Enttäuscht hat sich die Sport Austria über den auf unbestimmte Zeit verlängerten Lockdown für Amateursport geäußert. Hans Niessl, der Präsident der Vertretung des organisierten Sports in Österreich übt Kritik an der Bundesregierung.

Argumente ignoriert

„Es hat viele, lange Gespräche zwischen dem organisierten Sport und Sportminister Werner Kogler gegeben.“, so Niessl. „Der Sportminister hat sich immer viel Zeit für diese Gespräche genommen und hat auch Verständnis für die Anregungen des Sports gezeigt. Leider wurden aber die Argumente für verantwortungsvolle Öffnungsschritte bei der Umsetzung bislang ignoriert!“

Die Struktur des organisierten Sports in Österreich mit 15.000 Vereinen bliebe ungenutzt und das sei „ein Fehler des Gesundheitsministeriums“, ist Niessl überzeugt.

Football: Amateur Ligen bleiben im Lockdown

Die „Lockdown Overtime“ hat auch massive Auswirkungen auf Österreichs American Footballport. Bleibt es dabei, dürfen die Teams der Divisionen 2, 3 und 4 frühestens Mitte April in den Trainingsbetrieb einsteigen. Die AFL und die Division 1 sind als Spitzensport definiert, dürfen damit aktuell trainieren und auch ein Meisterschaftsstart wäre möglich – wenn momentan auch nur einer ohne Zuschauer.

Sport Austria Vizepräsident und AFBÖ Präsident Michael Eschlböck stößt dabei ins selbe Horn wie Niessl. Die Bundesregierung hört zu, bleibt aber „stur“.

„Wir haben Präventionskonzepte vorgelegt und dazu Auflagen definiert, um die Sicherheit von Aktiven, Trainer und Funktionäre zu gewährleisten. Inklusive Contact Tracing und Testings hat das im Rahmen eines geordneten Vereinsbetriebs ja bereits im Vorjahr gut funktioniert. Das alles hört sich die Politik an und sagt dann trotzdem Nein zum Vereinssport im Amateurbereich.“, so Eschlböck.

„Von Seiten der Regierung hat uns niemand einen validen Grund nennen können, warum es keine Lockerung geben kann, außer den allgemeinen Hinweis auf die Pandemie. Es ist nicht zu verstehen, dass ein geleitetes Training unter Sicherheitsvorkehrungen nicht möglich sein soll, die Menschen sich aber in Einkaufszentren und öffentlichen Verkehrsmittel drängen, Eislaufen, Skifahren und sonstige winterliche Tätigkeiten okay sind, alles andere aber untersagt bleibt.“

Aktuell würde die gesetzliche Lage es sogar hergeben, dass zwei Erwachsene aus zwei verschiedenen Haushalten mit sechs Minderjährigen, die nicht aus einem Haushalt sind, privat trainieren. Unter einem Vereinsdach, wobei der Verein als Dienstleister gilt, wäre selbiges aber verboten.

Druck aufbauen

Eschlböck hofft, dass sich nach dem 1. März, an dem Datum will die Regierung die Lage noch ein Mal evaluieren, die Dinge sich dann anders darstellen und auch im Amateursport Trainings unter Auflagen erlaubt werden. Im mit Abstand größten Fachverband in Österreich, dem ÖFB, rumort es bereits. Auch hier liegt der Betrieb von den Regionalligen runter bis zu der 2. Klasse brach. Über 2000 Fußballvereine stehen derzeit still, 400.000 Aktive können alleine beim Fußball ihren Sport derzeit nicht ausüben. Es besteht die Hoffnung, dass hier der Druck auf die Regierung wächst und man nicht nur zuhört, sondern die Konzepte auch versteht und für praktikabel befindet.

Selbsttests sollen Sport ermöglichen

Für Sport Austria wären Selbsttests im Vereinssport der Ausweg aus dem Lockdown. „Selbsttests vor Trainingseinheiten, ähnlich jenen in den Schulen, wären die Lösung für eine schrittweise Öffnung und würden der Regierung auch einen wichtigen, zusätzlichen flächendeckenden Überblick über das Infektionsgeschehen liefern“, meint Präsident Niessl und befürchtet negative gesundheitliche Auswirkungen als Folge.

„Aus Sicht von Sport Austria ist es unverständlich, dass jene Maßnahmen, die für die Schulen Gültigkeit haben, nicht auch im Sport zur Anwendung kommen: Kinder mit einem gültigen negativen Corona-Test dürfen in die Schule gehen, aber nicht im Sportverein unter entsprechenden sportartenspezifischen Auflagen und einem gültigen negativen Test Sport betreiben. Das passt nicht zusammen. Die Auswirkungen des Lockdowns – insbesondere auf Kinder und Jugendliche – im psychischen und physischen Bereich werden von Woche zu Woche größer. Mit jedem Tag wird es schwieriger, sie wieder in Bewegung zu bringen. Der Lockdown im Sportbereich vermindert die körperliche Bewegung und wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus. Das darf nicht weiter ignoriert werden. Leider aber berücksichtigt Gesundheitsminister Anschober den Sport bis jetzt nicht als Gesundheitsfaktor…“

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