Die 34. German Bowl stellte mit 109 Punkte einen neun Rekord auf. In einem Spiel in der beide Defenses bis auf Big Plays enorme Probleme mit ihren Gegnern hatten, siegten am Ende, wie schon 2011, die Schwäbisch Hall Unicorns über die Kiel Baltic Hurricanes. Dieses Mal mit dem Rekordergebnis von 56:53.
Das erste Ausrufezeichen setzte die Unicorns Defense, mit einem Turnover. CB Max Ilgner konnte gleich im ersten Drive der Canes einen Fumble für die Unicorns erobern. Kurz danach besuchte Quarterback Jake Spitzelberger die gegnerische Endzone. 7:0 – ein perfekter Auftakt für den amtierenden Meister, der auch den nächste Angriff der Hurricanes stoppen und mit einem Fieldgoal aus 47 Yards von Thomas Rauch die Führung auf 10:0 ausbauen konnte.

Die Antwort der Kieler folgte dann aber postwendend mit einem Touchdown-Lauf des US-Amerikaners Trevar Deed über 80 Yards zum 10:7.

Es folgte das zweite Turnover – dieses Mal für die Kieler. Christopher Rieck schnappte sich einen abgefälschten Pass von Spitzelberger zur Interception. Punkte gab es in Folge aber für die Canes keine, denn Julian Dohrendorf setzte einen Fieldgoalversuch aus 30 Yards neben die Uprights.

Junges Eigengewächs mit Germanbowl-Touchdown
Nach dem ersten Seitenwechsel traf Spitzelberger Aurieus Adegbesan aus 22 Yards zum 17:7. Der 2.03 Meter große Adegbesan kamm frisch aus der Jugend der TSGler.

Die Defense der beiden Kontrahenten jedenfalls war entweder mit Big Plays zugegen, oder überhaupt nicht anwesend. Nach ein wenig als einem Viertel standen in Summe bereits 300 offensive Yards in den Stats.

Und genau so ging es auch weiter. Der nächste Spielzug: Ein 63 Yards Touchdown-Pass von Jeff Welsh auf Julian Dohrendorf zum 17:14 in eine Blown Coverage aus dem Lehrbuch – Kapitel „Wie man sich im Defensive Backfield nie verhalten darf“.

Die Unicorns Offense produzierte ein schnelles 3 & Out, Kiel setzte zu einem langen Drive an, der schlussendlich mit einem 25 Yards-Fieldgoal von Dohrendorf zum 17:17 Ausgleich fünfeinhalb Minuten vor der Pause führte.

Ausgelassene Chancen – erste Führung für Kiel
Die Kieler konnten es ihrer Redzone Defense verdanken, dass es kurz danach nur drei weitere Punkte für die Unicorns gab. Nach einem Spizelberger-Pass zu Adegbesan standen die Haller an der Kieler 3, mussten aber nach drei weiteren Versuchen das Fieldgoal-Team aufs Feld schicken. Thomas Rauch brachte die erneute Führung für die TSG-Footballer, die sich umgehend wieder verflüchtigte. Trevar Deed lief aus 21 Yards Entfernung zum 24:20 und damit gleichzeitig zur ersten Führung für die Kieler.

Das sollte es aber noch immer nicht gewesen sein in Hälfte eines. Spitzelberger führte sein Team im letzten Drive des zweiten Quarters übers Feld und schloss bei auslaufender Uhr mit einem Pass in die Endzone auf Fritz Waldvogel zum 27:24 ab. Sagenhafte 624 Offense Yards erzielten die beiden Teams in den ersten beiden Vierteln des Finales.
Knalleffekt zu Wiederbeginn
So schwach die Defenses der beiden in manchen Situationen war, das Big Play Potential blieb erhalten. Gleich nach Wiederbeginn holten sich die Kieler mit ihrer D die Führung zurück. Ein Pick Six von Lansana Mundah Teuber an Spitzelberger war es, der zum 31:27 aus Kieler Sicht führte.

Die Offense der Haller zeigte sich davon vorerst weitgehend unbeeindruckt. Spitzelberger brachte die Seinen sofort wieder an die Kieler 3, dieses Mal mit einem 38 Yards-Pass auf Waldvogel. Dort biss man sich jedoch erneut an der Redzone-Defense der Canes fest. Schwäbisch Hall entschied sich die sicheren drei Punkte durch ein kurzes Fieldgoal von Rauch zum 31:30 zu nehmen.

Kurz danach verletzte sich Kiels Runningback Trevar Deed, der US-Runningback fiel mit einem Armbruch aus, doch Kiel konnte seine Führung über Ersatzmann Julian Ampaw trotzdem zum 38:30 ausbauen.

Kieler Big D
Das nächste Big Play der Canes Verteidigung brachte mittelbar zum ersten Mal einen 2-Possessions Vorsprung. Ein Forced Fumble von Jacob Wyatt an Fritz Waldvogel, Michael Tauiliili holte sich das Ei und im darauffolgenden Play fand Jeff Welsh Aaron Love in der Endzone der Unicorns zum 45:30. Dabei beging Canes O-Liner Oliver Beeck ein Personal Foul, der zum Ausschluss führte.

Schwäbisch Hall war gefragt und antworte auch mit einem 46 Yards Pass von Spitzelberger auf Felix Brenner. Die anschließende 2-Point Conversion, ein Catch von Marcel Pollety brachte den Südmeister vor dem letzten Seitenwechsel noch auf 45:38 heran.

Entscheidung im letzten Quarter
Die Haller Defense strauchelte weiter und Kiel stellte den alten Abstand von zwei Scores wieder her. Welsh über 28 Yards auf Dohrendorf und nach einem schlechten Snap lief Benjamin Mau noch zu einer nicht geplanten Conversion  – 53:38, die Haller standen mit dem Rücken zur Wand.

Von der Weg traf Spitzelbeger Waldvogel zum nächsten Touchdown und zum Punkterekord in einer German Bowl. Das die gute Nachricht, die schlechte war, dass sich Waldvogel beim Touchdown verletzte – 53:45 stand es nach dem Extrapunkt und die Haller Defense stoppte den nächster Drive von Kiel und dann kam Spitzelberger. Der Haller QB ging selbst zum 53:51 und bediente Adegbesan mit einem Pass zu Ausgleich zweieinhalb Minuten vor Ende der regulären Spielzeit.

Die Haller Defense hielt auch den nächsten Drive der Hurricanes auf, die dann auch noch mit einem weiteren Personal Foul den Unicorns in die Hände spielten. Thomas Rauch trat dann aus 47 Yards zum Fieldgoal an – 56:53.
Der letzte Versuch der Kieler noch einmal zumindest in Fieldgoal-Range zu kommen, endete mit einem Forced Fumble von Thomas Rauch an Hurricanes QB Jeff Welsh. Das Ei eroberte Simon Brenner für die Unicorns, die damit zum zweiten Mal in Folge sich die deutsche Meisterschaft sicherten.
Stimmen nach dem Spiel
Patrick Esume
(Kiel Baltic Hurricanes): „Schwäbisch Hall ist verdient Meister geworden. Sie haben die Big Plays in Punkte umwandeln können. Natürlich ärgert es mich, dass wir nach einen 15-Punkte-Vorsprung verloren haben. Vor ein paar Minuten hat die neue Saison begonnen und ich bin mir sicher, dass wir im Finale 2013 Hall wieder sehen werden.“
Siegfried Gehrke (Schwäbisch Hall Unicorns): „Der Ablauf des Spiels ist nicht unbedingt anders, als erwartet verlaufen. Wir mussten etwas riskieren. Ich kann den Hurricanes nur meinen Respekt aussprechen. Wir lagen auch 10 Punkte zurück und es war eine ganz hervorragende Arbeit der Kieler, wie sie sich wieder nach vorne gekämpft haben.“
Auf die Frage, ob die Titelverteidigung schwerer war, als der erste Meistertitel: „Auf jeden Fall war die erste Meisterschaft einfacher. Wir konnten noch unbedarfter in das Endspiel gehen. Die Zuschauer haben uns emotional sehr geholfen, auch wenn es in der Teamzone lauter als normal war und das Zurückkämpfen im dritten Viertel ganz besonders schwer war.“

German Bowl XXXIV
Kiel Baltic Hurricanes vs. Schwäbisch Hall Unicorns 53:56

(7:10/17:17/21:11/8:18)
13. Oktober 2012 18:00 Uhr, Friedrich-Ludwig-Jahnpark Berlin
Zuschauer: 8.000

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