Entscheidend für den Sieg der Gäste aus dem Süden Serbiens waren die Turnovers. Fünf auf Seiten der Vukovi standen nur einem der Wild Boars gegenüber, die früh im Spiel das Heft in die Hand nahmen und die Führung bis zum Schlusspfiff behielten.

Erst gegen Ende der ersten Hälfte wachten die Gastgeber auf und boten den 4500 Zuschauern auf der Tribüne ein attraktives Footballspiel, doch aus den Schlüsselszenen gingen meistens die Wildschweine als Sieger hervor. Belgrad rannte stets einem Rückstand hinterher und Kragujevac begann früh Zeit von der Spieluhr zu nehmen.

Der noch unerfahrene Quaterback der Vukovi, Nemanja Petković, stand stets unter Druck, dabei unterlief der D-Line der Wild Boars zwar einige Male ein Offside, am Ende sollte sich die Aggressivität aber bezahlt machen. Vier Mal wurde der Spielmacher intercepted. Marko Obradović, holte sich zwei Pässe des jungen Spiemachers, wurde danach auch als MVP geehrt.

Nach dem ersten Viertel führten die Wild Boars durch ein Fieldgoal (0:3 nach einem Fumble von Lazar Nikolić ), Scores von Marko Košutić (0:10 Interception Return Touchdown, PAT good) und einem kompletten Pass von Nemanja Trajković auf Žarko Đorđević mit 0:16 (PAT blocked).

Nach dem ersten Seitenwechsel versuchten die Hausherren das Blatt zu wenden. Nach einer Serie von First Downs fand ein Pass Petkovićs den Receiver Pavle Tasić, der 50 Yards in die Endzone zum 6:16 (PAT no good) zurücklegte. Aber noch vor dem Halbzeitpfiff nutzte Ognjen Nikolić eine Unachtsamkeit der Vukovi Defense. Sein 56 Yard Rush, mit herrlichen Vorblocks seiner Teamkollegen unterstützt, führte zum bereits Vorentscheidenden 6:23 (PAT good).

In Hälfte zwei konnten die Belgrader durch Jovan Golušin noch einmal verkürzen – 12:23 (8 Yards Rush, PAT no good), ließen aber weitere Chance aus. Das Passspiel funktionierte ab dann zwar ansatzweise, führte die Vukovi aber nicht zum Ziel (mehrmals 4 & out). Die letzte Möglichkeit das Spiel noch zu drehen gab ihnen Nemanja Trajković mit einem Fumble in der Hälfte der Wild Boars, doch Petković wurde noch einmal intercepted.

Stimmen nach dem Spiel

MVP Marko Obradović (Wild Boars) zufrieden, aber kritisch:
‚Die erste Hälfte war einfacher, als wir das erwarteten haben. Offense wie Defense zeigten ihre beste Saisonleistung. In der zweiten Halbzeit wurde es noch mal eng für uns, weil wir, so meine ich, zu früh darauf bedacht waren Zeit von der Uhr zu nehmen.‘

Headcoach Vujica Samailović (Wild Boars), sah eine beinah perfekte Mannschaft:
‚Wir waren ein wenig von der Rolle nach dem Fumble tief in unserer Hälfte, der Rest war schlicht großartig‘

Headcoach Igor Hoffmann (Vukovi):
‚Die Fehler waren auf unserer Seite und die Wild Boars haben sie ausgenutzt. Das Spiel war eigentlich früh entschieden, unser Gegener agierte routiniert, sie sind eine erfahrene Mannschaft.‘

Sportliches Fazit

Die Serben lernen unglaublich schnell dazu – da gibt es ein paar Ausnahmeathleten, technisch, taktisch gibt’s für zukünftige Coaches noch eine Menge zu tun – man hat auch gesehen, was ein guter QB ausmachen kann – besonders wenn er durch eine Verletzung bedingt fehlt. Entdeckung des Tages war Jovan Golušin (# 32 der Vukovi). Ein Junior, erst 19 Jahre alt, hatte bisher kaum gespielt, 105kg schwer läuft er eine 10,8 auf 100m, kam aber erst in der zweiten Halbzeit (viel zu spät) zum Einsatz, hat dort in NFL Manier mit zwei Tacklern am Buckel die Defense aufgebrochen und auch einen 8 Yard Touchdown erzielt. Der Bursche wurde aufgrund seiner bislang geringen Spielpraxis noch nicht für das Nationalteam nominiert und spielt daher auch nicht in Hohenems den Bodenseecup. Schade.

NFL Premiere

Vergangenen Samstag gab es die Premiere für NFL- Live in Kroatien (ausgezeichnet kommentiert) mit Philadelphia Eagles vs. Dallas Cowboys, des Weiteren spielt man am kommenden Sonntag die Cro-Bowl (Triest, Ljubljana, Zagreb, sowie mit Sirmium – ein serbisches Team aus der SELAF-Riege).

Steirer in der SELAF 2007?

Die Turek Graz Giants² liebäugeln mit einem Einstieg in den SELAF Bewerb für das kommende Jahr. Viele Zuschauer, ein durchfinanziertes Transportsystem, Gegner in Schlagweite, Prämie für den Titel, viele Serben und Kroaten in Österreich selbst und mitreisende Fans aus dem Süden, sind finanziell wie auch sportlich nicht ganz unattraktiv. Noch ist unklar wie sich der österreichische Verband zur SELAF positionieren wird, davon werden auch zukünftige Kooperationen abhängig sein.

SELAF Bowl
Belgrade Vukovi vs. Kragujevac Wild Boars 12:23
(0:16/6:7/6:0/0:0)
08. Oktober 06 | Kickoff 14:00
Radnički Stadion, Belgrad, 4500

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Gameday
Das Stadion war bis zum letzten Platz voll – ca. 700 (!) Fans kamen aus dem zwei Stunden entfernten Kragujevac und haben zur Wahnsinnsstimmung im Areal beigetragen. Die Media coverage war, nicht zuletzt Dank der Medienpartnerschaft mit den beiden Tageszeitungen Blic und 24sata (AUT/CH Besitzverhältnisse) mehr als zufrieden stellend für die Veranstalter. Das Spiel ist sehr fair verlaufen, sowohl auf dem Spielfeld, wie auf den Rängen gab es keine Zwischenfälle. Auch den ca. 50 behelmten, beschilderten und mit einer Art Shoulderpads versehen Polizisten hat das Spiel offensichtlich gut gefallen – die Produktion des Gamedays war insgesamt auch ein finanzieller Erfolg.

Eine populäre Band zur Halbzeit, zwei superknackige Cheerleadersquads, und eine von der Polizei untersagte Pyro-show – mittlerweile gibt es in Serbien bereits 23 Teams – teilweise spielt man in den unteren Ligen noch ohne Ausrüstungen – für die Vermittlung von gebrauchtem Equipment wäre man da oder dort jedenfalls dankbar. Kontaktadressen gibt es über Football-Austria.com.

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