmeldungen vom AFBÖ überprüft werden. Würde ein Verein seine Spieler nicht ordnungsgemäß anmelden, könnte er sich im Vergleich viel Geld ersparen.‘

Schlüsselkräfte
Das Ausländerbeschäftigungsgesetz sieht z.B. für US-Bürger genau diese Anmeldungen auch als Voraussetzung an – Stichwort: Schlüsselkraft. Der Mindestlohn für eine Schlüsselkraft liegt bei 2412 Euro brutto zuzügliche Sonderzahlungen. Eine kurze Hochrechnung: Hat ein Verein vier US-Amerikaner (Trainer oder Spieler) von Februar bis Juni unter Vertrag, muss er mit Ausgaben in einer Höhe von mindestens 48.240 Euro rechnen, zuzüglich eines aliquoten 13. und 14. Monatsgehalts (auf die ebenfalls ein Anspruch besteht) von in Summe (bei vier Angestellten und fünf Monaten) rund 20.000 Euro. Innerhalb dieser Regelung gibt es dann ein kleinen legalen Spielraum in Form von Gegenverrechnungen für Sachgüter. Wohnungsmieten, Mobiltelefonie, Automobile etc. können u.a. hier mit rein fließen, bzw. muss die Schlüsselkraft selbst bezahlen.

In letzter Zeit hörte man von alternativen Modellen, die eine Schlüsselkraft ‚überflüssig‘ machen würden, wie Anmeldungen über Leiharbeitsfirmen in den USA und ähnliches.

Karisch, im Zivilberuf Rechtsanwalt, meint dazu: ‚Mein heutiger Wissensstand ist, dass es kein anderes legales Modell als jenes der Schlüsselkraft in Österreich dafür gibt. Sollte jemand etwas gefunden haben, was rechtlich einwandfrei ist, dann möge derjenige sich bei uns bitte melden.‘

Ablehnung seitens der Generalversammlung
So regelmäßig der Antrag von Graz auch gestellt wird – ebenso regelmäßig wird er mehrheitlich von der Generalversammlung auch abgelehnt.

Vertrauen ist gut…
Nach Aussage von AFBÖ Präsidenten Michael Eschlböck sei eine Überprüfung dieser Unterlagen für den Verband ein sehr schwieriges Unterfangen, wie der Fall Blue Devils gezeigt habe. Im individuellen Fall der Hohenemser hat sich der Verband nämlich sehr wohl dazu berufen gefühlt, zumindest einem Teil des jährlichen Antrags der Grazer nachzugehen, nämlich der Feststellung einer Klassenzugehörigkeit (A oder Ö) einiger Spieler auf Basis von Arbeitsverträgen und Anmeldungen zur Sozialversicherung. Er (Eschlböck) sei sich außerdem sicher, dass die Vereine sauber arbeiten würden.

…Kontrolle ist besser
Die Giants haben nicht ganz so viel blindes Vertrauen wie der Verbandspräsident. Karisch verweist in dem Zusammenhang auch auf eine andere Sportart, bei der US-Amerikaner einer Beschäftigung hierzulande nachgehen. ‚Im österreichischen Basketball sind diese Überprüfungen gang und gäbe. Es ist mir schleierhaft, wieso das beim Football ein derartiges Problem darstellt.‘

Andreas Szmolyán, Ligasekretär der ABL (Austrian Basketball League), bestätigt diese Vorgehensweise des Österreichischen Basketball Verbandes anhand des Beispiels von US-Spielern. Diese müssen dem Verband eine Anmeldung zur Sozialversicherung und die Erlangungen eines Aufenthaltstitels wie einer Arbeitsbewilligung vorlegen. Tun sie das nicht, dann gibt es für sie keine Spielerlizenz.

Der Basketballverband hat sich aus zwei Gründen als Prüfinstanz eingeschaltet, die Wasser auf Karisch’s Mühlen sind: ‚Zum einen sind wir gebrannte Kinder. Es gab in Vergangenheit bei Vereinen öfters Probleme damit, die seither vom Tisch sind. Zum anderen verhindern wir damit eine Wettbewerbsverzerrung. Alle Vereine müssen ihre Legionäre ordnungsgemäß anmelden, sonst lassen wir sie nicht spielen.‘, so Szmolyán.

Anzumerken ist hier, dass die ÖBL den Vereinen eine Übergangsfrist einräumt. Es können dadurch kurzfristig Spieler nach Österreich geholt und nach gemeldet werden. Trotzdem bleibt die Verpflichtung der Vorlage der Anmeldungen nachwirkend bestehen. Ein Versäumnis der Frist, zieht Sanktionen nach sich.

Warum schafft der österreichische Basektballverband also etwas, was dem Footballbund gar so schwer fällt?   

Die Antworten bzw. Gegenfragen lauten: Zu viel administrative Arbeit. Wer soll das überprüfen? Wer hat dafür die Zeit?

Außerdem sieht sich der AFBÖ nicht in der Verantwortung für ordnungsgemäße Anmeldungen von Spielern ihrer Mitgliedsvereine. Das tat im Übrigen auch der Basektballverband nicht, bis einige ihrer Vereine damit in veritable, bishin exitenzbedrohende Probleme gerieten. Aus Schaden wurde man hier also klug.

Wie immer es man sehen will, sind durch das nun schon beharrliche (weil alljährliche) Nein seitens der Generalversammlung (das sind alle stimmberechtigten Mitglieder des AFBÖ) zu einer solchen Offenlegung, Spekulationen über Schwarzarbeit weiterhin Tor und Tür geöffnet, denn die Argumente weiter oben (zu viel Arbeit bzw. nicht zuständig) erschlagen ja Andersdenkende nicht gerade mit ihrer Kraft.

2007 fand bei den Giants übrigens eine Überprüfung seitens der Grazer Sozialversicherung statt. Das sei aber nicht Auslöser für die Anträge der Giants gewesen, erklärt Karisch abschließend. Die Grazer hatten alle ihre Spieler angemeldet und versichert, es ergaben sich trotzdem geringfügige Abrechnungsdifferenzen, welche die Giants natürlich begleichen mussten. Seither ist man an der Mur – Anmeldungen betreffend – noch genauer geworden und wünscht sich Transparenz bei allen Vereinen, die Ausländer beschäftigen. Es bleibt allerdings vorerst beim Wünschen.

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